Erziehung und Bildung in Kindergarten und Unterstufe Entwicklungsprojekt der EDK-Ost 4bis8 mit Beteiligung aller Kantone der Deutschschweiz Dauer: 2003/2004 2009/2010 Regionalsekretariat EDK-Ost, CH-St.Gallen www.edk-ost.sg.ch
Zusammenarbeit von Pädagoginnen aus dem Elementarund Primarbereich Erfahrungen aus der Basisstufe in der Schweiz 1. Teil Kindergarten (Elementar) Unterstufe (Primar/Grundschule) in der Schweiz 2. Teil Kontext des Projektes Basisstufe ein neues Modell der Schuleingangsstufe 3. Teil Erste Erfahrungen der Zusammenarbeit von Pädagoginnen
Kindergarten (Elementar-) - Unterstufe (Primarbereich) Institutioneller Kontext Dauer: 2 Jahre Alter: 4,5 6,5 / 7 jährige Kinder Besuch pro Woche: etwa 10 18 Stunden 1 Kindergartenlehrperson pro Klasse Kein Tagesstrukturangebot Erziehungsauftrag / Sozialisation Rahmenlehrpläne / keinen Erwerb von Kulturtechniken Freiwillig / teilobligatorisch Kommunal organisiert / Teilweise einer Schuleinheit angeschlossen Teilweise einer Leitung unterstellt Dauer: 1. 3. Klasse Alter: 7-9 jährige Kinder Besuch pro Woche: etwa 20 24 Lektionen à 50 Minuten Eine Lehrperson pro Klasse und Fachlehrpersonen, die einzelne Stunden unterrichten Kein Tagesstrukturangebot Bildungsauftrag / Systematisches Lernen steht im Vordergrund Erwerb Kulturtechniken Lesen Schreiben Rechnen Verbindlicher Lehrplan mit Lehrmitteln Obligatorisch Kantonal organisiert und kommunal geführt
Warum etwas Neues.. Schulfähigkeitskonzepte / Flexibilisierung Selektion bei Schuleintritt kann nicht mehr verantwortet werden etwa 15% - 18% der Kinder werden nicht eingeschult Heterogenität der Lernausgangslage Entwicklungsstand und Lernleistungen entsprechen nicht dem Einschulungsalter Frühere Einschulung und Frühförderung Zusammenarbeit Kindergarten - Schule Übergang vom Kindergarten in die Schule muss kontinuierlich und verbindlich erfolgen Zusammenarbeit Koordination und Entwicklung innerhalb der Volksschule - Institutionelle Trennung - Schulentwicklungsthemen vom Kindergarten und Unterstufe/Primarschule gleichen sich an: Integration / Individualisierung / Differenzierung / Bildungsauftrag / usw.
Reformbestrebungen in Kindergarten und Unterstufe ab 1985/1990 Strategie ( ab 1996) Lehrerinnen- und Lehrerbildung Reformbemühungen im Rahmen der Lehrerinnen- und Lehrerbildung Professionalisierung des Lehrerberufes inkl. Kindergärtnerinnen wird vorangetrieben (Akademisierung und Spezialisierung) 1996 Pädagogische Hochschule Liestal: Erster Studiengang einer gemeinsamen Ausbildung Elementar-/Primarbereich Strategie (ab 1995) Bildung und Erziehung von 4 bis 8jährigen Kindern Neugestaltung der Schuleingangsstufe mit dem Ziel: - früheres Einschulungsalter - Pädagogische Kontinuität und kontinuierliche, proaktive Förderung der verschiedenen Lernprozesse - keine Selektion beim Schuleintritt / keine institutionelle Schnittstelle - Heterogenität in Bezug auf Entwicklungsstand und Lernvoraussetzungen wird anerkannt und produktiv unterstützt 1995: Idee/ Orientierung an Basisschool Holland / Kindertagesstätten - Grundschule Deutschland
Warum etwas Neues... Forschungsstand Es gibt bei Schuleintritt keine Stunde Null Kompetenzen der Kinder bei Schuleintritt sind sehr unterschiedlich 25% sind ein halbes Jahr voraus (innerhalb eines Jahrganges) 10% sind ein ganzes Jahr voraus Studie: Margrit Stamm, 2003 Frühlesen und Frührechnen als soziale Tatsache Studie: Moser/Stamm/Hollenweger, 2005 Für die Schule bereit (Lesen, Wortschatz und Mathematik und soziale Kompetenzen bei Schuleintritt) Bildungschancen und Bildungsverlauf der Kinder durch eine frühe Erfassung optimieren und vor allem - Kinder aus bildungsfernen Familien - proaktiv unterstützen Studie: Häfeli/ Walther-Müller 2005 Das Wachstum des sonderpädagogischen Angebotes im interkantonalen Vergleich Kindergarten: Selektion der Kinder bei Schuleintritt Grundschule: über 25% der Schülerinnen und Schüler erhalten eine externe Unterstützung (Tendenz steigend) Tragfähigkeit der Regelschule? Nachhaltigkeit einer früheren systematischen Bildung kann nachgewiesen werden
Neugestaltung der Schuleingangsstufe KG US
Das Modell Basisstufe
Organisatorische und inhaltliche Neuausrichtung der Schuleingangsstufe Organisatorische Aspekte Basisstufe umfasst den Zeitraum 1./2. Kindergartenjahr und 1./2. Unterstufenklasse Die Klassen werden altersgemischt (4- bis 8jährige Kinder) geführt Zwei / evtl. drei Lehrpersonen sind zuständig für eine Klasse und verantworten einen gemeinsamen Unterricht Verweildauer innerhalb der Basisstufe kann unterschiedlich sein Flexibilisierung der Durchlaufzeit Übertritt orientiert sich an den Lernzielen, die in den Lehrplänen vorgegeben sind
Bildungsauftrag und Bildungsziele Den unterschiedlichen Merkmalen der Stufen Kindergarten (Elementarbereich) und Unterstufe (Primarbereich) muss Rechnung getragen werden.. Vermittlung zwischen Familie und Bildungssystem Integration und Selektion Entwicklungsbereichen und Schulfächern Deklarativen und prozedualen Inhalten (E.Wannack, Positionspapier zu Handen der EDK-Ost, 2006)
Ein neues Lehr-/Lernverständnis: Vom altersorientierten zum lernstandorientierten Denken und Handeln: Individuelle Lernwege ermöglichen Frühförderung der Kulturtechniken zu lassen Vielfältiges Spielen und interessenorientiertes Lernen verbinden Didaktische Innovationen erleichtern Lernstandsorientierte Binnendifferenzierung anbieten Altersheterogenität der Gruppe nutzen Alle Kinder gehören dazu (Integration und Inklusion)
Interkantonales Projekt: Schulversuche mit der Basisstufe 2003-2010 Schulversuche: 151 Klassen mit etwa 3 000 Kindern 11 Kantone und das Fürstentum Liechtenstein erproben die Basisstufe 4 / Basisstufe 3 (Grundstufe) 21 Kantone und das Fürstentum Liechtenstein beteiligen sich an diesem Projekt Gemeinsame Schwerpunkte und Ziele - Entwicklung pädagogischer Grundlagen Rahmenkonzept 4bis8 - Bildungsauftrag der Schuleingangsstufe - Längsschnittstudie/Evaluation: Lernstandserhebungen mit rund 550 Kindern aus den Schulversuchen und 450 Kontroll-Kindern - Entwicklung förderdiagnostischer Instrumente und Lehrmittel/Lerntools: Einschätzungsraster Erstsprache Deutsch
Erste Erfahrungen der Zusammenarbeit von Pädagoginnen Wie erleben die Lehrpersonen im Schulversuch diese neuartige Zusammenarbeit? Wie gestalten sie die Aufteilung der Arbeitsbereiche? Entspricht die Aufteilung dem Ausbildungshintergrund? Wie verändert sich die Aufteilung im Verlauf der Zusammenarbeit? Inwieweit entwickeln die Lehrpersonen eine neue Berufskultur der Basisstufe? Inwieweit unterscheiden sich die Lehrpersonen in ihrem Lehr- /Lernverständnis in Bezug auf Ihren Ausbildungshintergrund? (F. Vogt, Kompetenzzentrum Forschung, Entwicklung und Dienstleistungen der Pädagogischen Hochschulen St.Gallen und Rorschach)
Erste Ergebnisse aus den Befragungen der Schulversuchlehrpersonen 2005 Entwicklung der Unterrichtspraxis: - der lehrpersonenzentrierte Unterricht ohne Individualisierung hat abgenommen - Lehrpersonen mit Ausbildungshintergrund Primarbereich wenden häufiger individualisierende Unterrichtsformen an - es wird die Befürchtung geäussert, dass kindergartenspezifische Aspekte zu kurz kämen (Gestaltung des freien Spiels) - Lernsettings für ein altersdurchmischtes Lernen werden angeboten und sehr positiv beurteilt Sehr hohe Akzeptanz des Teamteaching (gemeinsam verantworteter Unterricht): - gemeinsame pädagogische Grundhaltungen - gegenseitige Aufteilung der Verantwortungen gemäss Ausbildungshintergrund (Spielen / Angebot für jüngere Kinder / Erwerb Kulturtechniken, usw.) - Bereiche in denen beide Lehrpersonen die Verantwortung tragen - Spezifische Lernmaterialien - Verbesserte Diagnosefähigkeit / Binnendifferenzierung / gegenseitiges und unmittelbares Feedback / gemeinsames Planen/Unterrichten/Auswerten
Hinweise für die Weiterbildung Lehrpersonen mit Ausbildungshintergrund im Elementarbereich Kenntnisse erwerben in: - Aufbau Zahlenbergriff - Aneignung Standardsprache - Aufbau des (lautgetreuen) Schreibens - Erwerb der Lesefähigkeit - Entwicklung der 7- bis 9Jährigen - Umgang mit Heterogenität bezüglich Leistungsstand Lehrpersonen mit Ausbildungshintergrund im Primarbereich Kenntnisse erwerben in: -(fein)motorische Entwicklung - Schulung der Sinneswahrnehmung - Entwicklung der 3- bis 6 Jährigen - Vorbereitung, Führung und Nachbereitungen des freien Spiels - Einsatz von Spielangeboten
Das sind unsere Chancen und Herausforderungen.. Attraktives Setting: Entlastung und Bereicherung aus der Sicht der Schulversuchslehrpersonen pragmatische und aufgabenbezogene Zusammenarbeit mit dem Ziel, das Lernen der Kinder in gemeinsamer Verantwortung zu fördern Gemeinsames Unterrichten über Stufengrenzen hinweg Auch nicht selbstgewählte Teams funktionieren Es braucht: Grosszügigkeit, Bereitschaft und Interesse zur Interdisziplinären Zusammenarbeit, gemeinsame pädagogische Grundsätze, Flexibilität, man ist ein Teil eines Ganzen, muss sich abgrenzen können, Konflikte besprechen, es braucht Zeit und ist ein Prozess.. (Aussagen: Projektleitungen / Schulversuchslehrpersonen aus dem Kanton St.Gallen und Thurgau)
Konzept Klassenführung Evertson, Emmer, Worsham 2003 EDK-OST Bildungsauftrag und Bildungsziele Klassenführung Rituale Gemeinschaftsbildung Organisation Zeitliche Strukturierung Lerninhalte wählbar - verpflichtend Vorläuferfertigkeiten Kompetenzstufen Rhythmisierung Halbtag Zwischen Lernphasen Innerhalb Lernphasen Strukturierung und Darbietung Lerninhalte Unterrichtsformen offen - geschlossen Sozialformen frei - vorgegeben Raumgestaltung Raumorganisation Medienausstattung Freispiel Spiel- & Lernumgebung Werkstatt-Unterricht Unterrichtsgespräch Darbietung Einzeln Partner Gruppe Klasse Regeln, Prozeduren Soziale Interaktionen Organisationale Abläufe Lehrplan
Die multiprofessionellen Teams eine Chance der Grundstufe/Basisstufe Optimale Nutzung der fachlichen Ressourcen durch eine verbindliche Zusammenarbeit der Lehrpersonen für einzelne sowie für alle Kinder in der Klasse hoher pädagogischer Nutzen für das Kind Grundmusikschule And. Fachpersonen Begabten Förderung Deutsch als Zweitsprache Eine Lehrperson Multiprofessionelles Team mit unterschiedlichen fachlichen Akzentuierungen und Kompetenzen Handarbeit Blockzeiten Schulische Heilpädagogin Fachstunden (therapeutische) nach Bedarf Vom Nebeneinander Zum Miteinander
Daran arbeiten wir weiter Vermittlung zwischen den Berufskulturen Gemeinsamer Lehrplan für die Deutschschweiz ein Bildungskonzept Entwicklung eines gemeinsamen Konzeptes aufgrund der egalitären Nutzung der pädagogisch-didaktischen Kulturen (Wannack) ein Rahmenkonzept 4bis8 Ausbildung / Weiterbildung - Pädagogische Hochschulen Einbezug der Evaluationsergebnisse Tagung der EDK-Ost 21./22. Juni 2007 Erziehung und Bildung von 4- bis 8jährigen Kindern - Einblick in ein Schulentwicklungsprojekt der EDK-Ost
Es ist normal verschieden zu sein! Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit