Verdichtung: Chance oder notwendiges Übel? GEMEINSAM DICHTEN.

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Transkript:

Verdichtung: Chance oder notwendiges Übel? GEMEINSAM DICHTEN. 51. Immobiliengespräch 19.09.2013, Metropol Matthias Thoma, Ernst Basler + Partner, Zürich Quelle: skyscrapercity.com, Richti-Areal

Wer dichtet? Dichter ( ) Verfasser von Dichtung im Sinne von sprachlicher und schriftstellerischer Kunst. Der Dichter, der die gesamte Schaffensbreite von ( ) beherrscht und damit Einfluss auf die Sprache und die Gesellschaft nimmt, ( ), ist eine Idealvorstellung, in der Wirklichkeit aber seltene Ausnahmeerscheinung. Wikipedia 2013 Dichten ist eine Kunst mit Kopf, Herz und Hand! Immobiliengespräch. Verdichtung: Chance oder notwendiges ÜbeI? I 19. September 2013 2

Inhalt 1. Die Dichte-Produzenten 2. Die Dichte-Euphoriker und -Skeptiker 3. Die Dichte-Strategie für Städte und Gemeinden 4. Die Zusammenarbeit für Dichte 5. Fazit: GEMEINSAM DICHTEN 3

Inhalt 1. Die Dichte-Produzenten 2. Die Dichte-Euphoriker und -Skeptiker 3. Die Dichte-Strategie für Städte und Gemeinden 4. Die Zusammenarbeit für Dichte 5. Fazit: GEMEINSAM DICHTEN 4

Der Markt produziert Dichte Quelle: Ernst Basler + Partner (2009): Raumentwicklung Schweiz 2025 Ein Blick in unsere Zukunft

Markt: Urbanisierung welche Richtung? Zentripetale Kräfte (Agglomeration) Zentrifugale Kräfte (Dispersion) Konzentrations-Treiber: Wertschöpfungsketten Wissens-Spillovers Dichte von Arbeitsmärkten Mobilitätskosten «Urbaner Lifestyle» Dekonzentrations-Treiber: Bodenpreis und -verfügbarkeit Mobilitätskosten negative externe Effekte «ländliche Idylle» 6

Der Staat produziert Dichte Erreichung raumplanerischer und anderer Zielsetzungen mit Raumplanung Infrastruktur-Investitionen Verkehrspolitik Steuerpolitik 7

aber nicht die «optimale» Dichte. Marktversagen «NIMBYism» Effiziente Einzelentscheidung Wohl der der Allgemeinheit Staatsversagen Fehlanreize Mobilität Tiefe Ausnützungen und Begünstigung der Aussenentwicklung Keine Qualitätssicherung Mangelnde Infrastruktur 8

Dichte findet Sta(d)t(t): ungesteuert / gesteuert Quelle: www.bing.com 9

Inhalt 1. Die Dichte-Produzenten 2. Die Dichte-Euphoriker und -Skeptiker 3. Die Dichte-Strategie für Städte und Gemeinden 4. Die Zusammenarbeit für Dichte 5. Fazit: GEMEINSAM DICHTEN 10

Die Euphoriker («DIE CHANCEN») «Innen- vor Aussenentwicklung» als planerisches Dogma findet Akzeptanz - «Urbane» und belebte Gemeinden, kurze Wege - Ausgelastete Infrastruktur - Reduzierte Flächeninanspruchnahme - positive Umweltbilanz - Höhere Versorgungssicherheit - Verbesserter Finanzhaushalt der Gemeinden - Höhere Grundstücksrenditen - «dicht ist urban und urban ist gut» Koalitionen: Planer, Politikerinnen, Investoren/Entwickler, Grundeigentümerinnen, Architektinnen, Umweltfachleute 11

Die Skeptiker («DIE ÜBEL») Ablehnende Haltungen aus unterschiedlichen Richtungen - veränderte Bevölkerungsstruktur / «exclusionary zoning» - städte-/ortsbauliches Erbe / Identität - Verschattung / Sicht - reduzierte Freiraumversorgung / Durchlüftung - belastetes Verkehrssystem - «keine Klötze in der ländlichen Idylle» mit ähnlichen Koalitionen 12

Quelle: Tagesanzeiger, 26.08.2013; Siedlung «Kalkbreite» von Müller Sigrist Architekten AG Immobiliengespräch. Verdichtung: Chance oder notwendiges ÜbeI? I 19. September 2013 13

Perspektive der Privatwirtschaft: Dreieck der Unternehmensfinanzen Liquidität Stabilität Rentabilität Verdichtungen müssen für Eigentümer, Entwickler und Investoren finanzierbar, rentabel und sicher sein 14

Perspektive der Gemeinden: Kreislauf der Standortentwicklung Standortwettbewerb Finanzplanung der öffentlichen Hand Raum- und Siedlungsentwicklung Gemeinden schaffen Rahmenbedingungen für Verdichtung mit Blick auf langfristige Qualität und Finanzierbarkeit 15

Sprung-Fix-Kosten: Wann lohnt sich Dichte? Beispiel Abwasserreinigung Kosten für Abwasserreinigung Zusatzerträge Neue Abwasserreinigungsanlage Einwohner Kosten pro Einwohner Kosten pro Einwohner Einwohner 16

Inhalt 1. Die Dichte-Produzenten 2. Die Dichte-Euphoriker und -Skeptiker 3. Die Dichte-Strategie für Städte und Gemeinden 4. Die Zusammenarbeit für Dichte 5. Fazit: GEMEINSAM DICHTEN 17

Siedlungsentwicklung als zyklischer Prozess 18

Analyse Quantitative Analyse z.b. «Luzerner- Bauzonenanalyse-Tool» (LUBAT) Qualitative Analyse Quartierbetrachtung Analyse theoretische Entwicklungspotenziale Verifizierung der Entwicklungspotenziale 19

Beispiel LUBAT, Kanton Luzern 20

Analyse qualitativ 21

Potenzialplan 22

bebaut/unbebaut unbebaut bebaut Strategieansätze 23

Strategieplan 24

Weiterentwickeln Städtebauliches Grundmuster erhalten Altenwiesenstrasse, Schwamendingen Quelle: Amt für Städtebau Stadt Zürich (2013): Dichter 25

Umsetzungsplan und -agenda Konzentration auf prioritäre Entwicklungsprojekte 26

Inhalt 1. Die Dichte-Produzenten 2. Die Dichte-Euphoriker und -Skeptiker 3. Die Dichte-Strategie für Städte und Gemeinden 4. Die Zusammenarbeit für Dichte 5. Fazit 27

Zusammenarbeit in allen Phasen der Siedlungsentwicklung nach Innen 28

Beispiel: Arealentwicklung «Papieri» Cham Gemeinsame Projekt- und Arbeitsgruppe mit EWG Cham und Cham Paper Group (Eigentümer) Begleitung des Planungsprozesses mit «Echogruppe» Kooperative Konzeptentwicklung im Rahmen eines städtebaulichen Studienauftrages sowie gemeinsame Finanzierung der Planung 29

Beispiel: Arealentwicklung «Papieri» Cham 30

Fazit: GEMEINSAM DICHTEN Dichte wird dann zur Chance, wenn 1. die öffentliche Hand angepasst auf die örtlichen Qualitäten - eine Haltung entwickelt (Dichte-Strategie!) 2. sowohl öffentliche und private Interessen einfliessen 3. die «Dichte-Skeptiker» ernst genommen werden und mit differenzierter Strategie geantwortet wird 4. Städtebau und Freiraum interdisziplinär und mit der Nutzerbrille entwickelt werden 5. «side-effects» zur Erneuerung der örtlichen Qualität und der sozialen und technischen Infrastruktur genutzt werden 31

GEMEINSAM DICHTEN denken & fühlen & handeln interdisziplinär öffentlich & privat fachlich & nutzerorientiert Siedlung Brunnenhof in Zürich, Gigon Guyer Architekten 32

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Matthias Thoma Ernst Basler + Partner AG Mühlebachstrasse 11 8032 Zürich +41 44 395 16 16 matthias.thoma@ebp.ch Mehr unter: www.ebp.ch 33