Wasserknappheit: Gefahr von Kriegen?

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Transkript:

Wasserknappheit: Gefahr von Kriegen? P. Michael Link 1,2,3 1 Universität Hamburg, Forschungsgruppe Klimawandel und Sicherheit 2 Universität Hamburg, Institut für Geographie 3 Universität Hamburg, Forschungsstelle Nachhaltige Umweltentwicklung

Weltweite Übersicht der Wasserknappheit Wasserstress = Wasserentnahme/Wasserverfügbarkeit (Link, 2018)

Grundlegende Variablen und Interaktionen in der Klimafolgenforschung Natürliche Ressourcen, Ökosystemdienstleistungen Biomasse/Vegetation Menschliche Sicherheit Werte/Risiken Land/Boden Nahrung Wasser Aktionen/Reaktionen Kapital/Fähigkeiten Anpassungsfähige Akteure (In)stabilität Viabilität Niederschlag W A K Kooperation W A K Soziale Netzwerke Temperatur Klimawandel Meeresspiegel W A K Konflikt W A K Gesellschaftliche Stabilität

Zahl der Dürren im letzten halben Jahrhundert Kriterien für Dürre: * Mindestzahl an Opfern * Notstand ausgerufen * Internationale Hilfe (Link, 2018)

Gesamtbetroffene der Dürren im letzten halben Jahrhundert (Link, 2018)

Wirtschaftliche Schäden der Dürren im letzten halben Jahrhundert (Link, 2018)

Zusammenhang zwischen Wasserverfügbarkeit und Konflikten (übersetzt aus Link et al., 2016)

Hydrologie und Vegetation in der Nilregion bislang unveröffentlichtes Material (Link et al., 2012) (Link & Scheffran, 2018, submitted)

Wasserverfügbarkeit und Nachfrage in der Nil-Region: GIS-basierte Modellierung Subbasins of the Nile River in the model Jahressumme des Runoff-Anteils des Niederschlags in m 3 Gesamte Wasserentnahme pro Flächeneinheit (2000) in kg/m 2 pro Sekunde (mm/s). (alle Alwardt, 2015) Wasser pro Zelle (25km 2 ) und Jahr (2000).

Konflikte in transnationalen Flusssystemen Afrikas (Link et al. 2015, data source: ACLED)

Simulation von Wasserallokation zwischen Nilanrainerstaaten rural areas urban areas bislang unveröffentlichtes Material (Link & Scheffran, 2018, submitted)

Entwicklung des Wasserverbrauchs in der Nilregion im Modell Linie mit Punkten: Referenz; gestrichelte Linie: weniger Wasser; durchgezogene Linie: mehr Wasser bislang unveröffentlichtes Material (Link & Scheffran, 2018, submitted)

Die Dürre in Somalia 2010/2011 starke Dürre großer Teil der Bevölkerung im Süden Somalias von Wassermangel betroffen Region außerdem Schauplatz jahrzehntelanger bürgerkriegsähnlicher Zustände starke Reduzierung der gesellschaftlichen Anpassungsfähigkeit Kombination aus Konflikt und Extremwetterereignis führte zu Verwundbarkeit der Bevölkerung ländliche Bevölkerung besonders betroffen (Oxfam East Africa, 2011)

Die Dürre in Somalia Nachbarstaaten nahmen mehr als 500 000 Flüchtlinge auf Anspannung der Versorgungslage in Äthiopien und Kenia Eskalation regionaler Konflikte konnte 2012 gestoppt werden Dürre führte zu innenpolitischen Machtverschiebungen in Somalia Stärkung von Regierungstruppen auf Kosten der Rebellengruppen Verschlechterung der Sicherheitslage in Nachbarstaaten, besonders in Kenia große Auffanglager sind sowohl eine logistische Herausforderung als auch Nährboden für Extremisten (dpa, o.j.) Das weltgrößte Flüchtlingslager in Dadaab, Kenia, beherbergte 350000 Flüchtlinge aus Somalia

Die Dürre in Somalia Paradox: Die Sicherheitslage in Somalia verbessert sich trotz Dürre, während die Staaten, die humanitäre Hilfe leisteten, negativ beeinflusst wurden, obwohl sie nicht direkt von der Dürre betroffen waren.

Gefahr von Kriegen durch Wasserknappheit? zu geringe Wasserverfügbarkeit kann Konflikte begünstigen Wasser ist immer ein Aspekt unter vielen, die zu Konflikten führen Rückkopplungsprozesse begünstigen nichtlineare Entwicklungen, z.b. Verbesserung politischer Bedingungen trotz Extremwetterereignissen vorsorgliche Bildung von Kooperationen kann Konfliktrisiko reduzieren ständig steigende Nachfrage wird Konfliktpotential um Wasser in absehbarer Zukunft stark steigen lassen Erfordernis der proaktiven Bildung kooperativer Strukturen zur regionalen Wasserverteilung (Louvre-Museum, o.j.) Darstellung des einzigen Kriegs um Wasser der Menschheitsgeschichte zwischen den sumerischen Städten Lagash und Umma, ca. 2500-2450 v. Chr.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Dr. P. Michael Link Forschungsgruppe Klimawandel und Sicherheit Institut für Geographie Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit Universität Hamburg Partner im KlimaCampus Hamburg Grindelberg 7, # 2014 D-20144 Hamburg email: michael.link@uni-hamburg.de www.clisec.uni-hamburg.de