Partizipativer Evaluationsansatz als Brücke zwischen theoretischen Konzepten und praktischer Projektarbeit

Ähnliche Dokumente
Katharina Hauer; Carmen Braun; Florian Schnabel; Magdalene Thaller-Schneider

Partizipative Qualitätsentwicklung

Inhalt 1. Einleitung: Kontrollverlust durch Social Media? Unternehmenskommunikation als wirtschaftliches Handeln 21

Qualität gemeinsam verbessern: eine Einführung in PartizipativeQualitätsentwicklung

Der Forschungsprozess in der Quantitativen Sozialforschung. Crash-Kurs

Dipl. Soz.-Päd. Benjamin Froncek, Master of Evaluation, ist seit 2011 wissenschaftlicher

Selbstevaluation als Qualitätsentwicklungsinstrument

Evaluation in der Gesundheitsförderung

Evaluation von Bildungsprozessen in Weiterbildungsorganisationen: Herausforderungen und Kompetenzanforderungen

Inhalt.

Regine Buri-Moser. Betriebliches Gesundheitsmanagement. Stand und Entwicklungsmöglichkeiten in Schweizer Unternehmen

Das Entwicklungsorientierte Vorgehen nach Spiess als Evaluationserhebungsinstrument für das System Schule

Good Practice-Kriterien in der Arbeit mit älteren Menschen

Zur gesellschaftlichen Bedeutung von Evaluation

quint essenz Einführung quint-essenz Was ist quint-essenz? Zielsetzung quint-essenz Grundlagen des Qualitätssystems

Partizipative Forschung mit alten Menschen (Wie) kann das gehen?

Social-Software-Portfolios im Einsatz. Zwischen Online-Lernen und Medienkompetenz im selbstgesteuert-konnektiven Lernalltag

Die externe Evaluation von Schulen der Sekundarstufe II

Checkliste 1: Der Evaluationsauftrag

Was sind die Erkenntnisse und Empfehlungen des Forschungsverbundes?

Komplexes Programm komplexe Evaluation? Die Evaluation des Klimaschutzkonzepts Hamburg

Das Potenzial sozialer Netzwerkanalysen in Projektevaluationen

Die Gegenstandsangemessenheit empirischer Datenerhebungsmethoden im Kontext von Lehrevaluationen an Hochschulen

Nach der Evaluation ist vor der Evaluation?(!)

Soziale Kompetenzen als strategischer Erfolgsfaktor für Führungskräfte

Professionalisierung von Evaluation an Hochschulen und Methodenkenntnis ein untrennbares Paar

Interne Evaluation der Internationalisierungsstrategie der Bertelsmann Stiftung

Was ist der Fonds Gesundes Österreich (FGÖ)? Was ist Gesundheitsförderung? Warum eine Kooperation zwischen Jugendhilfe und Gesundheitsförderung?

Inhaltsverzeichnis. Geleitwort... V. Vorwort... VII. Abbildungsverzeichnis... XIII. Abkürzungsverzeichnis... XIX

Die Arbeit mit dem Expertenstandard Dekubitusprophylaxe in der Praxis

Handbuch für das Erstellen einer Diplomarbeit an Höheren Fachschulen

Interne Evaluation Von den Daten zu den Taten - Frühjahrstagung DeGEval am 16. Mai 2014 Ralph Schneithorst

Aeppli / Gasser / Gutzwiller / Tettenborn, Empirisches wissenschaftliches Arbeiten ISBN

FB02 Kriterienkatalog zur Prämierung von Studierendenarbeiten

Chancen und Grenzen von Wirkungsorientierun; in den Hilfen zur Erziehung

zu überprüfen und zu präzisieren. Dabei stehen folgende Fragestellungen im Vordergrund:

Wie gelingt gute Gesundheitsförderung?

Dr. Stefanie Helmer & Dr. Peter Tossmann. Treffen des Arbeitskreises Gesundheitsfördernde Hochschulen , Hannover

Kundenerwartungen gezielt kennen

Inhaltsverzeichnis Kurzübersicht

Ressourcen und Potenziale Ihre Gemeinde als Ort der Gesundheit

Zyklisch evaluieren 1 (Auszug aus dem Leitfaden zur Selbstevaluation )

kultur- und sozialwissenschaften

Die Stimme der Adressat_innen und die Nachhaltigkeit von Hilfen

Vom E-Learning zum Blended-Learning

am Lehrgebiet "Community Psychology".

Kriterien für gute Praxis der soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung Multiplikatorenkonzept und Nachhaltigkeit. Lana Hirsch

Partizipative Evaluation im Kontext von Prävention und Gesundheitsförderung von jungen Menschen eine Kooperation von Wissenschaft und Praxis

Settinganalyse. Funktion. Vorgehen

WISSENSCHAFTLICHE BEGLEITUNG ZUM MODELLPROJEKT

Planung und Steuerung der Post Merger-Integration

Exposé zur Safari-Studie 2002: Der Mensch in IT-Projekten Tools und Methoden für den Projekterfolg durch Nutzerakzeptanz

Partizipation als Schlüssel zur Qualität von Gesundheitsförderung in Lebenswelten

Entstehung und Verlauf des Forschungsprojekts...7

Beyond Efficacy Die Evaluation von Massnahmen der Betrieblichen Gesundheitsförderung anhand der RE-AIM Dimensionen

Ziele und Indikatoren mit Speck an die Wand!? Jens Koy, DeGEval Jahrestagung,

Auf schwankendem Grund: Unsicherheit und Mehrdeutigkeit in der Evaluation

Akzeptanz und Barrieren der elektronischen Rechnung

Zielgruppenorientierung in der Betrieblichen Gesundheitsförderung

EVITA stellt sich vor Dialog und Kennenlernen der Akkreditierungsstelle

Evaluationen für Qualitätsmanagement und Wirkungsmonitoring. 30. März 2015

BeKi Berliner Kita-Institut für Qualitätsentwicklung

Universität Passau. Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt. Internationales Management. Prof. Dr. Carola Jungwirth

Authentizität und Glaubwürdigkeit im Social Media Marketing am Beispiel von Influencer Marketing

Selbstevaluation im Rahmen der Modellprojekte NeFF. Seminar im Landesjugendamt Rheinland 21. Juni Gliederung

Kooperationsverbund gesundheitsziele.de: Neun Jahre gesundheitsziele.de in Deutschland eine Zwischenbilanz

Gesunder Kindergarten gemeinsam wachsen Corinna-M. Schaffer, BA MA (STGKK)

Workshop 1 Ein neues Gesundheitsförderungsgesetz. für Österreich

Fremdevaluation in Baden- Württemberg, Qualifizierung von Evaluatorinnen/Evaluatoren (allgemein bildende Schulen)

Innovativität und Arbeitgeberattraktivilät. Abbildungsverzeichnis. Tabellenverzeichnis. 1 Einführung 1

Ergebnismodell. Funktion. Das Ergebnismodell im Überblick

Inhaltsverzeichnis

Mögliche Themen für Abschlussarbeiten (Zulassungs-, Bachelor- oder Masterarbeiten) bei der Professur für Sport- und Gesundheitspädagogik

Die 10 Gütekriterien Gesundheitsfördernder Hochschulen als inhaltlicher Hintergrund für eine Zertifizierung.

Wege zur guten Prävention und Gesundheitsförderung

Forschungsmethoden in der Erziehungswissenschaft

Einführung ins Projektplanungstool quint-essenz

Bildung für nachhaltige Entwicklung in Biosphärenreservaten in Deutschland

Partizipative Entwicklung von Maßnahmen für die Studieneingangsphase und deren Wirksamkeitsmessung in hochschulübergreifenden Projekten

Rahmenbedingungen des KAP

Strategien erfolgreicher Prävention. J. Wolstein, Bamberg

Virtuelle Unternehmen

Selbstreguliertes Lernen

Inhaltsverzeichnis. O. Einleitung I. Problemdarstellung... 23

Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie der Freien Universität Berlin

Umweltpolitik der Schweiz - ein Lehrbuch

Werte entfalten und Unternehmenskultur prozessual entwickeln

Konzept-, Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität

Rolle der Weiterbildung in schulischer Gesundheitsförderung

Wirkung und Nutzen inklusiver Quartiersentwicklung

Innovativität und Arbeitgeberattraktivität

Gesundgeredet? Praxis, Probleme und Potenziale von Krankenrückkehrgesprächen

Qualitätsentwicklung von Gesundheitsförderung in Lebenswelten Der Good Practice-Ansatz Vor-Ort-Dialog am 7. Dezember in Bielefeld

Evaluation der DGUV Vorschrift 2

Menschen mit Behinderungen im Rahmen gemeinwesenorientierter Gesundheitsförderung

Empirische Sozialforschung

Stufen der Partizipation in der Gesundheitsförderung

Transkript:

Magdalena Thaller/ Florian Schnabel Partizipativer Evaluationsansatz als Brücke zwischen theoretischen Konzepten und praktischer Projektarbeit 104-30 Jahre Ottawa Charta (1986-2016). Mit welchen Ansätzen hat die Gesundheitsförderung einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der Gesundheitsgesellschaft geleistet? Abstract Die Evaluation von Gesundheitsförderung sowie die Forderung nach Evidenzbasierung gewinnen in den letzten Jahren an Bedeutung. Es gibt eine Vielfalt von Ansätzen und Modellen in der Evaluationsforschung. Wird Evaluation als ein interaktiver Prozess organisiert, spricht man von einem partizipativen Evaluationsansatz, der die Projektdurchführenden in die Planung, Durchführung, Steuerung und Auswertung mit einschließt und somit die Perspektive der Wissenschaft mit der Perspektive der Praxis verbindet. Im Rahmen des vorliegenden Beitrages soll anhand des Projektes Gesunder Kindergarten gemeinsam wachsen gezeigt werden, wie der partizipative Evaluationsansatz nach Stockmann (2006) als Brücke zwischen theoretischen Konzepten und praktischer Projektarbeit genutzt werden kann. Keywords: Evaluation, Partizipation, Gesundheitsförderung, Setting Kindergarten, Theorie-Praxis-Transfer 1. Einleitung In der jüngsten Zeit wird der Evaluation von Gesundheitsförderung unter Berücksichtigung von Partizipation und Evidenzbasierung aufgrund der Komplexität und Dynamik von settingspezifischen Gesundheitsförderungsprojekten verstärkt Aufmerksamkeit geschenkt. Gemäß DegEval (2008) versteht man unter Evaluation die systematische Untersuchung des Nutzens von Interventionen, Projekten, Programmen und Institutionen unter Anwendung empirischer Methoden. Der Fokus partizipativer Evaluation liegt auf der Erforschung und Beeinflussung sozialer Wirklichkeit, indem die Perspektive der Wissenschaft mit der Perspektive der Praxis verbunden wird (Brandes/Schaefer, 2013). Cousins und Earl (1992) zufolge ist partizipative Evaluation als ( ) applied social research that involves a partnership between trained evaluation personnel and practice-based decision makers, organization members with program, responsibility, or people with a vital interest in the program in Alkin s terms,,primary users definiert. Demzufolge ist partizipative Evaluation durch einen 1

partnerschaftlichen Forschungsprozess zwischen den Evaluierenden und denjenigen Personen, welche die Ergebnisse in der Praxis umsetzen, gekennzeichnet und stellt eine Brücke zur Evidenzbasierung dar. Im Gegensatz zur Evaluation ermittelt der partizipative Evaluationsansatz nicht nur den Nutzen eines Projektes, sondern will auch Entwicklungen anstoßen und Lernen ermöglichen (Brandes/Schaefer, 2013). Brandes und Schaefer (2013) weisen darauf hin, dass innerhalb des Gesundheitsbereiches und speziell in settingbezogenen Ansätzen der Gesundheitsförderung partizipative Evaluation ein Randthema darstellt. So sind Beispiele für diesen Ansatz in der bisherigen Forschung eher selten. Im Rahmen dieser Studie soll anhand eines im Setting Kindergarten angesiedelten Projektes aufgezeigt werden, wie der partizipative Evaluationsansatz als Theorie- Praxis-Transfer umgesetzt werden kann. 2. Gesunder Kindergarten gemeinsam wachsen Seit der Erklärung der Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderung von 1986 hat sich der Settingansatz als das vielversprechendste Instrument zur Implementierung und Verbreitung von Gesundheitsförderung und Gesundheitszielen durchgesetzt. Obwohl das Setting Kindergarten anfangs nicht von der WHO als relevantes Setting genannt wurde, hat sich in den letzten Jahren die Ansicht durchgesetzt, dass gerade der Kindergarten aufgrund seiner strukturellen Gegebenheiten ein besonders gut geeignetes Setting ist, um Gesundheitsförderung zu betreiben (Sahrai, 2009). Ausgehend von dieser Tatsache hat Styria vitalis im Jahr 2012 das Projekt Gesunder Kindergarten gemeinsam wachsen ins Leben gerufen. Seit 2013 kooperiert Styria vitalis mit der Steiermärkischen Gebietskrankenkasse (STGKK) mit dem Bestreben, ein gemeinsames Netzwerk in der Steiermark zu etablieren. Bei dem Projekt handelt es sich um ein Gesundheitsförderungsprojekt, welches das gesamte System Kindergarten einbezieht, mit dem Ziel, eine kontinuierliche und nachhaltige Auseinandersetzung des Kindergartens mit den Auswirkungen auf die Gesundheit aller im Kindergarten Beteiligten sicherzustellen. 3. Partizipative Evaluation im Projekt Gesunder Kindergarten gemeinsam wachsen Die Forschung Burgenland GmbH, eine 100%ige Tochtergesellschaft der FH Burgenland, wurde von der STGKK beauftragt, die externe Evaluation des Projektes Gesunder Kindergarten gemeinsam wachsen durchzuführen. Zentrales Ziel der Evaluation war es, in einer gleichberechtigten Zusammenarbeit zwischen Projekt- und Evaluationsteam relevante Daten zu erheben. Die Evaluation umfasste folgende Module und Methoden: - Entwicklung eines Wirkungsmodells (Dokumentenanalyse zur Übertragung des Schweizer Ergebnismodells auf das Projekt Gesunder Kindergarten gemeinsam wachsen ) - Durchführung einer Netzwerkanalyse zur Identifikation von Herausforderungen und Gelingensbedingungen sowie Faktoren zur Sicherstellung der Nachhaltigkeit des Netzwerkes (Fokusgruppe und leitfadengestützte Telefoninterviews) - Durchführung einer Bekanntheitsgradanalyse (computergestützte Fragebogenerhebung und Medienanalyse) 2

- Erstellung eines Evaluationsberichtes Ziel des Beitrages ist nicht, auf konkreter Projektebene den Outcome der Projektevaluation zu bewerten, sondern auch auf einer Metaebene die Übertragung des partizipativen Ansatzes auf die Evaluation des Projektes Gesunder Kindergarten gemeinsam wachsen darzustellen. Die nachfolgenden Kapitel gehen näher auf das Evaluationsdesign sowie den -ablauf ein. 3.2 Evaluationsdesign Das Evaluationsteam orientierte sich im Rahmen der Evaluation des Projektes an dem partizipativen Evaluationsansatz nach Stockmann (2006), welcher die STGKK als Auftraggeber in die Evaluation miteinschließt. Die nachfolgende grafische Darstellung bildet den partizipativen Evaluationsansatz des Projektes Gesunder Kindergarten gemeinsam wachsen ab. Abbildung 1: partizipativer Evaluationsansatz des Projektes Gesunder Kindergarten gemeinsam wachsen, Eigene Erstellung in Anlehnung an Stockmann (2006) Wie aus Abbildung 1 hervorgeht, bezog sich die erste Phase auf die Entwicklung der Evaluation, welche durch einen zyklischen Prozess gekennzeichnet war. Auf Basis des Methodenwissens der EvaluatorInnen sowie des Wissens der PraktikerInnen zum Projekt wurden relevante Aufgaben und Fragestellungen des Projektes sowie Methoden zu deren Beantwortung herausgearbeitet. Die zweite Phase stützte sich auf die Erhebung der für die Evaluation relevanten Informationen. Im Rahmen dieser Phase kam den Evaluierten als InformationsträgerInnen eine zentrale Rolle zu. Sie stellten unterschiedliche Perspektiven und Sichtweisen dar, die im Zuge der Evaluation des Projektes Gesunder Kindergarten gemeinsam wachsen zusammengetragen wurden, um ein möglichst objektives Bild von den Prozessen, Strukturen und Wirkungen zu erhalten. Die Datenerhebung erfolgte aus einer Kombination qualitativer und quantitativer Methoden der empirischen 3

Sozialforschung (s. Kapitel 3.3.2). Eine kontinuierliche Informationsvermittlung über den Fortgang der Evaluation wurde durch regelmäßige Steuerungsgruppensitzungen sichergestellt. Im Anschluss an die Datenaufbereitung und -analyse trat die Evaluation des Projektes Gesunder Kindergarten gemeinsam wachsen in die letzte Phase, in welcher die Ergebnisse der Evaluation und die daraus abgeleiteten Empfehlungen gemeinsam mit der STGKK besprochen und diskutiert wurden. In dieser letzten Phase wurden unter anderem auch umsetzungsfähige Entwicklungsstrategien erarbeitet. Neben dieser partizipativen Vorgehensweise war der methodische Ansatz im Sinne evidenzbasierter Gesundheitsförderung theoriegeleitet ausgerichtet. Auf Grundlagen theoretischer Modelle wurde die Operationalisierung des Evaluationsgegenstandes vorgenommen. Konkret wurden das Schweizer Ergebnismodell sowie das Netzwerkmodell nach Brößkamp-Stone als theoretische Grundlagen herangezogen. Im Rahmen der Evaluation des Projektes Gesunder Kindergarten gemeinsam wachsen diente das Schweizer Ergebnismodell unter anderem als theoretisches Konzept für die Erstellung des Evaluationsberichtes. Hierbei wurde es zur Auflistung der tatsächlich erreichten Ergebnisse des Projektes sowie deren Zuordnung zu den Kategorien und Unterkategorien des Ergebnismodells herangezogen. Darüber hinaus bot das Schweizer Ergebnismodell einen wertvollen Orientierungsrahmen für die Operationalisierung der zu erhebenden Dimensionen im Zuge der Evaluation. Im Fokus des Projektes stand zudem der Aufbau eines interorganisationalen Netzwerks. Die Durchführung der Netzwerkanalyse erfolgte theoriegeleitet nach dem Modell von Brößkamp-Stone (2004), welches eine wichtige Orientierung hinsichtlich der inhaltlichen Netzwerkanalyse im Bereich der Gesundheitsförderung bietet. 3.3 Evaluationsablauf Im Rahmen dieses Kapitels wird der Ablauf der Evaluation des Projektes Gesunder Kindergarten gemeinsam wachsen in seinen einzelnen Schritten skizziert. 3.3.1 Design- und Planungsphase Das Evaluationsangebot der FH Burgenland richtete sich an den durch die STGKK vorgegebenen Zielen und Fragestellungen aus. Nach Beauftragung der FH Burgenland mit der Evaluation des Projektes Gesunder Kindergarten gemeinsam wachsen durch die STGKK verschaffte sich das Evaluationsteam einen umfassenden Überblick über den Evaluationsgegenstand. Um Informationen über die konkreten Ziele und die Konzeption des Projektes Gesunder Kindergarten gemeinsam wachsen sowie über die eingesetzten finanziellen, personellen und zeitlichen Ressourcen, die Zielgruppe, das Politikfeld und die Kontextbedingungen des Projektes zu erhalten, erfolgten mehrere telefonische sowie persönliche Gespräche mit der STGKK. Die konkreten Aufgaben, welche es vom Evaluationsteam der FH Burgenland zu erfüllen gilt, wurden in einem Kooperationsvertrag festgehalten. Im Sinne eines kontinuierlichen Austausches mit der STGKK wurde eine Steuerungsgruppe konstituiert, welche in regelmäßigen Abständen tagte und vor wichtigen Evaluationsentscheidungen zu konsultieren war. Im Rahmen der 1. Steuerungsgruppensitzung wurden die unterschiedlichen Interessen, die mit der Evaluation verbunden sind, diskutiert sowie Ziele 4

und Zweck der Evaluation des Projektes Gesunder Kindergarten gemeinsam wachsen festgelegt. In der 2. Steuerungsgruppensitzung wurden dann das methodische Vorgehen besprochen, erste Bewertungskriterien festgelegt und ein konkreter Zeitplan für die Durchführung der Evaluation entwickelt. 3.3.2 Datenerhebung und -analyse Um ein gemeinsames Bild des Projektes Gesunder Kindergarten gemeinsam wachsen zu schaffen, wurde in einem ersten Schritt das Schweizer Ergebnismodell anhand einer Dokumentenanalyse auf das Projekt Gesunder Kindergarten gemeinsam wachsen übertragen. Die Ergebnisse dieser Adaptierung dienten zum einen als Grundgerüst für die Operationalisierung der zu erhebenden Dimensionen im Zuge der Netzwerk- und Bekanntheitsgradanalyse, zum anderen als Grundlage für die Zusammenfassung der Evaluationsergebnisse. In einem nächsten Schritt wurden mit Hilfe einer Literaturrecherche die wesentlichen Empfehlungen und Erfahrungen aktueller Publikationen zur Netzwerkthematik analysiert, zusammengefasst und mittels Inhaltsanalyse zentraler Projektdokumente auf das Netzwerk Gesunder Kindergarten gemeinsam wachsen übertragen. Im Anschluss daran erfolgte in einem weiteren Schritt eine empirische Analyse. Die Erhebung des empirischen Materials basierte auf einem qualitativen Mehrmethodendesign, bestehend aus Fokusgruppen und leitfadengestützten Telefoninterviews. Zentrales Ziel der empirischen Analyse war es, das vorhandene Netzwerk vor dem Hintergrund der aus der theoriebasierten Analyse gewonnenen Erkenntnisse zu evaluieren und daraus wertvolle Hinweise für die weitere Entwicklung des Netzwerkes Gesunder Kindergarten gemeinsam wachsen abzuleiten. An dieser Stelle soll darauf hingewiesen werden, dass sich die empirische Analyse des Netzwerkes, gemäß Evaluationsauftrag, auf die Sichtweise der ReferentInnen und KooperationspartnerInnen, wichtiger StakeholderInnen und ProjektträgerInnen fokussierte. Zur Analyse des Bekanntheitsgrades des Projektes Gesunder Kindergarten gemeinsam wachsen wurden eine Medienanalyse und computergestützte Telefoninterviews mit KindergartenleiterInnen steirischer Kindergärten, die noch nicht an dem Projekt Gesunder Kindergarten gemeinsam wachsen teilnehmen, durchgeführt. 3.3.3 Darstellung und Verwertung der Ergebnisse Die Ergebnisse der Bekanntheits- und Netzwerkanalyse wurden in einem Evaluationsbericht dargestellt und der STGKK präsentiert. Zur Zusammenführung der beiden Evaluationsteile wurde wiederum das Schweizer Ergebnismodell herangezogen. Dieses erlaubte es, geplante Ergebnisse und tatsächlich erreichte Ergebnisse zu ermitteln und zu reflektieren. 4. Schlussfolgerung Um einen Theorie-Praxis-Transfer zu gewährleisten, war eine aktive Einbeziehung der STGKK in die Planung und Umsetzung der Evaluation essentiell. So stellte die Evaluation des Projektes einen interaktiven Prozess dar, welcher durch einen intensiven Dialog in Form von regelmäßigen Steuerungsgruppensitzungen zwischen den EvaluatorInnen und dem Auftraggeber gekennzeichnet 5

war. Dadurch konnten einerseits verschiedene Interessenslagen, Werte und Erfahrungen genutzt, andererseits auch die Akzeptanz für die Durchführung und die Ergebnisse der Evaluation des Projektes Gesunder Kindergarten gemeinsam wachsen gesteigert werden. Überdies stieg die Bereitschaft dafür, dass die Evaluationsergebnisse im Sinne einer Weiterentwicklung von Gesundheitsförderung im Setting Kindergarten genutzt werden. So ermöglichte die partizipative Vorgehensweise im Rahmen der Evaluation des Projektes Gesunder Kindergarten gemeinsam wachsen dem Projektteam empirisch gestützte Entscheidungen Entscheidungen auf Basis der gesammelten Daten unter Berücksichtigung der einschlägigen Literatur und des Erfahrungswissens der PraktikerInnen über die Weiterführung des Projektes zu treffen. Durch die intensive Zusammenarbeit im Rahmen der Evaluation des Projektes Gesunder Kindergarten gemeinsam wachsen kam es sowohl auf Seiten der STGKK als auch auf Seiten des Evaluationsteams der FH Burgenland zu einem Kompetenzzuwachs. Dieser vollzog sich bei dem Projektteam der STGKK im Bereich der Projektentwicklung und Evaluation. Das Evaluationsteam gewann an Wissen zum Evaluationsgegenstand, zur ganzheitlichen Gesundheitsförderung im Setting Kindergarten. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass theoretische Rahmenkonzepte dazu beitragen, die Komplexität von Interventionen innerhalb der Gesundheitsförderung besser zu erfassen und daher Projekten zu mehr Ganzheitlichkeit und Nachhaltigkeit verhelfen. Diese systemische Sichtweise steht eng in Verbindung mit der Forderung nach partizipativen Evaluationskonzepten. 6

Literaturliste/Quellenverzeichnis: Brandes, Sven/Schaefer, Ina. (2013): Partizipativer Evaluationsansatz in Praxisprojekten: Chancen und Herausforderungen. In: Prävention und Gesundheitsförderung 8, 132-137. Brößkamp-Stone, Ursel. (2004): Assessing Networks for Health Promotion: Framework and Examples. Münster: LIT-Verlag. Cousins, JB. und Earl, LM. (1992): The Case for Participatory Evaluation. Edu Eval Policy Anals, 14, 397-418. DeGEval Gesellschaft für Evaluation (2008): Standards für Evaluation. http://www.degeval.de/fileadmin/user_upload/sonstiges/standards_2008-12.pdf (18.11.2015). Stockmann, Reinhard. (2006): Evaluation und Qualitätsentwicklung. Eine Grundlage für wirkungsorientiertes Qualitätsmanagement (Sozialwissenschaftliche Evaluationsforschung, Bd. 5). Münster: Waxmann. 7