Entwicklungstrends von KI: Chancen und Herausforderungen aus der bildungswissenschaftlichen Perspektive

Ähnliche Dokumente
What works? Befunde der Unterrichtsforschung zum verständnisvollen Lernen im Fachunterricht. Prof. Dr. Olaf Köller IPN Kiel

Vom Lernen zum Können Die Förderung von Transfer

What works? Befunde der Unterrichtsforschung zum verständnisvollen Lernen im Fachunterricht. Prof. Dr. Olaf Köller IPN Kiel

Vom Lernen zum Können Die Förderung von Transfer

Die Hattie-Studie...

Was muss eine gute Lehrkraft können?

Was hilft? Evaluationsbefunde und Erfolgsfaktoren. Olaf Köller IPN, Kiel

Behaviorismus. The Science of Learning. The Art of Teaching. Behaviorismus. Beispiel. Lernen am Erfolg (durch Reaktion der Umwelt)

What works best?: Hatties Synthese der empirischen Forschung zur Unterrichtsqualität

Begriffsbestimmung Kognitive Aktivierung

Lehrergesundheit und Unterrichtshandeln: Hat Burnout von Lehrkräften Folgen für die Leistung der Schülerinnen und Schüler?

What works? Aktuelle Befunde der empirischen Schul- und Unterrichtsforschung. Prof. Dr. Olaf Köller IPN Kiel

Adaptivität im Unterricht: Lerngelegenheiten gestalten und Lernprozesse unterstützen

Classroom Management, konstruktive Unterstützung und kognitive Aktivierung:

Wissenschaftliche Ergebnisse zu wirksamen Unterricht Lernen sichtbar machen

Bedingungen der Entwicklung fachdidaktischen Wissens von Lehrkräften

Sind die bayerischen Schülerinnen und Schüler besser als die Berliner Schülerinnen und Schüler?

Lernen mit Neuen Medien

Nie war sie so wertvoll wie heute

PISA 2015 Ist der Trend ein Trend?

LEHREN UND LERNEN MIT MEDIEN

Professionswissen von Lehrkräften und schulisches Lernen

Die richtigen Zutaten für eine professionelle Entwicklung

E-Learning-Erfahrungen an Hamburger Schulen

Merkmale guten Unterrichts (nach Peter POSCH)

Textkorpora in der pädagogisch-psychologischen Forschung: Anwendungen und Perspektiven. Sascha Schroeder

Was ist eine gute Lehrkraft? Qualitätsmerkmale erfolgreicher Lehrkräfte

Staatl. Studienseminar für das Lehramt an Gymnasien Trier. Guter Unterricht - Eine komplexe Herausforderung

Was ist guter Unterricht?

Lernkultur in Ganztagsschulen: Qualität und Wirkungen

Multiple Ziele im Mathematikunterricht

Kompetenzorientierte Aufgabenstellung im technischen und textilen Werkunterricht. FI RR Andrea Ladstätter, BEd

Von der kompetenzorientierten Aufgabe zu kompetenzorientiertem Unterricht

Qualität und Qualitätsentwicklung an Schulen in Baden-Württemberg

Hilfe, Statistik! Eine experimentelle Untersuchung zum Kommunikationsverhalten von Statistik-Tutoren. Benjamin Brummernhenrich & Regina Jucks

Qualität und Qualitätsentwicklung an Schulen in Baden-Württemberg

WAS MACHT LERNEN MIT DIGITALEN MEDIEN WIRKSAM?

Neurophysiologische und emotionale Grundlagen des Lernens

HERAUSFORDERUNGEN IM BILDUNGSSYSTEM DES 21. JAHRHUNDERTS Olaf Köller

Sanna Pohlmann-Rother, Gabriele Faust & Anja Kürzinger Qualitätsrating von Schülertexten aus der Grundschule

Wie beurteilen Lehrkräfte die Teilnahme an einer landesweiten Qualifizierungsmaßnahme zum Thema Inklusion?

Agenda. 2. Einfluss der Zielorientierung auf die Motivation. 3. Thematische Begründung als Motivation

Schulfeedback.SH Dialogorientiertes Rückmeldeangebot zur Unterstützung der Schul- und Unterrichtsentwicklung

Selbstreguliertes Lernen

Die Digitalisierung der Hochschulbildung Internationale Trends, Herausforderungen und Chancen

Design und Entwicklung von Online-Lernangeboten für die Hochschule

Analyse von Ausgangsbedingungen

Informationsrepräsentation und Multimediales Lernen

Unterricht aus Schülersicht

Schulische Lernprozesse gestalten -

Rückmeldung als zentrales Element formativen Assessments

Emotionen und kognitives schulisches Lernen aus interdisziplinärer Perspektive

Lesen macht stark: Individuelle Förderung der Lese- und Schreibkompetenz

Lehrplan 21 in der Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen. Silvia Gfeller Bereichsleiterin kantonale Reformprojekte

Analysieren, bewerten, vorschlagen: Adaptive Umgebung denkt mit

Argumentieren mit multiplen und dynamischen Darstellungen. Jahrestagung der GDM in Weingarten Andreas Bauer

Individualisierung der Lehre als Basis für erfolgreiches Studieren. Manuela Zimmermann, Elmar Junker Hochschule Rosenheim

E-Learning in der politischen Bildung

Nora Harr. Pädagogische Abteilung, Psychologisches Institut, Freiburg

Sitzung 13: Der gute Lehrer aus quantitativ empirischer Sicht. Begriffsklärung

Können Grundschulen unterschiedliche Startvoraussetzungen kompensieren?

Prozessdaten zur Kompetenzmodellierung

Kenntnis der Eigenschaften der Funktionen und insbesondere der Graphen in Abhängigkeit vom Exponenten;

Studierfähigkeit und Schulleistungen am Ende der gymnasialen Oberstufe

Erfolgreiches Lernen braucht Lern-IT NRW

VERA 8 STAATSINSTITUT FÜR SCHULQUALITÄT UND BILDUNGSFORSCHUNG MÜNCHEN

SECURE YOUR DATA KASPERSKY ONLINE TRAINING PLATTFORM

Audience Response Systeme

FORUM 5: Kompetenzzuwachs im Lehramtsstudium messen

Bilingualer Sachfachunterricht. Chancen und Herausforderungen Ein Einblick in theoretische Hintergründe

Titelmasterformat durch Klicken bearbeiten Erkenntnisse der empirischen Bildungsforschung im Hinblick auf Schule und Unterricht

Vorlesungsergänzung. 1. konträre Forschungspositionen zu Wirkung von Bildern auf Lernerfolg kennenlernen

Chancen und Grenzen des Kooperativen Lernens und Classroom Managements für eine inklusive Schule

Visible Learning Lernen von Australien? Anette Köhler, Sokrin Don Bosco Berufsschule, Würzburg

Gesellschaftliche Herausforderungen erlebbar machen: Aktives Lernen mit Augmented Reality fördern

Entwicklungsorientiertes Feedback. Seminar 1 Grundlagen und Peer Reviews. Programm und Skript

Künstliche Intelligenz und berufliche Bildung Wie das Internet der Dinge und KI das Lernen verändern

Problem based Learning (PBL) für meinen Unterricht. Workshop an der Tagung Inspirierende Lernquelle Lernquelle Arbeit, PH Zug, 24.

Professionalisierung von Lehrkräften am Beispiel der DVV-Lernportale

Lernkultur 1.0. Strategie. Problem E-Learning. Nachhaltigkeit

Theorie der Schule 8. Karl-Oswald Bauer. 1

Von Stärken und Schwächen: Zur Genese fachbezogener Selbstkonzepte

Informatikunterricht in Zeiten der Digitalisierung

Das IEA Data Processing and Research Center (DPC) in Hamburg. Kiel 29. Oktober 2014

Englischdidaktik in den Studiengängen Sekundarstufe II

Die Auswirkungen Einer Stimulierenden Lernumgebung Auf Die Motivation Und Das Engagement

Alles im Griff? Der Einfluss fahrfremder Tätigkeiten

Zusammenfassung. Instruktionspsychologie. Professur Psychologie digitaler Lernmedien. Institut für Medienforschung Philosophische Fakultät

Effektivere Informationssuche im WWW

Fordern statt Fördern?

Maßnahmen zur Erreichung der Kompetenzorientierung Ein Blickwinkel aus der empirischen Unterrichtsforschung

BILDUNGSMEDIEN ANALOG UND DIGITAL

Kommentar für Lehrpersonen

Studienseminar Koblenz. Teildienststelle Altenkirchen. Hattie und das LLM. Pädagogische Woche 2016 Bad Marienberg. Hattie und das LLM

Methode zur Beurteilung von S- Leistung & Methodenkritik

Qualitätsoffensive: Educational Diversity

1. Übung zu Intelligenten Tutor-Systemen

- lernen mit Freude und Neugier.

Der TOEFL Junior Standard Test

Digitale Bildung in der Grundschule

Transkript:

Entwicklungstrends von KI: Chancen und Herausforderungen aus der bildungswissenschaftlichen Perspektive Prof. Dr. Olaf Köller IPN Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik, Kiel Berlin, 30.11.2018 Prof. Dr. Olaf Köller, Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik

Überblick Bevor wir zu KI kommen: - Was ist verständnisvolles Lernen? - Was wissen wir über Basisdimensionen erfolgreichen Lernens? Was kann Digitalisierung in der Schule leisten? Intelligente tutorielle Systeme Effekte des Computereinsatzes auf Lernerfolge Ausführlich ein KI-Beispiel: Maschinenkodierung von Aufsätzen Und zum Schluss 10 Fragen 2

Verständnisvolles Lernen: Baumert et al. (2004) aktiver individueller Konstruktionsprozess, in dem Wissensstrukturen verändert, erweitert, vernetzt, hierarchisch geordnet oder neu generiert werden. entscheidend ist die aktive mentale Verarbeitung, die sich in der handelnden Auseinandersetzung mit der sozialen oder natürlichen Umwelt oder im Umgang mit Symbolsystemen vollzieht. sinnstiftend, indem neue Zusammenhänge erschlossen werden, die Wissen organisieren und ordnen. Dazu gehört, dass der Gegenstand für die Lernenden ein Mindestmaß an intellektueller und/oder praktischer Bedeutung besitzt. abhängig von den individuellen kognitiven Voraussetzungen, vor allem vom bereichsspezifischen Vorwissen. Umfang und Organisation der verfügbaren Wissensbasis entscheiden über Qualität und Leichtigkeit des Weiterlernens. Prof. Dr. Olaf Köller, Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik 3

Verständnisvolles Lernen: Baumert et al. (2004) verständnisvolles Lernen erfolgt trotz aller Systematik stets situiert und kontextuiert. Die Situiertheit begrenzt oft die Anwendbarkeit erworbenen Wissens. Um den Anwendungsbereich zu erweitern, ist eine Variation der Erwerbs- und Anwendungskontexte notwendig. verständnisvolles Lernen wird durch Motivation und metakognitive Prozesse (z.b. Planung, Kontrolle, Bewertung) reguliert. verständnisvolles Lernen wird durch kognitive Entlastungsmechanismen unterstützt. Dazu gehören die durch multiple Repräsentation förderbare Herausbildung informationsreicher Wissenseinheiten, die als Ganzes erinnert und abgerufen werden können (Chunks), sowie die Automatisierung von Handlungsabläufen und Denkvorgängen. Prof. Dr. Olaf Köller, Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik 4

Kerndimensionen gelingenden Fachunterrichts Effizienz der Klassenführung (Classroom Management) Kognitive Aktivierung Konstruktive Unterstützung - Instruktionale Unterstützung - Emotionale Unterstützung Prof. Dr. Olaf Köller, Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik 5

Kerndimensionen gelingenden Fachunterrichts Kogn. Aktivierung Kogn. Unterstützung Emot. Unterstützung Klassenführung Lernen erfordert aktive Erweiterung oder Veränderung kognitiver Strukturen Entwicklung fachlicher und überfachlicher Kompetenzen bedarf der Unterstützung Offene und vertrauensvolle Lehrkraft- SuS-Beziehung, Humor, Wahlmöglichkeiten Koordination u. Steuerung des Unterrichtsgeschehens Ziel: Zu dieser aktiven Erweiterung/ Veränderung bestehender Wissensstrukturen anregen Ziel: SuS helfen die Anforderungen der Aufgaben bewältigen zu können und strukturiertes Wissen entwickeln zu können. Ziel: Vertrauensvolles offenes Klima schaffen, in dem Fehler und Initiative der SuS erwünscht ist. Ziel: Lernzeit optimal für Lernaktivitäten zu nutzen; wenig Zeit für Unterbrechungen, Störungen etc. Beispielmaßnahmen: - Herausfordernde Aufgabenstellungen, - Anregende Gesprächsführung Beispielmaßnahmen: - Anpassung des Anforderungsniveaus (Zone der nächsten Entwicklung) - Inhaltliche Strukturierung - Feedback geben Beispielmaßnahmen: - Wertschätzender Umgang miteinander - konstruktiver Umgang mit Fehlern - Fürsorglichkeit Maßnahmen: präventive Steuerung Reaktion auf Störungen Prof. Dr. Olaf Köller, Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik 6

Basisdimensionen qualitätsvollen Unterrichts COACTIV - erweitertes Mediationsmodell Kunter et al.,2007; Kunter, 2013 Knowledge for teaching mathematics (PCK) Enthusiasm for teaching mathematics.29.25.48 Cognitive activation Classroom management.29.24.31 Student progress in mathematics Emotional engagement in mathematics.46 Adaptive support.48 Prof. Dr. Olaf Köller, Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik 7

Basisdimensionen qualitätsvollen Unterrichts Modifiziertes Mediationsmodell Konstruktive Unterstützung domänenspezifisch Knowledge for teaching mathematics (PCK).59.30 Supportive response to mistakes.35.24 Student progress in mathematics Enthusiasm for teaching mathematics.43 Classroom management.37 Emotional engagement in mathematics Baumert et al., 2016 Prof. Dr. Olaf Köller, Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik

Basisdimensionen qualitätsvollen Unterrichts Modifiziertes Mediationsmodell: Konstruktive Unterstützung generisch Knowledge for teaching mathematics (PCK) Enthusiasm for teaching mathematics.40.45 Classroom management Caring.30.46.33 Student progress in mathematics Emotional engagement in mathematics Baumert et al., 2016 Prof. Dr. Olaf Köller, Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik

Was kann Digitalisierung leisten? Digitale, interaktive Schulbücher OER-Plattformen Intelligente Tutorielle Systeme (vgl. Beitrag von Meurers) Blickbewegungsmessungen zum besseren Verständnis von Informationsverarbeitungsprozessen Face Recognition zur Feststellung von Aufmerksamkeit der SuS Adaptive Testsysteme zur ökonomischen, individualisierten Feststellung von Kompetenzständen Automatisches Kodieren von offenen Antworten und Essays Übersetzungen von Texten in beliebige Fremdsprachen plus Sprachmittlung Prof. Dr. Olaf Köller, Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik 10

Intelligente tutorielle Systeme Intelligente tutorielle Systeme (ITS) sind adaptive Mediensysteme, die sich ähnlich einem menschlichen Tutor an die kognitiven Prozesse des Lernenden anpassen sollen, indem sie die Lernfortschritte und -defizite analysieren und dementsprechend das Lernangebot generativ modifizieren sollen. Issing & Klimsa (1995) Prof. Dr. Olaf Köller, Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik 11

Kernmerkmale von ITS Adaptivität selbstständige Anpassung des Systems an die jeweilige Benutzerin/den jeweiligen Benutzer Flexibilität Fähigkeit zur Variation der Darstellung der Lerninhalte Diagnosefähigkeit Feststellung der Kompetenzen der Lernerin/des Lerners Prof. Dr. Olaf Köller, Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik 12

Aufbau eines ITS Schülerin/Schüler Benutzerschnittstelle neue Infos, Rückmeldungen, Aufgaben, Probleme Schülerlösung Tutorenmodell wahrgenommener Wissensstand, Verhaltenssequenzen der SuS Lernermodell Aufgaben, Probleme Lehrstoffwissen Musterlösung Wissensmodell Prof. Dr. Olaf Köller, Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik 13

Untersuchung von Lenhard et al. (2011) context als ITS zur Leserverständnisförderung, vor allem bei schwachen SuS Prä-Postdesign mit drei Gruppen context Wir werden Lesedetektive Kontrollgruppe Positive Effekte beider Maßnahmen auf das Lesestrategiewissen gegenüber der Kontrollgruppe Allein positive Werte von context auf das Leseverständnis Prof. Dr. Olaf Köller, Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik 14

Befunde aus Metaanalysen (Hattie, 2012; Means, 2010) Feedback L-S-Beziehung Computer-unterstützter Unterricht Blended learning Online-Settings 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 Effektstärke d Prof. Dr. Olaf Köller, Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik 15

Maschinen-Kodierung von Aufsätzen Measuring English Writing at Secondary Level Prof. Dr. Olaf Köller, Leibniz Institute for Science and Mathematics Education 16

Forschungsdesign Schweiz Deutschland Feldphasen: September 2016 (T 1 ) Juli 2017 (T 2 ) SuS der Oberstufe in Gymnasien (Klasse 11) 2 writing prompts a 30 Minuten pro Messzeitpunkt N 1800 N = 990 (838) 7 Kantone (BS, BL, AG, ZH, SG, LU, SC) Ein Bundesland (SH) N= 20 Schulen N = 37 Schulen N 108 Klassen Gelegenheitsstichprobe N = 57 Testgruppen Zufallsstichprobe Prof. Dr. Olaf Köller, Leibniz Institute for Science and Mathematics Education 17

Aufgabentypen in MEWS Prof. Dr. Olaf Köller, Leibniz Institute for Science and Mathematics Education 18

Independent Writing Prompt Prof. Dr. Olaf Köller, Leibniz Institute for Science and Mathematics Education 19

Integrated Writing Prompt Reading text, 5 time for reading Prof. Dr. Olaf Köller, Leibniz Institute for Science and Mathematics Education 20

Integrated Writing Prompt Listening text, 5 time for listening Prof. Dr. Olaf Köller, Leibniz Institute for Science and Mathematics Education 21

Testdesign 4 Textstimuli, 2 zu T1, die anderen beiden zu T2 Kein Stimulus wurde zweimal vorgegeben Sechskategorielle holistische Urteile für alle Texte, 2 Human Raters (0 5), ein Maschinenscore (kontinuierlich zwischen 0.5 und 5.5) Lese- und Hörverstehen auch zu T1 und T2 Multi-Matrix-Designs zu beiden Zeitpunkten; kein Item wurde zweimal bearbeitet Multidimensionale IRT-Analysen der Daten zur Feststellung der Itemparameter 2PL für dichotome Items Graded Response Model für holistische Schreibratings (2 Human Raters) Kontinuierliche Modellierung für den Maschinenscore Schätzung von PVs (15) im jeweils längsschnittlichen zweidimensionalen Modell für die drei Skills (M = 500 zu T1) Prof. Dr. Olaf Köller, Leibniz Institute for Science and Mathematics Education 22

Human Ratings Erfahrene Raters von TOEFL Schreibaufgaben T1: 36 Raters (18 independent, 18 integrated); T2: 37 Raters (19 independent, 18 integrated; 18 Raters zu T1 und T2) Alle Raters wurden morgens kalibriert, d.h. mussten 7 von 10 Übungstexten richtig kodieren; wer in zwei Durchgängen durchfiel, durfte nicht kodieren Prof. Dr. Olaf Köller, Leibniz Institute for Science and Mathematics Education 23

Human Ratings: Rater-Übereinstimmung 80 75 70 65 60 % Exact Agreement % Adjacent Agreement 100 99,5 99 98,5 55 T1 T2 98 T1 T2 Chevalier Teacher Voting Machines TV Advertising Chevalier Teachers Voting Machines TV Advertising Prof. Dr. Olaf Köller, Leibniz Institute for Science and Mathematics Education 24

Automated Essay Evaluation (AEE) - Analysiert messbaren Texteigenschaften im Natural Language Processing (NLP) - In USA seit 1990er Jahren bei Large-Scale Tests eingesetzt - In MEWS verwendete Software: E-rater TOEFL Modell (Educational Testing Service ETS, 16.1 ) - Erfasst: Grammatik, Sprachgebrauch, Sprachmechanik, Stil, Organisation, Pronomiagebrauch, Wortkollokationen, lexikalische Komplexität. Text Features sollen das gemittelte Human Rating optimal vorhersagen Regressionsansätze vs. Maschinenlernenmodelle Prompt-spezifische vs. generische Modelle Prof. Dr. Olaf Köller, Leibniz Institute for Science and Mathematics Education 25

E-rater Features Prof. Dr. Olaf Köller, Leibniz Institute for Science and Mathematics Education 26

Modelle und deren Evaluation Satistische Verfahren: - Multiple linear regression (non-negative least squares) - Ridge regression - Lasso regression - Elastic net - Support vector regression - Linear support vector regression Data splitting für die Modellbildung und Evaluation: 50/50 Outcome Variable = Durchschnitt der beiden Human Ratings: Prof. Dr. Olaf Köller, Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik 27

Befunde: T2 (T1 ähnlich) Prof. Dr. Olaf Köller, Leibniz Institute for Science and Mathematics Education 28

Machine Learning Übereinstimmung: T1 & T2 Combined, QWKs Prof. Dr. Olaf Köller, Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik 29

Interkorrelationen T1 Schr. T1 Hören T1 Lesen T2 Schr. T2 Hören T2 Lesen T1 Schr. 1.00.57.55.70.49.50 T1 Hören 1.00.54.55.51.48 T1 Lesen 1.00.52.50.56 T2 Schr. 1.00.52.52 T2 Hören 1.00.49 T2 Lesen 1.00 Prof. Dr. Olaf Köller, Leibniz Institute for Science and Mathematics Education 30

Korrelationen mit Noten (T1) Englisch Deutsch Mathe Schreiben.47/.47.28/.21.19/.09 Lesen.23/.27.18/.10.10/.06 Hören.31/.34.23/.13.11/.08 Anmerkung. Erster Koeffizient aus D, zweiter aus CH Prof. Dr. Olaf Köller, Leibniz Institute for Science and Mathematics Education 31

Schlussfolgerungen Human Ratings mit hoher Übereinstimmung, so dass valide Automated Scoring-Modelle entwickelt warden konnten Prompt-spezifische Modelle waren generischen Modellen überlegen Support vector regression bester Ansatz Dieser Ansatz kann zur Kodierung von zukünftigen Texten von SuS aus der selben Population verwendet werden Auswertung ohne Human Raters nur im Falle von low-stakes Testungen Automated scoring kann langfristig Geld einsparen, erzeugt aber bei der Entwicklung erhebliche Kosten Prof. Dr. Olaf Köller, Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik 32

Und zum Schluss: 10 Fragen Wie verbessern wir die Infrastruktur in Schulen? Wie sorgen wir für Nachhaltigkeit in der Infrastruktur? Wie erreichen wir ein Mindestmaß an Standardisierung der Hardund Software (wider den Unsinn von BYOD) Wie gelingt die weitere Professionalisierung der Lehrkräfte? Wie gelingt die weitere Professionalisierung der Lehrkraftaus- und fortbildung? Wie gelingt es Kollegien in Schulen, Akzeptanz für Konzepte digitaler Bildung zu erreichen und diese zu implementieren? Wie können digitale Medien im Fachunterricht gewinnbringend eingesetzt werden? Prof. Dr. Olaf Köller, Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik 33

Und zum Schluss: 10 Fragen Wie können sie als ergänzende didaktische Medien im Unterricht den Erwerb fachspezifischer Kompetenzen und fachspezifischen Wissens erleichtern bzw. gar erst möglich machen, wenn analoge Medien dieses nicht leisten können. Wie können digitale Medien genutzt werden, um Wissen auszulagern? Gemeint ist damit, dass Wissen, das traditionell im Langzeitspeicher der SuS abgespeichert wurde, zukünftig in digitalen Medien ausgelagert wird, der Zugriff auf dieses Wissen aber durch kognitive Schnittstellen gesichert wird. Wie überzeugen wir Politik, dass Schulen damit nicht allein gelassen werden können (sie sind überfordert!)? Prof. Dr. Olaf Köller, Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik 34

There are no limits, only horizons! Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Kontakt: koeller@ipn.uni-kiel.de Prof. Dr. Olaf Köller, Leiniz Institute for Science and Mathematics Education 35