Kinder und Jugendliche in der Klinik Welcher Hilfebedarf ergibt sich danach? LvkE Fachgespräch München 10.12.2015 Dr. Stephan Springer springer@klinikhochried.de
2 Es liegen keine Interessenkonflikte vor. Verwendet wurden folgende Veröffentlichungen: 1) Beck N. Jugendhilfebedarf nach (teil)stationärer kinder- und jugendpsychiatrischer Behandlung: Eine deskriptive Analyse. Abschlussbericht des Autors: 1-18 2) AGJ Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe: Junge Menschen an der Schnittstelle von Kinder- und Jugendpsychiatrie und Kinder- und Jugendhilfe Empfehlungen der AGJ zur Entwicklung gemeinsamer Eckpunkte der Zusammenarbeit beider Systeme. Berlin September 2015: 1-17
3 stationäre medizinische Angebote
4 stationäre medizinische Angebote KJPP Reha Kinderheilbehandlung Reha Langzeitrehabilitation
5 stationäre medizinische Angebote KJPP 40 Kliniken in Bayern Stationen Tageskliniken Institutsambulanzen Kostenträger Krankenversicherung Behandlungsdauer variabel Notfallversorgungsauftrag
6 stationäre medizinische Angebote Reha Kinderheilbehandlung 35 Kliniken in Deutschland; 1.000.000 Behandlungstage im Jahr 5 Kliniken mit ca. 700 Betten in Bayern Behandlungsdauer Jugendliche allein = 6 Wochen Behandlungsdauer Kinder mit Begleitpersonen =4 Wochen überregionale Zuweisung Nachsorge überregional schwierig 25 % psychiatrische Hauptdiagnosen viele Patienten aus Jugendhilfemaßnahmen/ mit JH-Bedarf Belegung durch Jugendhilfe möglich
7 stationäre medizinische Angebote Reha Langzeitrehabilitation 3 Spezialeinrichtungen in Deutschland (ca. 50 Plätze) variable Behandlungsdauer 1 1,5 Jahre Schwerpunktdiagnosen: Psychosen, Depressionen, Persönlichkeitsstörungen Überleitung immer in Anschlussmaßnahmen intensiver Jugendhilfebedarf Netzwerk e mit stationären Jugendhilfeeinrichtungen
8 stationäre medizinische Angebote Anforderungen an stat. med. Einrichtungen wachsende Inanspruchnahme KJPP wachsende Inanspruchnahme psychosomatischer Reha Zunahme psychiatrischer Erkrankungen in Reha Zunahme Patienten aus Jugendhilfe-Einrichtungen Zunahme Patienten mit Jugendhilfe-Bedarf Verkürzung der Behandlungsdauer aufgrund Abrechnungssystemen
9 Patienten der KJPP
Aufenthaltsdauer KJPP (1) 40% Aufenthaltsdauer (teil)stationärer KJPP-Patienten 2013 (n=2016) 10 35% 30% 25% 20% 15% Aufenthaltsdauer (teil)stationärer KJPP- Patienten (n=2016) 10% 5% 0% bis 1 Mon bis 1/4 J bis 1/2 J bis 1 J
11 Aufenthaltsdauer KJPP (1) Aufnahmeart regulär 59 % Notfall 40 % andere 1 % Aufenthaltsdauer vollstationär 48,9 Tage (SD 48,7) teilstationär 108 Tage (SD 70,4) männlich 73,3 Tage (SD 64,0) weiblich 53,7 Tage (SD 58,5)
12 Diagnosen Achsen I und II (1) Achse I neurotische, Belastungs u.a. störungen (F4) 23,7 % hyperkinetische Störungen (F90) 18,7 % affektive Störun gen (F3) 18,4 % Achse II Sprachstörungen (F80) 8,5 % schulische Störungen (F81) 7,5 andere Entwicklungsstörungen (F82, F83) 13 %
Diagnosen Achse V (1) Familiäre Situation 13 Familie andere abnorme familiäre Situation alleinerziehend 3 % 11 % KE mit neuem Partner stat. JH-Maßnahme Pflegefamilie indiziert erneut (teil-stat.) JH-Bedarf sonstige
Diagnosen Achse V (1) 14 30% 25% 20% 15% 10% 5% kumulierte abnorme psychosoziale Umstände 1 2 3 4 5 6 0% JH indiziert
15 stationäre KJPP stationäre Jugendhilfe
Vorbehandlung (1) 16 JH vor KJP 16% 15% andere stationär teilstationär ambulant keine JH JH vor KJP
Nachbehandlung (1) indizierte JH-Maßnahmen 70,5 % keine JH 29,5 % 17 19,5% 13,5% 13,1% 14,5% 22,2% 17,6% stat. HZE 35a stat. Erziehungsb. SPFH andere amb. sonstige stationäre KJPP indiziert 55 % stat. JH (und 37 % ambulant) teilstationäre KJPP indiziert 22 % teilstationäre JH (und 52 % ambulant)
Wahrscheinlichkeit stat. JH-Maßnahmen (1) 18 30% 25% 20% 15% 10% 5% 0% 12% Wahrscheinlichkeit stat. JH abhängig von Anzahl abnormaler psychosozialer Umstände 17% 22% 23% 1 2 3 4 > 4 27% Wahrscheinlichkeit stat. JH abhängig von Anzahl abnormaler psychosozialer Umstände
19 Übergang KJPP JH
20 Umsetzung JH-Maßnahmen (1) alle (teil)stationären KJPP-Patienten nachstationär umgesetzte JH-Maßnahmen 33 % Patienten mit indiziertem JH-Bedarf alle 47 % stationäre KJPP 45 % teilstationäre KJPP 53 %
21 Anforderungen an JH-Maßnahmen (1) inhaltliche Anforderungen an JH Psychotherapie 75 % familienersetzende Maßnahmen 32 % Pharmakotherapie 26 % Elternarbeit 19 % stat. JH mit E-Schule 18 % strukturelle Anforderungen an die JH stat. Neumaßnahmen 36 % darunter komplette JH-Neufälle 26 %
22 Hilfeplanverfahren (1) Zeitpunkt zeitgerecht 65 % nicht eröffnet 32 % zu spät 3 % Maßnahmen Übereinstimmung KJPP - JA 67 % Abweichung Jugendamt 14 % Abweichung Eltern 9 % Abweichung Eltern und JA 10 %
23 Systemunterschiede KJPP JH (2) Fallansatz der JH führt zu Hilfeplan Hilfen alltagsbezogen aber: zu wenige spezialisierte Einrichtungen diagnosegeleiteter Ansatz der KJPP ist auch fallorientiert ist multiaxial (MAS-Achsen) ist auch umfeldorientiert (Achse V) Hilfevorschläge sowohl extern als auch alltagsbezogen
24 Probleme der KJPP bei Übergängen (2) Schule nach KJPP geringe Flexibilität des Regelschul-Systems bei hoher Flexibilität der Akteure Inanspruchnahme der KJPP keine neuen Diagnosen aber verstärkte Inanspruchnahme Inanspruchnahme durch UMF psychisch kranke Eltern Wunsch- und Wahlrecht in der JH bedingt oft Abweichung von Vorschlägen zu Maßnahmen
25 Probleme der KJPP bei Übergängen (2) Jugendamt Hilfeplanung Jugendhilfe Finanzierung von Übergangsmaßnahmen nahtloser Übergang in die JH Verständnis für umschriebenen Auftrag KJPP Verständnis für Notaufnahmekriterien Verständnis für Unterschied pädagogischer und psychiatrischer Krisen Problem der fehlenden gemeinsamen Sprache von Jugendhilfe, KJPP und Schule
26 Fazit Vom Kind aus denken!
27 Fazit - Bedarf der KJPP Integrierte Hilfen ambulante KJPP während stat. JH-Maßnahme ambulante JH-Maßnahmen während stat. KJPP bei psychisch kranken Eltern Hilfeplanung gemeinsam mit KJPP Flexibilität bei veränderten Folgemaßnahmen Flexibilität bei Doppelmaßnahmen
28 Fazit - Bedarf der KJPP Spezialeinrichtungen nach Langzeitrehabilitation für Diagnosen F20 und F84 mit integrierten KJPP-JH-Angeboten (gemischte Settings) Kostenübernahme des Jugendamts für Stellungnahmen für Übergangsmaßnahmen Umgang mit Abbrüchen Fortsetzung ambulanter JH Fortsetzung ambulanter KJPP
29 Fazit - Bedarf der KJPP und JH ist realisierbar durch: Zusammenarbeit als Selbstverständnis der KJPP und JH Entwicklung von Handlungsleitlinien Verbindlichkeit in der Kooperation auf Leitungsebenen (kommunal und überregional)
30 Schlussfazit vom Kind aus denken Rechtzeitigkeit der Hilfen Gemeinsame Planung von Hilfen Verlässlichkeit während der Planung Verbindlichkeit erarbeiteter Perspektiven Gemeinsame Elternarbeit Transparenz und Partizipation für und mit Familien Beziehungskontinuität
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