Schrifterwerb und Mehrsprachigkeit

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Band Deutsch als Bildungssprache / Deutsch als Zweitsprache

Transkript:

Schrifterwerb und Mehrsprachigkeit Referentin: Lisa Aul 28. Juni 2011 Vgl. Schrifterwerb und Mehrsprachigkeit von Gerlind Belke

Fakten Mehrsprachigkeit ist in Deutschland der Regelfall Im Grundschulalter bereits mit drei Sprachen konfrontiert Muttersprache Zweitsprache Deutsch Fremdsprache Englisch Mehrsprachige = Problemfall Schulerfolg im Bereich sprachlich-literarischer Bildung gering Grundschuldidaktiker kennen sich nicht in der Fremdsprachendidaktik aus Fremdsprachendidaktiker kennen sich nicht in den Methoden des Anfangsunterrichts im Lesen und Schreiben aus

Mündlichkeit und Schriftlichkeit Zwang zur Nutzung Landessprache wird kommunikativ genutzt Gründe für den schulischen Misserfolg: Kinder fallen als Sprachlernende nicht auf Lehrende merken nicht, die Sprache gezielt vermitteln zu müssen Konzeptionelle Mündlichkeit vs. konzeptioneller Schriftlichkeit Nähesprache vs. Distanzsprache

BICS = Basic Interpersonal Communication Skills Situation entlastet Sprache Einfaches Niveau in Erst- und Zweitsprache Alltagskommunikation Ausreichend für private Kommunikation Stark kontextbezogen

CALP = Cognitive Academic Language Proficiency Sprache als Medium des Lernens Sprachliche Fähigkeiten zur Teilnahme an sachbezogenen Diskursen und formellen Kontexten Orientierung an sprachlichen Normen Kontextreduzierte Kommunikation, erhöhte sprachliche und kognitive Ansprüche Sprachliche Komplexität

Aufgabe der Schule Die Schriftlichkeit stellt eine eigene Existenzform der Sprache dar Im Zentrum des Anfangsunterrichts steht das eigenaktive Kind, das die deutsche Sprache als Erstsprache altersgemäß beherrscht Aufgabe der Schule: Lehren, was Kinder nicht von selbst erwerben, Dafür zu sorgen, dass bei mehrsprachigen Kindern die Lernprozesse in verschiedenen Sprachen koordiniert werden

Unterschiedliche Erwerbskontexte Didaktische Konzepte zum Lesen- und Schreibenlernen gehen davon aus, dass die Kinder in ihrer Muttersprache alphabetisiert werden. Es sind jedoch unterschiedliche Erwerbskontexte zu berücksichtigen.

Schriftspracherwerb in einer Fremdsprache Schriftspracherwerb = Erstsprache weitgehend abgeschlossen Schriftsprache und gesprochene Sprache werden in der Fremdsprache synchron vermittelt Verfügbarkeit der Schriftsprache unterstützt den Erwerb morphologischer und grammatischer Strukturen Fremdsprachenunterricht darf sich nicht zu stark an Lehrbuchtexten orientieren Lehrende sollen Sprache im Ohr haben Kreative Kinder verschriftlichen die mündlich erworbene Sprache auf eigene Faust Muhnleit inse skei Moonlight in the sky

Erwerb der deutschen Schriftsprache bei Seiteneinsteigern Beispiel: Kinder der Arbeitsmigranten Kinder wurden in separaten Klassen unterrichtet Fremdsprachendidaktiker verordneten audiolinguale Vorschaltkurse dies führte zu systematischen Fehlentwicklungen Beispiel eines Türken einer 9. Klasse: Bitientsulidigenzidasihnihitsiraybenkan

Zweisprachige Alphabetisierung bilingualer Kinder Ausgangspunkt: ausgeprägten mündlichen Sprachfähigkeiten in beiden Sprachen Einführung beider Sprachen schriftsprachlich gleichzeitig Förderung des bewussten Umgangs beider Sprachen und des Sprachvergleichs Fälschliche Übertragungen werden so vermieden Produktion eigener Texte unterstützt die Bewusstmachung grammatischer Strukturen in beiden Sprachen

Schriftspracherwerb bei in Deutschland geborenen mehrsprachigen Kindern Mit dem Besuch der KiTa mit der Landessprache konfrontiert Es sind jedoch nicht muttersprachliche Deutschkenntnisse bei Schuleintritt zu erwarten Sie können die Schriftsprache nicht nutzen, um Deutsch zu erschließen Die Entwicklung der Erstsprache stagniert, da sie meist als Schriftsprache nicht weiterentwickelt wird. Langfristig größte Probleme zu erwarten Gefahr, dass bei keiner Sprache konzeptionelle Schriftlichkeit erreicht wird.

Konsequenzen für die Entwicklung der Schriftsprache Wir sollen den Kindern Texte zur Verfügung stellen, - die entdeckendes Lernen in ihren verschiedenen Sprachen ermöglichen - die die Aufmerksamkeit der Kinder auf die Sprache lenken - die die Bewusstmachung schriftsprachlicher Strukturen fördern Die Sprache der Poesie ist universal. Regeln der Poetik gelten sprachübergreifend. Texte sollen wiederholt und abgewandelt genutzt werden.

Aktivierung Übung zum Generativen Schreiben