5 Inhalt Vorwort des Herausgebers.......................................................7 Einleitung...................................................................... 9 1 Was ist eine gute Schule?.................................................. 11 2 Was ist Schul- und Qualitätsentwicklung und wozu dient sie?................ 13 3 Prozesse und Rollen in der Schul- und Qualitätsentwicklung.................. 15 3.1 Steuerung der Schul- und Qualitätsentwicklung....................... 15 3.2 Die Phasen des Schulentwicklungsprozesses..........................16 3.3 Instrumente der Qualitätsentwicklung................................ 17 3.4 Qualitätsstandards: Formulierung und Messung.......................18 3.5 Zertifizierte Schulqualität........................................... 19 4 Lernendenfeedback....................................................... 21 4.1 Feedbackregeln und weitere Tipps zum Einholen von Feedback.......... 21 4.2 Prozessqualitäten Unterricht im Zentrum des Feedbacks...............23 4.3 Lernendenfeedback: Prozessablauf...................................23 4.4 Feedbackinstrumente.............................................. 24 5 Kollegiale Zusammenarbeit und kollegiales Feedback....................... 30 5.1 Neun Formen der kollegialen Zusammenarbeit....................... 30 5.2 Kollegiale Hospitation............................................... 31 5.3 Kollegiales Unterrichtscoaching..................................... 36 5.4 Unterrichtsteams.................................................. 36 5.5 Fallbesprechungen..................................................37 5.6 Arbeit in themenorientierten Lerngruppen........................... 38 5.7 Lernendenbefragungsgruppen...................................... 39 5.8 Lehr-Portfolio mit Feedback........................................ 40 5.9 Vorbereitungs- und Reflexionsgruppe................................ 40 5.10 Gemeinsame Unterrichtsvorbereitung................................41 6 Standortbestimmung Im Lehrberuf gesund bleiben........................ 43 6.1 Strukturierte Standortbestimmung.................................. 43 6.2 Burn-out bei Lehrpersonen......................................... 44 6.3 Coaching.......................................................... 45
6 7 Weiterbildung............................................................47 7.1 Weiterbildung und Schulentwicklung.................................47 7.2 Formen von Weiterbildung...........................................47 7.3 Transfer von Weiterbildungsinhalten in den Schulalltag................ 49 7.4 Ermittlung und Planung des Weiterbildungsbedarfs................... 50 8 Perspektiven............................................................. 51 8.1 Implementierung des «Qualitätsgedankens» im Bildungswesen......... 51 8.2 Aufbau eines Unterstützungssystems für Schulentwicklung............. 51 8.3 Abstimmung der schulinternen Weiterbildung auf Ziele der Schulentwicklung............................................... 52 8.4 Partizipation der Lehrpersonen in Entscheidungsprozessen.............52 Tabellenverzeichnis............................................................53 Abbildungsverzeichnis.........................................................53 Literatur...................................................................... 54
7 Vorwort des Herausgebers Hausapotheke? Man denkt an Schnittwunden, Kopfschmerzen, Sodbrennen; an Halswehpastillen, Jod und Leukoplast vielleicht auch an Baldrian, wenn die Nerven flattern. Unsere «didaktischen Hausapotheken» haben aber mehr zu bieten als Pülverchen und Pflästerchen für den Unterrichtsnotfall. Jedes Heft greift aktuelle Fragen und Themen aus Unterrichtspraxis und Schulalltag auf und liefert dazu eine Mixtur aus nützlichem Hintergrundwissen, Anstössen zur Reflexion und praktischen Anwendungsbeispielen. Immer sind unsere didaktischen Hausmittelchen gezielt in Hinblick auf die wichtigsten Kompetenzen dosiert, die Sie in Ihrer Unterrichts- und Ausbildungstätigkeit benötigen, bezogen auf die typischen Handlungsfelder* einer Lehrperson (vor allem in der beruflichen Bildung). Keine schnellwirkenden Pillen also, sondern Anleitungen zur Selbsthilfe bei der Entwicklung der eigenen Berufskompetenz. Dieses Heft beleuchtet ein Handlungsfeld, das Lehrpersonen oft gerne ausblenden würden, um sich voll auf ihr eigentliches Kerngeschäft, den Unterricht, zu konzentrieren. Es ist aber auch ein Feld, das heute zum Berufsbild und Aufgabenbereich jeder Lehrperson gehört. Wer die Schul- und Qualitätsentwicklung einmal für sich entdeckt hat, vielleicht aufgrund der Erfahrung, dass sich mit ihren Methoden (z. B. systematisch eingeholtes Lernendenfeedback, kollegiales Unterrichtscoaching, Zusammenarbeit über die Fächergrenzen hinweg usw.) der eigene Unterricht oder das Arbeitsklima im Team tatsächlich verbessern, die eigenen Kompetenzen erweitern lassen, der oder die wird ihre Mittel nicht missen wollen. Die Schulen sind ständig auf der Suche nach Lehrpersonen, die in diesem Bereich über erweiterte Kompetenzen verfügen. Für sie alle stehen in diesem Heft Anregungen und Anleitungen bereit. Wertvoll, über alle Bildungsstufen hinweg, sind nicht zuletzt die zahlreichen praxisbewährten Instrumente und Checklisten, die Hilfe bei der eigenen Entwicklungsarbeit bieten eine Rezeptologie im besten Sinne des Wortes. Christoph Städeli Leiter der Abteilung Sekundarstufe II/Berufsbildung Pädagogische Hochschule Zürich * Die Ausbildungen an der PH Zürich beruhen auf einem von unseren Teams entwickelten Modell, das die Tätigkeit von Berufsbildungsverantwortlichen in zehn Handlungsfelder und knapp vierzig wesentliche Kompetenzen aufgliedert. Ein Übersichtsdokument zu den Handlungsfeldern und Kompetenzbeschreibungen finden Sie auf der Website der PH Zürich (www.phzh.ch/sek2 > Zehn Handlungsfelder). Das Gerüst der zehn Handlungsfelder, je in eine prägnante Formel verpackt, ist auch auf dem Heftrücken der «Didaktischen Hausapotheken» abgedruckt. In diesem Heft liegt der Fokus auf den Handlungsfeldern 8 und 9: «Berufliches Handeln reflektieren und weiterentwickeln» und «Zusammenarbeit pflegen».
9 Einleitung Zur Bedeutung von Schul- und Qualitätsentwicklung für Lehrpersonen und zum Aufbau dieses Buchs Schul- und Qualitätsentwicklung ist aus Schulen nicht mehr wegzudenken; das gilt für Berufs- und Mittelschulen ebenso wie für Schulen der Primarstufe und der Sekundarstufe I. Ziel ist es, die Schulqualität zu fördern und zu verbessern, womit nicht nur einem gesetzlichen Auftrag, sondern vor allem auch einer öffentlichen Erwartung (der Lernenden, Eltern, Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber usw.) entsprochen wird. Denn erst durch qualitativ hochstehende Lernprozesse auf der Ebene der Schulen und anderer Bildungsanbieter können die Investitionen in Bildung (d. h. die Zeit, die von Lernenden aufgewendet wird, und die Mittel der öffentlichen Hand, der Eltern und der Privatwirtschaft) ihre Wirkung entfalten. Die Mehrheit der Lehrpersonen kommt mit Fragen der Schul- und Qualitätsentwicklung in Berührung, ist von ihnen «betroffen»; viele beteiligen sich im Auftrag der Schulleitung aktiv an entsprechenden Projekten oder führen sie eigenständig durch. Nicht immer erfahren Lehrpersonen diese Arbeit als Gewinn, möchten sie sich doch möglichst auf ihr «Kerngeschäft», den Unterricht, konzentrieren. Doch die Beteiligung an Schul- und Qualitätsentwicklung gehört mittlerweile zum Berufsbild und also auch zum Auftrag von Lehrpersonen. Dies zeigt sich in der Schweiz etwa bei der Kategorie von Lehrpersonen «mit besonderen Aufgaben» (mba). Sie sind grundsätzlich dazu verpflichtet, einen Teil ihrer Arbeitszeit in zusätzliche Aufgaben zu investieren, die auch die Schul- und Qualitätsentwicklung betreffen können. Es gibt aber auch viele Lehrpersonen, die die Schul- und Qualitätsentwicklung für sich entdecken, etwa weil sie sehen, dass sich mit einzelnen Methoden (z. B. Feedback von Lernenden oder Kolleginnen und Kollegen) Unterricht wirkungsvoller gestalten lässt. Andere haben erlebt, dass ein Schulentwicklungsprojekt effektiv das Arbeitsklima verbessern konnte. Wieder andere betrachten Schul- und Qualitätsentwicklung als Möglichkeit, Erfahrungen im Team zu sammeln und gemeinsame Projekte zu planen und umzusetzen, oft auch über Fachgruppen und Abteilungen hinaus. Viele Lehrpersonen sehen die Beteiligung an der Schul- und Qualitätsentwicklung auch als Weg, sich zusätzliche Kompetenzen zu erschliessen, sei es zu schulischen Themen (z. B. Lehrplanentwicklung, Qualifikationsverfahren), sei es zu Themen, die auch in der Privatwirtschaft oder in der Verwaltung von Bedeutung sind (z. B. Projekt- und Qualitätsmanagement). Für sie alle hält dieses Heft Denkanstösse und eine Reihe von praktischen Instrumenten bereit, die sie in diesem Feld anwenden können.
11 1 Was ist eine gute Schule? Schul- und Qualitätsentwicklung ist auf die Sicherung und Förderung der Qualität von Schulen ausgerichtet. Doch was ist das überhaupt, eine «gute Schule»? Die Unterscheidung von Qualitätsbereichen und Qualitätsdimensionen, wie Landwehr und Steiner (2007) sie vorgeschlagen haben (vgl. Tabelle 1), erlaubt es, sich einer Antwort auf diese Frage anzunähern. Tabelle 1: Qualitätsbereiche und -dimensionen nach Q2E Qualitätsbereiche Inputqualitäten Prozessqualitäten Schule Prozessqualitäten Unterricht Outcomequalitäten 1 Qualitätsdimensionen und Elemente Rahmenvorgaben und strategische Vereinbarungen Angebotene Bildungsgänge, Bildungsverordnung und Bildungsplan, Schullehrpläne, unterrichtsorganisatorische Rahmenbedingungen Personelle und strukturelle Voraussetzungen Personelle Strukturen, Anstellungsbedingungen, Aufgabenverteilung und Kompetenzen, zeitliche Ressourcen, Zusammensetzung der Schülerschaft, Grösse der Schule, Schulstandort, Trägerschaft (öffentlich oder privat) Materielle und finanzielle Ressourcen Infrastruktur und Einrichtungsqualität, Bewirtschaftungskosten, Rechnungsführung Schulführung Führungsstil/Leadership, Entscheidungsprozesse, Konferenz- und Sitzungsleitung, Personalentwicklung Schulorganisation und -administration Formalisierte Informations- und Kommunikationsprozesse, institutionalisierte Zusammenarbeit unter den Lehrpersonen, Pensenverteilung und Stundenplanung Schulkultur und kollegiale Zusammenarbeit Gemeinsame pädagogische Orientierung, Identifikation mit der Schule, persönliches Wohlbefinden/Umgang mit Belastung, Kommunikationskultur, Einbezug der Lernenden ins Schulleben, Öffnung nach aussen/pflege der Aussenkontakte, z. B. mit Betrieben, ük-zentren usw. Soziale Beziehungen und Klassenführung Beziehung zwischen Lehrpersonen und Lernenden, Klassenführung, Beziehungen zwischen den Lernenden Lehr- und Lernarrangement Unterrichtsinhalte, Unterrichtsplanung, Gestaltung der Lehr- und Lernprozesse, Förderung von Schlüsselqualifikationen, individuelle Förderung Prüfen und Beurteilen Prüfungs- und Beurteilungskonzept, Funktion der Leistungsbeurteilung im Lehr-Lern-Prozess, Prüfungsgestaltung, Notengebung, Selbstbeurteilung Zufriedenheit der Lernenden, Schul- und Laufbahnerfolg Schulinterner Promotionserfolg, Übereinstimmung mit laufbahnrelevanten Anforderungen, Erfolg der Absolventinnen und Absolventen in weiterführenden Schulen und in der beruflichen Laufbahn Nach Landwehr & Steiner (2007) 1 1 Die von Landwehr und Steiner vorgenommene Unterscheidung zwischen Output- und Outcomequalitäten haben wir hier nicht übernommen.
12 Zentrale Bedeutung haben die «Prozessqualitäten Unterricht». Selbstverständlich trägt «guter Unterricht» wesentlich dazu bei, dass Lernende die Kompetenzen erwerben, die sie sich aneignen sollen. Unterricht findet jedoch im sozialen Kontext der Schule («Prozessqualitäten Schule») statt, der wiederum von unterschiedlichen «Inputqualitäten» beeinflusst wird. Gleichzeitig wird deutlich, dass zur Beurteilung von Schulqualität auch Outcomes, etwa Schulresultate, in den Blick genommen werden müssen. Je nach Optik fokussieren wissenschaftliche Studien oder Evaluationen bei der Beurteilung von Schulqualität auf ausgewählte Qualitätsbereiche und -dimensionen. Gleichzeitig ist die Qualität von Schule aber eigentlich kaum objektivierbar, denn die Beurteilung von Schulqualität ist abhängig vom Zweck, den unterschiedliche Akteure mit Schule verbinden (vgl. Tabelle 2). Tabelle 2: Zweck von Schulen aus unterschiedlichen Perspektiven Zweck für die Lernenden Gesellschaftlicher Zweck Zwecke für die Betriebe, die «Wirtschaft» Zweck für die Lehrpersonen Zweck für (private) Träger Kompetenzerwerb Erwerb einer Qualifikation (z. B. eidgenössisches Fähigkeitszeugnis, gymnasiale Maturität) Zugang zum Arbeitsmarkt Zugang zu weiterführenden Aus- und Weiterbildungen Soziale Integration (Staat/Familie/weiteres soziales Umfeld) Qualifizierung für den Arbeitsmarkt Überlieferung zentraler kultureller Werte Soziale Auswahl («Selektions- und Allokationsfunktion») Qualifizierung für die Arbeitswelt Einkommenserwerb Berufliche Erfüllung Finanzieller Gewinn Entsprechend ist eine Schule unseres Erachtens vor allem dann als gute Schule zu betrachten, wenn sie es schafft, die Erwartungen der zentralen Anspruchsgruppen längerfristig zu erfüllen.