3. Wenn wir von der Peirce-Benseschen triadisch-trichotomischen Zeichenrelation

Ähnliche Dokumente
Prof. Dr. Alfred Toth. Das Bildnis des Dorian Gray

Natürliche Zeichen, künstliche Zeichen und kategoriale Objekte

Die relationale Struktur semiotischer Kontexturübergänge

Prof. Dr. Alfred Toth. Komplexe semiotische Zahlen

Prof. Dr. Alfred Toth. Qualitative und quantitative Zahlen

Prof. Dr. Alfred Toth. Ein semiotisches Viereck

Prof. Dr. Alfred Toth. Die Teilrelationen der Objektrelation

Zeichenumgebungen II. Kategoriale Umgebungen

Prof. Dr. Alfred Toth. Die semiotischen Relationalzahlen

3. Wie kann nun aber auf der Basis der tetradischen Präzeichenrelation die Unterscheidung von Denotation und Konnotation eingeführt werden?

Semiotische Vermittlungszahlen zwischen Kardinalität und Ordinalität

denn jedes reale Objekt ist, sofern es sich auf ZR = (M, O, I) bezieht, ein triadisches Objekt (Bense 1973, S. 71).

Reisen ins Licht und im Licht Monika Hohler-Skalnik in Freundschaft gewidmet

1. Wir gehen aus vom Anfang des Prologes des Johannes-Evangeliums:

2.1. Aus dem folgenden Schema der Subjekt- und Objektfunktionen, das Günther (1976, S. 337) aufgestellt hatte,

1. Ein Objekt, das nach Bense (1967, S. 9) qua Metaobjekt zum Zeichen erklärt wird, benötigt zunächst einen Zeichenträger:

2. Wie ich in Toth (2008a, b, c) gezeigt hatte, gibt es mindestens 6 gute Gründe dafür, dass die Relation von Zeichen und Objekt nicht-arbiträr ist:

Zkl ( ) = Rth ( ) =

Ein präsemiotisches Modell für Zuhandenheit und Bewandtnis

2. Nun geht aus Toth (2014b) hervor, daß der vollständigen Tabelle der ontischen Lagerelationen. Kategorie WOHER-Relation WO-Relation

Verena Hallau in Verehrung

Prof. Dr. Alfred Toth. Ist Verfremdung ein ontischer oder ein semiotischer Prozeß?

Oskar Panizza (1895, 23)

Morphismen zwischen Teilrelationen der raumsemiotischen Matrix und den ontischen Relationen XII

Semiotische Strukturen der Vordergrund/Hintergrund- Dichotomie

Die physei- und thesei-unterscheidung in der Präsemiotik

(e.f η,θ,ι ) (k.l,ρ,σ ) ց ց (c.d δ,ε,ζ ) (a.b α,β,γ ) (3.b γ,β,α ) (1.h o,ξ,ν ) (g.h ν,ξ,ο ) (i.j κ,λ,µ ) ց ւ ց ւ [1, 1] [1, 1]

Zu einer semiotischen Arithmetik der Reziprozität

erfüllen, während es für abstrakte Zeichen genügt, von der üblichen Peirceschen triadischen Zeichenrelation

Prof. Dr. Alfred Toth. Etikettenschwindel und Mogelpackung

Prof. Dr. Alfred Toth. Graphentheoretische Semiotik. 0. Vorbemerkung

Prof. Dr. Alfred Toth. Semiotische Bigraphen

Prof. Dr. Alfred Toth. Zeichen und Objekt. Semiotik vom höheren Standpunkt, Bd. 2

Prof. Dr. Alfred Toth. Die semiotischen Stufen der Reise ins Licht

Zeichenrelationen mit fehlenden Relata

Die präsemiotische Struktur magischer Handlungen

Prof. Dr. Alfred Toth. Namen und Titel

Konstruktion von Systeminessivität aus Umgebungsexessivität

Semiotik. Wintersemester 2001/2002. Vorlesung: Mittwoch, 18 2o h, Hs. C Lorenz Engell

2 ZAHLEN UND VARIABLE

Prof. Dr. Alfred Toth. Grundlagen einer dialektischen Semiotik

Mathematik für Naturwissenschaftler I WS 2009/2010

Diskrete Mathematik 1 WS 2008/09

allgemeinere, meta-semiotische und meta-mathematische Konzeptionen dieser "Eigenrealität" im Rahmen des relationalen Zeichen-Systems

Rechengesetze und ihre Anwendungen. a + b = b + a. Assoziativgesetz ( Verbindungsgesetz ) a + ( b + c ) Distributivgesetz ( Verteilungsgesetz )

Bruch, Dezimalbruch und Prozentwert PRÜFUNG 08. Ohne Formelsammlung! Name: Klasse: Datum: Punkte: Note: Klassenschnitt/ Maximalnote :

Addition und Subtraktion natürlicher Zahlen

2. Damit wird aber auch behauptet, dass die in der folgenden Figur miteinander verbundenen Subzeichen identisch sind:

2.1.3 Interpretation von aussagenlogischen Formeln. 1) Intensionale Interpretation

3 Elementare Umformung von linearen Gleichungssystemen und Matrizen

Komplexe Zahlen. Berechnung von n-ten Wurzeln. Als Beispiel behandeln wir die Bestimmung der 3-ten Wurzeln von z = i

Studienmaterial Einführung in das Rechnen mit Resten

Regeln zur Bruchrechnung

Lernzirkel: Grenzprozesse

Lineare Gleichungssysteme

ALGEBRA Lineare Gleichungen Teil 1. Klasse 8. Datei Nr Friedrich W. Buckel. Dezember 2005 INTERNETBIBLIOTHEK FÜR SCHULMATHEMATIK


Alte und neue semiotische Information

schreiben, wobei p und q ganze Zahlen sind.

Demo für

Semiomorphogenetische Stabilität und Instabilität. Prof. Dr. Alfred Toth

Das mittlere Jenseits. Semiotische Erkundungen zum transzendentalen Raum zwischen Subjekt und Objekt

Fakultät für Informatik und Automatisierung, Technische Universität Ilmenau. Über Polynome mit Arithmetik modulo m.

Das Jahr der Mathematik

Funktionen und andere Zuordnungen

VERTIEFUNGSKURS MATHEMATIK

9. Polynom- und Potenzreihenringe

Känguru der Mathematik 2018 Gruppe Junior (9./10. Schulstufe) Österreich

Numerische Mathematik

Brückenkurs Elementarmathematik

Begegnungen mit Mathematik

Rationale Zahlen. Vergleichen und Ordnen rationaler Zahlen

Modul Gleichungen umstellen

Jürgen Schröter, am aus dem NICHTS geschrieben: Ist NICHTS überhaupt existent? Und wenn ja: als Ursprung von ETWAS?

) sind keine Terme. Setzt man für die Variable eines Terms eine Zahl ein, so erhält man als Ergebnis wieder eine Zahl. y = 2 3 y = 11

Mathematischer Vorkurs Dr. Thomas Zehrt Funktionen 1. 1 Grundlagen 2. 2 Der Graph einer Funktion 4. 3 Umkehrbarkeit 5

Download. Basics Mathe Gleichungen mit Klammern und Binomen. Einfach und einprägsam mathematische Grundfertigkeiten wiederholen.

Terme und Gleichungen

Grundwissen Mathematik 6/1 1

Eine Menge ist die Zusammenfassung von bestimmten unterschiedenen Objekten zu einem Ganzen.

Voransicht. Dezimalzahlen addieren und subtrahieren. 1 Addiere jeweils zwei benachbarte Zahlen und trage die Ergebnisse in das Feld darüber ein.

Mengen und Abbildungen

Modul Computersysteme Prüfungsklausur SS Prof. Dr. J. Keller LG Parallelität und VLSI Prof. Dr.-Ing. W. Schiffmann LG Rechnerarchitektur

Lineare Gleichungen PRÜFUNG 06. Ohne Formelsammlung! Name: Klasse: Datum: Punkte: Note: Ausgabe: 23. Mai Klassenschnitt/ Maximalnote :

Rückblick. Dynamische Systeme. Reiner Lauterbach. Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften Universität Hamburg

Die allereinfachste Rechenoperation ist das Zusammenzählen zweier Zahlen etwa = 7

Grundkurs Mathematik I

Wie können wir entscheiden ob eine Person oder ein Wesen einen Geist hat?

Mathematische Grundlagen der Computerlinguistik

a) = b) =

Physik eine empirische Wissenschaft

Mathematische Grundlagen 2. Termrechnen

1. Wiederholung und Vertiefung

6 Reelle und komplexe Zahlenfolgen

Grundwissen Mathematik 7. Klasse 7 / 1

Grundlagen der Mathematik

Mathematik: Mag. Schmid Wolfgang Arbeitsblatt 4 1. Semester ARBEITSBLATT 4 DIE RATIONALEN ZAHLEN. 1) Einleitung

TEXTLINGUISTIK. Problemkreis III: Kohäsionsmittel, Wiederaufnahme des Textes

6 Reelle und komplexe Zahlenfolgen

Lineare Gleichungen in einer Variablen

Transkript:

Prof. Dr. Alfred Toth Die Addition von Äpfeln und Birnen 1. In Toth (2008b) wurden die sogenannten Zwischen-Zeichenrelationen zwischen ZR m,m und ZR m+1,m+1 unterschieden. Nach einem semiotischen Gesetz gibt es zwischen zwei solchen Zeichenrelationen je zwei Zeichenrelationen, welche die folgenden Gestalten haben: ZR m+1,m und ZR m,m+1 Wie ebenfalls bereits gezeigt, unterscheiden sich die beiden Typen von Zeichenrelationen u.a. dadurch, dass bei ersterer die Kontexturgrenzen zwischen Zeichen und Objekt INNERHALB der Dualsysteme und bei letzterer ZWISCHEN den Dualsystemen verlaufen. 2. Im vorliegenden Aufsatz, Toth (2008c) ergänzend, wollen wir uns speziell den semiotischen transkontexturellen Additionen und Subtraktionen zuwenden, die für die polykontexturale Logik und die qualitative Mathematik von Kronthaler (1986, S. 36 ff.) sowie von Toth (2003, ebenfalls S. 36 ff.) behandelt worden waren. Es handelt also mit den eigenen Worten des Schöpfers der Polykontxturalitätstheorie, Gotthard Günther, um folgendes: Wenn ein grober Vergleich mit den arithmetischen Kindheitsphantasien des Autors erlaubt ist, so können wir vielleicht sagen, dass es sich bei dem monotonen Addieren von immer der gleichen Qualität sie dieselbe durch Kirschen oder Berge repräsentiert um eine monokontextural zu verstehende Zahlenfolge handelte; bei dem Versuch aber, Kirchen, Krokodile, Personen usw. zu summieren, an den Zählprozess anforderungen gestellt wurden, die nur in einem polykontextural verstandenen Universum sinnvoll sind, in dem man in der Tat nach einer Mathematik der Qualitäten fragen könnte (Günther 1975, S. 73). 3. Wenn wir von der Peirce-Benseschen triadisch-trichotomischen Zeichenrelation ZR 3,3 = (3.a 2.b 1.c) ausgehen und Schritt für Schritt zuerst für den Objektbezug (2.b), dann für das Mitteln (1.c) und schliesslich für den Interpretanten (3.a) die Kontexturgrenzen aufheben, indem wir die entsprechenden Fundamentalkategorien durch ontologische Kategorien ergänzen, bekommen wir die folgenden Zeichenrelationen: ZR 4,3 = (3.a 2.b 1.c O.d) mit a, b, c, d {1, 2, 3} bzw. ZR 3,4 = (3.a 2.b 1.c) mit a, b, c {1, 2, 3, O } ZR 5,3 = (3.a 2.b 1.c O.d.e) mit a, b, c, d, e {1, 2, 3} bzw. ZR 3,5 = (3.a 2.b 1.c) mit a, b, c {1, 2, 3, O, } ZR 6,3 = (3.a 2.b 1.c O.d.e.f) mit a, b, c, d, e, f {1, 2, 3} bzw. ZR 3,6 = (3.a 2.b 1.c) mit a, b, c {1, 2, 3, O,, } 1

Als Beispiele für polykontextural-semiotische Addition und Subtraktion sollen uns im folgenden Belege aus den 28 bzw. 56 Zeichenklassen über ZR 6,3 bzw. ZR 3,6 dienen. 1. System der 28 Zeichenklassen über ZR 6,3 mit Kontexturengrenzen (3.1 2.1 1.1 0.1.1.1) (3.1 2.1 1.1 0.1.1.2) (3.1 2.1 1.1 0.1.1.3) (3.1 2.1 1.1 0.1.2.2) (3.1 2.1 1.1 0.2.2.2) (3.1 2.1 1.1 0.1.2.3) (3.1 2.1 1.1 0.2.2.3) (3.1 2.1 1.1 0.1.3.3) (3.1 2.1 1.1 0.2.3.3) (3.1 2.1 1.1 0.3.3.3) (3.1 2.1 1.2 0.2.2.2) (3.1 2.1 1.2 0.2.2.3) (3.1 2.1 1.2 0.2.3.3) (3.1 2.1 1.2 0.3.3.3) (3.1 2.1 1.3 0.3.3.3) (3.1 2.2 1.2 0.2.2.2) (3.1 2.2 1.2 0.2.2.3) (3.1 2.2 1.2 0.2.3.3) (3.1 2.2 1.2 0.3.3.3) (3.1 2.2 1.3 0.3.3.3) (3.1 2.3 1.3 0.3.3.3) (3.2 2.2 1.2 0.2.2.2) (3.2 2.2 1.2 0.2.2.3) (3.2 2.2 1.2 0.3.3.3) (3.2 2.2 1.2 0.2.3.3) (3.2 2.2 1.3 0.3.3.3) (3.2 2.3 1.3 0.3.3.3) (3.3 2.3 1.3 0.3.3.3) Als Zeichen für die semiotische Trans-Addition wollen wir benutzen. Nun können bei polykontexturalen Zeichenklassen über ZR m,n mit m > n nur gleiche Qualitäten addiert bzw. subtrahiert werden, da ja alle Qualitäten als semiotische Hauptwerte erscheinen müssen: 2

(3.2 2.2 1.2 0.2.2.2) (3.2 2.2 1.2 0.2.2.3) --------------------------------------- (3.2 2.2 1.2 0.2.2.3) Gleiche Qualitäten bleiben also bei der Trans-Addition erhalten. Die Intra-Addition von X.2 und X.3 geschieht im Sinne der verbandstheoretischen Vereinigung (Toth 2008a, S. 19). Dagegen geschieht die Intra-Subtraktion, wie im folgenden Beispiel, im Sinne der verbandstheoretischen Durchschnittsbildung (Toth 2008a, S. 19). Als Zeichen für semiotische Trans- Subtraktion wollen wir benützen. (3.2 2.2 1.2 0.2.2.3) (3.2 2.2 1.2 0.2.2.2) --------------------------------------- (3.2 2.2 1.2 0.2.2.2) Um auch Beispiele für Addition bzw. Subtraktion von verschiedenen Qualitäten zu finden, gehen wir nun zu einem Fall über, wo ZR m,n mit m < n vorliegt. Da hier, wie bereits gesagt, die Kontexturgrenzen nicht anhand der Faserungen der einzelnen Zeichenklassen erkennbar sind, sondern zwischen diesen verlaufen, zeichnen wir zusätzlich die 3 auftretenden Typen von semiotischen Kontexturgrenzen ein. 2. System der 56 Zeichenklassen über ZR 3,6 mit Kontexturengrenzen (3.0 2.0 1.0) (3.0 2.0 1. ) (3.0 2. 1. ) (3.0 2.0 1. ) (3.0 2. 1. ) (3.0 2. 1. ) (3.0 2.0 1.1) (3.0 2. 1.1) (3.0 2. 1.1) (3.0 2.0 1.2) (3.0 2. 1.2) (3.0 2. 1.2) (3.0 2.0 1.3) (3.0 2. 1.3) (3.0 2. 1.3) (3.0 2.1 1.1) (3.0 2.1 1.2) (3.0 2.2 1.2) (3.0 2.1 1.3) (3.0 2.2 1.3) (3. 0 2.3 1.3) K-Wechsel 0 (3. 2. 1. ) (3. 2. 1. ) (3. 2. 1. ) (3. 2. 1.1) (3. 2. 1.1) (3. 2.1 1.1) (3. 2. 1.2) (3. 2. 1.2) (3. 2.1 1.2) (3. 2.2 1.2) (3. 2. 1.3) (3. 2. 1.3) (3. 2.1 1.3) (3. 2.2 1.3) (3. 2.3 1.3) 3

K-Wechsel (3. 2. 1. ) (3. 2. 1.1) (3. 2.1 1.1) (3. 2. 1.2) (3. 2.1 1.2) (3. 2.2 1.2) (3. 2. 1.3) (3. 2.1 1.3) (3. 2.2 1.3) (3. 2.3 1.3) K-Wechsel QUAL QUANT (3.1 2.1 1.1) (3.1 2.1 1.2) (3.1 2.2 1.2) (3.1 2.1 1.3) (3.1 2.2 1.3) (3.1 2.3 1.3) (3.2 2.2 1.2) (3.2 2.2 1.3) (3.2 2.2 1.3) (3.3 2.3 1.3) Beispiele für Trans-Addition und Trans-Subtraktion innerhalb der gleichen semiotischen Kontextur haben wir bereits oben für die Zkln über ZR 6,3 gegeben. An dieser Stelle behandeln wir also die folgenden möglichen Fälle: 2.1. K-Wechsel 0 (3.0 2.1 1.3) (3. 2. 1. ) (3. 2. 1. ) (3.0 2.1 1.3) ------------------ ------------------ (3. 2. 1. ) 2.2. K-Wechsel (3. 2. 1. ) (3. 2. 1. ) (3. 2. 1.3) (3. 2. 1.3) (3. 2. 1. ) ------------------ ------------------ (3. 2. 1. ) (3. 2. 1.3) 4

2.3. K-Wechsel QUAL QUANT (3.1 2.1 1.2) (3. 2.2 1.3) (3. 2.2 1.3) (3.1 2.1 1.2) ------------------ ------------------ (3. 2.2 1.3) (3. 2.2 1.3) 1. Bei allen drei Additions- und Subtraktionstypen bleiben also die Qualitäten vor den Quantitäten erhalten. In Anlehnung eines Beispiels von Kronthaler (2000) könnte man also sagen: Wenn zur Qualität Elter ein Sohn (oder eine Tochter) addiert wird, verändert sich der Elter nicht. Elter verändert sich allerdings auch dann nicht, wenn von ihm die Qualität Sohn oder Tochter subtrahiert wird, was man inhaltlich damit begründen könnte, dass er z.b. beim Todesfall eines seiner Kinder trotzdem ein Elter bleibt. 2. Innerhalb der Qualitäten kommt die nicht-transzendente Kategorie des kategorialen Objektes (0.d) vor derjenigen des disponiblen Mittels (vgl. Bense 1975, S. 65 f.) (.e), und beide kommen vor derjenigen des Interpreten (.f). Da alle drei Arten von Qualitäten in sich Unendlichkeiten darstellen, könnte man also Vergleich die bekannte Tatsache bringen, dass eine Menge auch dann unendlich bleibt, wenn man einen endlichen Teil zu ihr addiert oder von ihr subtrahiert. Qualitativ könnte in Anlehnung an unser obiges Beispiel sagen, dass ein Elter ein Elter bleibt, egal, ob ihm 1, 2 oder mehrere Kinder (z.b. durch Tod oder Sozialamt) weggenommen oder (z.b. durch Geburt seiner Partnerin oder Adoption) dazugegeben werden. Sprachlich gesehen lassen sich die polykontextural-semiotische Trans-Addition und Trans- Subtraktion nur in jenen Fällen imitieren, wo die sog. Postalschen anaphorischen Inseln vorliegen (vgl. Postal 1969 und Toth 1997, S. 103 ff.): 1. Hansens Eltern sind tot, und er vermisst sie sehr. 1. *Hans ist Waise, und er vermisst sie sehr. 2. Mary has blonde hair i and the fetishist wants to caress it i for hours. 2. *Mary is a blonde and the fetishist wants to caress it for hours. (Asterisk steht hier für ungrammatische Sätze, und die i s geben referentielle Identität an.) Die Konstitutenten Waise in (1. ) und a blonde in (2. ) sind anaphorische Inseln insofern, als keine Referenzidentität möglich ist und die Sätze ungrammatisch werden. Waise bedeutet dasselbe wie seine Eltern verloren habend, wobei die Qualität Eltern in diejenige von Waise eingeschmolzen ist, so dass Waise (ebenso wie a blonde ) polykontextural fungieren. Ebenso fungiert nun Elter in unseren obigen Beispielen, denn es bedeutet soviel wie leibliche Kinder habend. Es handelt sich hier also um Wörter, in denen sich sowohl eine Subjekts- wie eine Objektsposition finden, deren Kontexturgrenzen aufgehoben sind. Im Falle von Waise ist das Subjekt das Kind und das Objekt sind die Eltern. Im Falle von Elter ist das Subjekt der Vater oder die Mutter und das Objekt sind 5

die Kinder. Nur in solchen Fällen kommt also sprachlich eine polykontexturale Trans- Addition zustande, insofern man die folgenden qualitativen Gleichungen bilden kann: Mann + Sohn = Vater Mann + Tochter = Vater (verlorener) Elter + Kind = Waise Auch beim Beispiel auf der linken Seite sehen wir übrigens die Präponderanz der Qualitäten über die Quantitäten, die wir oben dargelegt hatten, insofern sich bei denen folgenden quantitativen Abänderungen an der polykontexturalen Summe nichts ändert: Mann + Sohn + Sohn +... = Vater Mann + Tochter + Tochter +... = Vater Mann + Sohn + Tochter = Vater Mann + Tochter + Sohn = Vater Zur Frage nach der Präponderanz der Qualitäten untereinander ist wohl das letzte Wort noch nicht geschrieben, denn man vergleiche z.b. folgende Beispiele: Mann + Sohn + Enkel = Vater, Grossvater? Das Fragezeichen bedeutet hier, dass es sich ja nicht notwendig um den eigenen Enkel des Mannes handeln muss. Schwieriger wird es aber schon bei Mann + Sohn + Frau =? Hier könnte an der Stelle des Fragezeichens wieder der Vater, aber es könnte auch Schwiegervater stehen, wenn die Frau des Sohnes gemeint ist. Ferner könnte Eltern stehen, falls die Frau des Mannes qua Vater gemeint ist. Offenbar spielt hier sogar die Reihenfolge der qualitativen Summanden bzw. deren Position innerhalb der Addition eine Rolle. Was würde man aber zu folgender polykontexturaler Addition sagen: Mann + Sohn + Osterhase =? Die semantischen Merkmale dieser drei Lexeme könnten auch nicht durch das stärkste Portemanteau -Semantem überdeckt werden, denn offenbar entspricht der Kombination dieser semantischen Merkmale kein Objekt unserer realen Welt. Bibliographie Bense, Max, Semiotische Prozesse und Systeme. Baden-Baden 1975 Günther, Gotthard, Selbstdarstellung im Spiegel Amerikas. In: Pongratz, Ludwig J. (Hrsg.), Philosophie in Selbstdarstellungen. Bd. II. Hamburg 1975, S. 1-76 Kronthaler, Engelbert, Alpha und Aleph oder Gotthard Günther und Europa. Klagenfurt 2000 Postal, Paul, Anaphoric Islands. In: Binnick, Robert I. et al. (Hrsg.), Papers from the 5 th Regional Meeting of the Chicago Linguistic Society. Chicago 1969, S. 205-239 6

Toth, Alfred, Entwurf einer Semiotisch-Relationalen Grammatik. Tübingen 1997 Toth, Alfred, Die Hochzeit von Semiotik und Struktur. Klagenfurt 2003 Toth, Alfred, Entwurf einer allgemeinen Zeichengrammatik. Klagenfurt 2008 (2008a) Toth, Alfred, Semiotische Zwischenzahlbereiche. Ms. (2008b) Toth, Alfred, Qualitative semiotische Intra- und Trans-Operatoren. Ms. (2008c) 2008, Prof. Dr. Alfred Toth 7