Lateinamerika im Sog der Finanzkrise

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Transkript:

Nummer 1 2009 ISSN 1862-3573 Lteinmerik im Sog der Finnzkrise Hrtmut Sngmeister Nch sechs Jhren kräftigen Konjunkturufschwungs wird sich ds Wirtschftswchstum in Lteinmerik deutlich bschwächen. In der zweiten Hälfte des Jhres 2008 ist die Wirtschft der Region immer stärker in den Sog der interntionlen Finnzkrise gerten. In llen Ländern wird sich 2009 ds gesmtwirtschftliche Wchstum gegenüber dem Vorjhr deutlich verlngsmen. Anlyse: Jedoch sind konkrete Prognosen der wirtschftlichen Entwicklung derzeit extrem unsicher, d offen ist, ob und wie schnell sich die konjunkturelle Lge der Weltwirtschft verbessern wird. Die Regierungen der meisten Länder Lteinmeriks hben umfngreiche Progrmme zur Stbilisierung der wirtschftlichen Lge ngekündigt. Sinkende Exporterlöse in Folge fllender Weltmrktpreise für Rohstoffe und Agrrprodukte sowie steigende Importufwendungen im Zuge des wirtschftlichen Wchstums hben dzu beigetrgen, dss in der ggregierten Leistungsbilnz der Region 2008 nch fünf Jhren erstmls wieder ein Defizit hingenommen werden musste. In den wichtigsten Volkswirtschften der Region muss 2009 mit einer Reduzierung der Zuwchsrten der gesmtwirtschftlichen Wertschöpfung um mehr ls die Hälfte gerechnet werden. Viele Regierungen in Lteinmerik hben keynesinisch inspirierte Konjunkturprogrmme zur Ankurbelung der Nchfrge in Gng gesetzt; eine konzertierte Aktion lteinmeriknischer Regierungen, um mit bgestimmten geld- und finnzpolitischen Mßnhmen den Auswirkungen der Krise zu begegnen, ist bislng jedoch usgeblieben. Trotz erhöhter Infltionsgefhren und verschlechterter ußenwirtschftlicher Bedingungen sind die Vorussetzungen, die Turbulenzen besser zu überstehen, die Lteinmerik in Folge der ktuellen weltwirtschftlichen Krisenkonstelltion drohen, günstiger ls in früheren Dekden. Schlgwörter: Lteinmerik, Kribik, Finnzkrise, Konjunktur, Wchstumsperspektiven www.gig-hmburg.de/gig-focus

1. Die wirtschftliche Entwicklung im Jhr 2008 Ds Jhr 2008 wr für die Wirtschft Lteinmeriks und der Kribik ds sechste Jhr in Folge mit robustem gesmtwirtschftlichem Wchstum. Eine Expnsionsphse von solcher Duer ht es in der jüngeren Wirtschftsgeschichte der Region selten gegeben. In dem Zeitrum 2003-2008 konnte ds ggregierte Bruttoinlndsprodukt (BIP) der lteinmeriknischen Volkswirtschften im Durchschnitt jährlich um etw 5% gesteigert werden, gegenüber nur 2,9% in der Zehnjhresperiode 1990-1999. Allerdings ht sich 2008 bereits die Verlngsmung der wirtschftlichen Entwicklung gegenüber den Vorjhren bgezeichnet. Nchdem während der ersten Hälfte des Jhres 2008 negtive Auswirkungen der Weltfinnzkrise weitgehend uf ds Börsengeschehen beschränkt blieben, wr spätestens b dem 4. Qurtl die Industrieproduktion in der Region rückläufig und wichtige Konjunkturindiktoren wie Einzelhndelsumsätze, Auftrgseingänge und Konsumentenvertruen ließen erkennen, dss Lteinmerik von der globlen Konjunkturschwäche stärker in Mitleidenschft gezogen würde ls nfänglich gehofft. Wie in den Vorjhren wren uch 2008 die Unterschiede in der wirtschftlichen Dynmik innerhlb Lteinmeriks sehr usgeprägt. Von den großen Volkswirtschften der Region erreichte Peru mit 9,7% die höchste Zuwchsrte des BIP gegenüber 2007 (vgl. Tbelle 1). In mehreren der kleineren Volkswirtschften Zentrl- und Südmeriks, wie z.b. in Uruguy, Pnm und Ecudor, wurde mit Zuwchsrten von über 6% ein im regionlen Vergleich ebenflls überdurchschnittlich hohes Wirtschftswchstum erzielt. Wirtschftliche underperformer wren 2008 huptsächlich kleine Inselökonomien in der Kribik. In Brsilien, der Wirtschft Nr. 1 in Lteinmerik, wurde die gesmtökonomische Wertschöpfung 2008 um 5,9% gesteigert, während in Mexiko, dem ewigen Rivlen Brsiliens um die wirtschftliche Führungsrolle in der Region, nur eine Zuwchsrte von 1,8% registriert werden konnte. Von der Konjunkturbschwächung in den USA gingen uf die mit dem nördlichen Nchbrn eng verflochtene mexiknische Wirtschft nchhltig dämpfende Wirkungen us. Auch in Venezuel ht sich ds gesmtwirtschftliche Wchstum 2008 uf 4,8% gegenüber 8,4% im Vorjhr deutlich verlngsmt, obwohl ds Lnd im ersten Hlbjhr 2008 von den hohen Erdölpreisen profitieren konnte. Zügelnd uf die wirtschftlichen Aktivitäten in Venezuel ht sich jedoch keineswegs nur der Rückgng der Erdölpreise b dem 3. Qurtl 2008 usgewirkt; der venezolnischen Ölindustrie fehlt es nch dem erzwungenen Rückzug usländischer Konzerne n technischem Know-how zur Aufrechterhltung der Produktion, und zudem ht die Versttlichung weiterer Industriezweige im Zuge der Bolivrischen Revolution von Präsident Hugo Chávez potenzielle Investoren verunsichert. Tbelle 1: Gesmtwirtschftliche Eckdten lteinmeriknischer Volkswirtschften 2008 Wchstumsrte des BIP Wchstumsrte des BIP pro Kopf Infltionsrte b Hushltsdefizit/ -überschuss c (in % des BIP) Lnd Antigu & Brbud 2,5 1,3 3,0.. Argentinien 6,8 5,8 9,1-0,9 Bhms 1,5 0,3 4,5.. Brbdos 1,5 1,2 9,0.. Belize 6,0 3,8 4,6.. Bolivien 5,8 3,7 14,3 +2,2 e Brsilien 5,9 4,5 6,4-2,6 e Chile 3,8 2,8 8,9 +6,7 e Cost Ric 3,3 1,6 12,2-0,5 e Dominic 3,4 3,8 2,2.. Dom. 4,5 3,0 12,3-3,8 e Republik Ecudor 6,5 5,0 8,5-0,1 e El Slvdor 3,0 1,3 7,6-2,3 e Grend 2,1 2,2 7,8.. Guteml 3,3 0,8 10,6-1,2 e Guyn 4,8 5,1 8,6.. Hiti 1,5-0,2 14,5-2,1 e Hondurs 3,8 1,7 11,2-1,9 e Jmik 0,0-0,5 20,2-4,7 Kolumbien 3,0 1,7 7,3-2,7 e Kub 4,3 4,3 0,4.. Mexiko 1,8 0,6 4,9-1,5 Nicrgu 3,0 1,7 20,5-1,8 e Pnm 9,2 7,5 9,2-1,0 e Prguy 5,0 3,0 10,5 +0,2 e Peru 9,4 8,2 5,6 +1,8 e St.Kitts & Nevis 9,7 8,3 2,6.. Snt Luci 2,3 1,2 7,2.. St.Vincent & Grendinen 1,0 0,5 9,3.. Surinm 5,0 4,4 15,5.. Trinidd & Tobgo 3,5 3,1 10,1 +4,7 Uruguy 11,5 11,2 6,8-1,0 e Venezuel 4,8 3,1 27,2-1,8 e Lteinmerik u. Kribik 4,6 3,3 8,0.. Reles BIP. b Jhresdurchschnittliche Veränderung des Verbrucherpreisindex. c Opertionles Defizit (-) bzw. Überschuss (+) des öffentlichen Gesmthushlts. d Nicht verifizierte Angbe der kubnischen Oficin Ncionl de Estdístics (ONE). e Nur Hushlt der Zentrlregierung. p Vorläufige Werte... Nicht verfügbr Quelle: CEPAL (2008), Blnce preliminr de ls economís de Améric Ltin y el Cribe 2008, Sntigo de Chile, Dezember; Interntionl Monetry Fund (2008), World Economic Outlook, Wshington, D.C., Oktober; Interntionl Monetry Fund (2008), Regionl Economic Outlook Western Hemisphere, Wshington, D.C., Oktober. In Ecudor, der chtgrößten Volkswirtschft Lteinmeriks, htte sich ds Wirtschftswchstum im 2. Qurtl 2008 noch beschleunigt, schwächte sich dnn ber im weiteren Verluf des Jhres merklich b. Hemmend uf die wirtschftlichen Aktivitäten wirkte sich nicht nur

us, dss die Erlöse us dem Erdölexport hinter den Erwrtungen zurückblieben. Zu der Verschlechterung des wirtschftlichen Klims ht uch die Ankündigung von Sttspräsident Rfel Corre beigetrgen, mehrere Sttsnleihen mit einem Nennwert von über US$ 3 Mrd. nicht mehr zu bedienen, d sie Teil der illeglen Verschuldung des Lndes seien. Bei dem geplnten Rückkuf der Anleihen im Rhmen eines Debt-buy-bck soll von den Gläubigern ein Forderungsverzicht von mindestens 70% verlngt werden. Die rgentinische Wirtschft, Nr. 3 in Lteinmerik, die in den zurückliegenden Jhren die lähmenden Auswirkungen der Stts- und Regierungskrise von 2001/2002 llmählich überwunden htte, ist 2008 mit 6,8% zwr immer noch kräftig gewchsen, musste ber im 4. Qurtl deutliche Wchstumseinbußen hinnehmen und zeigte m Jhresende unübersehbre Anzeichen einer Rezession. Der innenpolitische Mchtkmpf um Exportbgben uf Agrrprodukte, die Versttlichung des Anfng der 1990er Jhre privtisierten Rentensystems, Streiks in der Lndwirtschft sowie ein Kpitlbfluss von über US$ 10 Mrd. hben deutlich gemcht, dss die politischen und wirtschftlichen Rhmenbedingungen in Argentinien weiterhin unsicher sind und die wirtschftliche Entwicklung belsten. Die Befürchtungen, dss ds Lnd schon kurz vor einer zweiten Zhlungsunfähigkeit innerhlb eines Jhrzehnts stehen könnte, hben der Kpitlflucht weiter Auftrieb gegeben. Argentinien gehörte 2008 zu den wenigen lteinmeriknischen Ländern, die per Sldo einen Kpitlbfluss registrieren mussten (vgl. Tbelle 2). Ds lteinmeriknische Pro-Kopf-Einkommen nhm 2008 im rechnerischen Durchschnitt im zweiten Jhr in Folge um etws mehr ls 3% gegenüber dem Vorjhr zu, jedoch fielen die nominlen Einkommenszuwächse von Lnd zu Lnd sehr unterschiedlich us. In mehreren Ländern gb es nur einen geringfügigen Anstieg des Pro- Kopf-Einkommens, in Hiti und Jmik wurden sogr sinkende Durchschnittseinkommen registriert. D sich 2008 fst überll in Lteinmerik die Infltion gegenüber dem Vorjhr weiter beschleunigte, sind die relen Pro-Kopf-Einkommen teilweise erheblich gesunken. Mit einer jhresdurchschnittlichen Erhöhung des Verbrucherpreisindex von über 27% wr die Geldentwertung in Venezuel m höchsten; in zehn weiteren Ländern Lteinmeriks und der Kribik lg die Infltionsrte über 10% (vgl. Tbelle 1). Die Auswirkungen der weltwirtschftlichen Krise werden uf die lteinmeriknischen Länder huptsächlich über ihre ußenwirtschftlichen Verflechtungen übertrgen, llerdings in unterschiedlicher Intensität, je nch Grd ihrer Vernetzung mit den interntionlen Finnzmärkten und ihrer Einbindung in die Weltwirtschft. Tbelle 2: Außenwirtschftliche Eckdten lteinmeriknischer Volkswirtschften 2008 Lnd Wrenexporte (Mio. US$) Wrenimporte (Mio. US$) (in % des BIP) Sldo der Leistungsbilnz Ausländische (Netto-) Direktinvestitionen (Mio. US$) Sldo der Kpitlbilnz b (Mio. US$) Antigu & Brbud 78 684-18,2 301 +379 Argentinien 73.071 55.282 +0,4 4.900-10.766 Bhms 914 2.808-15,1 800 +912 Brbdos 661 1.808-9,9.. +325 Belize 498 770-4,1 134 +158 Bolivien 6.019 4.837 +12,1 280 +247 Brsilien 199.205 173.696-1,8 20.000 +47.752 Chile 68.320 58.068-1,1 11.170 +10.839 Cost Ric 9.618 14.108-7,8 2.048 +1.992 Dominic 36 195-27,5 52 +126 Dom. Republik 7.237 17.548-13,5 700 +5.508 Ecudor 19.331 17.483 +5,6 2.500 +1.132 El Slvdor 4.732 9.346-6,1 438 +1.639 Grend 29 267-36,4 140 +226 Guteml 8.049 13.915-5,8 769 +2.123 Guyn 831 1.372-22,2 0 +74 Hiti 475 1.958-3,0 30 +239 Hondurs 5.793 9.661-13,9 899 +1.457 Jmik 2.661 7.719-16,0 0 +4.486 Kolumbien 37.689 36.251-2,2 8.645 +9.053 Mexiko 304.550 320.012-1,4 20.100 +22.836 Nicrgu 2.742 5.122-23,9 400 +1.802 Pnm 10.311 14.374-11,7 1.800 +2.775 Prguy 7.903 8.850 +1,4 209 +527 Peru 32.149 29.007-2,0 6.500 +9.036 St.Kitts & Nevis 58 257-28,4 88 +124 Snt Luci 123 558-29,1 180 +299 St.Vincent & 51 302 96-26,5 Grendinen +213 Surinm.... +1,3-140.. Trinidd & 16.731 11.033 830 +22,3 Tobgo -3.102 Uruguy 6.287 7.581-2,6 1.509 +3.388 Venezuel 94.064 46.827 +8,5-3.700-33.135 Lteinmerik u. Kribik 920.168 871.717-0,8 81.676 +82.665 Fob. b + Nettokpitlimport; - Nettokpitlexport. p Vorläufige Werte... Nicht verfügbr Quelle: CEPAL (2008), Blnce preliminr de ls economís de Améric Ltin y el Cribe 2008, Sntigo de Chile, Dezember; Interntionl Monetry Fund (2008), Regionl Economic Outlook Western Hemisphere, Wshington, D.C., Oktober. Nchdem die ggregierte Leistungsbilnz der Region fünf Jhre lng einen Überschuss usgewiesen htte, musste 2008 erstmls wieder ein Defizit hingenommen werden, ds mit 0,8% des BIP llerdings noch keine besorgniserregenden Ausmße nnhm. Huptsächlich zwei Fktoren hben zu dem swing in der Leistungsbilnz geführt: Sinkende Exporterlöse in Folge fllender Weltmrktpreise für Rohstoffe und Agrrprodukte sowie steigende Importufwendungen im Zuge des wirtschftlichen Wchstums. D der Nettokpitlimport der

Region ds Leistungsbilnzdefizit deutlich überstieg, hben sich die zentrlen Devisenreserven nochmls erhöht, so dss ein Polster vorhnden ist, ds zumindest eine Zeit lng interntionle Kreditengpässe ls Folge der globlen Finnzkrise usgleichen knn. Zur Jhresmitte 2008 erreichten die zentrlen Devisenreserven der lteinmeriknischen Zentrlbnken insgesmt etw 15% des regionlen BIP und dmit rund ds Fünffche der kurzfristigen Auslndsschulden der Region. Huptquelle des externen Kpitlzuflusses nch Lteinmerik wren usländische (Netto-)Direktinvestitionen in Höhe von rund US$ 82 Mrd., knpp US$ 3 Mrd. weniger ls im Rekordjhr 2007. Die Hälfte der usländischen Direktinvestitionen entfiel uf Brsilien und Mexiko, die beiden Huptnlgeländer usländischer Investoren in Lteinmerik. In Brsilien stiegen die (Brutto-)Direktinvestitionen usländischer Anleger gegenüber dem bisherigen Rekordjhr 2007 nochmls um 30% uf US$ 45 Mrd. n, wobei es sich nhezu usschließlich um Investitionen in den Bereichen Bergbu, Öl- und Gsförderung sowie Lndwirtschft und Fischerei hndelte. 2. Die vorussichtliche Entwicklung im Jhr 2009 Prognosen sind sehr schwierig, besonders wenn sie sich uf die Zukunft beziehen! Diese Feststellung, die wechselweise ls lte chinesische Volksweisheit usgegeben oder Mrk Twin, Winston Churchill ber uch Niels Bohr zugeschrieben wird, gilt in besonderer Weise für Prognosen der wirtschftlichen Entwicklung im Jhr 2009. In dem Mße, in dem sich die weltwirtschftliche Dynmik in den zurückliegenden Monten in immer mehr Ländern immer schneller bgeschwächt ht, hben sich uch die wirtschftlichen Aussichten für 2009 verschlechtert und die Wchstumsvorhersgen mussten immer wieder nch unten revidiert werden (vgl. Tbelle 3). Nch Jhren robusten weltwirtschftlichen Wchstums deuten lle wichtigen Indiktoren druf hin, dss die USA und ndere bedeutende Industriestten vor einer Rezession stehen. Ddurch wird uch die Entwicklung in denjenigen Ländern beeinträchtigt, die wirtschftlich eng mit den High-Income Countries verflochten sind; dies gilt insbesondere für die Schwellenländer Asiens und Lteinmeriks. Jedoch sind konkrete Aussgen über die wirtschftlichen Aussichten für 2009 derzeit extrem unsicher, d völlig offen ist, wie lnge und wie schwer der globle Konjunktureinbruch sein wird, und welche Wirkungen die von vielen Regierungen weltweit ngekündigten Konjunkturprogrmme ttsächlich hben werden. Die Möglichkeit von Kettenrektionen, welche die Aussichten uf eine bldige Verbesserung der konjunkturellen Lge der Weltwirtschft zunichte mchen, ist nicht uszuschließen. Ein entscheidender Unsicherheitsfktor sind die Auswirkungen der globlen Finnzkrise uf die Kreditvergbe in den einzelnen Ländern; weitet sich die ngespnnte Lge in den Finnzsektoren zu einer llgemeinen Kpitlknppheit us, hätte dies negtive Folgen für die gesmtwirtschftliche Konsumund Investitionsnchfrge. Eine drus resultierende weitere konjunkturelle Abschwächung übt zusätzlichen Druck uf ds Finnzsystem us, wodurch sich dessen Refinnzierungsbedingungen verschlechtern und folglich uch die Sitution der Gesmtökonomie. Tbelle 3: Revisionen der gesmtwirtschftlichen Wchstums-Prognosen Institution Projektion der Zuwchsrte des BIP für 2009 gegenüber dem Vorjhr Welt Lteinmerik u. Kribik Brsilien Mexiko IWF (World Economic Outlook) Jnur 2009 0,5 1,1 1,8-0,3 November 2008 2,2 2,5 3,0 0,9 Oktober 2008 3,0 3,2 3,5 1,8 April 2008 3,8 3,6 3,7 2,3 Weltbnk (Globl Economic Prospects) Jnur 2009 1,9 2,1 2,8 1,1 Jnur 2008 0,9 4,3 4,5 3,6 OECD (Economic Outlook) November 2008.. 3,6 3,0 0,4.. Nicht verfügbr In llen Ländern Lteinmeriks und der Kribik wird sich 2009 ds gesmtwirtschftliche Wchstum gegenüber dem Vorjhr deutlich verlngsmen, im Durchschnitt von 4,6% uf nur noch 2% im günstigsten Fll (vgl. Tbelle 4). In den sieben größten Volkswirtschften der Region, die zusmmen mehr ls 90% der regionlen Wertschöpfung erbringen, muss mit einer Reduzierung der Zuwchsrten des BIP um mehr ls die Hälfte gerechnet werden (vgl. Abbildung 1). Gleichzeitig bleiben die Infltionsrten in vielen Ländern der Region weiterhin reltiv hoch und in den Leistungsbilnzen bisheriger Überschussländer, wie z.b. Argentinien und Prguy, zeichnet sich ein Defizit b. Der Pssivsldo der regionlen Leistungsbilnz steigt 2009 vorussichtlich weiter n, uf schätzungsweise 1,6% des regionlen BIP, gegenüber 0,8% im Vorjhr. Für die Leistungsbilnzen von Ländern wie Bolivien, Ecudor und Venezuel wird wegen des Preisverflls bei ihren wichtigsten Exportprodukten ein spürbrer Rückgng des Aktivsldos erwrtet. Der Rückzug von Kpitlnlegern us Schwellenländern, der mit zunehmender Risikoversion der Investoren im letzten Qurtl 2008 unübersehbr wurde, wird 2009 die Stimmung n den lteinmeriknischen Kpitlmärkten mitbestimmen. Ob die Risikozuschläge für lteinmeriknische Anleihen, die sich 2008 gegenüber dem Jhres-

ende 2007 mehr ls verdoppelt hben, weiter nsteigen, hängt entscheidend uch dvon b, welche Mßnhmen der Konjunkturstbilisierung ergriffen werden. Abbildung 1: Gesmtwirtschftliches Wchstums 2008 und Projektion 2009 (Veränderung des relen BIP gegenüber dem Vorjhr in %) Insgesmt werden für Lteinmerik die Wchstumsussichten 2009 im Vergleich mit nderen Regionen von Entwicklungs- und Trnsformtionsländern ls mäßig eingeschätzt (vgl. Abbildung 2). Mit einer prognostizierten (optimistischen) Zuwchsrte des ggregierten BIP von rund 2% gegenüber 2008 bleibt Lteinmerik hinter diesen nderen Wirtschftsräumen zurück. Von einer Rezession mit sinkender Wirtschftsleistung, wie sie beispielsweise die OECD in diesem Jhr für die USA (-0,9%) und die Eurozone (-0,6%) erwrtet, bleibt die Mehrzhl der lteinmeriknischen Länder ber vorussichtlich verschont. Quelle: Tbelle 1 und 4. Abbildung 2: Gesmtwirtschftliche Wchstumsprognose 2009 für Lteinmerik im interntionlen Vergleich (Veränderung des relen BIP gegenüber dem Vorjhr in % ) Die usländischen Direktinvestitionen in Lteinmerik werden vorussichtlich weiter rückläufig sein. Zudem ist uch ein Rückgng der remess zu befürchten, der Rücküberweisungen von Migrnten und Gstrbeitern in ihre Heimtländer. Diese Rücküberweisungen hben sich in zurückliegenden Jhren für mehrere mittelmeriknische und kribische Stten (wie z.b. Guteml, Nicrgu, El Slvdor, Hondurs, Jmik und Hiti) zum bedeutendsten externen Finnzierungsbeitrg entwickelt, der zwischen 15% und 40% des BIP usmchte. Jedoch ist wegen des konjunkturbedingt sinkenden Beschäftigungsgrdes in den USA und in nderen Industrieländern zu erwrten, dss die Höhe solcher Rücküberweisungen nch Lteinmerik rückläufig sein wird. Auch die Deviseneinnhmen us dem Ausländertourismus, die in den Kribik-Stten im Durchschnitt etw 20% des BIP usmchen und in Mittelmerik immerhin rund 6%, werden 2009 vorussichtlich zurückgehen. In denjenigen Ländern Lteinmeriks, die huptsächlich Exporteure von Primärprodukten sind, hängen die wirtschftlichen Aussichten für 2009 uch entscheidend von der weiteren Entwicklung der Weltmrktpreise für Rohstoffe und Agrrprodukte b. Die Preise für Rohöl und Industriemetlle hben sich 2008 innerhlb weniger Wochen hlbiert. Ein weiterer Preisverfll bei diesen Produkten entlstet zwr die privten Hushlte in den westlichen Industrieländern sowie in den Schwellenländern Osteurops und Asiens, begrenzt ber bei sinkenden Exporterlösen die Wchstumschncen lteinmeriknischer Stten, die in den zurückliegenden Jhren von der Preishusse und dem Nchfrgeboom us sitischen Schwellenländern profitieren konnten. Die Weltbnk geht in ihren World Economic Prospects 2009 dvon us, dss die Weltmrktpreise für Primärprodukte weiter fllen werden, z.b. für Erdöl um 26%, für Erdgs um 11%, für Kupfer um 32%, für Getreide um 28%. Quelle: World Bnk (2009), Globl Economic Prospects 2009, Wshington, D.C. Tbelle 4: Projektionen der gesmtwirtschftlichen Entwicklung in Lteinmerik und der Kribik 2009 Lnd Wchstumsrte des BIP 2009 s Infltionsrte b 2009 s Sldo der Leistungsbilnz (in % des BIP) 2009 s Antigu & Brbud 4,0 2,0-14,6 Argentinien 1,5 9,1-3,2 Bhms 1,2 3,5-12,8 Brbdos 1,0 6,4-9,1 Belize 2,1 3,3-3,7 Bolivien 3,6 10,6 +9,9 Brsilien 2,8 5,1 +0,6 Chile 3,4 6,5-0,8 Cost Ric 3,9 10,9-3,3 Dominic -1,5 1,5 +6,2 Dom. Republik 2,6 10,7-8,0 Ecudor 0,8 5,1 +5,4 El Slvdor 2,6 7,4-5,5 Grend 3,2 4,5-35,1 Guteml 3,1 7,7-5,3 Guyn 4,0 6,8-16,6 Hiti 3,8 11,5-12,1 Hondurs 4,0 10,3-9,6 Jmik 0,8 15,4-12,8 Kolumbien 2,6 5,5-1,5 Mexiko 1,1 4,2-1,7 Nicrgu 1,5 11,4-19,0 Pnm 3,3 5,9-9,4 Prguy 3,0 5,6-1,0 Peru 5,2 4,4-1,6 St.Kitts & Nevis 2,7 4,0-30,2 Snt Luci 4,8 4,9-20,7 St.Vincent & Grendinen -0,6 6,2-24,2 Surinm 4,3 9,5 +0,8 Trinidd & Tobgo 4,1 10,0 +19,7 Uruguy 2,8 6,2-1,4 Venezuel 1,0 33,5 +3,4 Lteinmerik u. Kribik 1,1 c - 2,1 d 7,3-1,6 Reles BIP. b Jhresdurchschnittliche Veränderung des Verbrucherpreisindex. c Projektion des IWF, Stnd Jnur 2009. d Projektion der Weltbnk, Stnd November 2008. s Schätzwerte Quelle: Interntionl Monetry Fund (2008), Regionl Economic Outlook Western Hemisphere, Wshington, D.C., Oktober; World Bnk (2008), Globl Economic Prospects 2009, Wshington, D.C. Dezember.

3. Lteinmeriknisches Krisenmngement Lteinmeriknische Börsenhändler mit lnger Berufserfhrung gelten ls äußerst krisenerprobt. Denn in keiner nderen Region der Welt ht es in den zurückliegenden Dekden so viele Bnken-, Finnz- und Währungskrisen gegeben wie in Lteinmerik. Trotz dieser vielfältigen Krisenerfhrung wr ber 2008 für die Broker n den großen Börsenplätzen Lteinmeriks ein besonders schwieriges Jhr, denn die Krise des Weltfinnzsystems ht uch die lteinmeriknischen Finnzmärkte erreicht. Im Verluf des Jhres 2008 sind die Kurse n llen wichtigen Börsenplätzen bgestürzt. Am Ende des Jhres 2008 wr ds durchschnittliche Kursniveu n den lteinmeriknischen Börsen wieder uf den Stnd von Mitte 2005 zurückgegngen. An der Börse in São Pulo musste in der zweiten Hälfte des Jhres 2008 mehrfch der Hndel usgesetzt werden, d die Flucht verunsicherter Anleger zu einem freien Fll des Kurs-Index Ibovesp geführt htte. Der 29. September 2008 wr ber nicht nur für São Pulo, dem wichtigsten Finnzpltz Lteinmeriks, ein Schwrzer Montg. Dieser Tg wr uch für die Börsen in Argentinien, Chile, Mexiko und Peru ein lunes negro, n dem sie Kursverluste innerhlb eines einzigen Tges verzeichneten, welche die Verluste fst eines Jhrzehnts übertrfen. In Folge der Kurseinbrüche snk die Mrktkpitlisierung der 392 n der Bols de Vlores de São Pulo (Bovesp) notierten Unternehmen innerhlb eines Jhres um rund 45%, wovon nicht nur Bnken betroffen wurden, sondern uch der sttliche Erdölkonzern Petrobrs, der Bergbukonzern Compnhi Vle do Rio Doce und der Bruereikonzern AmBev. In Argentinien büßten privte Pensionsfonds, die Administrdors de Fondos de Jubilciones y Pensiones (AFJP), innerhlb von zwölf Monten 20% ihrer Vermögenswerte ein, die us rgentinischen Sttsnleihen, Aktien und Einlgen in Investmentfonds bestehen. Auch in Chile, lnge Zeit ls Insel der Stbilität in Lteinmerik gelobt, verlor der Index der Börsenkurse innerhlb eines Jhres mehr ls 40 Prozentpunkte. In Mexiko snk der Kursindex llein im 4. Qurtl um über 70 Prozentpunkte gegenüber dem Vorqurtl. In den ersten Monten des Jhres 2008 htte in den meisten lteinmeriknischen Ländern die Zuversicht vorgeherrscht, dss sich die Auswirkungen der Finnzkrise uf die Industrieländer beschränken würden. Von den größeren Volkswirtschften der Region glten huptsächlich nur Argentinien und Venezuel ls nfällig gegenüber Finnzmrktschocks nch den Kriterien des Interntionlen Währungsfonds (IWF) (vgl. Tbelle 5). Noch im September 2008 htte der brsilinische Sttspräsident Luiz Inácio Lul d Silv Frgen von Journlisten nch den Auswirkungen der globlen Finnzkrise uf sein Lnd mit der rhetorischen Gegenfrge bentwortet: Krise? Welche Krise?. Nur wenige Wochen später, Anfng November 2008, bei dem Krisentreffen der Finnzminister und Notenbnkchefs der G-20, der uch Argentinien, Brsilien und Mexiko ngehören, wr seine Dignose relistischer ls er konsttierte, dss die globle Finnzrchitektur zusmmengebrochen sei wie ein Krtenhus. Zuvor htte Brsiliens Präsident bei nderer Gelegenheit von den USA und den reichen Ländern gefordert, sie müssten helfen, Schden von den Entwicklungsländern bzuwenden, dmit diese nicht Opfer des von der US-Wirtschft errichteten Ksinos würden. Tbelle 5: Indiktoren der Anfälligkeit lteinmeriknischer Länder für Finnzmrktschocks Indiktor Sldo der Leistungsbilnz in % des BIP Bruttowährungsreserven in % der kurzfristigen Auslndsverschuldung Zuwchsrte der Kreditvergbe n den privten Sektor gegenüber dem Vormont in % Reler Leitzins b Nch den Kriterien des IWF sind Länder für Finnzmrktschocks potenziell nfällig, wenn bei den Indiktoren folgende Grenzwerte über- bzw. unterschritten werden. Lnd < -5% < -1% > 20% < 0% Argentinien 0,4 1,1 37,6-0,2 Brsilien -0,7 1,7 31,0 6,6 Chile -0,5 1,1 17,8-1,8 Kolumbien -4,9 1,7 21,0 2,5 Mexiko -1,0 1,4 11,5 2,9 Peru -0,2 3,0 31,7 0,2 Venezuel 7,2 2,2 51,8-8,9 Letzter verfügbrer Mont 2008. b Nominler Leitzins defltioniert Mitte August 2008. Quelle: Schverständigenrt zur Begutchtung der gesmtwirtschftlichen Entwicklung (2008), Jhresgutchten 2008/09: Die Finnzkrise meistern Wchstumskräfte stärken, Wiesbden, November, S. 66. Ansttt weiter uf Hilfe der Industrieländer zu wrten, die sich mit der Schdensbegrenzung für die eigene Wirtschft schon schwer genug tun, werden jetzt in vielen Ländern Lteinmeriks Mßnhmen zur Stbilisierung der gesmtwirtschftlichen Sitution in Gng gesetzt. Die rgentinische Regierung ht ein umfngreiches Konjunkturpket beschlossen, ds u.. sttliche Infrstrukturinvestitionen in Höhe von US$ 32 Mrd., die Senkung der innenpolitisch heftig umstrittenen Exportsteuern für Weizen und Mis, zinsgünstige Kredite für kleinere Unternehmen und privte Hushlte sowie eine Einmlzhlung von Pesos 200 für Pensionäre und Arbeitnehmer mit niedrigem Einkommen vorsieht.

In Brsilien soll die Inlndsnchfrge durch steuerliche Entlstungen im Umfng von fst US$ 4 Mrd. gestützt werden; die brsilinische Zentrlbnk ht mit der strken Senkung des Leitzins Sistem Especil de Liquidção e de Custódi (Selic) von 13,75% uf 12,75% p.. m 21. Jnur 2009 ein deutliches Signl für eine Lockerung ihrer restriktiven Geldpolitik gegeben. Die ntionle Entwicklungsbnk BNDES erhält zusätzliche Mittel, um ds Exportgeschäft zu fördern. Auch ndere öffentliche Bnken des Lndes sind hinreichend solvent, um eine Kreditklemme zu vermeiden. In Chile knn die Regierung zur Stützung der Konjunktur uf einen in Zeiten der Hochkonjunktur gebildeten Stbilisierungsfonds von US$ 22 Mrd. zurückgreifen und durch Ausweitung sttlicher Ausgben Impulse für die Belebung der Wirtschft geben; für 2009 ist erstmls seit Jhren wieder mit einem Defizit im Sttshushlt zu rechnen. Auch die Regierungen in Peru und Mexiko hben Konjunkturprogrmme mit Volumin von US$ 12,5 Mrd. bzw. US$ 3 Mrd. ngekündigt, die zum großen Teil die Finnzierung öffentlicher Infrstrukturprojekte vorsehen. Keynesinisch inspirierte Konjunkturprogrmme zur Ankurbelung der Nchfrge, die nch der neoliberlen Revolution der 1990er Jhre geächtet wren, sind plötzlich wieder gefrgt. Auch Beistndsngebote des IWF sind wieder willkommen (wie z.b. in der Dominiknischen Republik und in El Slvdor). Dies gilt llerdings nicht überll in der Region, denn die Regierungen der lteinmeriknischen Stten orientieren sich n sehr unterschiedlichen wirtschftspolitischen Prdigmen. So ht beispielsweise die kolumbinische Regierung beschlossen, die in dem Hushltspln für 2009 vorgesehenen Ausgben um mehr ls US$ 1 Mrd. zu kürzen, usgenommen sind die Bereiche ntionle Sicherheit, Infrstruktur und Soziles. Eine konzertierte Aktion der lteinmeriknischen Regierungen, um mit bgestimmten geld- und finnzpolitischen Mßnhmen den Auswirkungen der Krise uf die Region zu begegnen, ist bislng nicht in Sicht. Eine einheitliche Strtegie des Krisenmngements ist uch im bolivrischen Block unter Führung von Chávez nicht zu erkennen, dessen vge Rhetorik eines Sozilismus des 21. Jhrhunderts in den letzten Monten nur noch wesentlich leiser zu vernehmen wr. Angesichts rückläufiger Erdölfördermengen und sinkender Petrodollreinnhmen wurden usländische Ölkonzerne, die Venezuel unter Druck verlssen htten, zur Rückkehr eingelden, um sich mit ihrem Kpitl und ihrem Know-how n der Ausbeutung der Ölfelder m Orinoco zu beteiligen. Ecudor ist uf Anweisung von Präsident Corre mit einem Teil seiner Auslndsverbind- lichkeiten im Zhlungsverzug und läuft dmit Gefhr, von den interntionlen Kpitlmärkten weitgehend bgeschnitten zu werden. Welche weitreichenden Konsequenzen ds für die Wirtschft eines Lndes ht, hben mehre lteinmeriknische Stten in der Vergngenheit erfhren. Die Lehren us den Verschuldungskrisen der 1980er Jhre scheinen uch in Argentinien und Bolivien schon wieder in Vergessenheit gerten zu sein. Eine dieser Lehren lutet: Wird ein Zwillingsdefizit in der Leistungsbilnz und im öffentlichen Hushlt bei gleichzeitig hohen Infltionsrten chronisch, dnn droht die Sitution ußer Kontrolle zu gerten. Eine zweite, vielleicht noch wichtigere Lehre lutet: Kettenrektionen, die von Verschuldungs- Finnz- und Wirtschftskrisen usgelöst werden, können zu einem verlorenen Jhrzehnt für die Entwicklung eines Lndes führen. Zudem wird in der Krise, die jetzt uch Lteinmerik immer stärker in Mitleidenschft zieht, die Problemtik der ressourcenbsierten Wchstumsstrtegie, die mehrere Länder der Region verfolgen, deutlicher erkennbr. Der Reichtum n ntürlichen Ressourcen droht zu einem Ressourcenfluch zu werden. Abgesehen von den umweltpolitischen Defiziten bei der Förderung und Nutzung der Ressourcen und den nur begrenzten Kpzitäten für ein effizientes Umweltmngement, ds für die nchhltige Nutzung des Nturkpitls unbdingbr ist, müssen die längerfristigen Erfolgsussichten einer ressourcenbsierten Wchstumsstrtegie grundsätzlich in Frge gestellt werden. Zwr hben mehrere lteinmeriknische Länder in den zurückliegenden Jhren erfolgreich demonstriert, dss sich mit dem Export von Primärgütern positive gesmtwirtschftliche Wchstumsrten erzielen lssen; ber eine sich reprimrisierende Wirtschftsstruktur ohne Diversifizierung der Exporte lässt eine Volkswirtschft zunehmend bhängiger von selektiven und zudem strk konjunkturbhängigen Nchfrgeimpulsen der Weltwirtschft werden. Es sind die Armen Lteinmeriks, die den höchsten Preis für die Krise zhlen müssen. Denn die Erfhrungen der zurückliegenden Dekden hben gezeigt, dss in Folge von Finnz-, Währungs- und Wirtschftskrisen die Armutsinzidenz deutlich nsteigt. Die Erfolge beim Abbu von Armut, die zuvor in vier oder fünf Jhren nhltenden wirtschftlichen Wchstums erzielt werden konnten, sind in der Krise innerhlb nur eines Jhres zur Hälfte oder sogr völlig zunichte gemcht worden. Die Zhl der rmen Menschen in Lteinmerik droht um weitere Millionen nzusteigen.

Der Autor Prof. Dr. rer. pol. Hrtmut Sngmeister lehrt Entwicklungsökonomie n der Fkultät für Wirtschfts- und Sozilwissenschften der Ruprecht-Krls-Universität Heidelberg. Forschungsschwerpunkte der letzten Jhre: Probleme der wirtschftlichen und sozilen Entwicklung Lteinmeriks; wirtschftspolitische Reformprozesse und regionle Integrtion im südlichen Lteinmerik. E-Mil: <sngmeister@uni-hd.de>; Website: <www.wss.uni-heidelberg.de/epol> GIGA-Forschung zum Them Im Froschungsschwerpunkt 3 Trnsformtion in der Globlisierung rbeiten Wissenschftlerinnen und Wissenschftler des GIGA zum Potenzil von Innovtionen ls erfolgreicher Rektion uf den zunehmenden globlen Wettbewerbsdruck, zu Armut ls Folge mngelnder, strukturell defizitärer und/oder Ungleichheit verstärkender Integrtion in die globle Ökonomie sowie zum politischen Umgng mit den Herusforderungen der Globlisierung. In den kommenden Monten wird ds GIGA uch in den nderen Focus-Reihen Texte zu den Auswirkungen der interntionlen Finnzkrise in Afrik, Asien und Nhost veröffentlichen. GIGA-Publiktionen zum Them Ambrosius, Christin, Brbr Fritz und Ursul Stiegler (2008): Geldsendungen von Migrnten Mnn für die wirtschftliche Entwicklung?, GIGA Focus Globl, Nr. 10. Brch, Juline (2008): Entwicklung ohne usländische Direktinvestitionen? Perspektiven der rbischen Mittelmeerländer, GIGA Focus Nhost, Nr. 9. Fust, Jörg (2006): The Politicl Economy of Decentrliztion in Ltin Americ, in: Iberomericn 22, 164-170. Fust, Jörg (2006): Demokrtie, Autokrtie und gesmtwirtschftliche Produktivität in Lteinmerik, in: Lteinmerik Anlysen 15, 3-29. Fritz, Brbr und Luriss Mühlich (2006): Regionl Monetry Integrtion mong Developing Countries: New Opportunities for Mcroeconomic Stbility beyond the Theory of Optimum Currency Ares?, GIGA Working Pper 38. Fritz, Brbr und Ktj Hujo (Hrsg.) (2005): Ökonomie unter den Bedingungen Lteinmeriks. Erkundungen zu Geld und Kredit, Sozilpolitik und Umwelt, Frnkfurt/Min: Vervuert. Rösler, Peter (2006): Ausländische Direktinvestitionen in Lteinmerik und in der Kribik, in: Lteinmerik Anlysen 15, 199-224. Sngmeister, Hrtmut (2007): Knn Lteinmerik von der Globlisierung des Kpitls profitieren? GIGA Focus Lteinmerik, Nr. 9. Sngmeister, Hrtmut (2008): Lteinmeriks Wirtschftswchstum verliert 2008 n Dynmik, GIGA Focus Lteinmerik, Nr. 1. Sngmeister, Hrtmut (2007): Lteinmeriks Wirtschft erwrtet 2007 ein weiteres gutes Jhr, GIGA Focus Lteinmerik, Nr. 1. Der GIGA Focus ist eine Open Access-Publiktion. Sie knn kostenfrei im Netz gelesen und heruntergelden werden <www.gig-hmburg.de/gig-focus> und drf gemäß den Bedingungen der Cretive Commons-Lizenz Attribution No-Derivtive Works 3.0 <http://cretivecommons.org/licenses/by-nd/3.0/de/deed.en> frei vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemcht werden. Dies umfsst insbesondere: korrekte Angbe der Erstveröffentlichung ls GIGA Focus, keine Berbeitung oder Kürzung. Ds GIGA Germn Institute of Globl nd Are Studies Leibniz-Institut für Globle und Regionle Studien in Hmburg gibt Focus-Reihen zu Afrik, Asien, Lteinmerik, Nhost und zu globlen Frgen herus, die jeweils montlich erscheinen. Der GIGA Focus Lteinmerik wird vom GIGA Institut für Lteinmerik-Studien redktionell gestltet. Die vertretenen Auffssungen stellen die der Autoren und nicht unbedingt die des Instituts dr. Die Autoren sind für den Inhlt ihrer Beiträge verntwortlich. Irrtümer und Auslssungen bleiben vorbehlten. Ds GIGA und die Autoren hften nicht für Richtigkeit und Vollständigkeit oder für Konsequenzen, die sich us der Nutzung der bereitgestellten Informtionen ergeben. Wurde in den Texten für Personen und Funktionen die männliche Form gewählt, ist die weibliche Form stets mitgedcht. Redktion: Sebstin Huhn; Gesmtverntwortlicher der Reihe: Andres Mehler; Lektort: Juli Krmer Kontkt: <gig-focus@gig-hmburg.de>; GIGA, Neuer Jungfernstieg 21, 20354 Hmburg www.gig-hmburg.de/gig-focus