Partizipation als Schlüssel zur Qualität von Gesundheitsförderung in Lebenswelten
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- Arnim Bachmeier
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1 Partizipation als Schlüssel zur Qualität von Gesundheitsförderung in Lebenswelten Prof. Dr. Michael T. Wright, LICSW, MS Bundeskonferenz Gesundheitsförderung in Lebenswelten Berlin, 26. Januar 2015
2 Drei Beispiele Kochkurse für Mütter mit Migrationshintergrund? Keine Entlastung für alleinerziehende Mütter ohne Aufklärung und Training? Freier mit Migrationshintergrund: Sind sie eine Zielgruppe? Wo ist die Qualität?
3 Die Konsequenzen Angebot aus einer anderen Stadt übernommen, aber ohne Erkenntnisse über die Lebensrealität der Menschen vor Ort: Angebot nicht in Anspruch genommen Fachlich fundiertes Angebot, Bedarfsbestimmung nachgeholt, aber der Bedarf hat in der Struktur keinen Platz: Arbeiten am Bedarf vorbei Fachlich fundierte Logik (zielgruppenspezifische Arbeit) führt in eine Sackgasse: die Kategorie gibt es im wahren Leben nicht
4 Quelle: von Unger, H; Gangarova, T;Ouedraogo, O; Flohr, C; Spennemann, N; Wright, MT (2013) Stärkung von Gemeinschaften: Partizipative Forschung zu HIV- Prävention mit Migrant/innen. Prävention und Gesundheitsförderung; 8(3): , S. 172.
5 Gesundheit entsteht im Alltag Gesundheit wird von Menschen in ihrer alltäglichen Umwelt geschaffen und gelebt: dort, wo sie spielen, lernen, arbeiten und lieben. Gesundheit entsteht dadurch, dass man sich um sich selbst und für andere sorgt, dass man in die Lage versetzt ist, selber Entscheidungen zu fällen und eine Kontrolle über die eigenen Lebensumstände auszuüben sowie dadurch, dass die Gesellschaft, in der man lebt, Bedingungen herstellt, die all ihren Bürgern Gesundheit ermöglichen. Ottawa Charta zur Gesundheitsförderung (1986)
6 Um gesund zu sein, braucht man (A. Antonovsky): Widerstandsressourcen Kohärenzgefühl körperlich/konstitutionell personal/psychisch interpersonal soziokulturell materiell Die Fähigkeit, dass man die Zusammenhänge des Lebens versteht. Die Überzeugung, dass man das eigene Leben gestalten kann. Der Glaube, dass das Leben einen Sinn hat.
7 Anforderung lebensweltorientierter Praxis an die Qualitätsentwicklung Lokale Entscheidungsprozesse unterstützen Vielfalt respektieren (Auftrag, Ressourcen, Strukturen, Zielgruppen etc.) Handlungsleitende Ergebnisse produzieren Integration in den Praxisalltag gewährleisten (Nachhaltigkeit) Komplexität berücksichtigen Lokale Akteure einbeziehen (Partizipation) Kompetenzentwicklung lokaler Akteure stärken (Empowerment / capacity building)
8 Partizipative Qualitätsentwicklung Teilnahme und Teilhabe (Partizipation) der Projektmitarbeiter/innen der Zielgruppen an allen Aspekten der Planung, Durchführung, Steuerung und Auswertung von Maßnahmen Qualitätsentwicklung + Partizipative Forschung = Partizipative Qualitätsentwicklung
9 Kennzeichen der Partizipativen Qualitätsentwicklung Partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Kostenträgern, Wissenschaft, Praxis und Zielgruppe(n) Einbeziehung der Zielgruppe(n) in alle Aspekte der Planung, Durchführung und Bewertung Partizipation als Ziel nicht nur als Mittel sowohl für Praktiker/innen als auch für die Zielgruppe(n) Lokale Auseinandersetzung Primär fachliche Perspektive: Wie können wir unsere Arbeit weiterentwickeln, um unsere Ziele besser erreichen zu können? Fokus auf lokales (implizites) Wissen lokale Erklärungen (lokale Theorie) und lokale Evidenz
10 Was bringt die Partizipation? Aktivierung der Zielgruppe Kompetenzentwicklung bei allen Beteiligten (Zielgruppen, Projektmitarbeiter/innen, Kostenträger) Unmittelbare Relevanz für die Lebenswelt der Zielgruppe Auflösung des Problems der Unerreichbarkeit Synergieeffekte in mehreren Lebensbereichen Nachhaltigkeit von Interventionen
11 Umsetzung Lokale Fragestellung steht im Mittelpunkt kein fertiges Qualitätsmanagement-Paket Variiert entsprechend der lokalen Aufgaben und Rahmenbedingungen Die Qualität der Arbeit entwickelt sich durch die Bearbeitung aktueller Probleme, die sich aus dem Praxisalltag ergeben
12
13 Stufen der Partizipation
14 Zusammenarbeit Qualität als Diskurs Zielgruppe Wissenschaft Projekt/ Einrichtung Prävention & Gesundheitsförderung Geldgeber
15 Großer Bedarf an Kompetenzentwicklung zur Steuerung partizipativer Prozesse Qualitätsentwicklung ist als längerfristige Strategie zu konzipieren, die im Rahmen einer längerfristig angelegten partizipativen Strategie umgesetzt wird. Die Organisation und Steuerung partizipativer Prozesse brauchen besondere Kompetenzen, die bis heute nur selten in der Ausbildung von Fachkräften vermittelt werden.
16 Fördernde Faktoren (vgl. Meta-Qualitäten, Schaarschuch, 2003) Genügend Zeit und Ressourcen Partizipation ist aufwändig Genügend Flexibilität Partizipation kann nicht bis ins letzte Detail geplant werden Steuerung evtl. Begleitung Partizipation muss ausdrücklich geplant und umgesetzt werden (vgl. parallel tracking, Laverack, 2004) Bereitschaft, außerhalb von Hierarchien zu agieren Partizipation braucht Partnerschaft Angemessene Methoden Partizipation braucht methodisches Können, ist aber keine Technologie Vertrauen und Kontinuität Partizipation ist von konkreten Beziehungen abhängig
17 Etablierung der Partizipativen Qualitätsentwicklung Landesvereinigungen als Orte der Kompetenzbildung: Fortbildung und Begleitung Praxisgemeinschaften um das Thema (P)Q bilden, um auch zum erweiterten Diskurs beizutragen (communities of inquiry in communities of practice) Integration von PQ in bestehende partizipative Prozesse, z. B. kommunale Gesundheitskonferenzen (Modellversuch Gütersloh in NRW) Zertifizierung in PQ?
18 Wofür Evidenz? Um vor allem folgende Frage zu beantworten: Ist es die richtige Intervention im richtigen Ausmaß vom richtigen Träger zum richtigen Zeitpunkt bei der richtigen Zielgruppe? Das Richtige hängt vom Kontext ab!
19 Worin liegt die Evidenz? Lokale Lernprozesse im Mittelpunkt, nicht Anpassung an Standards Praxisbasierte Evidenz, nicht evidenzbasierte Praxis im Sinne der EBM Wissenschaft als begleitende, nicht bestimmende Instanz Definitions- und Bestimmungsmacht in den Händen der Akteure
20
21 Wright, MT; Kilian, H; Brandes, S (2013)
22 Good Practice Kriterien als Eingrenzung des Raums für den Qualitätsdiskurs Bereich der Unplausibilität Bereich der Plausibilität
23 Nächste Schritte Struktur für Kompetenzbildung in Bezug auf Qualitätsentwicklung auf Bundes- und Länderebene schaffen Fortbildung und Begleitung auf Landesebene Modellversuche, um praxisbasierte Evidenz zu generieren
24 Weiterführende Information Wright, MT (2010) Partizipative Qualitätsentwicklung in der Gesundheitsförderung und Prävention. Bern: Huber Forschungsgruppe Public Health (Wright, MT; Block, M; von Unger, H) & Gesundheit Berlin- Brandenburg (2008). Partizipative Qualitätsentwicklung. Internethandbuch: Forschungsgruppe Public Health (Wright, MT; Block, M; von Unger, H) & Deutsche AIDS-Hilfe (2008). Qualität praxisnah und partizipativ entwickeln. Interaktive Plattform der Qualitätsentwicklung in der Primärprävention von Aidshilfen: (Deutsch, Englisch, Spanisch) Participatory Quality Development. Quality Action Improving HIV Prevention in Europe. Wright, MT; Kilian, H; Brandes, S (2013) Praxisbasierte Evidenz in der Prävention und Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten Das Gesundheitswesen; 75: Wright, MT (2007) Auf dem Weg zu einem theoriegeleiteten, evidenzbasierten, qualitätsgesicherten Primärprävention in Settings. Soziale Benachteiligung, Gesundheit und die Notwendigkeit der Partizipation. Info_Dienst für Gesundheitsförderung. Zeitschrift von Gesundheit Berlin, 7(1): 3-4. Volltext: Wright, MT (2006) Jahrbuch für Kritische Medizin, 43:
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