WPS 132 Berlin, 12. Juli 2017 DEGEMED - Deutsche Gesellschaft für Medizinische Rehabilitation

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Transkript:

SPD-Parteivorstand, Wilhelmstraße 141, 10963 Berlin WPS 132 Berlin, 12. Juli 2017 DEGEMED - Deutsche Gesellschaft für Medizinische Rehabilitation Frage1: Was werden Sie tun, um die Versorgung von Menschen mit chronischen Erkrankungen, Pflegebedürftigen oder Menschen mit Behinderungen mit Leistungen der medizinischen Rehabilitation zu verbessern? Grundsätzlich haben wir Sozialdemokraten bei der Sicherung und Weiterentwicklung der Versorgungsstrukturen alle Patientinnen und Patienten im Blick, die Leistungen der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung bedürfen. Gerade in einer Gesellschaft des längeren Lebens wachsen jedoch besonders die Bedeutung und der Bedarf an medizinischer Rehabilitation. Hieran richten wir unter anderem unsere Strukturpolitik aus. Ganz gleich ob es sich um Arbeitnehmer*innen handelt, die unter Arbeitsverdichtung leiden; behinderte Menschen, deren Teilhabe sichergestellt werden muss oder ältere Patient*innen, die vor Pflegebedürftigkeit bedroht sind. Wir lassen uns deswegen bei unseren Reformen stets von der Maxime leiten: Prävention vor Rehabilitation vor Rente und Pflege. Erst jüngst hat die SPD-Bundestagsfraktion den Weiterentwicklungsbedarf für die Versorgung mit medizinischer Rehabilitation mit Blick auf die Gesetzliche Kranken- und Pflege sowie Rentenversicherung beschrieben. Sie finden das Papier Handlungsfeld Rehabilitation unter: http://www.spdfraktion.de/veroeffentlichungen Frage 2: Mit welchen Instrumenten werden Sie den gesetzlich verankerten Grundsatz Reha vor Pflege und Reha vor Rente stärken? Zum Prinzip Reha vor Pflege: Wir wollen den Zugang zur Rehabilitation aus dem ambulanten Bereich für ältere Menschen verbessern. Hier kommt den Hausärzten eine besondere Rolle zu, da sie ihre Patienten in der Regel am besten kennen und eine drohende Pflegebedürftigkeit frühzeitig identifizieren können. Wir wollen prüfen, inwieweit ab einer bestimmten Altersstufe regelmäßige Screenings eingeführt werden können. Auch ist eine engere Zusammenarbeit der Ärzte und Pflegekräfte im Hinblick auf die Einleitung einer rehabilitativen Maßnahme erforderlich. Für ältere Menschen werden flexible und barrierefreie Angebote benötigt. Daher wollen wir Anreize schaffen, ambulante, vor allem mobile Rehabilitationsangebote auszuweiten und flächendeckend zur Verfügung zu stellen. Auch ist es notwendig, die Kooperation der Pflegeheime mit Anbietern mobiler Rehabilitation auszubauen. Dem organisatorischen Aufwand der mobilen Rehabilitation muss eine entsprechende Vergütung gegenüberstehen.

Zum Prinzip Reha vor Rente: Die medizinische Rehabilitation muss noch stärker auf die berufliche Situation des Versicherten ausgerichtet werden und dazu besser mit der beruflichen Rehabilitation verzahnt werden. Deshalb setzen wir uns dafür ein, dass die berufliche Orientierung und arbeitstherapeutische Ansätze noch stärker bei der medizinischen Rehabilitation in den Blick genommen werden und sich medizinische und berufliche Rehabilitation besser vernetzen. Es gilt, lange Wartezeiten zwischen Ende der medizinischen und Beginn der beruflichen Rehabilitation zu vermeiden. Ziel muss sein, fließende Übergänge zu schaffen. Die Grundlage hierfür bildet ein einheitliches, an der ICF orientiertes, trägerübergreifendes Bedarfsfeststellungsverfahren. Diese notwendige frühzeitige und umfassende Gesamtbedarfsfeststellung bedarf einer regelmäßigen Überprüfung sowie gegebenenfalls der Anpassung an sich verändernde Bedarfslagen. Vorgänge der Rehabilitation sind gemäß einer personenzentrierten Sichtweise nicht ohne das soziale Umfeld des Betroffenen denkbar. Die persönlichen Lebensverhältnisse einschließlich Familie und Ausbildungs- oder Arbeitgeber sind daher stets mit einzubeziehen. Ebenso wichtig ist die Gewährleistung einer längerfristigen Begleitung des Rehabilitanden. Das Verfahren zum Betrieblichen Eingliederungsmanagement wollen wir uns noch einmal genauer anschauen. Die Optimierung der Prozessabläufe zum Betrieblichen Eingliederungsmanagement sowie die Sicherstellung der Qualität bei der Bereitstellung und Inanspruchnahme stellen nach wie vor eine große Herausforderung insbesondere in kleinen und mittelständischen Unternehmen dar. Auch in Werkstätten für behinderte Menschen wollen wir den Auftrag zur beruflichen Reha stärken. Hilfreich ist es, wenn die Ziele und anzustrebende Wirkung des Berufsbildungsbereiches klar definiert werden. Wir wollen die berufliche Qualifizierung und den Übergang auf den allgemeinen Arbeitsmarkt fördern. Die personenzentrierte Förderung wird durch die flächendeckende Einführung des Budgets für Arbeit sowie weitere Leistungsanbieter neben den Werkstätten unterstützt. Wichtige Akteure wie die Bundesagentur für Arbeit und die Jobcenter sind darüber hinaus gefragt, neue Angebote hinsichtlich der Möglichkeiten beruflicher Rehabilitation zu schaffen und dahingehend zu beraten. Voraussetzung hierfür sind gegenstandsorientierte Schulungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Frage 3: Menschen mit Migrationshintergrund nehmen seltener eine medizinische Rehabilitation in Anspruch, obwohl ihr Bedarf ähnlich groß ist, wie bei der deutschen Mehrheitsbevölkerung. Mit welchen Maßnahmen werden Sie dieser Versorgungslücke begegnen? Wir setzen uns für einen niedrigschwelligen, schnellen, gerechten, wohnortnahen und barrierefreien Zugang zu einer personenzentrierten Rehabilitation ein. Zugänge müssen einfacher und schneller gestaltet und die Inanspruchnahme von Rehabilitation erhöht werden. Beim Abbau bestehender Zugangshürden nehmen wir insbesondere benachteiligte Gruppen wie z.b. Kinder und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien, Menschen mit geringen Deutschkenntnissen, Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen sowie ältere Menschen stärker in den Blick. Information und Beratung müssen demnach verbessert und auf die jeweiligen Bedarfsgruppen zugeschnitten sein. Frage 4: Die Zugangshürden zur medizinischen Rehabilitation sind aufgrund der komplexen Antragsverfahren sehr hoch. Welche Möglichkeiten sehen Sie den Zugang einfacher und transparenter zu gestalten?

Die unterschiedlichen Antragsverfahren je Träger sind für Betroffene sowie Ärzte intransparent und schwer zu durchschauen. Daher sind die Antragsformulare und -verfahren trägerübergreifend zu vereinheitlichen und einfach und verständlich zu gestalten. Frage 5: Sollte Ihrer Meinung nach die Pflegekasse künftig Träger von Leistungen der geriatrischen Rehabilitation sein? An der Schnittstelle zwischen Krankenversicherung (SGB V) und Pflegeversicherung (SGB XI) wollen wir prüfen, inwieweit die Pflegeversicherung an den Kosten der Rehabilitation für Pflegebedürftige oder von Pflegebedürftigkeit bedrohten Menschen beteiligt werden sollte. Frage 6: Sollte der Anteil der Reha-Ausgaben der Krankenkassen auf 2 % der Gesamtausgaben fixiert werden, um ein Absinken dieses Anteils bei steigendem Reha-Bedarf durch den demographischen Wandel zu verhindern? Für uns ist klar, dass sich die Ausgaben für medizinische Rehabilitationsmaßnahmen nicht nur für die Betroffenen lohnen, sondern auch für die Gemeinschaft der Versicherten rechnen. Deswegen legen wir unser Augenmerk gezielt auf die Frage der Inanspruchnahme von medizinischen Rehabilitationsleistungen. Grundsätzlich müssen die Mittel dem Bedarf und der Bereitschaft zur Inanspruchnahme folgen. Frage 7: Was halten Sie von einer Direktverordnung von Reha-Leistungen durch den Hausarzt? Erst jüngst hat die Selbstverwaltung nach langen Diskussionen die Verordnung von Rehamaßnahmen durch Ärzt*innen flexibilisiert. Nunmehr bedarf es hierfür keiner spezifischen ärztlichen Weiterbildung mehr. Dieser Weg ist konsequent fortzusetzen. Die direkte Einleitung einer Rehabilitation auf der Grundlage typisierter Fallgruppen ohne vorgelagerte Entscheidung des Trägers ist möglich wie das Verfahren bei der Anschlussheilbehandlung zeigt. Daher ist zu prüfen, ob verbindliche Tatbestände (Fallgruppen, Indikationen) festgelegt werden können, bei denen eine Rehabilitation regelhaft zu erbringen ist und direkt, ohne aufwändige Genehmigungsverfahren eingeleitet werden kann. Hierzu sollen in der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (BAR) Empfehlungen erarbeitet werden. Frage 8: Sind Sie für die Schaffung einer Rechtsgrundlage für verbindliche Rahmenverträge zwischen den gesetzlichen Rehabilitationsträgern und den Verbänden der Leistungserbringer?

Bisher ist der Abschluss von Rahmenverträgen der Rehabilitationsträger mit den Verbänden der Leistungserbringer nicht verbindlich geregelt. Im Bereich der GKV werden Versorgungsverträge von den Landesverbänden der Träger mit den Leistungserbringern geschlossen, während Vergütungsverträge direkt zwischen dem Träger und Leistungserbringer vereinbart werden. Die Rehabilitationsträger können über den Inhalt der Verträge gemeinsame Empfehlungen vereinbaren sowie mit den Verbänden der Leistungserbringer Rahmenverträge schließen. Diese Kann-Regelung hat sich in der Praxis nicht bewährt. In der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) wollen wir die Rahmenbedingungen für Vertragsbeziehungen und Wettbewerbsbedingungen verbindlich und fair gestalten. Es ist zu prüfen, ob die Vertragsbeziehungen ähnlich gestaltet werden können wie in der Sozialen Pflegeversicherung: Versorgungsvertrag, Rahmenvertrag und darauf basierend Leistungsund Vergütungsvereinbarungen. Es ist unser Ziel, die Rahmenbedingungen so weiterzuentwickeln, dass der Wettbewerbsdruck nicht zu Lasten der Beschäftigten geht. Frage 9: Wie bewerten Sie die ausgewogene Struktur von privaten, öffentlichen und freigemeinnützigen Leistungsanbietern in der medizinischen Rehabilitation? Wir erkennen die Vielfalt der Leistungserbringung als einen Aspekt von Versorgungssicherheit. Hierdurch wird die Weiterentwicklung des Systems grundsätzlich positiv beeinflusst. Frage 10: Was werden Sie tun um dem wachsenden Fachkräftemangel im Gesundheitswesen - insbesondere im ländlichen Raum- zu begegnen? Die Fachkräftesituation ist im gesamten Gesundheitswesen angespannt. Und auch zukünftig werden wir einen weiter wachsenden Bedarf haben. Viel wurde bereits unternommen, um die Attraktivität der Beschäftigung im Gesundheitssektor zu steigern. Nichtsdestotrotz liegt eine Herkulesaufgabe vor uns. Wir setzen auf gute Tarifabschlüsse und eine Steigerung der Effizienz im Gesundheitswesen zur Entlastung der Beschäftigten. In einer angespannten Fachkräftesituation wird es immer auch darauf ankommen, dass auch die Arbeitgeber für gute Arbeitsbedingungen und damit für eine hohe Attraktivität der Beschäftigung Sorge tragen. Frage 11: Sollten nach ihrer Meinung die zusätzlichen Leistungen, die Reha-Einrichtungen im Rahmen des gesetzlich vorgeschriebenen Entlassmanagements erbringen, durch die GKV finanziert werden? Das Entlassmanagement ist ein integraler Bestandteil der stationären Versorgung und ebnet den Weg der Patientinnen und Patienten in den ambulanten Sektor. Mit der Erweiterung der Möglichkeiten des Entlassmanagements hat der Ordnungsgeber auf die Bedarfe der Betroffenen reagiert. Es ist nunmehr an den Vertragspartnern, die Details der Ausgestaltung und die Vergütung zu verhandeln.

Frage 12: Sollte der zusätzliche Aufwand für das gesetzlich geforderte interne Qualitätsmanagement durch die Vergütung kompensiert werden? Die Frage der Vergütung liegt in den Händen der Vertragspartner und ist Gegenstand von Verhandlungen. Dieses Verfahren ist in unseren Augen sachgerecht.