Eine Analyse des Antwortverhaltens in der ifo Industrieumfrage

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Bernhar Kassner un Klaus Wohlrabe Eine Analyse es Antwortverhaltens in er ifo Inustrieumfrage Der ifo Geschäftsklimainex ist er wichtigste Inikator er eutschen Wirtschaft. Tausene Antworten von Unternehmen weren jeen Monat arin zusammengefasst. In em Artikel wir ein Blick auf as Antwortverhalten er Firmen geworfen. Wie oft wechseln Sie Ihre Antwortkategorien, oer wie lange bleiben ie Antworten unveränert, sin Fragen, ie beantwortet weren. Der Fokus liegt hierbei auf er Inustrieumfrage. Das ifo Institut führt seit 1949 regelmäßig Unternehmensbefragungen urch. Aus en Befragungsergebnissen wir u.a. as ifo Geschäftsklima berechnet, as jeen Monat ein großes Meienecho finet. Es ist einer er wichtigsten Inikatoren für ie konjunkturelle Entwicklung in Deutschlan. Der ifo Geschäftsklimainex setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: Zum einen er Beurteilung er aktuellen Geschäftslage (GL) un zum aneren en Erwartungen hinsichtlich es kommenen Geschäftsverlaufs (GE). Beie Variablen weren monatlich in en Bereichen Verarbeitenes Gewerbe, Bauhauptgewerbe, Groß- un Einzelhanel sowie im Dienstleistungssektor erhoben. Die Teilnehmer haben zu beien Fragen ie Möglichkeit, ihre Einschätzung auf einer reistufigen Skala (gut/befrieigen/schlecht bzw. günstiger/gleich bleiben/ungünstiger) anzugeben. Um en Inikator zu berechnen, weren ie Antworten er Unternehmen zunächst hinsichtlich ihrer Größe sowie er Wertschöpfungsanteile er Unternehmen gewichtet. Anschließen weren für beie Variablen ie Salen gebilet. Hierbei zieht man vom Anteil er»positiv«-antworten jenen er»negativ«-antworten ab. Das Geschäftsklima wir ann urch ie beien Salenwerte mit Hilfe einer geometrischen Mittelung [(GL + 200)(GE + 200)] 1/2 200 berechnet. Weiterführene Informationen zum Aufbau es Geschäftsklimainex sin in Golrian (2004) zu finen. Der Geschäftsklimainex war Bestanteil einer Vielzahl wissenschaftlicher Untersuchungen. Abberger un Wohlrabe (2006) sowie Seiler un Wohlrabe (2013) geben einen Überblick. Hier wir ein Blick auf as Antwortverhalten auf Firmenebene geworfen. So soll u.a. beantwortet weren, wie oft ie Unternehmen ie Antwortkategorien wechseln, wie lang ie Verweilauer in einem bestimmten Status ist oer wann sich ie Erwartungen in er Lage nieerschlagen? Der Schwerpunkt liegt abei auf en beien Hauptfragen nach er Geschäftslage un en Geschäftserwartungen. DER DATENSATZ Bei em er Auswertung zugrune liegenen Datensatz hanelt es sich um ie Mikroaten er ifo Inustrieumfrage (Konjunkturtest Verarbeitenes Gewerbe). Für iese befragt as ifo Institut seit 1949 monatlich Firmen aus em Verarbeitenen Gewerbe unter anerem nach eren Einschätzung er aktuellen Geschäftslage un en Erwartungen für ie kommenen sechs Monate. Hinzu kommen Fragen mit Blick auf ie Prouktion, Nachfrage, Preise, Exporte un Beschäftigung. Alle iese Fragen weren quali tativ gestellt,.h., bezüglich er Erwartungen soll bspw. eingeschätzt weren, ob sich ie Situation eines Inikators verschlechtern, verbessern oer unveränert bleiben wir. Zusätzlich zu en Stanarfragen weren Sonerfragen zu wechselnen Themen gestellt, iese sin für ie folgene Auswertung jeoch nicht von Beeutung (für weitere Informationen vgl. Golrian 2004). Da as Antwortverhalten für Gesamteutschlan untersucht weren soll, weren im vorliegenen Fall Befragungen erst ab em Jahr 1991 ausgewertet. Das aufbereitete Panel umfasst über en gesamten Zeitraum von 1991 bis 2016 etwa 11 000 verschieene Firmen, wobei iese nicht zwingen über en gesamten Zeitraum geantwortet haben müssen. Etwa zwei Drittel er über en gesamten Zeitraum beobachteten Firmen stammen aus en alten Buneslänern un ca. ein Drittel sin in en neuen Buneslänern angesieelt. Insgesamt wuren ca. 930 000 Fragebögen ausgewertet. Ein Großteil er Firmen beantwortet zehn Umfragen oer mehr pro Jahr (vgl. Abb. 1). In knapp er Hälfte er Fälle beantwortete ie Firma auch ie Fragebögen für ie weiteren elf Monate es Jahres. Eine Gewichtung bzw. Unterteilung nach Firmengröße bzw. nach Wirtschaftsbereich, wie in aneren Analysen oer Aggregation üblich, kommt im Folgenen nicht zum Einsatz. 29

Abb. 1 Durchschnittliche Anzahl von Fragebögen pro Jahr un Unternehmen % 50 40 30 20 ersten Abschnitt argelegt, liegen zwar in en meisten Fällen mehr als zehn Fragebögen jährlich vor, as Panel verkleinert sich aber von 930 000 Fragebögen auf etwa 770 000 un von ursprünglich urchschnittlich 4 000 Firmen jährlich auf etwa 1 300. 1 Geschäftslage 10 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Quelle: ifo Konjunkturumfragen Verarbeitenes Gewerbe, Berechnungen es ifo Instituts. Im Jahr 2002 wuren im Zuge er Harmonisierung von Wirtschaftsumfragen in er Europäischen Union auch ie Fragebögen er ifo Inustrieumfrage angepasst. Dies betraf ie Fragen nach er aktuellen Lage er Nachfragesituation, er Absatzpreissituation, er Auftragssituation un er Prouktionssituation. Bis 2001 wuren ie Veränerungen zum Vormonat, ab 2001 im Vergleich zu en letzten rei Monaten abgefragt. Für iese Analyse ist iese Änerung von geringer Beeutung, un ie Antworten weren zusammengeführt. Zuem wuren Veröffentlichungs- un Bezugsmonat vereinheitlicht. VOLATILITÄT DES ANTWORTVERHALTENS UND VERWEILDAUER Eine wichtige Frage, ie sich vorab im Zusammenhang mit em Antwortverhalten in er ifo Inustrieumfrage stellt, ist, wie oft Firmen pro Kalenerjahr im Schnitt ihre Einschätzung eines Lage- oer Erwartungsinikators änern un wie lange sie im Anschluss auf eine Änerung urchschnittlich in einem bestimmten Zustan verweilen. Im Folgenen soll ies für ie Geschäftserwartungen sowie für ie Geschäftslage sowohl unabhängig vom Ausgangszustan (unbeingt) als auch beingt auf en bestehenen Zustan (gut/günstig, befrieigen/unveränert, schlecht/ ungünstig) berechnet weren. Die Theorie bietet wenig Ansatzpunkte zur Bestimmung er»optimalen«volatilität es Antwortverhaltens eines Unternehmens. Die Unternehmen sollen ie aktuelle Entwicklung ihres Unternehmens okumentieren, un iese kann in wirtschaftlich unruhigen Zeiten auch sehr volatil sein. Es ist jeoch avon auszugehen, ass Unternehmen, ie e facto jeen Monat zwischen en Kategorien wechseln, keine substanzielle Beiträge zur aggregierten Konjunkturentwicklung liefern können. Da für iese Analyse eine gewisse Anzahl aufeinanerfolgener Fragebögen benötigt wir, weren hier nur Firmen betrachtet, ie pro Kalenerjahr mehr als zehn Fragebögen eingesenet haben. Wie im Bei er Frage nach er Geschäftslage liegt er Meian er Häufigkeit einer Antwortänerung pro Kalenerjahr über ie gesamte Stichprobe hinweg bei 2 (Mittelwert: 2,21). Run ein Viertel er ifo Institut befragten Unternehmen änert seine Antwort überhaupt nicht, un nur ein sehr geringer Anteil ist volatil (vgl. Tab. 1). Auch scheint es hierbei keinen großen Unterschie im zeitlichen Verlauf zu geben. Wir er Zeitraum vor un er Zeitraum nach er weltweiten Finanzkrise betrachtet, so ist im Meian kein Unterschie zu erkennen. In beien Fällen liegt er Wert bei 2 (Mittelwert: 2,24 bzw. 2,13). Die Volatilität es Antwortverhaltens hat weer merklich zu- noch abgenommen. Der Meian er urchschnittlichen Verweilauer in einem Zustan liegt im unbeingten Fall bei neun Monaten. 2 Beurteilt as befragte Unternehmen ie aktuelle Geschäftslage als gut oer befrieigen, so bleibt es im Meian auch neun Monate in iesem Zustan. Beurteilt as befragte Unternehmen ie aktuelle Geschäftslage als schlecht, so verkürzt sich er Meian auf acht Monate. Firmen beurteilen also im Regelfall ie aktuelle Lage etwas kürzer als schlecht. In etwa 15% er Fälle änert sich ie Antwort über mehr als zwei Jahre hinweg nicht. Geschäftserwartungen Der Meian er Häufigkeit einer Antwortänerung pro Kalenerjahr bei er Frage nach en Geschäftserwartungen liegt über ie gesamte Stichprobe hinweg bei 3 (Mittelwert: 3,03). Die Firmen sin also etwas volatiler bei er Einschätzung er zukünftigen Lage als bei er Einschätzung er aktuellen Lage. Hier änern auch nur run urchschnittlich 17% er befragten Unternehmen ihre Erwartungen pro Kalenerjahr nicht (vgl. Tab. 1). Auch hier bleibt as Ergebnis für en Meian gleich, wenn man en gesamten Zeitraum in ie Perioe vor un nach er weltweiten Finanzkrise teilt (Mittelwert: 3,00 bzw. 3,10). Eine Erklärung, warum ie Unternehmen seltener bei er Lage ie Kategorie wechseln als bei en Erwartungen, könnte sein, ass ie Erwartungen mit Unsicherheit verbunen sin. Sie weren 1 Diese Differenz kommt auch aurch zu Stane, ass viele Firmen bei Neuwerbungsaktionen nur einmal an er Umfrage teilnehmen. 2 Die maximal zugelassene Verweilauer beträgt 24 Monate. Diese Grenze wir gesetzt, um as Ergebnis nicht nach oben zu verzerren, a einige Firmen eutlich länger in einer Kategorie verweilen. 30

Tab. 1 Änerungen es Antwortverhaltens pro Kalenerjahr Änerungen pro Jahr Geschäftslage Geschäftserwartungen In Prozent Kumulativ In Prozent Kumulativ 0 26,73 26,73 17,43 17,43 1 15,54 42,27 10,05 27,48 2 19,04 61,31 17,58 45,06 3 13,16 74,47 14 59,06 4 11,34 85,8 15,09 74,15 5 6,85 92,65 10,92 85,08 6 4,18 96,83 7,54 92,62 7 1,99 98,82 4,28 96,89 8 0,86 99,68 2,03 98,93 9 0,25 99,93 0,8 99,73 10 0,07 99,99 0,24 99,96 11 0,01 100 0,04 100 12 0 100 0 100 potenziell häufiger angepasst, wenn sich ie (exogenen) Einflüsse änern. Die Lageeinschätzung hingegen bezieht sich auf einen abgeschlossenen Zeitraum un ist somit mit keinerlei Unsicherheit behaftet. Der Meian er urchschnittlichen Verweilauer in einem Zustan liegt bei einem halben Jahr. Wuren ie Geschäftserwartungen ursprünglich als günstig oer ungünstig eingestuft, so verringert sich er Meian auf vier Monate. Im Fall von unveränerten Geschäftserwartungen erhöht er sich auf acht Monate. Die Firmen sin weitaus volatiler bei er Einschätzung er zukünftigen Lage im Vergleich zur aktuellen Lage. Un sie sehen ie Geschäftserwartungen im Meian länger als unveränert an enn als günstiger oer ungünstiger. In run 10% er Fälle bleiben Geschäftserwartungen für mehr als zwei Jahre unveränert bestehen. REALISIERUNG VON ERWARTUNGEN Wir as Antwortverhalten er Firmen untersucht, so ist es auch interessant zu wissen, welchen jeweiligen Zeitraum Firmen betrachten, wenn sie ihre Erwartungen einschätzen. Betrachtet ein Unternehmen bspw. ie Veränerung er Lage im gesamten Zeitraum von sechs Monaten oer en erwarteten Zustan er Geschäftslage in genau sechs Monaten. Ein Inikator hierfür kann sein, wie lange es urchschnittlich auert, bis ein Unternehmen bspw. ie Antwort auf ie Frage nach er Geschäftslage in t + h tatsächlich änert, wenn es ie aktuelle Geschäftslage in t als schlecht, ie Geschäftserwartungen jeoch als günstiger eingestuft hatte. Natürlich abstrahiert iese Analyse von unerwarteten exogenen Faktoren, ie ie Lage unabhängig von en Erwartungen er Vorperioen beeinflussen können, un ist aher mit Vorsicht zu genießen. Diese für ie Analyse sechs interessanten Kombinationen sin in Tabelle 2 zusammengefasst. Weren ie Geschäftserwartungen in t als unveränert bezeichnet, so ist ieser Fall für ie Auswertung von keinem Interesse. Es soll nun untersucht weren, in wie viel Prozent er Fälle, sich ie Lage auch innerhalb von sechs Monaten entsprechen en Erwartungen veränert un wie lange es im Durchschnitt auert, bis iese Änerung eintritt. Da es, wenn ie Lage zum Zeitpunkt t als schlecht (gut) un ie Geschäftserwartungen in t als günstig (ungünstig) eingeschätzt wir, jeweils zwei Pfae gibt, weren iese in er folgenen Analyse zusammengefasst. Wie bereits zuvor weren auch hier nur Firmen betrachtet, ie pro Kalenerjahr mehr als zehn Fragebögen eingesenet haben, a für iese Analyse eine gewisse Anzahl aufeinanerfolgener Fragebögen benötigt weren. Die Ergebnisse er Auswertung sin in Tabelle 3 argestellt. Es ist zu erkennen, as tatsächlich ein Großteil er Firmen in einem Zeitraum von sechs Monaten ihre Geschäftslage entsprechen er Erwartung zuvor anpasst (a ie Frage er Geschäftserwartungen einen Zeitraum von einem halben Jahr umfasst, wure ieser Zeitraum gewählt). Der Meian liegt abei in allen Fällen bei zwei Monaten. (Der Mittelwert im Größenbereich von 2,2 bis 2,7.) Das beeutet, ass es etwa zwei Monate auert, bis eine Firma ie Lage entsprechen er Erwartung anpasst. Wir ie Ausgangslage ursprünglich als befrieigen angesehen, so ist er Anteil er Unternehmen, ie ihre Lage entsprechen er Erwartung anpassen, geringer als in en aneren Fällen. Eine mögliche Erklärung hierfür ist, ass hier ie Lage sowohl in ie eine als auch in ie anere Richtung veränern kann. Eine Überprüfung ergab, ass es im Fall von günstigen Erwartungen etwa 27% er Firmen ihre Antwort in ie er Erwartung entgegengesetzte Richtung korrigieren un im Fall von ungünstigen Erwartungen etwa 18%. In beien Fällen veränert sich ie Geschäftslage in em Zeitraum von sechs Monaten überhaupt nicht. In en beien aneren Fällen gibt es jeweils nur eine Richtung, in ie ie Lage korrigiert weren kann. Im Fall einer ursprünglich schlechten Geschäftslage korrigieren knapp ein Drittel un im Fall von ursprünglich guter Geschäftslage run 20% er Unternehmen ihre Antworten überhaupt nicht. Tab. 2 Mögliche Antwortkombinationen bei en Geschäftserwartungen un er -lage Geschäftslage in t Geschäftserwartung in t Geschäftslage in t + h schlecht günstiger befrieigen schlecht günstiger gut befrieigen günstiger gut befrieigen ungünstiger schlecht gut ungünstiger befrieigen gut ungünstiger schlecht 31

Tab. 3 Lage vs. Erwartung Geschäftserwartung Geschäfts- Anzahl Realisierung nach sechs Ein Zwei Drei Vier Fünf Sechs (t) lage (t+h) Fälle (t) Monaten Monat Monate Monate Monate Monate Monate befrieigen schlecht günstiger /gut 29 372 20 120 7 794 4 488 2 915 2 096 1 620 1 207 befrieigen günstiger gut 61 089 25 786 8 028 5 604 4 132 3 311 2 578 2 133 befrieigen ungünstiger schlecht 66 911 33 593 11 300 7 177 5 354 4 161 3 142 2 459 gut ungünstiger befrieigen /schlecht 11 681 9 452 4 219 2 160 1 285 822 548 418 Anmerkung: Berechnungen es ifo Instituts auf Grunlage er ifo Inustrieumfrage; Umfasst nur Firmen ie in einem Kalenerjahr mehr als zehn Fragebögen beantwortet haben; Meian grau hinterlegt. ZUSAMMENHANG ZWISCHEN DEN FRAGEN Das Antwortverhalten in er ifo Inustrieumfrage kann auch hinsichtlich es Zusammenhangs er Lage- un Erwartungsinikatoren mit aneren Fragen aus em Fragebogen bewertet weren. So können ie Antworten auf ie Frage nach en Geschäftserwartungen bspw. mit en Antworten auf ie Fragen nach en Prouktionserwartungen, Exporterwartungen oer Absatzpreiserwartungen un ie Antworten auf ie Frage nach er aktuellen Geschäftslage mit en Antworten auf ie Fragen nach er Nachfragesituation, Absatzsituation oer Absatzpreissituation verglichen weren. Denn im Iealfall gehen positive Geschäftserwartungen auch mit positiven Prouktionserwartungen, Exporterwartungen oer Absatzpreisentwicklung einher, sie könnten also gleichlaufen sein. Im Nachfolgenen soll ieser Zusammenhang zwischen en Geschäfts- un Prouktionserwartungen sowie er Geschäftslage un er Nachfrage-/Auftragssituation betrachtet weren. Steigen ie Erwartungen an ie Geschäftslage, so sollten ie Unternehmen es Verarbeitenen Gewerbes beispielsweise auch eine steigene Prouktion erwarten, ie als Grunlage für künftige Umsätze steht. Das Gleiche gilt auch für ie Geschäftslage un Auftragslage/Nachfragesituation. Die aktuelle Geschäftslage kann unter anerem eshalb als gut eingeschätzt weren, wenn auch eine entsprechene Nachfrage nach en prouzierten Gütern vorhanen ist. Bei er Interpretation er Antworten er Fragen besteht ein gewisser Spielraum. So kann ein Unternehmer, wenn er ie Geschäftslage als günstig einschätzt, iese zuvor aber bereits günstig war, ie Erwartungen als unveränert (günstig) ansehen. Somit wäre eine günstige Einschätzung er Prouktionsentwicklung auch mit einer Beurteilung er Geschäftserwartungen mit unveränert an sich wierspruchsfrei. In Tabelle 4 wir iesem urch eine farbliche Hervorhebung Rechnung getragen. Der optimale Fall ist mit grüner Farbe hinterlegt, jeoch sin auch gelb hinterlegte Feler in sich wierspruchsfrei. Leiglich rot hinterlegte Feler stellen entweer ein inkonsistentes Antwortverhalten ar, oer ie Erklä- Tab. 4 Zusammenhang es Antwortverhaltens innerhalb es Fragebogens Prouktionserwartungen Geschäftserwartungen (in %) günstiger unveränert ungünstiger Gesamt steigen 9,2 5,5 0,4 15,1 unveränert 8,0 52,9 8,5 69,3 sinken 0,6 4,4 10,6 15,6 Gesamt 17,8 62,8 19,4 100,0 Geschäftslage (in %) Nachfragesituation gut befrieigen schlecht Gesamt besser 7,9 9,2 2,1 19,3 unveränert 11,5 35,0 12,1 58,6 schlechter 1,3 9,6 11,2 22,1 Gesamt 20,7 53,8 25,5 100,0 Geschäftslage (in %) Auftragssituation gut befrieigen schlecht Gesamt relativ hoch 7,3 1,9 0,2 9,5 genug 12,8 35,8 3,1 51,7 zu gering 0,6 16,0 22,1 38,8 Gesamt 20,7 53,8 25,5 100,0 Anmerkung: Berechnungen es ifo Instituts auf Grunlage er ifo Inustrieumfrage; Antwortmöglichkeit 4 (keine Prouktion) nicht betrachtet; Harmonisierung er Frage nach er Nachfragesituation im Jahr 2001; rot hinterlegte Feler zeigen einen Wierspruch im Antwortverhalten auf, grün (gelb) markierte Feler sin (beingt) wierspruchsfrei. 32

rungen sin anerweitig zu suchen un nicht urch en Fragebogen abgeeckt. Im Fall er Geschäftserwartungen un er Prouktionserwartungen (vgl. Tab. 4 oberes Panel) liegt er Großteil (73%) er Antwortkombinationen wie erwartet auf er Hauptiagonalen. Weitere 26% können als konsistentes Antwortverhalten interpretiert weren (Nebeniagonalen, gelb markiert). Nur etwa 1% er Antwortkombinationen sin per se nicht plausibel, wenn z.b. ie Prouktion steigen soll, aber ie Geschäfte sich ungünstiger entwickeln sollen. Bei er Geschäftslage un er Nachfragesituation (vgl. Tab. 4 Mitte) zeigt sich ein etwas aneres Bil. Hier liegt nur etwa ie Hälfte er Antworten auf er Hauptiagonalen. Nicht unbeingt erklärbar sin hier 3% er Antwortkombinationen, was immerhin knapp 32 000 Fragebögen arstellt. Wir er Zusammenhang zwischen Geschäftslage un Auftragssituation (vgl. Tab. 4 unten) betrachtet, so ist zu erkennen, ass ie Auftragssituation näher an er Geschäftslage ist als ie Nachfragesituation. Hier liegen run zwei Drittel er Antworten auf er Hauptiagonalen, un weniger als 1% er Antwortkombinationen sin nicht wierspruchsfrei. KREUZKORRELATION DER LAGE- UND ERWARTUNGSINDIKATOREN Zuletzt soll auch as gesamte Antwortverhalten innerhalb er Stanarfragen es Fragebogens betrachtet weren. Hierfür weren jeweils Korrelationen für ie Fragen nach en Erwartungen sowie für ie Fragen nach er Lage berechnet. Es wir abei auf en Spearman-Korrelationskoeffizienten zurückgegriffen, a keine Normalverteilung er Antworten angenommen wir. Die einfache Korrelation spiegelt jeoch as im vorherigen Abschnitt genannte Problem es Beantwortungsspielraumes nicht wier un fällt somit nieriger aus. Bei en Erwartungsinikatoren ist ie Korrelation er Geschäftserwartungen mit en Prouktionserwartungen mit einem Korrelationskoeffizienten von 0,537 am höchsten un mit en Absatzpreiserwartungen mit einem Koeffizienten von 0,179 am nierigsten. Die Veränerungen er Prouktionserwartungen spiegeln ie Veränerungen er Geschäftserwartungen also am ehesten wier. Generell sin ie Absatzpreiserwartungen sehr gering mit en übrigen Erwartungsinikatoren korreliert. Ein ähnliches Bil zeigt sich bei en Lageinikatoren. Auch hier ist ie Absatzpreissituation nur sehr gering mit en übrigen Lageinikatoren korreliert. Der größte Korrelationskoeffizient er Geschäftslage ergibt sich im Vergleich mit er Auftragslage mit einem Koeffizienten von 0,641. Die Veränerung er Auftragslage spiegelt sich als ie Veränerung er Geschäftslage am ehesten wier. Dennoch ist auch bei er Betrachtung er Korrelationskoeffizienten wie bereits im Abschnitt zuvor bei Nichteinbeziehung es Beantwortungsfreiraums eine Inkonsistenz innerhalb er Lage- bzw. Erwartungsinikatoren festzustellen. FAZIT Der Artikel wirft einen Blick auf as Antwortverhalten er Unternehmen, ie regelmäßig an er Konjunkturumfrage im Verarbeitenen Gewerbe teilnehmen. Es zeigt sich, ass eine gewisse Heterogenität im Antwortverhalten vorliegt. Etwa ein Viertel lässt über ein Jahr gesehen ie Antworten unveränert. Im Schnitt weren ie Kategorien zweimal im Jahr gewechselt. Die Unternehmen folgen auch ihren eigenen Erwartungen in er Umfrage,.h., sie sin in er Lage im Durchschnitt en Verlauf er Geschäfte ihres Unternehmens vorherzusagen. Mit Blick auf en Zusammenhang zwischen en Fragen zeigt sich, ass nahezu alle Firmen in sich konsistente Antworten geben. Diese Ergebnisse zeigen auch, warum ie Umfrageergebnisse ein großes Meienecho erhalten un in wissenschaftlichen Untersuchungen ie ifo Inikatoren immer sehr gut abschneien. Tab. 5 Korrelationen er verschieenen Fragen Spearman: Erwartung Geschäftserwartungen erwartungen b erwartungen b erwartungen b erwartungen b Prouktions- Preis- Export- Beschäftigungs- Geschäftserwartungen a 1,000 Prouktionserwartungen b 0,537 1,000 Preiserwartungen b 0,179 0,195 1,000 Exporterwartungen b 0,425 0,457 0,160 1,000 Beschäftigungserwartungen b 0,286 0,356 0,146 0,248 1,000 Spearman: Lage Auftragslage c Nachfragesituation Preissituation Auftragssituation Prouktionssituation Geschäftslage c Geschäftslage c 1,000 Auftragslage c 0,641 1,000 Nachfragesituation 0,356 0,357 1,000 Preissituation 0,199 0,195 0,153 1,000 Auftragssituation 0,396 0,464 0,702 0,169 1,000 Prouktionssituation 0,433 0,410 0,588 0,167 0,569 1,000 a In en nächsten 6 Monaten. b In en nächsten rei Monaten. c Aktuelle Lage. Bis 2001 im Vergleich zum Vormonat, ab 2002 im Vergleich zum Zeitraum er vergangenen rei Monate. 33

LITERATUR Abberger, K. un K. Wohlrabe (2006),»Einige Prognoseeigenschaften es ifo Geschäftsklimas Ein Überblick über ie neuere wissenschaftliche Literatur«, ifo Schnellienst 59(22), 19 26. Golrian, G. (2004), Hanbuch er umfragebasierten Konjunkturforschung, ifo Beiträge zur Wirtschaftsforschung Nr. 15, ifo Institut, München. IBS-IND (2016),»Ifo Business Survey Inustry 1/1980 06/2016, LMU-ifo Economics & Business Data Center, ifo Institut, München, oi: 10.7805/ ebc-ibs-in-2016a. Seiler, Chr. un K. Wohlrabe (2013),»Das ifo Geschäftsklima un ie eutsche Konjunktur«, ifo Schnellienst 66(18), 17 21. 34