Faire Beschaffung machbar für größere und kleinere Kommunen Köln, 25.06.2018 Vortrag: Rosa Grabe, FEMNET e.v.
Die Missstände in der globalen Bekleidungsindustrie Entlang der gesamten Wertschöpfungskette kommt es zu Verstößen gegen grundlegende Arbeits- und Menschenrechte Fortschreitende Auslagerung der Produktion in Entwicklungs- und Schwellenländer Zunahme unsichtbarer Produktionsschritte im Lebenszyklus eines Bekleidungsstückes Erschwerte Kontrolle sozial verantwortlicher Herstellungsbedingungen 25.06.2018 Rosa Grabe, FEMNET e.v.
Chancen der sozial verantwortlichen Beschaffung Die kommunale Textilbeschaffung hat großes Gewicht (in Deutschland: bis zu 500 Millionen jährlich) Kommunen sind bedeutende Abnehmer mit Hebelwirkung zur: Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen von Menschen in Entwicklungsländern Stärkung des Marktangebotes auf faire Berufsbekleidung Schaffung eines fairen Wettbewerbs 400.000.000.000 350.000.000.000 300.000.000.000 250.000.000.000 200.000.000.000 150.000.000.000 100.000.000.000 50.000.000.000 Berücksichtigung sozialer Kriterien bei allen Vergabeverfahren (VV) ist möglich bis zwingend (Direktvergabe, Beschränkte Ausschreibung, Öffentliche Ausschreibung) Einbeziehung sozialer Kriterien im Einkauf ist auf verschiedenen Ebenen möglich bis zwingend (als Auftragsausführungsbedingung, als Wertungskriterium) 0 22.02.2018 Rosa Grabe, FEMNET e.v.
Wie funktioniert das? I. Direktkauf Orientierung an entsprechenden Gütezeichen (etwa das Fair Trade Cotton Siegel) II. III. Freihändige Vergabe / Beschränkte Ausschreibung Nur Firmen anschreiben, die Produkte nach Kriterien des Fairen Handels herstellen oder sich auf dem Weg dahin befinden. Oder: Einbindung der ILO-Normen/Kriterien des Fairen Handels in die Ausschreibung (etwa als Bedingungen zur Auftragsausführung, als verbindliche Leistungsmerkmale oder Wertungskriterien) Öffentliche Ausschreibung (bundesweit, EU-weit) Einbindung der ILO-Normen / Kriterien des Fairen Handels in die Ausschreibung (etwa als Bedingungen zur Auftragsausführung, als verbindliche Leistungsmerkmale oder Wertungskriterien) 25.06.2018 Rosa Grabe, FEMNET e.v.
Herausforderungen System der Bieter-/Eigenerklärung schafft unfairen Wettbewerb, da: keine Kontrolle/ Verifizierung der Einhaltung von Sozial- und Umweltstandards Keine Wertung der Nachweise am Ende fällt Entscheidung häufig auf das billigste Angebot Sorge bei der Forderung höherer Anforderungen, bezüglich wenigen Angeboten/ Bietern teureren Auftragssummen und eines Mehraufwands für Beschaffer_innen falscher Nachweisführung von Seiten der Unternehmen einer Nicht-Akzeptanz der Kleidung vonseiten der Bedarfsträger_innen 22.02.2018 Rosa Grabe, FEMNET e.v.
Erfahrungen aus der Praxis Gute Arbeit fairbindet = Beratung der Städte Bonn, Köln und Stuttgart bei der Beschaffung sozial gerechterer Dienst- und Schutzkleidung Kooperation Bonn (seit 2015): Referat für Vergabedienste Amt für Stadtgrün Lokale Agenda Büro FEMNET e.v. Sport- und Bäderamt Kooperation Köln (seit 2017) Zentrales Vergabeamt Amt für Landschaftspflege und Grünflächen Referat für Internationale Angelegenheiten Kooperation Stuttgart (seit 2017) Zentraler Einkauf Referat Verwaltungskoordination, Kommunikation und Internationales 25.06.2018 Rosa Grabe,, FEMNET e.v.
Erfahrungen aus der Praxis Schritt für Schritt zur Fairen öffentlichen Textilbeschaffung 1. Bedarfsanalyse unter Einbindung zentraler Entscheidungskräfte 2. Markt- und Nachweisanalyse 3. Bieterdialog 4. Leistungsverzeichniserstellung 5. Erarbeitung sozial gerechter Ausschreibungsunterlagen 6. Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit 22.02.2018 Rosa Grabe, FEMNET e.v.
Erfahrungen aus der Praxis Im Vorfeld der Ausschreibung: Bedarfsanalyse: bei der richtigen Kommunikation erreicht man Flexibilität und Befürwortung Marktforschung: Ergebnis: Angebot ist größer als erwartet Bieterdialog Ergebnis: genügend Angebote, Produktneutraleres Leistungsverzeichnis, längere Bewerbungsfristen Nutzerworkshop: Sensibilisierung + Einbindung der Bedarfsträger_innen in die Thematik FEMNET 25.06.2018 Rosa Grabe,, FEMNET e.v.
Erfahrungen aus der Praxis Leistungsverzeichniserstellung und sinnvolle Losaufteilung 22.02.2018 Rosa Grabe, FEMNET e.v.
Erfahrungen aus der Praxis Erarbeitung sozialgerechter Ausschreibungsunterlagen Ausschreibungsunterlagen so gestalten, dass soziale Kriterien wirksam zum Tragen kommen und ein fairer Wettbewerb ermöglicht wird ohne befürchten zu müssen keine Angebote zu erhalten. Abhängig von Anschaffungskosten (bzw. der Attraktivität der Ausschreibung für die Bieter), der Anzahl möglicher Anbieter für den Beschaffungsgegenstand (bzw. der Marktgröße) sowie der Qualität und Quantität der Maßnahmen, welche Bieter als Nachweis zur Einhaltung fairer Produktionsbedingungen vorlegen können 25.06.2018 Rosa Grabe, FEMNET e.v.
Erfahrungen Viele Anbieter aus mit der glaubwürdigen Praxis Gütezeichen Forderung eines konkreten Gütezeichens nach 34 VgV oder die Mitgliedschaft in einer Initiative (etwa der Fair Wear Foundation) im Leistungsverzeichnis oder als Auftragsausführungsbedingung Wenige bis keine Anbieter mit glaubwürdigen Gütezeichen Mitnahme des Marktes durch abgestufte Bietererklärung (Verpflichtungserklärung) mit zielführenden Maßnahmen auf der Ebene der Auftragsausführungsbedingungen. Wichtig: Für alle Erklärungsvarianten sind in der Verpflichtungserklärung unabhängige + qualifizierte Nachweise festgelegt Varianzen in der Validität abgestufter Erklärungsvarianten werden über die Gewichtung (Wertungsebene) angepasst Mitnahme des Marktes durch Wettbewerb um soziale Kriterien: Fragebogen zu sozialen Produktionsbedingungen (Bsp: Ausschreibung Köln, Schuhe), Bieterkonzept gestalten (Bsp: Dataport) 25.06.2018 Rosa Grabe, FEMNET e.v.
Nr. Erfahrungen aus der Praxis Fragenkatalog auf Wertungsebene Frage jeweils bezugnehmend auf die Kontrolle der ILO- Kernarbeitsnormen auf der ersten Stufe der Lieferkette, d.h. der Anfertigung, des im konkreten Auftrag beschaffte Produkt 1. Erfolgt die Ermittlung von möglichen Risiken von Ihnen bzw. die des Herstellers bzgl. der Einhaltung der genannten Sozialstandards auf der ersten Stufe der Lieferkette (Anfertigung des Produkts) durch eine unabhängige Ansprechperson vor Ort für Beschwerden? 2. Verfügen Sie bzw. der Hersteller über eine schriftliche Verpflichtung zur Achtung der genannten Sozialstandards auf der ersten Stufe der Lieferkette (Anfertigung des Produkts)? 3. Führen Sie bzw. der Hersteller regelmäßig ein Follow-up zur Implementierung bzw. Durchführungskontrolle der Korrekturmaßnahmen auf der ersten Stufe der Lieferkette (Anfertigung des Produkts) durch? 22.02.2018 Marie-Luise Lämmle, FEMNET e.v. Nachweis jeweils bezugnehmend auf die Kontrolle der ILO-Kernarbeitsnormen auf der ersten Stufe der Lieferkette, d.h. der Anfertigung, des im konkreten Auftrag beschaffte Produkt FWF, FLA --------------------------------------------------------- Alternativ: Nennung der unabhängigen Ansprechperson/Anlaufstelle vor Ort für Beschwerden FWF, BSCI, ETI, SA 8000, FLA, IVN, GOTS --------------------------------------------------------- Alternativ: Verhaltenskodex FWF, BSCI, ETI, SA 8000, FLA, IVN --------------------------------------------------------- Alternativ: Bericht der Fabrik über die Umsetzung der Korrekturmaßnahmen JA Punkte 5 1 4
Erfahrungen aus der Praxis Erfolgsfaktor Kommunikation Offene Kommunikation ermöglicht Mitnahme des Marktes, der Zivilgesellschaft, der Verwaltung und Politik Stadtverwaltung, politische Entscheidungsträger_innen, Beschaffungsverantwortliche, künftige Träger_innen der Bekleidung sowie Mitarbeiter_innen der beratenden Stelle sind wichtige Multiplikator_innen 22.02.2018 Marie-Luise Lämmle, FEMNET e.v.
Erfahrungen aus der Praxis Erfolgsfaktor Öffentlichkeitsarbeit 25.06.2018
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Kontakt Rosa Grabe Projektleitung Faire öffentliche Beschaffung FEMNET e.v. 0228-90917308 beschaffung@femnet-ev.de 25.06.2018 Rosa Grabe, FEMNET e.v.