Ganzheitliche Gefährdungsbeurteilung als Baustein eines partizipativen Gesundheitsmanagements Barbara Wilde 1, Carolina Bahamondes Pavez 1, Stephan Hinrichs 1, Andreas Krause 2 & Heinz Schüpbach 1 1 Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Arbeitsgruppe Arbeits- & Organisationspsychologie 2 Fachhochschule Nordwestschweiz, Olten
Ausgangssituation Rechtlicher Hintergrund Arbeitsschutzgesetz (1996): Gefährdungsbeurteilung ( 5) dabei sind auch psychische Belastungen zu berücksichtigen Betriebliche Praxis (Ahlers & Brussig 2005, WSI-Betriebsrätebefragung 2004) ca. 50% der Betriebe der Privatwirtschaft haben seit 1996 mind. einmal eine Gefährdungsbeurteilung durchgeführt nur 23% haben dabei psychische Belastungen berücksichtigt Ganzheitliche Gefährdungsbeurteilung als Baustein eines partizipativen Gesundheitsmanagements 2
Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen Entwicklung im Rahmen einer betrieblichen Fallstudie in einem Industrieunternehmen in Baden-Württemberg Durchführung in zwei Pilotphasen in 7 Abteilungen unter Beteiligung von über 400 Mitarbeitern Ganzheitliche Gefährdungsbeurteilung als Baustein eines partizipativen Gesundheitsmanagements 3
Verfahren 1. Vorbereitung der Gefährdungsbeurteilung Dokumentenanalysen Führungskräfteinterviews Führungskräftequalifizierung Informationsveranstaltung 2. Analyse psychischer Belastungen Fragebogen Tätigkeitsanalysen 3. Beurteilung & Bearbeitung von Gefährdungen Ergebnispräsentation/ Bericht Workshop Ganzheitliche Gefährdungsbeurteilung als Baustein eines partizipativen Gesundheitsmanagements 4
Analyse psychischer Belastungen - Fragebogen Einsatz bei allen Mitarbeitern Spezifische Fragebogenentwicklung für das Unternehmen Grundlage: Inhalte: Qualität: bewährte Skalen aus bestehenden Instrumenten (z. B. ISTA, SALSA, COPSOQ) Stressoren, Ressourcen und Befinden Skalenqualität wird insgesamt als zufrieden stellend beurteilt (Überprüfung von Reliabilität & Validität) Ganzheitliche Gefährdungsbeurteilung als Baustein eines partizipativen Gesundheitsmanagements 5
Analyse psychischer Belastungen - Tätigkeitsanalyse Durchführung an typischen Arbeitsplätzen Verfahren: KABA (Kontrastive Aufgabenanalyse im Büro, Dunckel & Pleiss 2007) Inhalte: Qualität: Beurteilung von acht Humankriterien (Entscheidungsspielraum, Kommunikation, Zeitspielraum, Variabilität, Informationszugang, Körperliche Aktivität, Strukturierbarkeit, Belastungen) testtheoretischen Gütekriterien weisen zufrieden stellende Werte auf (Dunckel 1999) Ganzheitliche Gefährdungsbeurteilung als Baustein eines partizipativen Gesundheitsmanagements 6
Beurteilung & Bearbeitung von Gefährdungen - Ergebnisse Gefährdungslisten spezifisch für jede Abteilung hoch ausgeprägte Stressoren bzw. niedrig ausgeprägte Ressourcen im Fragebogen Unterschreitung / Überschreitung der Grenzwerte auf den Humankriterien im Tätigkeitsanalyseverfahren KABA Dringlichkeit des Gestaltungsbedarfs von Mitarbeitern beurteilt (Bewertung hinsichtlich Gefährdungspotentials) Ganzheitliche Gefährdungsbeurteilung als Baustein eines partizipativen Gesundheitsmanagements 7
Beurteilung & Bearbeitung von Gefährdungen Workshop Erste Bearbeitung einzelner Gefährdungen Erarbeitung von Ursachen Entwicklung von Maßnahmen Absprache weiteres Vorgehen Gefährdungsbearbeitung Empfehlung: Regelmäßige Thematisierung von Gefährdungen Kapazitäten zur Erarbeitung, Umsetzung und Evaluation von Maßnahmen (einschließlich deren Dokumentation) Ganzheitliche Gefährdungsbeurteilung als Baustein eines partizipativen Gesundheitsmanagements 8
Evaluation: Expertenworkshops Die Kombination von Fragebogen und Tätigkeitsanalyse ermöglicht eine gut fundierte Analyse der psychischen Belastungen Neben den beiden Analysemethoden sind die verschiedenen Veranstaltungen gute und wichtige Methoden, um die Beschäftigten einzubeziehen Die Ergebnisse der Tätigkeitsanalysen sind für die Beschäftigten teils schwer verständlich und werden dadurch seltener bearbeitet Die Weiterführung des Projekts war in den Abteilungen unterschiedlich erfolgreich und kann insgesamt noch optimiert werden Ganzheitliche Gefährdungsbeurteilung als Baustein eines partizipativen Gesundheitsmanagements 9
Ausblick Weiterverarbeitung der Erfahrungen im Projekt PARGEMA Zentrale Ziele: Ausweitung von Gefährdungsbeurteilungen auf neue psychische Belastungen sowie spezielle psychische Belastungen bei Führungskräften Erhöhung der Partizipation von Mitarbeitern und Führungskräften Ganzheitliche Gefährdungsbeurteilung als Baustein eines partizipativen Gesundheitsmanagements 10
Kontakt und Information http://www.pargema.de http://www.psychologie.uni-freiburg.de wilde@psychologie.uni-freiburg.de Ganzheitliche Gefährdungsbeurteilung als Baustein eines partizipativen Gesundheitsmanagements 11
Herzlichen Dank für Ihr Interesse! Ganzheitliche Gefährdungsbeurteilung als Baustein eines partizipativen Gesundheitsmanagements 12