Economic History of Europe before the Industrial Revolution. Prof. John Komlos, PhD



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Transkript:

Economic History of Europe before the Industrial Revolution Prof. John Komlos, PhD A success of mercantilistic economic policy? How did England overtake the Dutch in International Trade Verfasser: Philipp Hardenberg 25. Juni 2008

Agenda I. Merkantilismus als Wirtschaftsform in Europa II. III. IV. Programm des Merkantilismus Niederlande in der Frühmoderne England im 17. Jahrhundert V. Kritik / Diskussion

I. Merkantilismus als Wirtschaftsform in Europa Wirtschaftspolitik der absolutistischen Staaten der Frühmoderne im 16. bis zum 18. Jahrhundert in Europa Merkantilismus ist keine einheitliche, geschlossene Wirtschaftstheorie, vielmehr Sammelsurium verschiedener Ideen Merkantilismus Bezeichnung für historische Tendenz Vorgänger Bullionisten unterstützten eine Fixierung auf die Zahlungsbilanz Jeglichen Handel würde zum erliegen kommen Ausfuhrverbot von Edelmetallen Beginn des Merkantilismus durch Antonio Serra im späten 16. Jhd. Ziel einer multilateralen Handelsbilanz, nicht jeder Handel muss direkt die Zahlungsbilanz verbessern

II. Programm des Merkantilismus 1. Politische Einheiten sind auch die wirtschaftlich relevanten Handlungseinheiten (Stabilisierung nach innen und außen) 2. Außenwirtschaftliche Beziehungen sind von entscheidender Bedeutung multinationale Gesamtzusammenhänge betrachten 3. Keine strikte Verfolgung der Zahlungsbilanz Abfluss der Edelmetalle auf der einen Seite führt zu einem Rückfluss auf der anderen 4. Summe der Ressourcen der Welt ist konstant multinationaler Handel ist ein Krieg mit anderen Mittel militärische Präsenz und merkantile Aktivität gehen Hand in Hand 5. Ressourcen des eigenen Landes müssen optimal genutzt werden 6. Protektionismus als politische Pflicht

III. Niederlande in der Frühmoderne Nach der italienischen Renaissance ging das Zentrum der europäischen Weltökonomie von Oberitalien an die Atlantikküste über Nach der Befreiung von Spanien und Karl V. Aufstieg zur wichtigsten Wirtschaftsmacht Goldene Zeitalters der Niederlande 1588 bis ca. 1680 Handels-Reichtum vor allem durch den Calvinismus eingeführten protestantischen Arbeitsethos begründet Grundgedanke Bete und Arbeite Für Staaten ohne Außenhandel bzw. Kleinstaaten eine strikte merkantile Politik sinnlos Merkantilismus in der Niederlande nicht wirklich relevant, Reine Dienstleistung Weltmeister der Re-exporte bzw. Zwischenhandel

III. Niederlande in der Frühmoderne Praktische Umsetzung Rationell und kommerziell betriebene Landwirtschaft Übergang von Zunftsystem zur Manufakturproduktion Intensiven Fischfang Import von Rohstoffen Export von Fertigerzeugnisse Sehr wichtig: Schiffsbau: mit größter Flotte Europas unterwarfen sie zuerst den europäischen und dann den Welthandel. Niederländischer weltumspannender Handel wurde weitgehend durch Handelskompanien betrieben (VOC)

III. Niederlande in der Frühmoderne Abstieg der Niederlande Ende des 17. Jahrhunderts Stagnation und Verfall der führenden technologischen Stellung Niedergang des Fischereigewerbes Gründe Navigation Acts 1651 Facharbeiter wanderten ab und Auswanderungsverbote scheiterten Nachfrage ging zurück Als Reaktion keine strikte Verfolgung merkantiler Politik Niederländer legten Ihr Geld im Ausland an Nach Englisch Niederländischem Krieg große Verluste auf Seiten der Niederlande Kollaps der Republik und Konkurs der Ostindiengesellschaft 1799 Bilanz der Expansion am Ende des Zeitalters des Merkantilismus war für die Niederlande keineswegs ermutigend

III. Niederlande in der Frühmoderne Verkäufe der niederländische Ostindiengesellschaft Verkäufe der niederländischen Ostindiengesellschaft in Amsterdam, Durchschnittswerte für jeweils drei Jahre 30 25 Millionen Gulden 20 15 10 5 0 1648-50 1668-70 1698-1700 1738-40 1778-80 Quelle: Rothermund, D. (1978): Europa und Asien im Zeitalter des Merkantilismus, S. 57.

IV. England im 17. Jahrhundert 1500: England Rückständig ohne starke Marine verglichen zu den Niederlanden Bis 1640: Regierungen Englands hauptsächlich an Zolleinnahmen interessiert, nicht aber an einer neuen durch Geld aufsteigenden Klasse mangelnde Integration der Kaufleute Handelsinteressen standen im Hintergrund Keine klare Wirtschaftspolitik Anti-merkantilistische Politik: Regierungen bereicherten sich durch Exportabgaben an den Kaufleuten Umdenken nach der englischen Revolution 1649 und 1689 Verfolgung einer strikten merkantilen Politik Ziel: Niederlande durch merkantile Politik im Wettbewerb um die Beherrschung des internationalen Handels zu überholen Mitte des 17. Jahrhunderts wurde England zu ersten Nation, deren Politik-Ökonomie dem Begriff des Merkantilismus wirklich entsprach

IV. England im 17. Jahrhundert England und Holland im Vergleich mitte des 17. Jhd. 1.400.000 1.200.000 1.000.000 800.000 600.000 Gesamtimporte Englands Gesamtimporte der Niederlande 400.000 200.000 0 insgesamt davon Textilien Pfeffer Kaffee & Tee Eigene Darstellung basierend auf der Vorlagen von Rothermund, D. (1978): Europa und Asien im Zeitalter des Merkantilismus, S. 58.

IV. Englands im 17. Jahrhundert Merkantilismus in England 1650-1700 ökonomische Entwicklung konnte volle Geltung erlangen Staat hatte den Imperativen des Handelskapitalismus zu entsprechen Garantie des Privateigentums Förderung des Außenhandels Protektionismus Übergang zur Produktion: Manufaktur und Industrie Koloniale Monopole und Reexporte 1700-1780 Export von Fertigprodukten, insbesondere an die Kolonien Überholung der Niederlande England wurde zur Werkstatt der Welt Geschichte des Untergangs Hollands als herrschender Handelsnation ist die Geschichte der Unterordnung des Handelskapitals unter das industrielle Kapital

IV. Englands im 17. Jahrhundert Tabelle der britischen Importe und Re-exporte der wichtigsten Güter aus Asien (Werte in.000) Asien 1722-1699- 1752-1772- 1701 1724 1754 1774 Baumwolltextilien Import 347 437 401 697 Re-export 340 484 499 701 Pfeffer Import 103 17 31 33 Re-export 93 44 104 110 Tee Import 8 116 334 848 Re-export 2 267 217 295 Quelle: Rothermund, D. (1978): Europa und Asien im Zeitalter des Merkantilismus, S. 109.

V. Kritik am Merkantilismus Durch Zielstrebige Umsetzung einer merkantilen Politik, konnte England sich an die Spitze der Welt setzen Belastete zwischenstaatliche Beziehung und förderte immense Gewaltausbreitung im 17. und 18. Jahrhundert Stehendes Herr konnte finanziert werden Machterhalt der Fürsten Kampf der Nationen um Macht Individualrechte wurden stark eingeschränkt, Verwahrlosung breiter Schichten der Bevölkerung Charles Dickens Ausbeutung der Kolonien: Trotzdem kam es schon zu sehr positiven Entwicklungen in Nordamerika vor der Unabhängigkeit

V. Kritik / Diskussion Merkantilismus zwischen Ordnungsvorstellungen des Mittelalters und der liberalen Wirtschaftstheorie beschränkt und unzureichend, trotzdem sind Strukturen des modernen kapitalistischen Systems entstanden wurde Ende des 18. Jhd. von der klassischen Nationalökonomie verdrängt Wealth of Nation eine Attacke auf die Unvollkommenheit des Merkantilismus Ricardo: Nullsummenspiel muss nicht existieren Komparativer Vorteil, Spezialisierung Aus der Kritik bildete sich eine neue Definition der Wohlfahrt Bezieht sich nicht länger auf den Reichtum des Souveräns, sondern auf die Gesamtbevölkerung Nicht mehr die Menge an Edelmetallen definieren die Wohlfahrt eines Staates, sondern die Höhe des Sozialproduktes

Literaturverzeichnis Rothermund, D. (1978): Europa und Asien im Zeitalter des Merkantilismus, Darmstadt. Stapelfeldt, G. (2001): Der Merkantilismus, Freiburg. Blaich, F. (1973): Die Epoche des Merkantilismus, Wiesbaden. Gömmel, R. (1998): Die Entwicklung der Wurtschaft im Zeitalter des Merkantilismus 1620-1800, München. Irwin, D. A. (1991): Mercantilism as Strategic Trade Policy: The Anglo- Dutch Rivalry for the East India Trade,The Journal of Political Economy.