Gregor Harbauer, Ursula Bregenzer Risikoeinschätzung der Suizidalität aber wie?

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Transkript:

Gregor Harbauer, Ursula Bregenzer Risikoeinschätzung der Suizidalität aber wie? Die professionelle Einschätzung des Suizidrisikos verstehen wir in der ipw als integrativen Bestandteil jeder Behandlung. Um einen umfassenden Eindruck des aktuellen Gefährdungsgrades zu erhalten, möchten wir in besonderem Masse ein Verständnis für die Entstehungsbedingungen der Suizidalität in der Lebenswelt des betroffenen Menschen entwickeln. Im mehrstufigen Assessment der Suizidalität nutzen wir spezifische Instrumente. Im Workshop bieten wir Gelegenheit zwei der hauptsächlich verwendeten Instrumente kennenzulernen und in einigen Übungen erste Erfahrungen damit zu sammeln: Das visuelle Instrument PRISM-S (Pictorial Representation of Illness and Self Measure - suicidality) sowie die erweiterte NGASR-Skala (nurses global assessment of suicide risk scale).

Benjamin Dubno Suizidalität und Psychose Bei den Schizophrenien und den Affektpsychosen besteht ein deutlich erhöhtes Suizidrisiko in den verschiedenen Krankheitsphasen und über den ganzen Verlauf der Erkrankung. In der Behandlung ist dem Umstand Rechnung zu tragen, dass die Betroffenen nicht nur in der Psychose beispielsweise durch Stimmen zum Suizid gedrängt werden, sondern dass auch eine ausgeprägte Krankheitseinsicht v.a verbunden mit einer unbegründeten Selbststigmatisierung zu Hoffnungslosigkeit und zum Suizid führen kann. Auf was und wann geachtet werden muss, ist Lernziel dieses Workshops.

Robert Koch Suizidalität im Alter Alte Menschen sind die Hochrisikogruppe für suizidale Handlungen. Über 65-jährige Männer und Frauen haben die höchsten Suizidraten von allen Altersgruppen. In dieser Lebensphase treten gehäufte physische, psychische und soziale Belastungen auf. In wechselseitiger Verstärkung können sie sich zu Krisen zuspitzen, so dass die älteren Menschen in Suizidalität geraten. Medizinische und psychosoziale Einrichtungen sowie ambulante Hilfsdienste begegnen in ihrer Praxis oft älteren Menschen in seelischer Not. Einseitige Altersbilder und weltanschauliche Positionen können dazu führen, dass Suizide alter Menschen entweder als scheinbar verständlich toleriert oder moralisierend verurteilt werden. Wenn die Suizidalität älterer Menschen ernst genommen wird, können oftmals die individuellen Hintergründe des vielfach ambivalenten Sterbewunsches verstanden werden. Der Workshop bietet den Rahmen, etwa folgende Fragen nach zu gehen: Wie kann sich für ältere Menschen eine autonomie-respektierende Hilfe angemessen gestalten? Was brauchen wir dafür? Gibt es eine Grenze der Behandlungsmöglichkeiten? Wann? Sollte Suizidprävention, Suizidalität-Erkennung und Behandlung altersspezifischer als bisher erfolgen?

Brigitte Tag Strafrecht am Ende des Lebens Sterbehilfe und Hilfe zum Suizid Die juristisch/ethische Thematik der Sterbehilfe soll anhand von Fällen aufgezeigt in dem Workshop diskutiert werden.

Jan Martz Suizidale Menschen mit ACT Verstehen und Begleiten (Akzeptanz- und Commitment-Therapie) ACT (Akzeptanz- und Commitment-Therapie) ist ein verhaltensanalytischer Ansatz, mit dem sehr unterschiedliche menschliche Leidensformen funktional verstanden werden und werteorientierte, lebensbejahende Verhaltensweisen aufgebaut werden können. Und Suizidalität ist aus der Perspektive von ACT ein eng mit der Funktion menschlicher Sprache verknüpftes Verhalten. Einer der ersten Autoren von ACT, Kirk Strosahl, hat sich intensiv mit Suizidalität auseinandergesetzt und mit John Chiles zusammen ein auf ACT basierendes Manual zum Thema entwickelt ("Clinical Manual for the Assessment and Treatment of Suicidal Patients"). Dieses Modell wird im Workshop vorgestellt.

Felix Schrader Suizidalität bei Jugendlichen "Ich bring mich um!", sagen häufig Jugendliche. Was ist es? Machtkampf, Provokation oder Suizidabsicht? Ein Workshop aus der Praxis und für die Praxis.

Kornelia Gillhof Nichtsuizidale Selbstverletzungen und Suizidales Verhalten bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen Im DSM-5 wird Suizidales Verhalten und Selbstverletzungen ohne suizidale Intention getrennt voneinander beschreiben, in der Praxis ergeben sich aber Überschneidungen, z.b. dass nichtsuizidale Selbstverletzungen als Risikofaktor für suizidales Verhalten angesehen werden kann. Sowohl die praktische Erfahrung als auch die Forschung zeigt, dass eine gemeinsame Behandlung dieser Phänomene hilfreich ist. Im Workshop geht es um eine Begriffsdefinition und Erklärungsmodelle (unter Berücksichtigung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden), im praxisorientierten Teil wird ein Einblick in einen Behandlungsansatz gegeben, der sich sowohl für selbstverletzendes Verhalten als auch für die Behandlung von suizidalem Verhalten bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen bewährt hat (DBT/DBT-A).

Konrad Michel Klinische Suizidprävention: Wie bringen wir evidenzbasierte und erfahrungsbasierte Kenntnisse zusammen? In diesem Workshop werden die folgenden Aspekte diskutiert werden: Es gibt unzählige Studien über Faktoren, die mit erhöhtem Suizidrisiko einhergehen - was bedeuten sie für die Einschätzung des Suizidrisikos in der klinischen Praxis? Im traditionellen medizinischen Modell steht die Behandlung psychiatrischer Störungen im Vordergrund - wie steht es mit der Evidenz? Und welches sind die Erfahrungen in der Praxis? Es wird oft gesagt, dass eine gute therapeutische Beziehung das wesentlichste therapeutische Element ist - gibt es Studien dazu? Es gibt kaum Therapiestudien, die zeigen konnten, dass Therapien für Menschen, die einen Suizidversuch gemacht haben, längerfristig das Suizidrisiko reduzieren - was heisst das für die Praxis?