Lesekonzept der Burgwaldschule Wetter Oktober 2006
1. Theoretische Vorüberlegungen Lesen ist eine unserer wichtigsten Kulturtechniken. In vielen Bereichen stellt das Lesen als eine Basiskompetenz die grundlegende Voraussetzung für das Lernen dar. Qualifizierte Lesekompetenz befähigt demnach alle SchülerInnen, das Lesen in unterschiedlichen, für die Lebensbewältigung bedeutsamen Verwendungssituationen einsetzen zu können. Vor diesem Hintergrund möchten wir uns an der Burgwaldschule folgender Formulierung des Begriffes Lesekompetenz anschließen: Lesekompetenz heißt, geschriebene Texte zu verstehen, zu nutzen und über sie zu reflektieren, um eigene Ziele zu erreichen, das eigene Wissen und Potenzial weiter zu entwickeln und am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen (OECD2000). Aus diesen Überlegungen ergeben sich für unser Konzept folgende langfristig zu erreichende Lernziele: Die Schüler sollen... dargestellte Inhalte verstehen können aus geschriebenen Texten gezielte Informationen entnehmen können Inhalte interpretieren können in der Lage sein, Tabellen und Formulare inhaltlich und formal zu bewerten sowie Freude am Lesen entwickeln und zum Lesen motiviert werden. 2. Förderung der Lesekompetenz im Unterricht Die Forschung weist in den letzten Jahren immer deutlicher auf die Heterogenität der GrundschülerInnen hin. Somit ist es unumgänglich, die unterschiedlichen Lern- und Leistungsvoraussetzungen der Kinder auch im Bereich Lesen zu berücksichtigen, zumal der überwiegenden Mehrheit der SchülerInnen das Erlernen dieser Kulturtechnik nicht mühelos zufällt. In folgender Übersicht soll ein Überblick über das Lesen in unserem Unterricht gegeben werden:
individuelle Binnendifferenzierung Klasse Umsetzung im Unterricht Texte Vorgehensweise VK 1 2 Sprechanlässe geben durch Bilderbücher, Bildbetrachtungen, Lieder, Reime und Gedichte Übungen und Spiele zur Förderung der phonologischen Bewusstheit durch Reimübungen mit Bildern, Silbenübungen und einsetzen der Marburger Handzeichen (Vokale) Hören, lauschen, lernen (Würzburger Trainingsprogramm): Unterschiedliche Geräusche erkennen und zuordnen können, verschiedene Spiele, Wort-Bild-Karten Sprechanlässe geben durch Bilderbücher, Bildbetrachtungen, Lieder, Reime, Gedichte und Erzählkreis Silbentraining, Wort- und Reimübungen mit Bildern, Lesespiele auf verschiedenen Lernstufen mittels der Marburger Handzeichen, des Schwinggehens, der Pilotsprache Leselehrgänge mit zugehörigem Übungsmaterial wie z.b. Bild-Wort-Zuordnungen, Lesespiele auf verschiedenen Lernstufen (Dominos, Bingo-Lese-Spiele, Wörter- und Silbenpuzzles, Laut-Hör-Übungen Lesen durch Schreiben (lautierendes Schreiben, lesen, Lesen automatisieren und üben) bei Wort-, Satz- und Textübungen Handzeichen weiterhin nutzen Sinnentnehmendes Lesen üben durch Vorstellen von (Lieblings)-Büchern, lernen und umsetzen von gelesenen Gedichten, zu Texten und Gedichten Bilder malen oder zu Bildern Texte / Gedichte schreiben, gemeinsam Lektüren lesen und Inhalte durch Erzählen, Malen und inhaltl. Fragen aufarbeiten lassen, aus Sachtexten Informationen entnehmen (fächerübergr. Unterricht) Text-Bild-Zuordnungen Wörterbuch-Arbeit kennen lernen und üben eigene Geschichten schreiben und vorlesen / vorstellen Vorschulbücher, Bilderbücher Lese-Mal-Bücher mit steigendem Schwierigkeitsgrad Mini-Lesebücher in unterschiedl. Schwierigkeitsstufen Klassen- und Schülerbücherei eigene, klassenbezogene Texte Arbeitshefte Übungsmaterialien altersgemäße Ganzschriften Klassen und Schülerbücherei eigene, klassenbezogene Texte Lückentexte Gedichte Sachtexte Mini-Lesebücher Arbeitshefte Übungsmaterialien vorlesen singen Bewegungslieder und -übungen Wahrnehmungsübungen vorlesen Nutzung der Schülerbücherei bes. Leseaktivitäten (Lesenächte, Besuch der Stadtbücherei, ) singen Bewegungslieder und -übungen Wahrnehmungsübungen vorlesen Nutzung der Schülerbücherei bes. Leseaktivitäten (Lesenächte, Besuch der Stadtbücherei, ) Bewegungslieder und -übungen singen Wahrnehmungsübungen Lernstandsfeststellung Sprachüberprüfung der fünf- bis sechsjährigen Kinder (Ende Sept.- Anfang Okt.) Sprachüberprüfung (siehe oben) Ende Kl. 1 Diagnostik für Leseambulanz (Mai-Juni) nach Bedarf in Einzelfällen: Bremer Lesetest durch Fachkraft Diagnostik bei Leseambulanz- Kindern (zu Beginn und am Ende des Kurses) nach Bedarf in Einzelfällen: Bremer Lesetest durch Fachkraft
individuelle Binnendifferenzierung Klasse Umsetzung im Unterricht Texte Vorgehensweise 3 Wörterbuch-Arbeit üben und vertiefen sinnentnehmendes Lesen üben, lernen und umsetzen von gelesenen Gedichten, zu Texten und Gedichten Bilder malen oder zu Bildern Texte und Gedichte schreiben, gemeinsam Lektüren lesen und Inhalte durch Erzählen, Malen und inhaltl. Fragen aufarbeiten lassen, aus Sachtexten Informationen entnehmen (fächerübergr. Unterricht) eigene Geschichten schreiben, vorlesen und vorstellen Anbahnung der Aufsatzerziehung umfangreichere Ganzschriften Sachtexte Einführung verschiedener Literaturgattungen Arbeitshefte Übungsmaterialien s.o. dem Lernstand entsprechend erweitertes Programm Lernstandsfeststellung Stolper-Wörter- Lesetest (Nov.- Dez. und Mai - Juni) 4 Wörterbuch-Arbeit Aufsatzerziehung Eigene Geschichten schreiben und vorlesen / vorstellen Sinnentnehmendes Lesen siehe Kl. 2 / 3 Altersgemäße Ganzschriften nach Wahl des Fachlehrers Sachtexte Einf. und Vertiefung verschiedener Literaturgattungen Arbeitshefte Übungsmaterialien s.o. dem Lernstand entsprechend erweitertes Programm Stolper-Wörter- Lesetest (Nov.- Dez. und Mai - Juni) An der Schule gibt es eine Sprachheillehrerin und eine Fachkraft für die Leseambulanz. Zudem wird die Schule durch Beratungs- und Fördermaßnahmen des BFZ unterstützt. Diagnose- und Fördermaterialien zum Lesen siehe Liste Überblick über Diagnose- und Fördermaterialien zum Lesen.
3. Überblick über Diagnose- und Fördermaterialien zum Lesen Um den verschiedenen Ausgangslagen und Entwicklungen jeden einzelnen Kindes im Unterricht gerecht zu werden, sind geeignete Diagnosemaßnahmen notwendig. Eine professionelle individuelle Diagnostik ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Förderung. Folgende Verfahren werden an unserer Schule gegenwärtig eingesetzt: Sprachtest: Name Test-Ziel Stufe Erfassung der kommunikativen u. sprachlichen Fähigkeiten Diagnose: Sprachheilbereich Bilderlisten Lisa Dummer- Smoch Spontansprache, Sprachverständnis, Wortschatz, Artikulation, Farben, Eigenschaften, Formen erkennen, Tätigkeiten beschreiben; Sprachauffälligkeiten gezielte Fördermöglk. für Sprachauffälligkeiten finden Wahrnehmungsdurchgliederung, Wahrnehmung der Trennschärfe, lautgetreue Lösungen, Wahrnehmungsrichtung (Rotationen / Spiegelungen von Buchstaben / Wörtern) Kindergarten Vorklasse, 1.- 4. 1. und 2. Einzel (E) / Auswertungs Dauer Gruppen (G) -dauer E und G 30 während des Tests z.t. möglich (30 ) und danach ca. 5 10 E und G Klassenverband oder Kleingruppe unterschiedl. passendes Fördermaterial gezielte Fördermaßnahmen im Kindergarten, Elternhaus oder speziellen Förder- Einrichtungen (z.b. Ergotherapie, Psychomotorik, Logopädie) Fördermaterial aus dem Sprachheilunterricht ~25 pro Test ca. 5 Kieler Leseaufbau und Übungsmaterialien von Dummer-Smoch u.a., Silbenteppiche, Wörterlisten und Schlangenwörter aus Mildenberger-Verlag, Hör- und andere Wahrnehmungsübungen, Links- und Rechts- Orientierungsübungen, MR-Handzeichen, Wörter schwinggehen Kommentar unterschiedl. gibt Aufschluss über Sprachfähigkeiten, Kommunikationsverhalten, Sprachauffälligkeiten sowie Kenntnisse über Farben, Formen usw. Sprachheilüberprüfung und unterricht intensive Lese- und Rechtschreibförderung mit Wahrnehmungsübungen in Kleingruppen der Leseambulanz
Name Test-Ziel Stufe Bremer Lesetest (BLT 1-2) Lesefertigkeit, Lesegenauigkeit, Lesegeschwindigkeit 1. und 2. und Anfang 3. Einzel (E) / Auswertungs passendes Dauer Gruppen (G) -dauer Fördermaterial Kommentar E < 10 10-15 gibt Hinweise auf Leseversagen Stolper-Wörter- Lesetest Schroedel- Lesetest-CD-Rom Lesetempo, Lesegenauigkeit, Leseverständnis Lesekompetenz am PC mit direkter Fehleranalyse 2. bis 4. je nach Altersstufe 1. 4. E im Klassenverband oder in Kleingruppe E 10-15 pro Test ca. 5 Test aus Internet (W. Metze) Informelle Diagnostikverfahren unterschiedl. nach Alter und Vorgab en schnell Texte, Arbeitsblätter zum sinnentnehmenden Lesen; Lesetraining E 20-30 direkt Fördermaterial entsprechend der Ergebnisse zusammenstellen Informelle Verfahren (BFZ) aufwendig, da das Fördermaterial entsprechend der Testergebnisse aubereitet werden muss (BFZ)
4. geplante Vorgehensweise der Weiterarbeit an unserer Schule Gemäß des strategischen Ziels der hessischen Landesregierung ist es unsere grundlegende Aufgabe, alle Schülerinnen und Schüler unserer Schule zu befähigen, am Ende des 2. Grundschulbesuchsjahres vorlesen und sinnerfassend altersgemäße Texte lesen zu können. Um dieses Ziel durchgängig zu erreichen und weiter auszubauen sind folgende Aktivitäten und Vorhaben innerhalb des Kollegiums geplant: schulinterne Fortbildung zur Diagnose und Förderung auf der Grundlage des Leseambulanz-Konzepts an unserer Schule (Frau Wagner, Fachkraft Leseambulanz; 9. Oktober 2006) Vorstellung und Vertiefung der Diagnostik mithilfe der Diagnostischen Bilderlisten von L. Dummer-Smoch Auffrischung der Methode des Schwinggehens, der Pilotsprache, der Marburger Handzeichen Kontaktaufnahme mit dem Staatlichen Schulamt (Schulpsychologin Helga Lutz; Fachberatung Lesen ) um weitere Möglichkeiten zur differenzierten Diagnose und Förderung des Lesens im Unterricht sowie entsprechender Materialien (Entwicklung und Umsetzung von Förderplänen im Unterricht) durch externe Referenten kennen zu lernen (Frau Schöning; November Dezember 2006) Anschaffung weiterer Fördermaterialien Aufstockung der Schülerbücherei mit weiteren Büchern
5. Evaluationskriterien im Hinblick auf Termine zur Lernstands- feststellung und zu Materialien 1. Überprüfung der Zeitfenster auf Praktikabilität in Bezug auf Schulmanagement und pädagogisch sinnvolle Umsetzbarkeit 2. Auswahl der Diagnoseverfahren nach: a. zeitlichem Umfang sowohl in der Vor- als auch Nachbereitungs- und Durchführungsphase b. Kompetenz der Fachkräfte c. Lernstand / Alter 3. Auswahl der Übungsmaterialien / Texte nach: a. Feststellung des Istzustandes und im Hinblick auf räumliche Begebenheiten, Budget und auf die Zielsetzung der Leseförderung (Arbeitsschwerpunkte) b. Didaktisch-methodischen Umsetzungsmöglichkeiten im Unterricht c. Einhaltung der Schwerpunkte im vierteljährliche Treffen der Arbeitsgruppe Lesekompetenz Burgwaldschule Wetter, im Oktober 2006