Beschlussvorlage Der Verbandsdirektor Vorlage-Nr. Aktenzeichen Datum 2015/17 2.4.19.6 30.03.2015 Beratungsfolge Sitzung TOP Ausschuss für Regionalplanung Verbandsauschuss Verbandsversammlung 23.04.2015 öffentlich 07.05.2015 nicht öffentlich 07.05.2015 öffentlich Masterplan Radtourismus für den Großraum Braunschweig Einrichtung einer Regionalen Fahrrad Agentur Beschlussvorschlag: 1.1 Die Verbandsversammlung nimmt den Masterplan Radtourismus zur Kenntnis. 1.2 Die Verbandsverwaltung wird auf Grundlage der Eckpunkte aus dem Masterplan Radtourismus beauftragt zu prüfen, welchen Beitrag der ZGB aus seinen Kernaufgaben heraus zur Umsetzung des Masterplans leisten kann.
- 2 - Sachverhalt und Begründung: Gemäß der Beschlussvorlage 2013/8 vom 08.02.2013 wurde die Verbandsverwaltung beauftragt, in Zusammenarbeit mit der Allianz für die Region GmbH einen Masterplan Radtourismus für den Großraum Braunschweig zu erarbeiten. Im März 2015 hat das für diese Aufgabe beauftragte Büro BTE Tourismus- und Regionalberatung (Hannover) den abschließenden Masterplan vorgelegt. Der Masterplan wird mit Zustimmung der Verbandsversammlung der Öffentlichkeit als Download unter www.zgb.de zur Verfügung gestellt. Übergeordnetes Ziel des Masterplans ist es, den Radtourismus als einen Teil des Radverkehrs im Großraum Braunschweig entscheidend voranzubringen. Dazu bündelt der Masterplan in abgestimmten Leitprojekten die notwendigen Arbeitsschritte für einen festgelegten Zeitraum von mindestens 10 Jahren. Im Fokus steht dabei der Fahrradtourismus sowohl mit als auch ohne Übernachtung. Die Bearbeitung des Masterplans wurde während des gesamten Prozesses durch einen mit Vertretern aus Kommunen, Tourismus und Fachbehörden besetzten Beirat begleitet. Im Masterplan wird auf Grundlage einer Analyse des Fahrradtourismusmarktes und einer Analyse und Bewertung des Status quo der Region im Fahrradtourismus im Großraum Braunschweig ein vielschichtiges Entwicklungs- und Maßnahmenkonzept entwickelt. Hierbei dient eine eigens erarbeitete Trendstudie als Richtungsweiser: Wie wird das Radfahren in der Zukunft aussehen? Welche touristischen Bausteine werden sich behaupten, welche werden in ihrer Bedeutung zurückgehen? Der Masterplan wird durch einen Empfehlungskatalog für die Organisation und Umsetzung im Großraum Braunschweig und eine Abschätzung über die möglichen wirtschaftlichen Implikationen ergänzt. Nunmehr wird es zu diskutieren sein, wie die von BTE vorgeschlagenen Maßnahmen des Masterplans umgesetzt werden (s. folgende Abbildung). Prioritäten der Umsetzung der Maßnahmen des Masterplans, Skizze Zeitplan Quelle: BTE, 2015
- 3 - Die o.g. Auflistung der Maßnahmen erfordert aus Sicht der Verwaltung eine sachgerechte Aufgabenzuordnung. Der ZGB sieht seine Kernaufgaben nicht in der Handhabung der radtouristischen Belange wie Produktentwicklung, Projektentwicklung oder Radwegebau. Wie schon ausgeführt, bestehen hierfür Zuständigkeiten und Kompetenzen, die zu beachten sind. Vielmehr hat der ZGB aus seiner Arbeit heraus die Kompetenz, für die Entwicklung des Radverkehrs koordinierende, unterstützende und initiierende Funktionen zu übernehmen. Diese sich daraus ergebenden Handlungsansätze lassen sich im Rahmen der gesetzlichen Aufgaben Regionalplanung und Öffentlicher Nahverkehr integrieren und können mit den Strategien zur Radverkehrsentwicklung und zum Klimaschutz verbunden werden. Als Institution empfiehlt der Masterplan hierfür die Einrichtung einer Regionalen Fahrradagentur (s. Masterplan Radtourismus, Kap. 8 Organisation und Umsetzung, Kap. 8.1 Initiativstelle Fahrrad/Fahrradtourismus der Region, S. 89). Die Begründung für die Einrichtung einer Regionalen Fahrradagentur ergibt sich aus dem Umstand, dass die Entwicklung des Radverkehrs im Großraum Braunschweig und die Umsetzung der Ziele des Masterplanes Arbeitskraft binden wird. Ohne den Einsatz von Personal für die erforderliche Organisation, Initiierung von Projekten und Bearbeitung von Fördermittelanträgen erscheint eine Umsetzung des Masterplans und damit auch die Stärkung des Radverkehrs nicht machbar. Die Regionale Fahrradagentur soll als Treiber, Impulsgeber und Kümmerer den Fahrradtourismus vorantreiben. Sie soll als Schnittstelle u. a. die Zusammenarbeit mit Tourismusmarketingorganisationen der Region unterstützen und die Projekte und Maßnahmen begleiten. Darüber hinaus soll die Regionale Fahrradagentur ihren Fokus auch auf den Radverkehr in Alltag und Beruf legen. Sollte die Verbandsversammlung ein positives Votum abgeben, so wird vorgeschlagen, dass die Verbandsverwaltung prüft, welche konkreten Kompetenzen und Aufgaben einer eigens gegründeten Agentur übertragen werden (sollen/ müssen) oder ob die Aufgaben im Zuge einer Übertragung dem ZGB übergeben werden. Aus dem erarbeiteten Aufgabenkatalog wird sich die erforderliche Institutionalisierung und der für die Aufgabeerfüllung notwendige Personal- und Mittelansatz ergeben. Die vom Gutachter BTE auf Seite 90 des Gutachten dargelegten Personal- und Sachkosten sind lediglich überschlägig ermittelt und bedürfen einer aufgabenorientierten Konkretisierung. I. V. Manuela Hahn Erste Verbandsrätin Anlage Kurzfassung Masterplan Fahrradtourismus
Anlage zu Vorlage 2015/17 Kurzfassung der Ergebnisse Masterplan Fahrradtourismus Großraum Braunschweig (bearbeitet vom ZGB, auf Grundlage BTE Erläuterungsbericht, Stand 20.03.2015) Inhaltsverzeichnis (gekürzt) 1 Aufgabenstellung...... 1 2 Vorgehen, Methodik...... 2 3 Analyse Fahrradtourismus-Markt...... 3 3.1 Fahrradtourismus in Deutschland......3 3.2 Best practice Fahrradtourismus......9 3.3 Fahrradtourismus in Niedersachsen...... 13 4 Analyse und Bewertung des Status quo der Region im Fahrradtourismus...... 14 4.1 Aktuelle Positionierung der Region im Fahrradtourismus...... 15 4.2 Radwege in der Region...... 16 4.3 Produkte...... 22 4.4 Service...... 24 4.5 Vertrieb...... 31 4.6 Organisation...... 31 4.7 Aktuelle wirtschaftliche Bedeutung des Fahrradtourismus in der Region...... 32 5 Trends im Fahrradtourismus...... 33 6 Entwicklungskonzept...... 38 6.1 Positionierung Region Großraum Braunschweig (Baustein I)...... 38 6.2 Zielgruppen...... 41 6.3 Struktur der Handlungsfelder des Masterplans Fahrradtourismus...... 50 7 Maßnahmenkonzept...... 51 7.1 Radwege, Infrastruktur (Baustein II)...... 52 7.1.1 Forschungsschwerpunkt Fahrradmobilität...... 52 7.1.2 Herstellung eines Basis-Radwege-Netzes...... 54 7.1.3 Entwicklung eines Regions-Radrundweges (Arbeitstitel Harz-Heide-Kreisel )... 57 7.1.4 CityCycleCircles Fahrrad-Ringstraßen um die Stadtkerne...... 58 7.1.5 SuperCycleHighways Fahrrad-Schnellwege...... 60 7.1.6 Landmarken (Symbole der neuen Fahrradregion)...... 61 7.1.7 Sicherung und Entwicklung des Mountainbike Angebotes...... 61 7.1.8 Sicherung und Entwicklung des Rennrad Angebotes...... 62 1
7.1.9 Angebot für Pedelecs (umgangssprachlich: E-Bikes )...... 63 7.1.10 Zwischenfazit Radwege-Infrastruktur... 63 7.2 Produkte (Baustein III)...... 64 7.2.1 Ausbau CityCycleCircles zu Fahrrad-Clustern... 64 7.2.2 Fahrradstadt... 65 7.2.3 Sicherung und Entwicklung von Volksbank Arena Harz und Rennrad-Arena Harz als zielgruppenorientiertes Produkt...... 66 7.2.4 Sicherung und Entwicklung des Angebotes der Bike-Parks im Harz... 67 7.2.5 Entwicklung Themenrouten...... 67 7.2.6 Entwicklung eigenständiges Fahrrad...... 69 7.2.7 Veloracer... 69 7.2.8 Stoppomat... 69 7.2.9 Gesundheitsfahrrad-Fahren...... 69 7.2.10 Ansiedlung Fahrradhotel(s)... 71 7.2.11 Veranstaltungen...... 72 7.2.12 Zwischenfazit Produkte...... 73 7.3 Service (Baustein IV)...... 74 7.3.1 Fahrrad-Zentrale...... 74 7.3.2 Mobilitäts-Garantie 12/7 (regionsweiter Pannenservice)...... 75 7.3.3 herausragende Service Qualität für E-Bikes...... 75 7.3.4 Fahrradkompetente Tourist-Infos (regionsweiter Standard)...... 76 7.3.5 Vereinheitlichung Navigation/Routing...... 76 7.3.6 Bett+Bike... 77 7.3.7 Fahrradmitnahme im ÖV... 78 7.3.8 ZGB-Radportal + Bike.on (Arbeitstitel)... 80 7.3.9 Zwischenfazit Service...... 82 7.4 Vertrieb (Baustein V)...... 83 7.4.1 Radreiseveranstalter...... 84 7.4.2 Produktpartner...... 86 7.4.3 Krankenkassen, Gesundheitspartner... 86 7.4.4 Zwischenfazit Vertrieb... 87 8 Organisation und Umsetzung (Baustein VI)...... 89 8.1 Initiativstelle Fahrrad/Fahrradtourismus der Region...... 89 8.2 Prioritäten...... 90 8.3 Finanzierung... 92 8.4 Einbindung von Teilregionen aus den Destinationen Harz und Heide... 93 9 Wirtschaftliche Implikationen des Masterplans...... 94 2
In einem ersten Schritt hat BTE in einer Analyse für den Großraum Braunschweig folgende Stärken und Schwäche ermittelt: Folglich hat der Großraum Braunschweig neben punktuellen Stärken noch erhebliche Defizite in den Bereichen Infrastruktur, Produkt, Service und Vertrieb. Für eine Veränderung der Situation hält der Gutachter daher ein gesteuertes, ganzheitliches Vorgehen mit eigenem Profil für notwendig. Eine eigens angefertigte Trendstudie hat für den Fahrradtourismus ermittelt, dass bei den Radtouristen das Radfahren als Lebensgefühl und Ausdruck ihrer Individualität und als Kultur und soziales Erlebnis zu verstehen ist. Dabei steht auch der Radtourismus unter einem hohen Qualitätsanspruch. Angesichts dessen sind unter den gesetzten Zielen für die Entwicklung des Fahrradtourismus im Großraum Braunschweig erhebliche Anstrengungen notwendig. Angebunden an die bestehenden Stärken im Großraum Braunschweig regt der Masterplan hierfür einen umfangreichen Katalog an Maßnahmen und Projekten an. Als wichtigsten Baustein sieht der Masterplan jedoch eine eindeutige Positionierung des Großraum Braunschweig in der deutschen radtouristischen Landschaft vor. Allein wie andere 3
Regionen auf Landschaft und einzelne Radwanderwege zu setzen, reicht angesichts der starken Konkurrenz in Deutschland nicht aus. Nach Ansicht der Gutachter setzt eine Positionierung der Fahrradtourismus-Region Großraum Braunschweig auf Innovation und neue Produkte in den beschriebenen Zukunftsmärkten kommt aber keinesfalls ohne Basisqualitäten und markante Stärken in konventionellen Angeboten aus. Auch die über Zukunftsthemen positionierte Region braucht gute Radwege, Information, Beschilderung, attraktive Landschaft und ein attraktives kulturelles Angebot. Die modernen Aspekte des Radfahrens stehen über den Basisqualitäten und definieren die Alleinstellung und Differenzierung der Region. Zielgruppen dieser Positionierung sind, neben den Kunden, die sich für Innovation und Zukunftsthemen im Fahrradtourismus gewinnen lassen, die breite Masse der Fahrradfahrer, die Bewegung in schöner Landschaft und das Erkunden deutscher Fahrradlandschaften schätzen. Diese werden mit Hilfe des im Masterplan beschriebenen Alleinstellungsprofils auf das Angebot der Region aufmerksam und für die Region gewonnen. Der Masterplan empfiehlt hierzu aufeinander aufbauende Strategiebausteine. Die Handlungsfelder und das nachfolgend zugeordnete Maßnahmenprogramm folgen der Struktur des Masterplans. Um das gesteckte Ziel TOP-Fahrradtourismus-Region zu erreichen, bedarf es nach Ansicht der Gutachter abgestimmter Maßnahmen in den als Bausteine des Masterplans gekennzeichneten Bereichen Positionierung Radwege Produkte Service Vertrieb 4
sowie einer sachgerechten Organisation und Umsetzungsplanung Die Vorschläge des Gutachters für Maßnahme und Produkte sind aus dem folgenden Inhaltsverzeichnis zu ersehen. Konkret beschrieben werden sie unter Kapitel 7 im Ergebnisbericht Masterplan Radtourismus Großraum Braunschweig. Als wesentlich für die erfolgreiche Umsetzung der zahlreichen Vorschläge und Maßnahmen sieht der Gutachter den Baustein VI Organisation und Umsetzung im Masterplan Radtourismus an. Die Umsetzung der Ziele des Masterplanes bindet Arbeitskraft. Ohne den Einsatz von Personal für die erforderliche Organisation, Initiierung von Projekten und Bearbeitung von Fördermittelanträgen erscheint eine Umsetzung des Masterplans nicht machbar. Die Verfasser empfehlen daher als Initiativstelle Fahrrad und Fahrradtourismus die Einrichtung einer Regionalen Fahrrad Agentur - RFA (Arbeitstitel). Die RFA soll Kümmererin und Netzwerkerin sein, als Schnittstelle arbeiten und die Zusammenarbeit zwischen den zahlreichen Rad-Akteuren im Großraum Braunschweig pflegen. Neben den regionalen Akteuren wie dem ZGB und der AfdR sollten dabei nach Ansicht der Gutachter auch die bestehenden Organisationen wie der ADFC und die Tourismusmarketing- Organisationen der Region eingebunden werden, ebenso die Kommunen und die Fachbehörden, die insbesondere für die Fragen der Infrastrukturentwicklung von maßgeblicher Bedeutung sind. 5
Der Masterplan regt an, die Maßnahmen und Projekte nach einem abgestimmten Prioritätenplan zeitlich und inhaltlich voranzutreiben. Der Masterplan Radtourismus für den Großraum Braunschweig steht als Download im Internet unter www.zgb.de zur Verfügung. 6