Eine Herausforderung für Dokumentation und Auswertung G. Wegener
Fragen Bei etwa zwei bis fünf Prozent aller Tumorpatientinnen und -patienten wird die Erkrankung an einer entdeckt, zu der trotz aufwändigem Staging kein Primarius gefunden werden konnte. In der Klinik ergeben sich dazu einige wichtige Fragen: - Wie ist die Prognose und von welchen Faktoren ist diese abhängig? - Welche Behandlungsoptionen gibt es und mit welchem Erfolg? - In wie vielen Fällen wird der zugehörige später noch gefunden? - In welchem zeitlichen Abstand werden en noch entdeckt? - An welchen Lokalisationen? - Wie müssen dokumentiert werden, damit diese Fragen aus Registerdaten beantwortet werden können? 22. Informationstagung Tumordokumentation 20.06.2017 1
nicht metastasiert wird behandelt geheilt! 22. Informationstagung Tumordokumentation 20.06.2017 2
nicht metastasiert Dokumentation Cnn.n cm0 Diagnosedatum R0 Datum wird behandelt geheilt! 22. Informationstagung Tumordokumentation 20.06.2017 3
später metastasiert wird behandelt geheilt? 22. Informationstagung Tumordokumentation 20.06.2017 4
später metastasiert Dokumentation Cnn.n cm0 Diagnosedatum R0 Datum wird behandelt geheilt? Ereignis Datum 22. Informationstagung Tumordokumentation 20.06.2017 5
etwa gleichzeitig metastasiert wird behandelt geheilt? 22. Informationstagung Tumordokumentation 20.06.2017 6
etwa gleichzeitig metastasiert Dokumentation Cnn.n cm1 Diagnosedatum wird behandelt geheilt? 22. Informationstagung Tumordokumentation 20.06.2017 7
früh metastasiert ggf. behandelt ggf. behandelt breitet sich aus 22. Informationstagung Tumordokumentation 20.06.2017 8
früh metastasiert Dokumentation C80.9 pm1 Diagnosedatum ggf. behandelt Zwei Diagnosen Cnn.n Diagnosedatum zum selben Tumor! Stehen lassen! ggf. behandelt breitet sich aus 22. Informationstagung Tumordokumentation 20.06.2017 9
früh metastasiert ggf. behandelt wird nicht entdeckt verschwindet evtl. wieder breitet sich aus 22. Informationstagung Tumordokumentation 20.06.2017 10
früh metastasiert Dokumentation C80.9 pm1 Diagnosedatum ggf. behandelt wird nicht entdeckt verschwindet evtl. wieder breitet sich aus 22. Informationstagung Tumordokumentation 20.06.2017 11
Einfluss verschiedener Faktoren auf das Überleben Modell n 1 / n 2 p RR 95 % - CI Geschlecht (weiblich vs. männlich) 263 / 317 n.s. Alter (< 60 vs. 60) 230 / 350 0.001 1.42 1.16 1.75 Adenokarzinome (nein vs. ja) 278 / 302 n.s. Epitheliale Tumoren (nein vs. ja) 384 / 196 n.s. Leber (nein vs. ja) 337 / 243 0.001 1.50 1.19 1.89 Lunge (nein vs. ja) 488 / 92 n.s. Mediastinum/Pleura (nein vs. ja) 554 / 26 0.114 1.45 0.92 2.30 Skelett (nein vs. ja) 489 / 91 0.165 1.22 0.92 1.63 Retro-/Peritoneum (nein vs. ja) 513 / 67 0.018 1.46 1.07 2.00 Bindegewebe/Weichteile (nein vs. ja) 524 / 56 n.s. Gehirn (nein vs. ja) 544 / 36 0.004 1.83 1.22 2.75 n=632, auswertbar: 580 22. Informationstagung Tumordokumentation 20.06.2017 12
Überleben mit und ohne Lebermetastasen 100 Anteil in % 50 p=0.008 nur andere n (333/217) Lebermetastasen dabei (238/179) 0 0 10 20 30 Überlebenszeit in Jahren n = 615 22. Informationstagung Tumordokumentation 20.06.2017 13
Überleben mit und ohne Gehirnmetastasen 100 Anteil in % 50 p=0.007 nur andere n (536/367) Gehirnmetastasen dabei (35/29) 0 0 10 20 30 Überlebenszeit in Jahren n = 615 22. Informationstagung Tumordokumentation 20.06.2017 14
Später gefundene Primärlokalisationen Kode Primärlokalisationen Anzahl Anteil C22 Leber und Intrahepatische Gallengänge 38 19.4 % C50 Brust (ohne Brusthaut) 18 9.2 % C44 Haut (ohne Haut der Labia majora, der Vulva, des Penis und des Skrotums) 12 6.1 % C34 Bronchien und Lunge 12 6.1 % C25 Pankreas 12 6.1 % C10 Oropharynx 10 5.1 % C01 Zunge 9 4.6 % C04 Mundboden 7 3.6 % C18 Dickdarm 7 3.6 % C09 Tonsille 7 3.6 % C13 Hypopharynx 7 3.6 % Sonstige Lokalisationen 58 29.6 % Anzahl Gefundene insgesamt 196 100.0 % 22. Informationstagung Tumordokumentation 20.06.2017 15
Antworten Hinsichtlich der Dokumentation eines CuP-Syndroms unterscheidet sich die Sichtweise der Epidemiologie am deutlichsten von der der Klinik. Wird zu einem Karzinom unbekannten Primärsitzes später der zugehörige gefunden, so darf die ursprüngliche Kodierung C80 nicht überschrieben werden, damit die erfolgte Therapie nachvollzogen werden kann. Zu den in unserem Register zwischen 1986 und 2015 dokumentierten 1.046 CUP-Syndromen wurde nur in 196 (19%) Fällen später der zugehörige Primarius gefunden. Die Prognose wird wesentlich beeinflusst vom Alter sowie dem Vorhandensein von Leber-, Peritoneal- und Gehirnmetastasen. 22. Informationstagung Tumordokumentation 20.06.2017 16
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! 22. Informationstagung Tumordokumentation 20.06.2017 17