Seminarprogramm des Seminars für das Lehramt für sonderpädagogische Förderung am Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung in Bielefeld Stand: 09.11.2016 1. Vorbemerkungen Sonderpädagogische Förderung zielt ab auf die Entwicklung fachlicher, methodischer, personaler und sozialer Kompetenzen und ist fachdidaktischen Ansprüchen im unterrichtlichen Kontext verpflichtet. Die Vielfalt sonderpädagogischer Förderung an den Ausbildungsschulen des Seminars mit ihren unterschiedlichen Konzepten erfordert ein Ausbildungsverständnis, das diese Vielfalt als Chance begreift. Unterschiedliche Konzepte sonderpädagogischer Förderung sind daher Gegenstand von Diskursen innerhalb des Seminars, das schulische Praxis respektiert. Das Seminarprogramm ergänzt die Ausführungen des Programms des Zentrums für schulpraktische Lehrerausbildung (ZfsL) um die lehramtsspezifischen Besonderheiten. Die Ausbildung von Fachlehrerinnen und Fachlehrern am Seminar für sonderpädagogische Förderung in Bielefeld wird vor dem Hintergrund einer eigenen Ausbildungs- und Prüfungsordnung in einem eigenständigen Seminar mit einem spezifischen Seminarprogramm realisiert. 2. Schwerpunkte der Ausbildung im Seminar Neben den im Programm des ZfsL festgelegten Grundsätzen der Ausbildung lassen sich für das Seminar für sonderpädagogische Förderung zusätzliche Schwerpunkte der Ausbildung festmachen: Fachrichtungsspezifische Ausbildung Fachrichtungsübergreifende Ausbildung Einblick in nicht studierte Unterrichtsfächer Beratung 2.1. Fachrichtungsspezifische Ausbildung Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf benötigen spezielle Förderung. Daher ist die Auseinandersetzung mit fachrichtungsspezifischen Aspekten ein grundlegender Ausbildungsinhalt. Dazu gehören vor allem Kenntnisse in förderspezifischer Diagnostik, Förderplanung, Kenntnisse bezüglich fachrichtungsspezifischer Konzepte und didaktischmethodischer Prinzipien. Zudem erarbeiten die Lehramtsanwärterinnen und
Lehramtsanwärter konsequent Möglichkeiten der fachgebundenen und unterrichtsimmanenten Förderung als wesentliche Form sonderpädagogischer Unterstützung. Daneben erlernen sie auch fachrichtungsspezifische Formen der unterrichtsunabhängigen Förderung. 2.2. Fachrichtungsübergreifende Ausbildung Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlichem sonderpädagogischen Unterstützungsbedarf werden in allen Schulformen unterrichtet. Die Auseinandersetzung mit fachrichtungsübergreifenden Inhalten stellt somit einen weiteren Schwerpunkt der Ausbildung im Seminar dar. Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter müssen auf die vorhandene Schulund Berufswirklichkeit so vorbereitet werden, dass sie die Notwendigkeit förderschwerpunktsübergreifenden Denkens und Arbeitens sowie die damit verbundene Kooperation mit den unterschiedlichen Professionen sonderpädagogischer Förderung als berufliches Selbstverständnis nicht nur erkannt, sondern auch erfahren und erprobt haben. Die vordringliche Realisierung sonderpädagogischer Förderung durch Unterricht erfordert konsequenterweise die enge Kooperation mit den Unterrichtsfachseminaren. 2.3. Einblick in nicht studierte Unterrichtsfächer Sonderpädagogische Förderung erfordert von künftigen Lehrerinnen und Lehrern für Sonderpädagogik selbstverständlich das Erteilen und Begleiten von Unterricht auch in nicht studierten Unterrichtsfächern. Daher erhalten alle Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter exemplarisch Einblicke in fachdidaktische Konzepte, insbesondere in den Unterrichtsfächern Deutsch, Mathematik und Sachunterricht/ Naturwissenschaften. Innerhalb der eigenen unterrichtlichen Tätigkeit sollen einzelne fachdidaktische Schwerpunkte der nicht studierten Fächer erprobt und im Kontext sonderpädagogischen Handelns beratend reflektiert werden. Der Zugang zu den oben genannten Unterrichtsfächern erfolgt zum Beispiel über einführende Kompakttage, in welchen grundlegende didaktische Aspekte erarbeitet und Diagnosemöglichkeiten vorgestellt werden. 2.4. Beratung Beratung als Aufgabe der Lehrkräfte für sonderpädagogische Förderung erfordert qualitativ und quantitativ ein hohes Maß an Beratungskompetenz. So finden die Lehrkräfte in Förderschulen und in inklusiven Settings verschiedene Beratungssituationen vor, in denen sie kompetent agieren müssen (Schulentwicklung, Expertise, Koordination multiprofessioneller Teams, kollegiale Beratung u.v.m.). Daher werden auf Basis der Entwicklung eines fundierten
Rollenverständnisses Gesprächs- und Beratungsformen sowie grundlegende Beratungsmethoden und -techniken theoretisch und praktisch erarbeitet. 3. Standortbezogene Überlegungen zur Ausgestaltung der Ausbildung im Seminar Langjährige Erfahrungen in der Ausbildung im Gemeinsamen Unterricht bzw. in Schulen des Gemeinsamen Lernens sowie der Seminareinzugsbereiche über vier Schulamtsbezirke haben zu folgenden standortbezogenen Ausprägungen/ Ergänzungen der Seminararbeit geführt. 3.1. Kooperation mit den Ausbildungsschulen Das Seminar für das Lehramt für sonderpädagogische Förderung begünstigt die Kooperation zwischen Ausbildungsschulen und Seminar durch folgende Maßnahmen: - Je Schulamtsbezirk existieren regionale Arbeitsgruppen der Ausbildungsbeauftragten, in denen ausbildungsrelevante Fragestellungen erörtert werden. An diesen Treffen nehmen in der Regel Ausbildungsbeauftragte des Bezirks, interessierte Schulleitungen und Lehramtsanwärterinnen und -anwärter teil. Auf Einladung dieser Gruppen nehmen Vertreterinnen und Vertreter aus dem Seminar an diesen Treffen teil. Die Treffen der Arbeitsgruppen können bei Bedarf von Schulen oder dem Seminar initiiert werden. - Die Seminarleitung nimmt auf Einladung an Schulleiterdienstbesprechungen teil. Hierdurch sollen aktuelle Anliegen, mit denen die Schulen befasst sind, für die Arbeit des Seminars nutzbar gemacht werden können. 3.2. Kooperation mit dem Seminar für das Lehramt an Grundschulen Die Allgemeine Schule ist Regelförderort für Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf und somit neben den Förderschulen Einsatzort für Sonderpädagoginnen und Sonderpädagogen. Dies legt ausbildungsdidaktisch die Zusammenarbeit zwischen Seminaren diverser Schulformen nahe. Inhalte und Umfänge der Kooperation des Seminars SF mit Seminaren der allgemeinen Schulen werden in Abhängigkeit der vorhandenen Fachleiterressourcen gewählt und regelmäßig evaluiert. Mögliche Kooperationsformen stellen u.a. Arbeitskreise, gemeinsame Fachkonferenzen, Fortbildungen, Seminarveranstaltungen, pädagogische Tage, Hospitationen, LAA-Tandems, Teilnahme an Unterrichtsbesuchen im anderen Lehramt und weitere, noch zu entwickelnde Formen der Kooperation dar. Einige der
o.g. Formen werden zur Zeit in Zusammenarbeit mit dem Lehramt für Grundschulen erprobt. 3.3. Intensivtage an Schulen Zu Beginn der Ausbildung hat sich die Durchführung von Intensivtagen an Schulen als außerordentlich hilfreich für die Vorbereitung von Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärtern auf die unterrichtliche Tätigkeit erwiesen. In kleinen Gruppen und unter fachlicher Begleitung (i.d.r. durch eine Fachleiterin/einen Fachleiter) planen die Lehramtsanwärterinnen und -anwärter eine Unterrichtsreihe für eine ausgewählte Lerngruppe in einer Ausbildungsschule und führen diese durch. Konkrete Planung, Durchführung und Reflexion des Unterrichts und ein erstes Erkennen von individuellem Förderbedarf in der konkreten Situation führen in unterrichtliche Kernkompetenzen ein. 3.4. Kooperation mit dem Seminar für das Lehramt für sonderpädagogische Förderung in Paderborn Sowohl personelle als auch organisatorische Erfordernisse legen die enge Kooperation mit dem Seminar für das Lehramt für sonderpädagogische Förderung in Paderborn nahe. Hierdurch soll die Bandbreite von Ausbildungsmöglichkeiten für die Region sichergestellt werden. 3.5. Einbezug außerschulischer Einrichtungen in die Arbeit des Seminars Sonderpädagogische Förderung bezieht die Bandbreite außerschulischer Einrichtungen in die Seminararbeit ein, die sowohl fachrichtungsspezifisch als auch fachbezogen eine Erweiterung zu unterschiedlichen Teilaspekten bieten. Hierzu gehören u.a. Beratungsstellen, spezielle Kliniken, Anbieter von technischen und behinderungsspezifischen Hilfen zur Rehabilitation, Umweltzentren, Museen, Ausstellungen zu immanenten Themen,... 3.6. Pädagogische Woche Die pädagogische Woche dient dem gegenseitigen Kennenlernen und der intensiven Auseinandersetzung mit fachrichtungsübergreifenden Themen. An allen Tagen finden Kernseminarsitzungen und Workshops zu unterschiedlichen Themen statt. Inhaltliche Angebote dazu werden von Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärtern und Fachleiterinnen und Fachleitern zur Verfügung gestellt.
3.7. Seminarkultur Das Seminar unterstützt Initiativen der Lehramtsanwärterinnen und -anwärter, die dazu geeignet sind, den Zusammenhalt und die Kooperation untereinander zu fördern.