5.8 Maschinenstundensatz in der Vollkostenrechnung 5.8.1 Gründe für das Einführen einer Maschinenstundensatzrechnung Durch die zunehmende Mechanisierung ergibt sich eine Zunahme der Kostenarten, die durch Maschinen und Anlagen verursacht werden. Mit der normalen Zuschlagskalkulation können aufgrund unterschiedlich großer Gemeinkostenblöcke keine verursachungsgerechten Kosten mehr ermittelt werden. Die Fertigungsgemeinkosten werden deshalb in maschinenabhängige Gemeinkosten (= als Einzelkosten erfassbar und der zu betrachtenden Maschine direkt zuordenbar) und in maschinenunabhängige Gemeinkosten gegliedert. Dadurch erhält man einen geringeren Restfertigungsgemeinkostenzuschlagssatz (der auf die Fertigungslohnkosten zugeschlagen wird) und eine verursachungsgerechtere Kalkulation der Selbstkosten der Produkte. Gründe sind demnach: die Senkung der Fertigungsgemeinkosten durch Verrechnung der Maschinenkosten als Einzelkosten, das Erkennen der Fixkostendegression bei höherer Auslastung der Maschinen, d.h., der Maschinenstundensatz wird geringer. 104
5.8.2 Maschinenabhängige Fertigungsgemeinkosten und Restgemeinkosten Maschinenabhängige und -unabhängige Gemeinkosten maschinenabhängige Gemeinkosten Raumkosten Instandhaltungs- und Wartungskosten kalkulatorische Abschreibung kalkulatorische Zinsen Werkzeugkosten + Vorrichtungskosten Energiekosten maschinenunabhängige Gemeinkosten Hilfslöhne Gehälter Sozialkosten Kosten für Heizung sonstige Fertigungsgemeinkosten Beispiel aus Prüfungen: Die gesamten Fertigungsgemeinkosten betragen 500.000, die maschinenabhängigen Kosten betragen 200.000 (teilweise mussten diese vorher mit der Maschinenstundensatzrechnung berechnet werden). Die gesamten Fertigungsgemeinkosten bestehen aus den maschinenabhängigen und maschinenunabhängigen Gemeinkosten. In diesem Beispiel sind die maschinenunabhängigen Gemeinkosten dann: 500.000-200.000 = 300.000 105
5.8.3 Ermittlung des Maschinenstundensatzes Schema: Berechnung des Maschinenstundensatzes Kalkulatorische Abschreibung pro Jahr + Kalkulatorische Zinsen pro Jahr + Instandhaltungskosten pro Jahr + Raumkosten pro Jahr + Energiekosten pro Jahr + Werkzeugkosten pro Jahr + Vorrichtungskosten pro Jahr + Eventuell andere anfallen Kosten pro Jahr = Maschinenkosten pro Jahr : Geplante Maschinenlaufzeit pro Jahr = Maschinenstundensatz Kalkulatorische Abschreibung kalk.abschreibung WBW RW n kalk.zinsen Kalkulatorische Zinsen AK RW kalk. Zinssatz Dezimal 2 Berechnung der Fertigungskosten mit Maschinenstundensatz Materialkosten (I) + Fertigungslöhne + Restfertigungsgemeinkosten + Maschinenkosten + Sondereinzelkosten der Fertigung = Fertigungskosten (II) = Herstellkosten (I + II) Der Maschinenstundensatz wird zur Berechnung der Maschinenkosten benötigt. Beispiel: Maschinenstundensatz: 7,41 / Stunde Maschinenlaufzeit für die Produktion eines Bauteils: 12 Minuten Maschinenkosten 7,41 /Stunde 12 Minuten 1,48 /Bauteil 60 Minuten Berechnung der Restfertigungsgemeinkosten Fertigungsgemeinkosten pro Periode - Maschinenabhängige Gemeinkosten pro Periode = Restfertigungsgemeinkosten pro Periode Restfertigungsgemeinkostenzuschlagssatz in % RFGKZ Restfertigungsgemeinkosten 100 Fertigungslöhne 106
Beispiel zu 5.8.3 Maschinenstundensatz: Die Muster GmbH plant die Anschaffung einer neuen Produktionsanlage. Dabei wird die Maschine im Durchschnitt 12 Stunden pro Tag zum Einsatz kommen. Der betriebsinterne Zinssatz beträgt 5 %. Anschaffungskosten 50.000 Wiederbeschaffungswert 55.000 Nutzungsdauer 15 Jahre mit einem Restwert von 4.000 Jahresversicherungsprämie 2.000 Wartungskosten 1.800 alle 500 Betriebsstunden Strompreis 0,05 / kwh Maschinenlaufzeit pro Jahr 2.400 Stunden Stromverbrauch pro Betriebsstunde 20 kwh Kalkulatorische Abschreibung pro Jahr 3.400 + Kalkulatorische Zinsen pro Jahr 1.350 + Versicherungskosten pro Jahr 2.000 + Raumkosten pro Jahr - + Energiekosten pro Jahr* 2.400 + Werkzeugkosten pro Jahr - + Vorrichtungskosten pro Jahr - + Wartungskosten pro Jahr** 8.640 = Maschinenkosten pro Jahr 17.790 : Geplante Maschinenlaufzeit pro Jahr 2.400 Stunden = Maschinenstundensatz 7,41 / Stunde * Energiekosten ** Wartungskosten Energiekosten 2.400 Std. 20 kwh 0,05 kwh 2.400 Wartungskosten 1.800 2.400 Std. 8.640 500 Std. 107
Für ein Fertigungsteil liegen Ihnen folgende Daten vor: Materialeinzelkosten Fertigungslöhne Maschinenstundensatz Maschinenbelegungszeit 96,00 / Stück 2,40 / Stück Wie berechnet 40 Minuten / Stück Für die Fertigung wird eine Spezialvorrichtung benötigt. Die Anschaffungskosten betragen 1.040. Die Standzeit dieser Spezialvorrichtung beträgt 500 Einheiten. Der Vertrieb legt diesem Produkt eine Broschüre bei (Stückkosten 1,52 ). Es wird mit folgenden Daten kalkuliert: Materialgemeinkostenzuschlagssatz 15 % Restfertigungsgemeinkostenzuschlagssatz 180 % Verwaltungsgemeinkostenzuschlagssatz 8 % Vertriebsgemeinkostenzuschlagssatz 6 % Gewinnzuschlagssatz 15 % Skonto 2 % Vertreterprovision 18 % Rabatt 24 % Ermitteln Sie den Listenverkaufspreis. 108
Lösung zu 5.8.3 Materialeinzelkosten MEK 96,00 + Materialgemeinkosten MGK 15 % 14,40 = Materialkosten MK (I) 110,40 Fertigungslöhne FL 2,40 + Restfertigungsgemeinkosten RFGK 180 % 4,32 + Maschinenkosten* 4,94 + Sondereinzelkosten der Fertigung** SEF 2,08 = Fertigungskosten FK (II) 13,74 = Herstellkosten (HK=MK+FK) (I) + (II) 124,14 + Verwaltungsgemeinkosten VwGK 8 % 9,93 + Vertriebsgemeinkosten VtGK 6 % 7,45 + Sondereinzelkosten des Vertriebs SEV Pro Stück 1,52 = Selbstkosten des Auftrags SK 143,04 = Selbstkosten des Auftrags SK 143,04 + Gewinn Gewinn 15 % 21,46 = Barverkaufspreis BVP 164,50 80 % + Kundenskonto Skonto 2 % 4,11 2 % + Provision 18 % 37,01 18 % = Zielverkaufsverkaufspreis ZVP 205,62 100 % 76 % + Kundenrabatt Rabatt 24 % 64,93 24 % = Listenverkaufspreis LVP 270,55 100 % *Berechnung der Maschinenkosten: Maschinenkosten 7,41 40 4,94 60 **Berechnung der SEF: 1.040 SEF 2,08 500 Einheiten 109