Medizintechnik Litauen
Litauen - Medizintechnik Branche kompakt: Litauen - Medizintechnik (Januar 2010) Vilnius (gtai) - Der litauische Markt für Medizintechnik ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. In den ersten neun Monaten des Krisenjahrs 2009 sind die Einfuhren aber um rund 30% eingebrochen. Die Krankenhäuser tätigen nur die notwendigsten Investitionen oder solche, die von der EU gefördert werden. Sobald sich die Wirtschaft wieder erholt, dürfte die Nachfrage nach Medizintechnik aber wieder deutlich anziehen. Deutsche Medizintechnikprodukte genießen in Litauen einen guten Ruf. Deutschland ist auch das führende Lieferland vor den Niederlanden. Marktentwicklung/-bedarf Die litauischen Medizintechnikimporte haben sich im Zeitraum 2004 bis 2008 mehr als verdoppelt. Gemäß nachstehender Abgrenzung ergab sich für 2008 ein Marktvolumen von rund 116 Mio. Euro und ein Plus von 15% im Vergleich zum Vorjahr. Litauen leidet im EU-Vergleich derzeit besonders stark unter den Folgen der Wirtschaftskrise. Im Jahr 2009 dürfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um rund 15% geschrumpft sein. Auch 2010 ist mit einem Rückgang zu rechnen. Der Einbruch der Konjunktur hat 2009 auch das Gesundheitswesen getroffen. In den ersten neun Monaten sind die Medizintechnikimporte um knapp ein Drittel gesunken. Markt für Medizintechnik in Litauen (in Mio. Euro) 2007 2008 Veränderung (2008/07) Lokale Produktion 1) 63,0 71,8 14,0 Import 2) 106,4 131,5 23,6 Export 2) 68,2 86,9 27,4 Marktvolumen 3) 101,2 116,4 15,0 1) NACE 2-Positionen 2660 ( Herstellung elektromedizinischer Geräte ); 3250 ( Herstellung von medizinischen und zahnmedizinischen Apparaten und Materialien ); 30922030, 30922090, 30923070 ( Herstellung von Rollstühlen und Teilen ); 2) gemäß Abgrenzung der Tabelle im Abschnitt Außenhandel ; 3) rechnerisch: lokale Produktion + Import - Export Quelle: Eurostat Die öffentlichen Krankenhäuser als wichtigste Abnehmer von Medizintechnik tätigen nach Angaben von Beobachtern derzeit nur die notwendigsten Investitionen oder solche, die mit EU-Fördermitteln unterstützt werden. Sobald sich die Wirtschaft erholt, dürfte der Medizintechnikmarkt aber wieder deutlich wachsen. Verantwortlich hierfür sind die alternde Bevölkerung und der hohe Nachholbedarf. In ihrem Nationalen Strategischen Rahmenplan für die EU-Förderperiode 2007 bis 2013 zeigt die litauische Regierung drei Bereiche der medizinischen Versorgung auf, in denen Investitionen besonders notwendig sind. Insgesamt stehen dem Gesundheitssektor von 2007 bis 2013 rund 240 Mio. Euro aus Brüssel zur Verfügung. Germany Trade & Invest www.gtai.de 1
Litauen - Medizintechnik Die häufigste Todesursache sind Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems. Um sie früher zu erkennen, sollen mehr Hausärzte mit Elektrokardiographen ausgestattet werden. Zur Verbesserung der Behandlung ist die Anschaffung moderner Technik für die großen Kliniken geplant. Hierfür stehen insgesamt knapp 50 Mio. Euro bereit. Die zweithäufigste Todesursache in Litauen ist Krebs. Tumore werden oft erst sehr spät erkannt. Darum sollen in den Krankenhäusern auf dem Land mehr Geräte zur Früherkennung angeschafft werden. Für die Behandlung sind die großen Kliniken zuständig, die ebenfalls zeitgemäßer ausgestattet werden sollen. Für diese Maßnahmen stehen zwischen 2007 und 2013 ebenfalls gut 50 Mio. Euro zur Verfügung. Den dritten Schwerpunkt bilden Investitionen in die Ausstattung von Unfallkliniken. Hierfür sind knapp 44 Mio. Euro vorgesehen. Die 161 nationalen Krankenhäuser verfügten 2008 über 27.358 Betten. Der Abbau der Kapazitäten hat sich zuletzt verlangsamt, dürfte sich aber fortsetzen. Litauen verfügt immer noch über deutlich mehr Betten je Einwohner als der Durchschnitt der EU-15-Staaten. Steigen wird jedoch der Bedarf an Pflegebetten. Derzeit wird die dritte Phase der Gesundheitsreform auf den Weg gebracht. Um Kosten zu sparen und die Mittel effizienter einzusetzen, sollen Kliniken zusammengelegt und in Bezirks-, Regionalund Republikkrankenhäuser eingeteilt werden. Die modernste Ausstattung wird in letzteren konzentriert. Hierzu gehören die Universitätskliniken in Kaunas und Vilnius sowie die städtischen Krankenhäuser in den fünf größten Städten Vilnius, Kaunas, Klaipeda, Siauliai und Panevezys. Ziel ist auch, die Verweildauer in den Spitälern zu verringern. Nach Ansicht des unabhängigen Lithuanian Free Market Institute sind im Gesundheitssystem strukturelle Reformen notwendig. Das System sei ineffizient, der Sektor insgesamt unterfinanziert und qualitativ nicht gut ausgestattet. Informelle Zahlungen und lange Wartezeiten seien verbreitet. Die Gesundheitsausgaben in Litauen erreichten 2008 gut 2,1 Mrd. Euro (6,6% des BIP). Der Großteil von 73% wird aus öffentlichen Mitteln bestritten. Wichtigster Finanzier ist die staatliche Pflichtversicherung (Valstybine ligoniu kasa), deren Budget die Regierung 2010 nach Presseberichten um 9% auf knapp 1,2 Mrd. Euro kürzen will. Die privaten Gesundheitsaufwendungen lagen 2007 bei einem Anteil von 27% der gesamten Ausgaben. Im Zeitraum 2004 bis 2007 sind sie weniger stark gewachsen als die staatlichen. Die führenden Privatkliniken sind das Medicinos Diagnostikos Centras (www.medcentras.lt) und die Baltijos Amerikos klinika (www.bak.lt). Beide haben ihren Sitz in Vilnius und verfügen über eine moderne Ausstattung. 2 Branche kompakt
Rahmendaten zum Gesundheitssystem in Litauen Indikator Wert (Jahr) Einwohnerzahl (Mio.) 3,3 (2009) Bevölkerungswachstum (% p.a.) -0,5 (2008) Altersstruktur der Bevölkerung Anteil der unter 15-Jährigen (%) 15,1 (2009) Anteil der über 64-Jährigen (%) 15,9 (2009) Durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt (Jahre) 71,9 (2008) Durchschnittseinkommen (Euro/Monat) 623 (2008) Gesundheitsausgaben pro Kopf (Euro/Jahr) 634 (2008) Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP (%) 6,6 (2008) Ärzte/100.000 Einwohner 400 (2008) Zahnärzte/100.000 Einwohner 64 (2008) Krankenhausbetten/100.000 Einwohner 817 (2008) Zahl der staatlichen Krankenhäuser 149 (2008) Zahl der privaten Krankenhäuser 12 (2008) Quellen: Statistikos Departamentas, Eurostat, Lithuanian Health Information Centre, Berechnungen von Germany Trade & Invest Produktion/Branchenstruktur Es gibt in Litauen nur wenige Unternehmen, die Medizintechnik produzieren und zumeist sehr klein sind. Einige sind mit innovativen Artikeln international erfolgreich. Von 2005 bis 2008 hat sich der Produktionswert der Branche nach Angaben von Eurostat von knapp 38 Mio. Euro auf rund 70 Mio. Euro erhöht. Zu den großen Herstellern gehört die Firma Intersurgical, die Beatmungsgeräte herstellt. Nach Angaben der DnB Nord Bankas steigerte das stark exportorientierte Unternehmen seinen Umsatz 2008 um fast ein Viertel auf 46 Mio. Euro. Die Muttergesellschaft hat ihren Sitz im Vereinigten Königreich. Weiteres führendes Branchenunternehmen ist Viltechmeda (Umsatz 2008: 6 Mio. Euro). Die Firma stellt Infusions- und Spritzenpumpen unter dem Markennamen Aitecs her. Anfang 2009 wurde sie für knapp 15 Mio. Euro von der US-amerikanischen Moog Inc. übernommen. Im Januar 2010 kündigte der neue Eigentümer Investitionen in Höhe von 4 Mio. Euro in Forschungsaktivitäten sowie ein Entwicklungszentrum an. Germany Trade & Invest www.gtai.de 3
Litauen - Medizintechnik Führende Branchenunternehmen in Litauen Unternehmen Sparte Internetadresse UAB Intersurgical Beatmungsgeräte www.intersurgical.lt UAB Viltechmeda Infusions- und Spritzenpumpen www.aitecs.com UAB Eksmos medicinines Messgeräte, Laser www.eksmosmtc.lt technikos centras UAB Baltic Orthoservice Orthopädische Maßschuhe, www.orthobaltic.lt Orthesen UAB Medical Technologies Krankenhausausstattung www.medtech.lt UAB Medelkom Ultraschallgeräte www.medelkom.com UAB Telemed Ultraschallgeräte www.telemed.lt AB Puntukas Rollstühle, Medizinmöbel, Behindertenaufzüge www.puntukas.lt A. Astrausko firma Pirmas Zingsnis Prothesen, Bandagen, orthopädische Schuhe www.pirmaszingsnis.lt UAB Taneta Medizinmöbel, Rollstühle www.taneta.lt Quellen: Handels-, Industrie- und Handwerkskammer Vilnius, www.cci.lt; Recherchen von Germany Trade & Invest Außenhandel Litauen ist bei Medizintechnik zum größten Teil auf Importe angewiesen. Deutschland ist das wichtigste Lieferland und kam 2008 auf einen Einfuhranteil von knapp 23%. Auf Platz zwei folgten die Niederlande (8,7%) vor dem Vereinigten Königreich (8,2%) und der VR China (8,0%). Im Krisenjahr 2009 sind die Importe von Medizintechnik eingebrochen. Im Zeitraum Januar bis September sanken die Einfuhren um knapp ein Drittel. Die deutschen Lieferungen gingen mit 54,3% überdurchschnittlich zurück. Einfuhr ausgewählter medizintechnischer Produkte nach Litauen (in Mio. Euro) SITC Produktgruppe 2007 2008 davon aus Deutschland (2008) 774.1 Elektrodiagnoseapparate und 12,7 14,0 4,1 -geräte 774.2 Röntgenapparate 15,6 17,9 4,0 741.83 Sterilisierapparate 1,6 2,4 0,3 785.31 Rollstühle 0,7 0,7 0,2 872.1 Zahnmedizinische Instrumente 7,2 8,2 2,4 872.21 Spritzen, Nadeln, Katheter, Kanülen 7,6 10,9 1,5 4 Branche kompakt
Einfuhr ausgewählter medizintechnischer Produkte nach Litauen (in Mio. Euro) (Forts.) SITC Produktgruppe 2007 2008 davon aus Deutschland (2008) 872.25 Ophthalmologische Instrumente 3,0 2,5 0,9 872.29 Andere Instrumente, Apparate 27,0 37,4 9,1 und Geräte 872.3 Therapiegeräte, Atmungsgeräte 12,3 13,5 1,5 872.4 Medizinmöbel 2,9 6,5 2,9 899.6 Orthopädietechnik, Prothesen 15,6 17,6 3,1 Summe 106,4 131,6 30,0 Quelle: Eurostat Geschäftspraxis Im EU-Land Litauen muss Medizintechnik CE-Zertifikate besitzen. Bei Fragen zur Standardisierung und Zertifizierung kann das staatliche Akkreditierungsamt kontaktiert werden. Für Tests und die Zertifizierung ist das Zertifikationszentrum Sertika (www.sertika.lt) zuständig. Ausschreibungen öffentlicher Anschaffungen werden auf der Internetseite www.valstybes-zinios.lt veröffentlicht, allerdings nur in litauischer Sprache. Der Branchentreff in Litauen ist die Messe Baltmedica (www.litexpo.lt), die alle zwei Jahre in Vilnius stattfindet, zum nächsten Mal im September 2011. Auf der Fachmesse Medica in Düsseldorf waren 2009 vier litauische Hersteller vertreten. Im innergemeinschaftlichen Warenverkehr der EU sind die Regelungen des Umsatzsteuer-Kontrollverfahrens in der EU zu beachten. Informationen hierzu finden sich auf der Internetseite des Bundeszentralamtes für Steuern (www.bzst.bund.de). Hinsichtlich der Normierung gelten die einschlägigen EU-Richtlinien. Siehe hierzu zum Beispiel die Website des Deutschen Instituts für Normung e.v. (www.din.de). Germany Trade & Invest www.gtai.de 5
Litauen - Medizintechnik Kontaktanschriften Lietuvos Respublikos Sveikatos Apsaugos Ministerija (Gesundheitsministerium) Valstybine ligoniu kasa (Staatlicher Patientenfonds) Sveikatos informacijos centras (Informationszentrum für das Gesundheitswesen) Valstybine akreditavimo sveikatos prieziuros veiklai tarnyba (Staatliche Agentur für Akkreditierungen im Gesundheitswesen) Lietuvos inzinerines pramones asociacija (LINPRA) (Vereinigung der verarbeitenden Industrien Litauens) Lietuvos sveikata (Litauens Gesundheit; Portal mit Gesundheitsinformationen) Internetadresse www.sam.lt www.vlk.lt www.lsic.lt www.vaspvt.gov.lt www.linpra.lt www.lsveikata.lt 6 Branche kompakt
Kontakt Impressum Herausgeber: Germany Trade and Invest Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbh Agrippastraße 87-93 50676 Köln, Tel.: +49 (0)221 2057-0 Fax: +49 (0)221 2057-212 E-Mail: info@gtai.de Internet: www.gtai.de Autor: Fabian Nemitz, Vilnius Redaktion: Oliver Idem Tel.: +49 (0)221/20 57-480 E-Mail: Oliver.Idem@gtai.de Ansprechpartner: Jan Triebel Tel.: +49 (0)221/20 57-299 E-Mail: Jan.Triebel@gtai.de Redaktionsschluss: Januar 2010 Bestell-Nr.: 14929 Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck - auch teilweise - nur mit vorheriger ausdrücklicher Genehmigung. Trotz größtmöglicher Sorgfalt keine Haftung für den Inhalt. Hauptsitz der Gesellschaft: Friedrichstraße 60, 10117 Berlin Geschäftsführer: Dr. Jürgen Friedrich, Michael Pfeiffer Vorsitzender des Aufsichtsrates: Dr. Bernd Pfaffenbach, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie Registergericht: Amtsgericht Charlottenburg Registernummer: HRB 107541 B Gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie und vom Beauftragten der Bundesregierung für die neuen Bundesländer aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.