Gesundheitsberichterstattung Die Einschulungsuntersuchung Jahrgang 2016 Sprachstandsdiagnostik

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Transkript:

LANDKREIS RASTATT Gesundheitsberichterstattung Die Einschulungsuntersuchung Jahrgang 2016 Sprachstandsdiagnostik Landratsamt Rastatt, Gesundheitsamt Sachgebiet Kinder- und Jugendgesundheit, Prävention

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Inhaltsverzeichnis Seite Vorwort 4 Wie untersucht das Gesundheitsamt die sprachlichen Fähigkeiten der Kinder? 5 Ergebnisse der Sprachstandsdiagnostik ESU 2016 6 Sprachförderbedarf regional 7 Sprachstandserhebung bei Mehrsprachigkeit 10 Erreichen die Sprachförderprogramme die Kinder, für die sie bestimmt sind? 12 Herausgeber Landratsamt Rastatt Gesundheitsamt Sachgebiet Kinder- und Jugendgesundheit, Prävention Am Schlossplatz 5 76437 Rastatt Ansprechpartner Dr. Bettina Schillo-Burger; Martin Schüler Tel.: 07222 381-2300 Fax: 07222 381-2399 E-Mail: Amt23@Landkreis-Rastatt.de Web: www.landkreis-rastatt.de 3/14

Vorwort Seit 2009 beginnt die Einschulungsuntersuchung in Baden-Württemberg (ESU) bereits im vorletzten Kindergartenjahr, also bei Kindern im Alter von ca. 4½ bis 5½ Jahren ( Schritt 1 ). Schwerpunkte der Untersuchung sind: Sehen und Hören, Körpergröße und Gewicht, Sprache, Motorik, Zeichen- und Schreibentwicklung, Mengenerfassung und Verhalten. Die frühe Untersuchung hat das Ziel, eventuell notwendige Fördermaßnahmen für das letzte Kindergartenjahr zu empfehlen. Im Anhang wird das Untersuchungsprogramm erläutert. Mit diesem Bericht informiert das Gesundheitsamt Rastatt über Ergebnisse aus der Einschulungsuntersuchung (ESU) des Einschulungsjahrgangs 2016 (ESU 2016): Geburtsdatum der Kinder 01.10.2009-30.09.2010. Die reguläre Einschulung dieser Kinder erfolgt im September 2016. Das Gesundheitsamt hat alle Kinder dieses ESU-Jahrgangs in seinem Zuständigkeitsbereich (Landkreis Rastatt und Stadtkreis Baden-Baden) mit Schritt 1 untersucht mit Ausnahme der Kinder, die einen Schulkindergarten besuchen und deshalb schon an einer umfangreichen Förderdiagnostik teilgenommen haben. Als Teil der Gesundheitsberichterstattung hatte das Gesundheitsamt Rastatt bereits in der Vergangenheit über Ergebnisse der Untersuchung der Einschulungsjahrgänge 2010 bis 2014 berichtet. Schwerpunkte waren dabei Sprachstandsdiagnostik, Impfstatus und Teilnahme an den Früherkennungsuntersuchungen. Aufgrund einer Umstellung bei der landesweit eingesetzten Software, mit der die Befunde der Einschulungsuntersuchung verarbeitet werden, konnte zu unserem Bedauern für den Einschulungsjahrgang 2015 kein Bericht erstellt werden. Dafür können wir nun schon die aktuellen Ergebnisse der ESU 2016 präsentieren. Der Sprachförderbedarf bei den untersuchten Kindern der ESU 2015 hatte nach unserer Übersicht ein ähnliches Ausmaß wie in den Vorjahren (siehe Seite 6). Wegen der Software-Umstellung ist uns gegenwärtig leider auch eine Berichterstattung über den Impfstatus der ESU-Kinder nicht möglich. Dies wollen wir aber beim nächsten Bericht wieder gewährleisten. Mittels einer neuen Umfrage in den Kindertageseinrichtungen unseres Einzugsgebietes haben wir wiederum untersucht, wie viele Kinder tatsächlich eine strukturierte Sprachförderung erhalten, wenn bei ihnen ein entsprechender Bedarf festgestellt wurde. 4/14

Wie untersucht das Gesundheitsamt die sprachlichen Fähigkeiten der Kinder? Bei der Schritt-1-Untersuchung beobachten wir die spontane Sprache des Kindes und achten auf das Beherrschen von Satzbau, richtigen Artikeln, Verb- und Pluralformen sowie Präpositionen. Wir erfragen, welche Sprache das Kind zuerst erlernt hat, welche Sprachen in seiner Familie gesprochen werden und ob eventuell bereits eine logopädische Behandlung durchgeführt wurde. Im Erzieherinnenfragebogen wird das Erreichen von Meilensteinen der Sprachentwicklung getrennt für Vierjährige und Fünfjährige beurteilt: 4 Jahre: Kind verwendet Ich zur Selbstbezeichnung; Ereignisse/Geschichten werden in etwa in zeitlicher und logischer Reihenfolge wiedergegeben, meist noch mit... und dann... und dann Verknüpfungen; 5 Jahre: Ereignisse/Geschichten werden in richtiger zeitlicher und logischer Reihenfolge wiedergegeben, mit korrekter, jedoch noch einfach strukturierter Syntax. Mit Hilfe des Ravensburger Lautprüfbogens überprüfen wir die richtige Aussprache, d. h. ob einzelne oder mehrere Laute falsch gesprochen, ausgelassen oder ersetzt werden. Außerdem wird bei der Schritt-1-Untersuchung der kurze Sprachtest HASE (Heidelberger auditives Screening in der Einschulungsuntersuchung) durchgeführt. Die Kinder sollen hierbei Sätze nachsprechen, Zahlenfolgen wiederholen und Kunstwörter nachsprechen. Das Ergebnis wird altersabhängig für 4- bis 4½-Jährige, 4½ - bis 5-Jährige und 5- bis 6-Jährige bewertet. Bei grenzwertigen Befunden im Nachsprechen von Sätzen wird das Sprachverständnis zusätzlich mit dem Kurzverfahren zur Überprüfung des lautsprachlichen Niveaus 5- bis 6-Jähriger (KVS) von Breuer/Weuffen geprüft. Bei Auffälligkeiten im oben beschriebenen HASE Test, KVS oder bei sonstigen Hinweisen auf Probleme in der Sprachentwicklung führt das Gesundheitsamt einen SETK 3-5 (Sprachentwicklungstest für drei- bis fünfjährige Kinder) durch. In fünf Untertests wird das Verstehen von Sätzen, die Sprachproduktion und das Sprachgedächtnis untersucht. Auch hier wird das Alter berücksichtigt (unter 4½; 4½ bis 5; 5 bis 6 Jahre). Intensiven Förderbedarf im Bereich der Sprache stellt das Gesundheitsamt dann fest, wenn in mindestens einem Bereich des SETK das Ergebnis deutlich unterdurchschnittlich für das Alter ist. Die Träger der Kindertageseinrichtungen konnten für diese Kinder Fördermittel des Landes Baden-Württemberg für die Intensive Sprachförderung im Kindergarten (ISK) im Jahr vor der Einschulung beantragen. Bei Kindern, die noch gar nicht oder erst seit kurzer Zeit Kontakt mit der deutschen Sprache haben, ist es möglich, intensiven Sprachförderbedarf festzustellen, ohne den SETK 3-5 durchzuführen. 5/14

Ergebnisse der Sprachstandsdiagnostik ESU 2016 Insgesamt wurde bei 2076 Kindern, die eine Regelkindertageseinrichtung im Landkreis Rastatt oder in Baden-Baden besuchen, eine Einschulungsuntersuchung (Schritt 1) mit Sprachstandsdiagnostik durchgeführt*. 533 Kinder hiervon wurden mit dem SETK 3-5 getestet, dies sind 25,7 %. Intensiver Sprachförderbedarf bestand nach den Kriterien der Einschulungsuntersuchung bei insgesamt 480 von 2076 Kindern, dies sind 23,1 % (95%- Konfidenzintervall: 21-25 %). Die Ergebnisse der Sprachstandsdiagnostik in den Einschulungsjahrgängen 2010 bis 2014 und 2016 unterscheiden sich, wenn man unser gesamtes Untersuchungsgebiet betrachtet, kaum: Zahl der untersuchten Kinder Kinder mit intensivem Sprachförderbedarf In Prozent Jahrgang 2010 2270 498 21,9 % Jahrgang 2011 2237 517 23,1 % Jahrgang 2012 2136 486 22,8 % Jahrgang 2013 2097 495 23,6 % Jahrgang 2014 2141 449 21,0 % Jahrgang 2016 2076 480 23,1 % * Zusätzlich wurden 36 Kinder untersucht, die keinen Kindergarten, einen auswärtigen Kindergarten, oder den Schulkindergarten für sprachauffällige Kinder Iffezheim besuchten. 6/14

Sprachförderbedarf regional Unsere Befunde hinsichtlich intensiven Sprachförderbedarfs, aufgeschlüsselt nach Gemeinden, finden sich in der folgenden Tabelle: Ort der Kindertageseinrichtung Kinder insgesamt Intensiver Sprachförderbedarf In Prozent 95 % - Konfidenz- Intervall Stadtkreis Baden-Baden 338 95 28,1 23-33 Landkreis Rastatt 1738 385 22,1 20 24 Rastatt 399 171 42,9 38 48 Au am Rhein, Bietigheim, Elchesheim-Illingen 115 12 10,4 4 16 Durmersheim 90 8 8,9 2 15 Steinmauern, Ötigheim, Muggensturm 109 20 18,3 11 26 Iffezheim, Kuppenheim, Bischweier 142 21 14,8 9 21 Hügelsheim 50 24 48,0 33 63 Sinzheim 91 20 22,0 13 31 Rheinmünster, Lichtenau 107 10 9,3 3 15 Bühl 228 39 17,1 12 22 Bühlertal, Ottersweier 84 9 10,7 4 18 Gaggenau 178 28 15,7 10 21 Gernsbach 81 19 23,5 14 33 Loffenau, Weisenbach, Forbach 64 4 6,3 0 13 Summe 2076 480 23,1 21-25 Zu beachten ist: Diese Zahlen betreffen nur den Jahrgang der Einschulungsuntersuchung. Betrachtet man die Altersspanne von 3 bis 6 Jahren, dann ist die absolute Zahl der Kinder mit intensivem Sprachförderbedarf in den Kindertageseinrichtungen auf das Drei- bis Vierfache zu schätzen. 7/14

Der Anteil von Kindern, die intensive Sprachförderung benötigen, ist regional und von Einrichtung zu Einrichtung sehr verschieden. Die Angabe von Durchschnittsergebnissen stellt das Problem der vorschulischen Sprachförderung daher nur unzureichend dar. Es gibt Kindergärten, in denen bei keinem Kind intensiver Förderbedarf festgestellt wurde, aber es gibt auch Einrichtungen, in denen sogar bei der Mehrzahl der Kinder (in einer Einrichtung bei allen) intensive Fördermaßnahmen empfohlen werden mussten. Unter Letzteren befinden sich besonders Kindertageseinrichtungen mit einem hohen Anteil von Eltern mit Migrationshintergrund und/oder Einrichtungen in sozialen Brennpunkten. Diese Häufung von Sprachproblemen lässt sich auch mit folgenden Zahlen belegen: 60 % der Kinder mit intensivem Sprachförderbedarf werden in nur 27 % der Kindertageseinrichtungen im Landkreis Rastatt und Stadtkreis Baden-Baden betreut (ESU 2016). Eine genauere Verteilung zeigt die nebenstehende Graphik: 8/14

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Sprachstandserhebung bei Mehrsprachigkeit Die Sprachstandserhebung der ESU untersucht ausschließlich Sprachkompetenz in deutscher Sprache. Es ist deshalb zu erwarten, dass Kinder, die Deutsch als Zweitsprache lernen oder die mehrsprachig aufwachsen, häufiger in unserer Untersuchung auffallen und bei ihnen intensive Sprachförderung empfohlen wird. Unsere Zahlen bestätigen dies (ESU 2016). Die Angaben zur Familiensprache beruhen auf der Selbsteinschätzung der Eltern in den Fragebögen oder im Gespräch mit den Mitarbeitenden des ESU-Teams: Familiensprache (nach Angabe der Eltern) Zahl der untersuchten Kinder Kinder mit intensivem Sprachförderbedarf In Prozent Nur Deutsch 1359 150 11 % Deutsch und andere Sprache(n) Nur andere Sprache(n), nicht Deutsch 482 175 36 % 235 155 66 % Auch in deutschsprachigen Familien finden sich Kinder mit intensivem Sprachförderbedarf. Immerhin 150 Kinder (31 %) von allen Kindern mit intensivem Sprachförderbedarf werden ausschließlich deutschsprachig erzogen. Hierunter finden sich insbesondere Kinder mit Sprachentwicklungsverzögerungen oder -störungen unterschiedlicher Ursachen (Hörstörungen; spezifische Sprachentwicklungsstörung; mangelnde Förderung etc.). Die mehrsprachig oder fremdsprachig aufwachsenden Kinder in unserem Untersuchungsgebiet konzentrieren sich erwartungsgemäß vor allem in den Städten. Während ihr Anteil in den kleineren Gemeinden des Landkreises Rastatt (<20.000 Einwohner) nur 25,2 % beträgt, sind es in Bühl, Gaggenau, Rastatt und Baden-Baden deutlich mehr. In Rastatt liegt der Anteil mehrsprachig oder fremdsprachig aufwachsender Kinder seit 2013 stabil bei 50% oder darüber mit steigender Tendenz (siehe folgende Graphik). Hierin spiegelt sich wider, dass in den vergangenen Jahren viele Menschen vor allem aus Süd- und Osteuropa in die Region gezogen sind. Die seit 2015 stark angestiegene Zahl von Flüchtlingen hat sich in diesem Untersuchungsjahrgang noch nicht bemerkbar gemacht. Jedoch ist davon auszugehen, dass bereits jetzt mit neu in die Kindertageseinrichtungen aufgenommenen Flüchtlingskindern der Bedarf an qualifizierter Sprachförderung weiter angestiegen ist, und zwar nicht nur in den Städten, sondern auch in den kleineren Gemeinden des Landkreises. 10/14

In der Stadt Rastatt hat in den vergangenen Jahren die Zahl der Kinder mit intensivem Sprachförderbedarf auch deutlich zugenommen (in der folgenden Graphik im Vergleich zu Baden-Baden). Diese Entwicklung stellt viele der von uns besuchten Kindertageseinrichtungen vor besondere Herausforderungen. 11/14

Erreichen die Sprachförderprogramme die Kinder, für die sie bestimmt sind? Die verschiedenen Sprachförderprogramme werden im nachstehenden Kasten erläutert. Intensiver Sprachförderbedarf: Die Kriterien hierfür wurden bereits auf Seite 5 dargestellt. Intensive Sprachförderung: Die Durchführung bestimmter, vom Land Baden-Württemberg bezuschusster Programme in der Kindertageseinrichtung wird als intensive Sprachförderung bezeichnet. Diese geht über die allgemeine Sprachförderung nach dem Orientierungsplan 1 hinaus. Der Oberbegriff für die vom Land geförderten Programme ist SPATZ (Sprachförderung für alle Tageseinrichtungen für Kinder mit Zusatzbedarf). Die verschiedenen Förderwege heißen: ISK (intensive Sprachförderung im Kindergarten) oder SBS (Singen Bewegen - Sprechen) 2. Voraussetzung ist, dass die durchführenden Fachkräfte eine entsprechende Fortbildung abgeschlossen haben. Die Landesmittel müssen jährlich beantragt und ein Verwendungsnachweis geführt werden. Für einen finanziellen Zuschuss durch das Land Baden-Württemberg zu einem intensiven Sprachförderprogramm war zum Zeitpunkt unserer Umfrage Bedingung, dass mindestens 3 förderberechtigte Kinder an der Gruppe teilnehmen. Ein weiteres intensives Sprachförderprogramm ist der Verbund Rastatter Sprachbewegung im Primärbereich, an dem acht Kindertageseinrichtungen, das staatliche Schulamt Rastatt und von wissenschaftlicher Seite die Pädagogischen Hochschulen Weingarten und Heidelberg teilnehmen. Der Verbund ist Teil des bundesweiten Forschungs- und Entwicklungsprogramms Bildung durch Sprache und Schrift (BISS) 3. Weitere Fördermittel gibt es aus dem Programm Schwerpunkt-Kitas Sprache und Integration der Bundesregierung, das Einrichtungen fördert, die auch Kinder unter drei Jahren betreuen. An diesem Programm nehmen zur Zeit 13 Kindertagesstätten in unserem Einzugsgebiet teil. Die Fortführung dieses Programms heißt seit dem 1.1.2016 Sprachkitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist 4. Im Sommer 2015 hat das Gesundheitsamt Rastatt mittels einer Umfrage für alle Kindertageseinrichtungen, deren Kinder in der ESU untersucht werden, die Organisation der Sprachförderung erhoben. 1 Orientierungsplan für Bildung und Erziehung in baden-württembergischen Kindergärten und weiteren Kindertageseinrichtungen, 2011, siehe www.kindergarten-bw.de 2 Siehe www.kindergaerten-bw.de/spatz 3 Siehe www.biss-sprachbildung.de 4 Siehe www.sprach-kitas.fruehe-chancen.de/ 12/14

Wir haben gefragt, ob überhaupt Sprachförderung in der Einrichtung angeboten wird (zumindest im Sinne des Orientierungsplans), ob intensive Sprachförderung angeboten wird, und wenn ja, ob von internen Erzieherinnen mit Zusatzqualifikation oder von externen Fachkräften, ab welchem Alter die spezielle Sprachförderung beginnt (ab 3, 4 oder 5 Jahren). Aufgrund unserer Umfrage und der ESU-Ergebnisse haben wir für diese Berichterstattung zusammengestellt, ob und in welcher Form Kinder mit intensivem Sprachförderbedarf tatsächlich über die erwähnten Programme im Schuljahr 2015/16 Förderung erhalten. Ort der Kindertageseinrichtungen Stadtkreis Baden-Baden Landkreis Rastatt Zahl der Kindertageseinrichtungen Einrichtungen mit intensiver Sprachförderung Kinder mit intensivem Sprachförderbedarf Kinder, die in ihrer Einrichtung intensive Sprachförderung erhalten Prozentzahl der intensiv geförderten Kinder 25 16 95 85 89% 103 53 385 260 68% davon: Rastatt 19 13 171 135 79% Au am Rhein, 4 2 12 6 50% Bietigheim, Elchesheim- Illingen Durmersheim 4 1 8 3 38% Steinmauern, 5 3 20 8 40% Ötigheim, Muggensturm Iffezheim, 8 2 21 7 33% Kuppenheim, Bischweier Hügelsheim 3 2 24 18 75% Sinzheim 6 1 20 7 35% Rheinmünster, 8 5 10 9 90% Lichtenau Bühl 16 10 39 27 69% Bühlertal, 5 2 9 6 67% Ottersweier Gaggenau 13 7 28 21 75% Gernsbach 6 4 19 12 63% Loffenau, 6 1 4 1 25% Weisenbach, Forbach Summe 128 69 480 345 72% 13/14

Während wir 2014 feststellen mussten, dass nur 62% der Kinder intensive Sprachförderung erhielten, sind es mittlerweile 72% der Kinder mit intensivem Bedarf. Auch hier muss wieder mitbedacht werden, dass Sprachförderung bereits ab 3 Jahren beginnen kann. Es geht also nicht nur um die 135 Kinder in diesem Jahrgang, die noch keine Sprachförderung erhalten, sondern schätzungsweise um 400 Kinder, die aktuell zusätzlich gefördert werden könnten. Es besteht damit noch ein großes Potential zusätzlicher Fördermöglichkeiten, das bisher nicht abgerufen wird. Angesichts der Bedeutung, die die frühe sprachliche Bildung für die allgemeine Entwicklung der Kinder und ihren späteren Schulerfolg hat, und angesichts der pädagogischen Herausforderungen durch eine hohe Zahl von Kindern, die Deutsch als Zweitsprache erwerben, muss darauf geachtet werden, dass Kinder mit entsprechendem Bedarf Zugang zu kompetenter Sprachförderung erhalten. Es ließe sich vermuten, dass nur kleinere Einrichtungen mit wenigen zu fördernden Kindern auf die intensiven Sprachförderprogramme verzichten. Dies trifft aber nicht zu: Von den 135 Kindern, die intensiven Sprachförderbedarf haben, aber keine derartige Förderung erhalten, besuchen 107 Kinder (78%) Kindertageseinrichtungen, die Fördermittel beantragen könnten, weil bei ihnen jeweils für mindestens 3 Kinder intensiver Sprachförderbedarf festgestellt wurde. 14/14