Personalausstattung und psychotherapeutische Versorgungsqualität in der Behandlung von Borderline- Persönlichkeitsstörungen



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Transkript:

Personalausstattung und psychotherapeutische Versorgungsqualität in der Behandlung von Borderline- Persönlichkeitsstörungen Dr. Ernst Kern Leitender Psychologe Psychiatrische Klinik Sonnenberg Saarbrücken

Borderline-Persönlichkeitsstörung Leitsymptom: rasch einschießende innere Anspannung, die bei wachsender Stärke als zunehmend unerträglich und unkontrollierbar erlebt wird Merkmale: Störungen der Affektregulation Störungen der Identität Störungen der sozialen Interaktion

Borderline-Persönlichkeitsstörung Folgen der häufigen Anspannungszustände: Die Person setzt schnell wirksame, aber dysfunktionale Verhaltensweisen ein: Selbstverletzungen Suizidversuche Suchtverhalten Hochrisikoverhalten Essgestörtes Verhalten Wutausbrüche Promiskuitives Verhalten

Hohe Komorbidität bei BPS Depressionen 77% Suchterkrankungen 60% Angststörungen 50% Essstörungen 45% PTBS 23% ADHS 20% (Zanarini 1998)

Prävalenz der BPS (Borderline- Persönlichkeitsstörung) in Deutschland Studien zur Prävalenz von BPS reichen von 0,7% bis 1,5% (Punktprävalenz) (Stiglmayer 2014) Konservativste Schätzung: 0,7% der Bevölkerung leiden unter BPS (ca. 600.000 Erwachsene) BPS-Behandlung kostet in Deutschland 2007 jährlich 4 Milliarden Euro, das sind 20% der primären Gesamtkosten psychischer Störungen (Bohus 2007)

Kosten durch BPS für das Gesundheitssystem und die Gesellschaft 8,69 Mia Euro jährlich direkte und indirekte Kosten durch BPS (Kröger 2014) Diese Kosten ließen sich halbieren, wenn nur die Hälfte der Pat. mit störungsspezifischer Therapie behandelt würde Für jeden investierten Euro ließen sich 1,52 Euro pro Jahr sparen (Stiglmayer 2014)

Kosten durch BPS für das Gesundheitssystem und die Gesellschaft Kosten pro Jahr pro Patient ca. 27000.- Euro (Stiglmayer 2014) Davon für stationäre Behandlung allein 13000.- (höhere Kosten für psychische Störungen gibt es nur bei Schizophrenie) Sekundäre Kosten: Arbeitslosigkeit, Grundsicherung etc. (78% der behandlungssuchenden BPS-Pat. haben keine bezahlte Beschäftigung) (Bohus und Kröger 2011)

Stationäre Versorgung in Deutschland für BPS BPS-Patienten werden in normaler psychiatrisch/psychosomatischer Versorgung nicht angemessen versorgt Lange Aufenthaltszeiten, Hospitalisierung, Chronifizierung Abbruchrate bei unspezifischen Therapien liegt bei 70% (Bohus 2002) Entwicklung integrierter Komplexprogramme unbedingt notwendig

Störungsspezifische integrierte Komplexprogramme Insgesamt vier eingeführte Komplexprogramme: Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) Mentalisierungsbsierte Therapie (MBT) Schematherapie für BPS Ubertragungsfokussierte Therapie (TFT)

Stationäre Versorgung in Deutschland für BPS Nur 11 % von 210 Kliniken hatten BPS- Spezialstationen In 81% dieser Kliniken wurde dabei als Verfahren die Dialektisch-Behaviorale Therapie eingesetzt (Jacob et al. 2009)

Stationäre Versorgung in Deutschland für BPS Umfrage von 2011 (Richter et al 2014) in DBT-Kliniken: Fast alle (n=42) hielten ein spezielles Angebot für notwendig Hauptbehandlungskonzept: 13 Wochen stationär bei im Durchschnitt 9 Behandlungsplätzen pro Behandlungseinheit Je zur Hälfte reine BPS-Stationen und mit anderen Patienten gemischte Stationen Hochgerechnet auf alle Behandlungseinheiten: ca. 700 vollstationäre und tagesklinische DBT-Behandlungsplätze in Deutschland (Gesamt: n=56 Kliniken) Bei 0,7% Prävalenz konnte so nur eine betroffene Person von 191 behandelt werden

Dialektisch-Behaviorale Therapie DBT hat den höchsten Evidenzgrad (Ib) D. h. Effektivität und Effektivität sind evidenzbasiert am sichersten nachgewiesen DBT hat In den S2-Leitlinien für die Behandlung von Persönlichkeitsstörungen den höchsten Evidenzgrad aller Verfahren zugesprochen bekommen DBT ist stationär das in Deutschland mit Abstand am meisten verbreitetste Verfahren

Wirksamkeit von DBT Stationäre Wirksamkeit ist in vielen Studien belegt, gute Effektstärken (im Mittel.85) (Lynch et al. 2006) Sehr geringe Abbrecherraten (zwischen 16% und 25%) Besonders effektiv bzgl. Reduktion von selbstverletzendem Verhalten, Suizidversuchen und weiteren stationären Aufenthalten, bessere soziale Integration, weniger Aggression Ca. 60 % der behandelten Pat. bessern sich signifikant nach der DBT (Lynch et al. 2006) ca. 75% der behandelten Pat. erfüllen nach 6 Jahren nicht mehr die Kriterien einer BPS

Behandlungs- bzw. Stationskonzept der DBT Manualisierte Therapie Das Konzept benennt einen Mindest-Umfang des gesamten Angebots für die Behandlung Die Anforderungen an das Personal sind definiert (Ausbildungsstunden, Supervision, Adhärenz zum Therapiekonzept wird überprüft) DBT-Stationen lassen sich zertifizieren Qualitätskontrolle: Benchmarking-System (im Aufbau), kontinuierliche Supervision und Teilnahme an weiteren Fortbildungen obligatorisch

Anforderungen an DBT-Stationen (DBT-Dachverband) Schriftliches Behandlungskonzept Mindestens 4 ausgebildete DBT- Therapeuten/Co-Therapeuten (davon 2 psychologische oder ärztliche Psychotherapeuten) Mindestens 25 Behandlungen von BPS im Jahr Festgelegtes Therapieangebot

Personalausstattung auf einer reinen DBT/BPS-Station

Personalausstattung auf einer reinen DBT/BPS-Station Beispiel: DBT-Station an einer Uni-Klinik 12 Plätze für BPS Diagnose gesichert (umfangreiche Fragebögen und klinische Interviews/Skid-2) Elektive Aufnahme Hohe Komorbidität (Essstörungen, Sucht, ADHS, PTBS, Depressionen, Angststörungen) Therapiekonzept nach den Richtlinien des DBT- Dachverbandes Setting: 13 Wochen vollstationäre Behandlungsdauer

Personalausstattung auf einer reinen DBT/BPS-Station (12 Pat.) Psychol./ärztliche Psychotherapeuten Psychotherapeuten in Ausbildung Gesamt für Psychoth. Oberarzt Pflege 1,75 VK 1,6 VK 0,5 VK 8,5 VK 3,35 VK Sonstige Therapien Ergotherapeutin, Bewegungstherapeut, Musiktherapeutin, Krankengymnastin, Kunsttherapeut

Reine BPS-Station: Psychotherapeutische Leistungen Einzelgespräche Pro Pat. 2x45 min Skillstraining 2xGrp. mit 12 TN 2x90 min Dauer/Gruppengröße Berufsgruppe Psychol./ärztl. Psychoth. oder PIA Psychol./ärztl. Psychoth. + PIA Dauer Gesamt/Wo 18 h 3 h Selbstwertgruppe 1xGrp zu 12 TN 1x60 min Psychol./ärztl. Psychoth. + PIA 1 h Basisgruppe 2xGrp zu 6 TN 1x60 Mi Psychol./ärztl. Psychoth. + PIA 2 h Gesamt 24 h

Reine BPS-Station: Ärztliche Leistungen Dauer/Gruppengröße Berufsgruppe Dauer Gesamt/Wo Visite Pro Pat. ca. 10 min Oberarzt 2 h Körpersprechstu nde Pro Pat. ca. 30 min Oberarzt 6 h Gesamt 8 h

Reine BPS-Station: Leistungen Pflegekräfte pro Woche Dauer/Gruppengröße Morgenrunden 5x15 min, alle Pat. 1,25 h Dauer Gesamt/Wo Abendrunden/ Patientenversammlung Besprechung Tagebuchkarten Training sozialer Kompetenzen Bezugspflegegespräche Gesamt 6x15 min, alle Pat. ca. 1x35 min pro Pat./Wo., Einzelgespr., 12 Pat. 1xGruppe mit 12 TN, 90 min 2x30 min pro Pat., Einzelgespr., x6 Pat. 1,5 h ca. 5 h 1,5 h 12 h 21,5 h

Reine BPS-Station: weitere Therapien Dauer/Gruppengröße Berufsgruppe Dauer Gesamt/Wo 2xGrp zu 12 TN 2x60 min Bewegungstherapie Bewegungstherapeut 2 h Achtsamkeit 4xGrp zu 12 TN Ergotherapeutin 2 h 4x30 min Musiktherapie 2xGrp zu 6 TN Musiktherapie 2 h 2x60 min Fitnessgruppe, Wirbelsäulengrp. 3xGrp zu 12 TN, 3x45 min Krankengymnast 2,25 h Flamenco 1xGrp zu 20 TN, Körpertherapeutin 0,75 h 1x45 min 2xGrp zu 12 TN 2x90 min Gestaltungstherapie Gestaltungstherapeut 3 h Gesamt 12 h

Personalausstattung auf einer gemischten DBT/BPS-Station

Personalausstattung auf einer gemischten DBT/BPS-Station 6 Plätze für DBT bei insgesamt 20 Betten auf der Station (BPS-Station in der allgem. Station) Diagnose mit SKID-2 gesichert (mind. 2-3 Std. Aufwand pro Patient, ca. 150/Jahr) Elektive Aufnahme (Wartezeit 4-9 Monate) Hohe Komorbidität (Essstörungen, Sucht, ADHS, PTSB, Depressionen, Angststörungen) Therapiekonzept nach den Richtlinien des DBT- Dachverbandes Besonderheit: 13 Wochen Behandlungsdauer werden auf ambulante (3 Wo.), vollstationäre (6 Wo.) und teilstationäre Phase (4 Wo.) aufgeteilt

Personalausstattung auf einer gemischten DBT/BPS-Station (6 Pat.) Psychol./ärztl. Psychoth. Psychoth. in Ausbildung Gemischte BPS- Station (6 Pat.) 1,0 VK 1,75 VK 0,8 VK 1,6 VK Reine BPS- Station (12 Pat.) Gesamt f. Psychoth. 1,8 VK 3,35 VK Stations-/Oberarzt 0,3 VK 0,5 VK Pflege 2,65 VK 8,5 VK Sonstige Therapien Ergotherapeuten, Sporttherapeuten, Musiktherapeutin Ergotherapeutin, Bewegungsth., Musikth., Krankengymn., Kunstth.

Gemischte Station: Psychotherapeutische Leistungen Dauer/Gruppengröße Berufsgruppe Dauer Gesamt/Wo Einzelgespräche Pro Pat. 2x60 min Psychol. Psychoth. oder PIA 12 h Skillstraining 3xGrp. mit 6 TN 3x60 min Psychol. Psychoth. + PIA/ Dipl.Soz Arb. 3 h Körperpsychotherapie 1xGrp zu 6 TN 1x60 min Psychol. Psychoth. + PIA 1 h Basisgruppe 1xGrp zu 6 TN 1x60 min Psychol. Psychoth. + PIA 1 h Gesamt 17 h

Gemischte Station: Ärztliche Leistungen Dauer/Gruppengröße Berufsgruppe Dauer Gesamt/Wo Visite Pro Pat. ca. 10 min Stationsarzt/ Oberarzt 1 h Ärztliche Sprechstunde Pro Pat. ca. 30 min Stationsarzt/ Oberarzt 3 h Gesamt 4 h

Gemischte Station: Leistungen Pflegekräfte pro Woche Dauer/Gruppengröße Morgenrunden 2x30 min, alle Pat. 1 h Dauer Gesamt/Wo Abendrunden/ Patientenversammlung Besprechung Tagebuchkarten Krisen/Skillscoaching Bezugspflegegespräch Gesamt 5x30 min, alle Pat. 1x30 min pro Pat./Wo., Einzelgespr., x6 Pat. 1x20 min pro Pat./Wo. Einzelgespr., x6 Pat. 2x30 min pro Pat., Einzelgespr., x6 Pat. 2,5 h 3 h 2 h 6 h 14,5 h

Gemischte Station: weitere Therapien Sporttherapie Achtsamkeit Musiktherapie Patientengruppe Eine unter Anl. PIA Sozialtraining (Exposition in vivo) Gesamt 2xGrp zu 6 TN 2x60 min 1xGrp zu 6 TN 1x60 Min,4x25 m. 1xGrp zu 6 TN 1x75 min 3xGrp zu 6 TN, 3x60 min Dauer/Gruppengröße Berufsgruppe Sporttherapeut Ergotherapeut Musiktherapie PIA, Pat. allein 180 min Ergotherapeut+ Pflegekraft Dauer Gesamt/Wo 2 h 2,5 h 1,25 h 3 h 3 h 11,75 h

Vergleich Leistungen IST reine und gemischte BPS-Station Reine BPS- Station Gemischte BPS-Station Pflege 21,5 h 14,5 h Einzelgespräche 18 h 12 h Therapiegruppen 6 h 6 h Ärztliche Versorgung 8 h 4 h Weitere Therapien 12 h 11,75 h

Aus der Sicht eines Patienten: Therapien pro Woche Reine BPS- Station Gemischte BPS-Station Einzelgespräche 2x45 min. (1,5 h) 2x60 min. (2 h) Arztgespräche 40 min 40 min Gruppentherapien (durch psycholog./ ärztl. Psychoth.) Gruppentherapien (sonstige Therap.) Sport- und Bewegungstherapien 6x60 min (6 h) 5x60 min (5 h) 9x30-75 min (8,5 h) 9x25-75 min (6,75 h) 4x45 min (3 h) 2x60 min (2 h)

Aus der Sicht eines Patienten: Therapien pro Woche Reine BPS- Station Gemischte BPS-Station Pflegegespräche 2x30 min (1 h) 2x30 min (1 h) Morgen/Abendrunden 11x15 min (2,75 h) 7x30 min (3,5 h) Pflegegespräche 2x30 min (1 h) 2x30 min (1 h) ca. 30 min Ca. 50 min Besprechung Tagebuchkarten/ Krisen GESAMT/Woche (mindestens) 24 h 22,75 h

Realisierte Behandlungsleistungen: Organisation des Programms Hoher organisatorischer Aufwand für die gesamte Durchführung des Programms: Teambesprechungen (mind. insgesamt 150 min./wo) Dokumentation Diagnosegespräche (Saarbr.: ca. 150 pro Jahr) Überbrückende Zwischengespräche Nachgespräche, Angehörigenarbeit Krisenbewältigung Vermittlung in ambulante Therapien, Vermittlung in Maßnahmen und Praktika Ambulante Skillsgruppe (Abrechnung über Pauschale PIA) Teilnahme an ambulanten kollegialen Intervisionsgruppen

Problemfeld Psychotherapeuten in Ausbildung Fast die Hälfte der psychoth. VK wird auf beiden BPS-Stationen durch PIA gestellt Zählen in PEPP nicht mit Brauchen erhöhten Supervisionsaufwand Tragen in den meisten Kliniken (und Spezialstationen) einen wichtigen Beitrag bei Lösung ist dringend notwendig zur systematischen Einbindung der PIA in die Personalberechnung

Versorgungsqualität DBT-Studien zeigen hohe Ergebnisqualität (prä-post-messungen, Katamnesen) Saarbr.: Keine Anwendung von Zwangsmaßnahmen notwendig In 10 Jahren 3 Patientinnen, die freiwillig ein bis 2 Nächte auf der geschützten Station untergebracht werden mussten (SB)

Versorgungsqualität Symptomreduktion: Mittlere bis hohe Effektstärken in der Reduktion von Selbstverletzung, Suizidalität, Depressivität, Angst (Höschel 2006) Reduktion von 50% Pat. ohne Arbeit, Ausbildung oder Beschäftigung in Therapie auf 12,5% 1 Jahr danach Feste Beschäftigung von 23% auf 30% (Kern und John in Vorber.)

Vergleich realisierter Leistungen mit Soll Soll wird durch S2-Leitlinien und DBT- Dachverband festgelegt Wird in beiden vorgestellten Varianten (reine und gemischte Station) erfüllt Höchster Aufwand entsteht durch Psychoth. Einzeltherapie. Unbedingt erforderlich sind 2 Einheiten pro Woche. Sollte durch psychologische/ärztliche Psychoth. mit umfangreicher und kontinuierlicher DBT-Ausbildung durchgeführt werden (wird real nur mit Hilfe von Psychoth. in Ausb. erreicht)

Wünschenswerte Personalausstattung für leitlinienbasierte stationäre Behandlung Für 8 Behandlungsplätze 2 ganze Stellen psycholog./ärztl. Psychotherapeuten Plus eine ganze Arztstelle für ärztliche Versorgung Pflegeschlüssel plus 50 % zum allgemeinpsychiatrischen Schlüssel aufgrund des deutlich erhöhten Aufwands (Bezugspflegesystem) Genügend Freistellung und Unterstützung für Mitarbeiter zur Weiterbildung und Zertifizierung in DBT Zusätzliche Personalkapazitäten für die Arbeit mit Angehörigen ( Trialog, Family skills ) Angemessene Honorierung auch der ambulanten und teilstationären Leistungen (bisher nur über PIA- Pauschale möglich): mehr als 1/3 der DBT Kliniken bindet auch teilstationäre und ambulante Angebote mit ein (Richter et. al. 2014)

Fazit Mit einem guten störungsspezifischen Therapiekonzept ausreichend Personal ausreichend Zeit (die meisten integrativen Konzepte zielen auf 12-13 Wochen ab) unter Einbezug des gesamten Behandlungsteams das gut weitergebildet sowie kontinuierlich geschult und supervidiert wird lassen sich in der Behandlung von Borderline-Persönlichkeitsstörungen mit überschaubarem Aufwand ausgezeichnete Therapieerfolge erzielen

Was sich sowohl ökonomisch (für jeden eingesetzten Euro gewinnt die Gesellschaft) als auch menschlichtherapeutisch (Reduzierung von großem Leid der Betroffenen) lohnt Fazit