Protokoll Lebensproblem

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Transkript:

Protokoll Lebensproblem 09.01.19 Zu Beginn des Seminars gibt Frau Dr. Lütjen bekannt, dass am 30.01. ein syrischer Junge zu Besuch kommen wird. Dies wird insofern für die Studierenden von Interesse sein, da er unter anderem von den Erlebnissen seiner Flucht nach Europa erzählen wird. Es können Fragen gestellt und Informationen gesammelt werden, die sich für die angehenden Lehrerinnen und Lehrer im späteren Berufsalltag als hilfreich herausstellen können. Außerdem werden demnächst die Termine für die mündliche Prüfung bekannt gegeben. Auf dieser Plattform können die Studierenden sich für einen Prüfungstermin eintragen. Im Anschluss daran wird das Protokoll vorgelesen und in diesem Zusammenhang geht die Dozentin auf bestimmte Begrifflichkeiten, die in den vergangenen Seminaren besprochen wurden, ein wie z.b, auf den Unterschied zwischen Neurose und Psychose. Der Neurotiker versucht das, was das Über-Ich abspalten möchte, zu verdrängen. Bestimmt Triebbedürfnisse, können z.b. als unterdrückte Neigung mit einer Störung kompensiert wird, die das Leben des Betroffenen ernsthaft beeinträchtigt, wie etwa durch einen Waschzwang. Bei einer Psychose wird das, was nicht sein darf, als anderes Ich abgespalten. Dies ist besonders gefährlich, da hier die betroffene Person nichts von ihrer entwickelten Störung mitbekommt. Als nächstes fragt Frau Dr. Lütjen, weshalb die klientenzentrierte Gesprächsführung nach Carl R. Rogers in der Schule durchgeführt werden sollte. Die Studierenden begründen dies damit, dass eine Lehrperson gleichzeitig auch eine Vertrauensperson für die SuS darstellen sollte. Daraufhin wird nochmals auf die Grundpfeiler dieser Gesprächstherapie eingegangen: Authentizität, Empathie und Wertschätzung. Diese Eigenschaften sind in einer Beratung essentiell, um einem Gesprächspartner echt und vertrauenswürdig gegenübertreten zu können. Eine nichtwertende Atmosphäre bewirkt zudem, dass der oder die Beratende sich immer mehr öffnet und sogenannte Schattenseiten kommunizieren lernt, die vorher unbewusst waren. Frau Dr. Lütjen erklärt, dass Schattenseiten, die man am liebsten verstecken oder verdrängen möchte, sich auch durch Träume zeigen können. Durch die klientenzentrierte Gesprächsführung kann es gelingen, diese Aspekte an die Oberfläche zu befördern, deren Existenz zu akzeptieren und zu integrieren. Die Auseinandersetzung und Akzeptanz mit den Schattenseiten können sich positiv auf die Psyche des Menschen auswirken. Frau Dr. Lütjens nächste Frage bezieht sich auf die Wertschätzung. Sie möchte wissen, inwieweit in der Schule gewertet oder wertgeschätzt wird. Es wird festgehalten, dass im Rahmen der Schule Leistungen mit Noten bewertet werden. Schwächere, die mit leistungsstärkeren SuS verglichen werden, erfahren automatisch eine Abwertung. Um Kindern zu helfen und sie auf ihrem Weg zu begleiten ist es wichtig, dass die Lehrkraft wertschätzend mit den SuS umgeht, um ein angstfreies Klima zu erzeugen, in welchem die Lehrkraft als Ansprechperson und nicht etwa als Schreckensperson angesehen werden kann. Die Art der Gesprächsführung ist in dieser Hinsicht sehr bedeutend. Zur Wiederholung wird noch einmal auf das sokratische Gespräch eingegangen. Die Mäeutik, oder auch Hebammenkunst beruht darauf, dass Gegenüber durch gezielte Fragen zur Selbstreflexion zu verhelfen. Mit Hilfe dieser Methode gelangt der Beratende zu neuen Erkenntnissen.

Im nächsten Teil der Sitzung wird das Referat Schule als Haus des Lebens fortgeführt. Im ersten Teil geht es darum, dass unterschiedliche Lebenssituationen zu Schwierigkeiten in der Schule führen können. Die Referentinnen stellen einige dieser Problematiken dar und geben den zukünftigen Lehrerinnen und Lehrern Anhaltspunkte, zur Einordnung bestimmter Verhaltensweisen ihrer SuS, Durchführung von Elterngesprächen sowie zur Unterstützungsleistung. Die Präsentation beginnt mit der Darstellung exemplarischer Lebens- und Lernproblemen von SuS anderer ethnischer und kultureller Herkunft. Der Prozess der Integration kann für diese Kinder Schwierigkeiten aufweisen. Dazu zählen sprachliche Einschränkungen, Verhaltensunsicherheiten und Informationsdefizite. Mit diesem Hintergrundwissen ist es für Lehrpersonen wichtig, dass allen SuS ein kulturelles Selbstbewusstsein ermöglicht wird. Auf diesem Wege kommt es zu einer bruchlosen Persönlichkeitsentwicklung. Ein Problem besteht in der Erwartungshaltung, dass sich die Menschen, die in ein anderes Land kommen anpassen sollen. Diese Einstellung kann sich negativ auf die Entwicklung von zum Beispiel Flüchtlingen auswirken. Das Verbot ein Kopftuch zu tragen führt dazu, dass junge Mädchen und Frauen einen Teil ihrer Identität verstecken oder fallen lassen. Auf die Frage, wann Menschen sich für eine andere Kultur interessieren, antworten die Studierenden, dass ein Interesse entsteht, sobald man mit dem Fremden konfrontiert wird. Man beginnt zu hinterfragen und beschäftigt sich mit der anderen Kultur. Für eine erfolgreiche Integration ist zudem Toleranz und Neugierde auf beiden Seiten wichtig. Das heißt, man kann zum Beispiel seine eigene Kultur gut kennen und offen sein, etwas über andere zu erfahren. Es ist jedoch auch möglich im Dialog mit den Anderen mehr über seine eigene Kultur zu lernen, indem man sich fragt: Wie ist das denn eigentlich bei uns?. Die Dozentin ergänzt, dass es von Vorteil ist gemeinsame Themen zu finden über die sich beide Kulturen austauschen können. Sie berichtet von ihrem Aufenthalt in Ägypten, welchen sie als sehr bereichernd empfunden hat. Dort verbrachte sie Zeit mit Kindern von Beduinen. Trotz sprachlicher Barriere und kultureller Unterschiede fand ein reger Austausch statt. Frau Lütjen zeigte einige Yogaübungen wie z.b. den Kopfstand und das Knüpfen von Muschelketten etc. Die Kinder waren begeistert und versuchten es nachzumachen und zeigten ihr dann etwas von ihrer Kultur durch Tanz und Gesang. Kultureller Austausch bedeutet gegenseitige Begegnung statt Anpassung. Als nächstes sprechen die Referentinnen Trennungs- und Scheidungskinder an, bei denen mitunter Leistungsstörungen oder Persönlichkeitsstörungen in der Schule auftreten können. Symptome, die die Betroffenen aufweisen, sind beispielsweise ein ansteigendes Aggressionspotenzial, sozialer und emotionaler Rückzug, Kopf- oder Magenschmerzen, Unaufmerksamkeit und Leistungsabfall. Es wird jedoch vermittelt, dass auch ganz andere Symptome auftreten können und es demnach für die Lehrperson schwierig zu erkennen ist, was in den SuS vorgeht bzw. worin die Ursache eines bestimmten Verhaltens besteht. Aus diesem Grunde gilt es ein Gespür dafür zu entwickeln, dass ein auffälliges Verhalten die Reaktion auf ein tieferliegendes Ereignis der Kinder sein kann.

Als nächstes wird erklärt, dass Kübler-Ross vier Phasen der notwendigen Verarbeitung eines Traumas entwickelt hat. Die erste Phase beinhaltet das Verdrängen eines Ereignisses, gefolgt von Phase zwei, in der über dieses Ereignis verhandelt wird. Während in der dritten Phase der oder die Betroffene mit Rückzug oder Aggression reagiert, wird in der letzten Phase das Ereignis bzw. das Trauma akzeptiert. Aus diesem Prozess ist eine neue Identität erwachsen, die in der Lage ist angemessen auf das Unabwendbare reagieren zu können. Diese Phasen entsprechen denen, die Verena Kast in ihrem Buch Trauern benennt Die Referentinnen berichten, dass im Umgang mit Trennungs- und Scheidungskindern in der Schule kein zusätzlicher Druck aufgebaut werden sollte. Die Lehrkraft sollte die Situation zunächst akzeptieren und den Betroffenen für eine bestimmte Zeitperiode etwas Ruhe gewähren. In Bezug auf einen Leistungsabfall ist es zudem angebracht, ein gewisses Maß an Verständnis aufzubringen. Dennoch sollten die Betroffenen nicht alleine gelassen werden, sondern die Möglichkeit auf Unterstützung von Seiten der Lehrerschaft zu bekommen. Gemeinsam wird abschließend festgehalten, dass eine Reaktion von Trennungs- und Scheidungskindern nicht zu verallgemeinern ist. So gibt es auch SuS, die nach der Trennung der Eltern plötzlich aufblühen, da sie sich erleichtert fühlen. Es kann auch sein, dass sie sich nun in der Lage sehen, sich um sich selbst und ihre Leistungen kümmern zu müssen und das auch tun. Ein weiteres Problem im Umgang mit Kindern besteht darin, wenn sie in ihrer Familie mit Suchtkrankheiten konfrontiert werden. Auch in diesem Fall ist es möglich, dass unterschiedliche Rollen eingenommen werden. Die einen wachsen zu einem verantwortungsbewussten Kind heran, andere werden zum Außenseiter. Manche möchten jegliche Aufmerksamkeit von sich weisen oder entwickeln sich zum Klassenclown. Die Lehrkraft kann hier als Bezugsperson bestimmte Angebote anbieten, um den SuS die Situation zu erleichtern. Sie können zum Beispiel dazu ermutigt werden Freundschaften wieder fördern, wenn diese vernachlässigt wurden. Hilfreich kann es auch sein, den Kindern dabei zu helfen, dass sie auch positive Seiten in ihrem Leben erkennen, indem Gespräche geführt werden, um zu erörtern, was das Leben lebenswert macht. Außerdem können Lehrerinnen und Lehrer dazu beitragen das Selbstwertgefühl der Kinder und Jugendlichen zu steigern, indem beispielsweise Aufgaben übertragen werden. In jedem Fall sollte die Lehrkraft Kenntnisse über entsprechende Fachdienste wie Suchtberatungsstellen, dem Sozialdienst und dem Jugendamt verfügen, die von den SuS und dessen Familien in Anspruch genommen werden könnten. Im Elterngespräch sollte der Lehrer oder die Lehrerin sensibel und respektvoll vorgehen. Hierbei sollten die Betroffenen zwar als Suchtkranke anerkannt, aber nicht angeklagt werden. Die Referentin gibt den Studierenden mit auf den Weg, die Eltern daran zu erinnern, dass sie eine Vorbildfunktion für ihre Kinder einnehmen und sie auf entsprechende Facheinrichtungen verweisen. Eine weitere Darstellung von Lebens- und Lernproblemen sind SuS, die in Armut leben und deren Familien auf Sozialhilfe angewiesen sind. Um unangenehmen Situationen zu entgehen, wenden Kinder und Jugendliche bestimmte Strategien an. Es kann zum Beispiel sein, dass sie Geburtstage von Freunden meiden, wenn sich die Betroffenen keine Geschenke leisten

können. Auch durch Diebstahl oder frühe Selbstständigkeit gelangen sie an materielle Dinge, für die die Eltern nicht aufkommen können. Auf die Frage, woran Armut unter SuS mitunter zu erkennen ist, antworten die Studierenden, dass unter Umständen Kleidung getragen wird, die nicht zusammenpasst oder zu groß oder zu klein ist, weil sie von mehreren Geschwistern getragen wird oder wurde. Auch der Blick auf das mitgebrachte oder gar fehlende Frühstück kann ein Hinweis auf sozial schwache Verhältnisse sein. Um den Betroffenen Entlastung bieten zu können, sollten sich Lehrerinnen und Lehrer im Bereich der Förderung auskennen. So gibt es zum Beispiel Möglichkeiten, wie den Förderverein der Schule oder spezielle Anträge, um Klassenfahrten oder Schulmaterialien anteilig oder auch komplett zu bezahlen. Verdichtet sich der Verdacht auf Armut, kann übergangsweise ein gemeinsames Frühstücksangebot bereitgestellt werden. Dies sollte unbedingt nach Absprache der Eltern erfolgen, unter der Voraussetzung, dass die zu entlastenden Familien namentlich nicht genannt werden, um sie nicht in eine unangenehme Position zu bringen. In diesem Zusammenhang berichtet Frau Dr. Lütjen von einer Aktion, die an einigen Schulen von LIDL finanziert wird. Dort bekommt jedes Kind ein kostenfreies Frühstück. Im Umgang mit sozial schwachen SuS sollte zudem Verständnis entgegengebracht werden, wenn Schwierigkeiten hinsichtlich der Beschaffung von Materialien entstehen, die zunächst nicht durch Fördermöglichkeiten abgedeckt werden. Darunter fällt auch die Tatsache, dass einige SuS die Hausaufgaben unter Umständen nicht erledigen, da sie keinen ruhigen Rückzugsort, einen Schreibtisch oder ähnliches haben, um zu arbeiten oder zu lernen. Wenn der Verdacht auf Armut oder Vernachlässigung besteht, sollte die Lehrperson behutsam vorgehen und das Gespräch mit den Eltern suchen. Eine Problematik besteht darin, dass sich Eltern oft schämen oder zu stolz sind, um Hilfe in Anspruch zu nehmen. Kommen die Eltern nicht zum vereinbarten Termin, rät Frau Dr. Lütjen zunächst die Familie nach Ankündigung zu Hause zu besuchen. Den Eltern muss vermittelt werden, dass man sich um ihr Kind sorgt. Bleibt dies erfolglos, kann auch ab einem bestimmten Punkt das Jugendamt hinzugezogen werden. Mit der Option sollte man aber zurückhaltend umgehen. Die Dozentin merkt zudem an, dass Vernachlässigung nicht zwangsläufig auf Armut rückzuführen ist. So gibt es durchaus auch wohlhabende Eltern, die ihre Kinder vernachlässigen. Als nächstes gehen die Referentinnen auf Kinder- und Jugendkriminalität ein, die sich zum Beispiel durch Diebstahl oder Sachbeschädigung äußern kann. Mögliche Ursachen für diese Entwicklung könnte ein Mangel an Zuwendung und Fürsorge oder physisch oder psychisch zugefügte Gewalt sein. Im Kontakt mit den Eltern gilt es in so einer Situation das Erziehungsverhalten herauszufinden. Hier sollte ebenfalls beachtet werden, nicht zu direkt vorzugehen, sondern im Gespräch Hinweise auf angewendete Gewalt oder inkonsequentes Erziehungsverhalten zu erhalten und daraufhin entsprechend zu handeln. Als letzte exemplarische Darstellung von problematischen SuS werden Schulverweigerer genannt. Kinder und Jugendliche können eine Abneigung gegenüber Schule entwickeln, wenn sie keinen Sinn an der Institution oder den Lehrinhalten erkennen, wenn Versagensängste oder Schwierigkeiten zu Lehrpersonen oder anderen Kindern bestehen. Zu schulexternen

Bedingungen, die zur Schulverweigerung zur Folge haben, zählen zum Beispiel der Umstand, dass Schule für die Betroffenen keinen zentralen Stellenwert im Leben hat, wenn Fördermöglichkeiten nicht ausreichen oder auch Gruppenzwang, der das Schule schwänzen als cool darstellt. Im Umgang mit Schulverweigerern kann die Lehrperson Unterstützung leisten, indem sie durch Ermutigung, Lob, einem ansprechend gestalteten Unterricht, Förderung der Interessengebiete und Differenzierung zur Motivationssteigerung beiträgt. Der nächste Teil des Referats bezieht sich auf Schule als Umgebung. In diesem Zusammenhang wird ein Zitat von John Dewey eingefügt, indem er betont, dass die Schule maßgeblich dafür verantwortlich ist, ob sich ein Schüler oder Schülerin positiv oder negativ entwickelt. Für die Lehrkraft ergibt sich die Aufgabe, Bereiter einer Lernumwelt zu sein, das heißt den SuS Erfahrungen und aktives Ausprobieren zu ermöglichen. Die Sitzung schließt mit einer Gegenüberstellung von Georg Kerschensteiner ab. Er vergleicht die Arbeitsschule, welche die Selbsttätigkeit von SuS ermöglicht mit der Buchschule, bei der Unterricht passiv über Gedanken und Stillsitzen erfolgt.