Kostenrechnung Kostenträgerrechnung Seite 1/5 KOSTENTRÄGERRECHNUNG (e Unit cost calculation) Ausgangssituation Die WLAN GesmbH erhält oftmals Ausschreibungen über Telekommunikationssysteme. Um ein Angebot erstellen zu können, müssen die Selbstkosten ermittelt werden. Der tatsächliche Angebotspreis muss sich allerdings nach den Marktgegebenheiten richten. In einigen Fällen entstand der Verdacht, dass die vorkalkulierten Kosten wesentlich überschritten wurden. Carmen Gläser, Geschäftsführer der WLAN GesmbH, drängt daher darauf, dass während des Projektablaufes die tatsächlichen Kosten laufend erfasst und den geplanten Kosten gegenüberstellt werden, da sonst die Gefahr besteht, dass beträchtliche Verluste entstehen können. Aufgabenstellung Welche Möglichkeiten zur Ermittlung der Kosten eines Erzeugnisses (eines Kostenträgers ) sind in der Wirtschaft gebräuchlich? In welchen Fällen sind diese zweckmäßig anzuwenden? Die Kostenträgerträgerrechnung klärt die Frage: Wofür sind Kosten angefallen? Mit der Kostenträgerrechnung, die auf der Kostenarten- und der Kostenstellenrechnung aufbaut, werden den Kostenträgern die durch sie verursachten Kosten zugerechnet. Als Kostenträger werden die im Betrieb hergestellten Leistungen bezeichnet, denen die Kosten zugerechnet werden. Es können dies für den Absatz bestimmte Leistungen oder für den Betrieb selbst erbrachte Leistungen sein. Die Kostenträgerrechnung soll einerseits bei der Kalkulation der Leistungen und ihrer Kontrolle unterstützen. Andererseits liefert sie die notwendigen Informationen für das Management bei der Zusammensetzung des optimalen Produktionsprogramms sowie bei der Entscheidung, ob eine Leistung selbst oder von außen bezogen werden sollen (Outsourcing).
Kostenrechnung Kostenträgerrechnung Seite 2/5 Kalkulationsarten Nach dem Zeitpunkt der Durchführung unterscheidet man drei Arten der Kalkulation Arten der Kalkulation Vorkalkulation Zwischenkalkulation Nachkalkulation 1. Vorkalkulation Unter der Vorkalkulation versteht man eine vor der Leistungserstellung durchgeführte Kalkulation, die über die Höhe der voraussichtlichen Kosten Auskunft gibt. Mit ihrer Hilfe kann ein Angebot erstellt werden (Angebotskalkulation) bzw. über Annahme oder Ablehnung eines Auftrages entschieden werden. 2. Zwischenkalkulation Die Zwischenkalkulation liegt zeitlich zwischen der Vorkalkulation und dem Produktionsende. Sie ist notwendig bei Produkten mit einer langen Herstellungszeit (zb große Softwareprojekte) zur Überwachung der Kostenentwicklung und zur Bewertung der Halbfertigprodukte für die Bilanzierung). 3. Nachkalkulation Der Nachkalkulation, die nach Erstellung der Leistung durchgeführt wird, liegen die für die Leistungserstellung tatsächlich angefallenen Kosten zur Grunde. Gründe für die Durchführung einer Nachkalkulation sind. a) Kostenermittlung und kontrolle (vorwiegend bei Einzel- und Kleinserienfertigung) sowie um Unterlagen für die nächste Vorkalkulation zu liefern b) Errechnung des tatsächlichen Deckungsbeitrages durch Gegenüberstellung der effektiven Kosten und erzielten Erlöse c) Ermittlung des Preises für die erstellte Leistung (zb bei Verträgen mit Kostenschwankungsklauseln) In der Theorie werden mehrere Kalkulationsverfahren unterschieden. Folgendes praktisches Fallbeispiel soll den Vorgang einer Kostenträgerkalkulation auf einfache Weise beschreiben: Fallbeispiele Die WLAN GesmbH ist bereits längere Zeit mit der Firma TELE AG wegen einer kompletten Telekommunikationsanwendung im Gespräch. In diesem Projekt fallen einerseits Beratungsleistungen an, andererseits soll Hardware installiert und eigene Sotwware entwickelt werden. Nun stellt sich die Aufgabe, ein verbindliches Angebot für die Firma TELE AG zu erstellen.
Kostenrechnung Kostenträgerrechnung Seite 3/5 Das Kalkulationsmodell (in diesem Fall Excel) könnte so aussehen: Gesamtkalkulation Projekt TELE AG Position Anzahl Preis Wert Beratungsstunden 35 75,00 2.625,00 Hardware Einstandswert 1 12.500,00 12.500,00 Hardware Stunden 30 55,00 1.650,00 Softwareentwicklung 60 65,00 3.900,00 Herstellkosten 20.675,00 Zuschlag VuV (aus BAB) 65% 13.438,75 Selbstkosten 34.113,75 Gewinnzuschlag 15% 5.117,06 Zwischensumme 39.230,81 Kundenrabatt (Achtung: % in Hundert!) 12% 5.349,66 Zielpreis 44.580,47 Skonto (Achtung: % in Hundert!) 3% 1.378,78 Nettopreis 45.959,25 Umsatzsteuer 20% 9.191,85 Bruttopreis 55.151,10
Kostenrechnung Kostenträgerrechnung Seite 4/5 Die Stundensätze stammen aus der Kostenstellenrechnung. Der Einstandspreis der Hardware wurde in einer getrennten Bezugskalkulation, die als Nebenrechnung mit der Projektkalkulation verbunden ist ermittelt. Bezugskalkulation Hardware Bauteile Einkaufspreis Bezugskosten Einstandspreis Prozessoren 4.975,00 25,00 5.000,00 Systemsoftware 2.975,00 25,00 3.000,00 Platinen 2.480,00 20,00 2.500,00 Bauteile 1.480,00 20,00 1.500,00 Kabel, Kleinmaterial 195,00 5,00 200,00 Gehäuse 295,00 5,00 300,00 Gesamt 12.400,00 100,00 12.500,00 Die Bezugskosten ergeben sich aus den Erfahrungswerten bzw. den Angeboten der Spediteure oder Lieferanten und sind von der Entfernung abhängig. Der Zuschlag für Verwaltung und Vertrieb (VuV) stammen aus dem Betriebsabrechnungsbogen (BAB). Auf die Selbstkosten wird der gewünschte Gewinn aufgeschlagen, was die Basis für die Absatzkalkulation bildet. Hier gilt es die zu erwartenden Kundenwünsche bezüglich Rabatt und Skonto bereits zu berücksichtigen. Achtung, für diese Kalkulation muss die Prozentrechnung in Hundert angewendet werden! Sollte der Kunde TELE AG den Auftrag zu diesem Preis erteilen, so ist für die WLAN GesmbH von ernormer Wichtigkeit, laufend die Kosten für das Projekt zu erfassen und mit der Vorkalkulation zu vergleichen. Sollte sich beispielsweise herausstellen, dass wesentlich mehr Stunden im Bereich der Softwareentwicklung notwendig waren, ist die Differenz aufzuklären, um daraus Maßnahmen abzuleiten. Sollte sich herausstellen, dass beispielsweise die Kundenwünsche unklar formuliert waren bzw. Änderungen des Pflichtenheftes vorgenommen wurden, könnten mit dem Kunden Verhandlungen über ein Nachtragsangebot geführt werden. Zusammenfassung: Kostenträgerrechnung (Kostenrechnung) Begriff Erklärung Kostenträgerrechnung klärt die Frage, wodurch Kosten entstanden sind Kostenträger die im Betrieb hergestellten Leistungen, denen die Kosten zugerechnet werden; es können dies für den Absatz bestimmte Leistungen oder für den Betrieb selbst erbrachte Leistungen sein Vorkalkulation unter der Vorkalkulation versteht man eine vor der Leistungserstellung durchgeführte Kalkulation, die über die Höhe der voraussichtlichen Kosten Auskunft gibt; mit ihrer Hilfe kann ein Angebot erstellt werden Nachkalkulation durch die Nachkalkulation können die Differenzen zu der Vorkalkulation analysiert werden und damit kann für die Zukunft vorgebeugt werden Zwischenkalkulation liegt zeitlich zwischen der Vorkalkulation und dem Produktionsende; sie ist notwendig bei Produkten mit einer langen Herstellungszeit (z.b. große Softwareprojekte) zur Überwachung der Kostenentwicklung und zur Bewertung der Halbfertigprodukte
Kostenrechnung Kostenträgerrechnung Seite 5/5 Fragen und Übungen: Kostenträgerrechung (Kostenrechnung) 1. Erklären Sie den Unterschied zwischen Kostenstellen und Kostenträger. 2. Welche Aufgabe übernimmt die Kostenträgerrechung? 3. Wodurch unterscheiden sich die Verfahren der Vor-, Zwischen- und Nachkalkulation? 4. Woher kommt der Zuschlagssatz der Gemeinkosten? Notizen: