Aktivität und Partizipation standardisiert erfassen: das Assessment of Motor and Process Skilss (AMPS) und seine Anwendung in Mitteleuropa



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Transkript:

Gesundheit Institut für Ergotherapie Aktivität und Partizipation standardisiert erfassen: das Assessment of Motor and Process Skilss (AMPS) und seine Anwendung in Mitteleuropa Gantschnig B.E., Page, J. & Fisher, A. Bild 28.4 cm x 8 cm Bild mit rechter Maustase anklicken Reihenfolge in den Hintergrund verschieben

Hintergrund Menschen mit Beeinträchtigung haben Probleme in der Durchführung von alltäglichen Handlungen (Barkley, 1998; Dilling & WHO, 2006; American Psychiatric Association, 2000, Merritt & Fisher, 2010) Bedarf diese Probleme zu spezifizieren (Deutsche Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin, 2007) ergotherapeutische Interventionen auf ihre Wirksamkeit hin zu überprüfen (Rodgers, 2005) Assessments 2

Mangel Ergotherapeutischen Assessments auf deutsch, französisch, italienisch Auf Validität überprüft Assessments im Mitteleuropäischen Raum auf Aktivitäts- oder Partizipationsebene, also nicht ausschliesslich Körperfunktionsebene messen (Jobst, 2008; Röse & Seitz, 2008; Schädler et al., 2009; Siebert, et al., 2007) 3

ADL Performance in Children With Mild Disabilities: The Use of the AMPS in Evaluation and Intervention Projektleitung: Prof. Dr. Julie Page, ZHAW ; Brigitte Gantschnig, MScOT, ZHAW Forschungspartnerinnen: Prof. Dr. Anne Fisher, Dr. Ingeborg Nilsson, Umeå University, Schweden Hauptpraxisparter: Ostschweizer Kinderspital andere Praxispartner: EVS, ERGO-Austria, DVE und weitere Ergotherapeutinnen in der Praxis Finanzierung durch den Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (SNF) Projektdauer: 1.2.2010-31.1.2013 (4 Teilstudien) 4

Ziel der ersten Studie Überprüfung der transkulturellen Validität des AMPS für den Einsatz als aktivitätsbasiertes Beobachtungsinstrument im Mitteleuropäischen Raum (Gantschnig, Page & Fisher, 2012) Pia Zanetti (2010) 5

Das AMPS wurde in den 80iger Jahren von Prof. Dr. Anne Fisher entwickelt wird bis heute stetig weiterentwickelt standardisiertes Assessment (Beobachtung) misst die Fähigkeit Alltagshandlungen durchzuführen 36 motorische und prozessbezogen Fertigkeiten 116 standardisierte AMPS Aufgaben, von leicht bis schwer Schulung und Kalibrierung der ErgotherapeutInnen (Fisher & Jones 2012a,b)

Figure: Selected ADL Tasks and ADL Motor and ADL Process Items Included in the Assessment of Motor and Process Skills (AMPS); Easier ADL Tasks Easier ADL Motor Items Easier ADL Process Items Eating a snack with an utensil Brushing teeth Folding a basket of laundry Feeding a cat dry cat food and water Showering Hot cereal & beverage Vacuuming the inside of an automobile Vegetable soup, vegetables sautéed Lifts Moves Transports Grips Bends Coordinates Calibrates Positions Uses Sequences Searches/Locates Gathers Terminates Restores Notices/Responds Accommodates Harder ADL Tasks Harder ADL Motor Items Harder ADL Process Items Zurich Universities of Applied Sciences and Arts, Brigitte Gantschnig 2012 (Gantschnig, Page & Fisher, 2012) 8

Figure: Bewertungsskala der ADL Fertigkeitsitems: Kriterien AMPS Rating Scale Wert Ausführungsqualität Zugehöriges Ergebnis 4 Kompetent Gut Keine Probleme erkennbar 3 Fraglich Unsicher Eventuell Problem 2 Ineffektiv Unerwünschte Nutzung der Zeit Unerwünschte hohe physische Anstrengung Eventuell Gefahr 1 Schwer defizitär Inakzeptable Nutzung der Zeit Inakzeptabel hohe physische Anstrengung Unmittelbare Gefahr für die Sicherheit; Abbruch der Aufgabe Hilfe nötig (Fisher & Jones, 2010, p. 8-8; lizensierte deutsche Übersetzung von Barbara Dehnhardt und Sabine George, 2011, S 76) Zurich Universities of Applied Sciences and Arts, Brigitte Gantschnig 2012

AMPS grafischer Bericht, zu einem Evaluierungszeitpunkt 10

positioniert hält verfolgt Ziel stabilisiert verwendet handhabt 11

Methode Datensatz aus AMPS Datenbank, Ft.Collins, Colorado 1,346 aus Mitteleuropa 144,143 aus Nordamerika, Grossbritanien/Irland, Nordische Länder, Australien/Neuseeland und Asien 3-103 Jahre Gesund und mit vielen verschiedenen Diagnosen Methode Rasch-Analyse mit FACETS Effektgrössen 12

Ergebnisse: Transkulturelle Fehlerquellen Bei keinem der 20 prozessbezogenen Items eines der 16 motorischen Items Richtet Auf ( Aligns ) zeigte eine Logitdifferenz von ±0.55 logits, Differential Item Funcitioning (DIF) Führte nicht zu einer Störung des Messystems, (Differential Test Functioning, DTF) 13

Diskussion Die Fehlerquelle von Richtet Auf ( Aligns ) konnte nicht geklärt werden: Aligns wurde von Mitteleuropäischen (ME) Raterinnen allgemein zu hoch gewertet, d.h. die RaterInnen haben die Qualität der Performanz bei Klienten aus Mitteleuropa besser geratet als bei anderen Klienten im internationalen Vergleich 8 von 117 ME Raterinnen waren Error Raters Anteil an gesunden Personen und mit leichten Beeinträchtigungen war ausgewogen Falsches Verständnis von Richtet Auf ( Aligns )? Kein Unterschied zwischen Gebrauch vom Englischen und Deutschen Manual (Gantschnig, Page & Fisher, 2012) 14

Schlussfolgerung Die transkulturelle Validität des AMPS ist gegeben da alle Messungen in die 95 Konfidenz Linie (CI) fallen Das AMPS ist valide für Mitteleuropa Gantschnig, B. E., Page, J., & Fisher, A. G. (2012). Validity of the Assessment of Motor and Process Skills (AMPS). Journal of Rehabilitation Medicine, 44: 151-157. 15

Ausblick: Phasen des AMPS- Forschungsprojektes 4. RCT 3. Diagnostische Unterschiede 2. interkulturelle Validität bei Kindern von 4-15 Jahren 1. interkulturelle Validität 16

Ergotherapeutinnen in der Praxis in Deutschland, Österreich, Slowenien und der Schweiz Zurich Universities of Applied Sciences and Arts, Brigitte Gantschnig 2010

Kontaktadresse Brigitte Gantschnig, MScOT ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften Departement Gesundheit, Institut Ergotherapie Technikumstrasse 71, Postfach CH-8401 Winterthur Tel: 0041 58 934 63 65 Email: brigitte.gantschnig@zhaw.ch www.zhaw.ch/departement-g/

Referenzen American Psychiatric Association (Ed.). (2000). Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, Text Revision (DSM-IV-TR). (Fourth ed.). Arlinton, VA: American Psychiatric Association. Barkley, R. A. (1998). ADHD - a handbook for diagnosis and treatment. New York: Guilford Press. Deutsche Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin. (2007). Sozialpädiater sind besorgt. Kinderärztliche Praxis, 78(1), 52-53. Dilling, H., & WHO, W. H. O. (2006). Internationale Klassifikation psychischer Störungen: Huber. Fisher, A. G. & Jones, K. B.(2012a). Assessment of Motor and Process Skills. Vol. 2: User Manual (revised 7th ed. Vol. 2). Fort Collins, CO: Three Star Press. Fisher, A. G., & Jones, K. B. (2012b). Assessment of Motor and Process Skills. Vol. 1: Development, standardization, and administration manual ( revised 7th ed. Vol. 1). Fort Collins, CO: Three Star Press. Gantschnig, B. E., Page, J., & Fisher, A. G. (2012). Validity of the Assessment of Motor and Process Skills (AMPS). Journal of Rehabilitation Medicine, 44: 151-157. Jobst, U. (2008). Assessments in der neurologischen Rehabilitation. Bewegungstherapie und Gesundheitssport, 24, 230-234. 19

Referenzen Merritt, B. K., Fisher, A. G., Merritt, B. K., & Fisher, A. G. (2003). Gender differences in the performance of activities of daily living. [Research Support, U.S. Gov't, P.H.S.]. Archives of Physical Medicine & Rehabilitation, 84(12), 1872-1877. Rodgers, S. L. (2005). Common Conditions that Influence Children's Participation. In J. Case-Smith (Ed.), Occupational Therapy for Children (5 ed.). St. Louis: Elsevier Mosby. Röse, K., & Seitz, C. (2008). Ergotherapeutische Betätigungsziele in der Pädiatrie - welche Faktoren beeinflussen deren Vereinbarung in Deutschland? Ergoscience, 3, 47-56. Schädler, S., Kool, J., Lüthi, H., Marks, D., Oesch, P., Pfeffer, A., & Wirz, M. (2009). Assessments in der Rehabilitation (2nd ed. Vol. 1: Neurologie). Bern: Verlag Hans Huber. Siebert, J., Süess-Marz, J., Henkes, I., & Köster, E. (2007). Befundinstrumente der Ergotherapie in der Geriatrie (pp. 1-12). Karlbad: Deutscher Verband der Ergotherapeuten e.v. DVE. Fachkreis Geriatrie. 22