Mediennutzungstypen bei Schweizer Jugendlichen zwischen Risikoverhalten und positivem Umgang

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Transkript:

Mediennutzungstypen bei Schweizer Jugendlichen zwischen Risikoverhalten und positivem Umgang Prof. Dr. Daniel Süss lic. phil. Isabel Willemse MSc Gregor Waller 1. Nationaler Tag der Medienkompetenz 27. Oktober 2011 Fribourg

Inhalt 1. JAMES 2010 Das Wichtigste in Kürze 2. Privatsphäre-Einstellungen bei Social Network Sites 3. Cyberbullying 4. Problematische Handynutzung 5. Mediennutzungstypen / Freizeittypen 6. Fazit

JAMES 2010 Das Wichtigste in Kürze Schriftliche Befragung von April bis Juli 2010 in Schulklassen 1175 Schülerinnen und Schüler der Schweiz zwischen 12 und 19 Jahren Dreisprachig: Deutsch, Französisch, Italienisch Themen: Freizeit non-medial & medial Computer & Internet Social Networks Videogames Handy

Social Networks Wer hat einen Social Network Account? Wie gehen die Jugendlichen mit den Privatsphären-Einstellungen um? Welche Informationen geben Jugendliche auf ihren Profilen preis?

Social Networks: Soziodemographie Social Networks werden mehrheitlich genutzt von Mädchen Schülern mit tieferem Bildungsniveau

Privatsphäre-Optionen Wie viele der befragten Jugendlichen, die in einem Social Network angemeldet sind, haben die Privatsphäre-Optionen aktiviert?

Privatsphäre-Optionen aktiviert

Privatsphäre-Optionen Wie viele der befragten Jugendlichen, die in einem Social Network angemeldet sind, haben die Privatsphäre-Optionen NICHT aktiviert?

Privatsphäre-Optionen nicht aktiviert

Privatsphäre-Optionen aktiviert? Privatsphäre-Optionen werden mehrheitlich aktiviert von Mädchen älteren Jugendlichen Jugendlichen auf mittlerem Bildungsniveau Jugendlichen mit hohem sozialen Status

Privatsphäre-Optionen NICHT aktiviert? Privatsphäre-Optionen werden mehrheitlich NICHT aktiviert von Knaben jüngeren Jugendlichen Jugendlichen auf hohem und tiefem Bildungsniveau Jugendlichen mit mittlerem und tiefem sozialen Status

Wer weiss nicht, ob er oder sie die Privatsphäre-Optionen aktiviert hat? (23%) Unwissen über Privatsphäre-Optionen herrscht in höherem Masse bei Knaben jüngeren Jugendlichen Jugendlichen mit höherem Bildungsniveau

Infopreisgabe in Social Networks: Schutz der Privatsphäre

Cyberbullying Was ist Cyberbullying? Wer ist von Cyberbulling betroffen? Verhalten sich Cyberbullying-Opfer anders als andere Jugendliche?

Cyberbullying? Index: Fertig gemacht werden im Internet Verbreitung von Falschem oder Beleidigendem über betroffene Person im Internet Verbreitung von Falschem oder Beleidigendem über betroffene Person über das Handy

Wer ist betroffen von Cyberbullying? Ein Viertel der Befragten hat schon einmal eine Cyberbullying-Attacke erlebt Kein Anstieg mit dem Alter, aber: 14-15 Jährige häufiger betroffen (33%) als 12-13jährige (21%) Tieferes Bildungsniveau mehr (35%) als höheres Bildungsniveau (21%)

Content gestalten im Internet: Cyberbullying

Technische Komptetenz: Cyberbullying

Handy Feature Phone vs. Smartphone Wie weit ist die problematische Handynutzung (Pornos und Gewalt) bei den befragten Schweizer Jugendlichen verbreitet?

Handynutzung: Smartphone vs. Feature Phone

Gewalt und Porno auf dem Handy: Ist es vorgekommen, dass...

Problematische Handy-Nutzung? Index: Ist es bereits vorgekommen, dass du eine gestellte Schlägerei gefilmt hast? du eine echte Schlägerei gefilmt hast? du Brutalo- oder Pornofilme verschickt hast?

Problematische Handy-Nutzung: Soziodemographie Problematische Handynutzung findet man mehrheitlich bei Knaben in der Stadt Jugendlichen mit mittlerem Bildungsniveau Jugendlichen mit tiefem sozialen Status Jugendlichen mit Migrationshintergrund

Mediennutzungstypen / Freizeittypen Durch statistische Analysen der JAMES-Daten konnten bei den Schweizer Jugendlichen fünf verschiedene Mediennutzungstypen identifiziert werden. Diese spiegeln auch unterschiedliche Muster der Freizeitgestaltung. Die Typen sehen sich mit unterschiedlichen Chancen und Risiken der Medien konfrontiert.

Die fünf Typen Analoge 28.8% 30.8% Musiker 6.2% 10.2% 24% Computerfreaks Unterhaltungsorientierte Informationsorientierte

Unterhaltungsorientierte: Soziodemographie Unterhaltungsorientierte sind mehrheitlich Jugendliche mit niedrigem sozialen Status Jugendliche mit tiefem und mittlerem Bildungsniveau Mädchen Jugendliche mit Migrationshintergrund

Unterhaltungsorientierte Unterhaltung im Internet und stöbern in Social Networks TV schauen und nichts tun Musik machen/komponieren, Tüfteln am Computer, Analoge Medien konsumieren und Zeitungen/Zeitschriften lesen ø Zielgerichtete Infosuche im Internet

Informationsorientierte: Soziodemographie Informationsorientierte sind mehrheitlich Jugendliche mit hohem sozialen Status ältere Jugendliche (18-19 Jahre) Jugendliche, die in ländlicher Region leben

Informationsorientierte Zielgerichtete Informationssuche im Internet Unterhaltung im Internet und in Social Networks Analoge Medien aktiv nutzen, TV schauen und nichts tun, analoge Medien konsumieren, Musik machen/komponieren ø Tüfteln am Computer

Analoge: Soziodemographie Analoge sind mehrheitlich Mädchen Jugendliche mit höherem Bildungsniveau

Analoge Analoge Medien konsumieren und aktiv nutzen Musik machen und komponieren ø Newsportale, TV & Videos am Computer schauen, Tüfteln am Computer Unterhaltung

Computerfreaks: Soziodemografie Computerfreaks sind mehrheitlich Knaben jüngere Jugendliche (v.a. 14-15 Jährige) Jugendliche mit tiefem und hohem Bildungsniveau Jugendliche mit tiefem und hohem sozialen Status

Computerfreaks Tüfteln am Computer Musik machen und komponieren Im Internet aktiv Content uploaden, analoge Medien konsumieren, DVD/Games/Kino, Zeitungen/Zeitschriften lesen Computer für Schule nutzen ø

Musiker: Soziodemographie Musiker sind mehrheitlich ältere Jugendliche (17-18-Jährige) Knaben Jugendliche, die in ländlicher Region leben Jugendliche mit Migrationshintergrund

Musiker Musik machen und komponieren DVD/Games/Kino, Partys, Konzerte und Freunde, Computer für Schule, Familie und Kirche Unterhaltung im Internet und in Social Networks, Informationssuche im Internet, Analoge Medien ø

Studien-Fazit und Schlussfolgerungen

Fazit und Schlussfolgerungen Differenzielle Medienpädagogik ist notwendig: Nicht alle Jugendlichen sind mit denselben Risiken und Chancen konfrontiert. Prävention problematischer Handynutzung: früh einsetzen, geschlechtsspezifisch gestalten. Besonders in tieferen Bildungsniveaus Lehrpersonen noch besser sensibilisieren und im Umgang Schulen. Blick in die Zukunft mit immer mehr Nutzung von Smartphones: evtl. mehr problematische Inhalte, da diese auch einfacher verfügbar sind. Wer im Internet besonders aktiv ist, bietet auch mehr Angriffsfläche für Cyberbullying. Technische Kompetenz schützt nicht vor negativen Auswirkungen. Unterhaltungsorientierte sind seit Web 2.0 nicht mehr nur passive Nutzer, sondern auch aktiv.

Ausblick Informationen zur Studie JAMES, JAMESfocus auf dem Web www.psychologie.zhaw.ch/james www.swisscom.ch/james Nächste Datenerhebung in der ganzen Schweiz: JAMES 2012

Danke Das Autorenteam: lic. phil. Isabel Willemse MSc Gregor Waller Prof. Dr. Daniel Süss