Im Folgenden werden Antworten und Argumente zusammengetragen.



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Transkript:

Bioenergie - Fragen, Antworten und Argumente Im März 2007 haben sich die Staats- und Regierungschefs der EU verpflichtet, den Einsatz erneuerbarer Energien bis 2020 auf 20 % (D: 25 % - 30 %) des gesamten Primärenergieverbrauches zu steigern. Darüber hinaus soll bis 2010 der Anteil von Biotreibstoffen von Ende 2005 rund 2 % auf 10 % (D: 20 Vol.-%) 2020 gesteigert werden. Insbesondere das Ziel, den Anteil der Biokraftstoffe im Verkehr kräftig anzuheben, soll Anreize schaffen, in Biokraftstoffe zu investieren, um schließlich Europas Abhängigkeit von importiertem Erdöl zu vermindern und um einen Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel zu leisten. Zur Erfüllung der Zielvorgaben von Meseberg ist der Anteil Bioenergie am Primärenergiebedarf bis 2020 mindestens zu verdoppeln. Die Bundesregierung ist zudem gemäß Koalitionsvertrag verpflichtet, auch die stoffliche Nutzung nachwachsender Rohstoffe gemeinsam mit der Wirtschaft voranzubringen. Der damit verbundene Mehrbedarf an Biomasse soll fast vollständig von der Land- und Forstwirtschaft erbracht werden. Eine Fülle an Studien und Folgenabschätzungen warnen inzwischen jedoch davor, dass eine Erhöhung der Biokraftstoffproduktion auf das vorgeschlagene Niveau mithilfe der gegenwärtigen Technologien - hauptsächlich beinhalten diese die Umwandlung von Nahrungs- und Futterpflanzen in Kraftstoffe - mehr negative als positive Folgen für die Welternährung, die Entwicklung und die Umwelt haben könnte. Eine Sorge ist, dass der Agrarsektor des urbaren Landes beraubt würde, die er benötigt, um den steigenden Lebensmittelbedarf zu decken - zu einer Zeit, in der die Erderwärmung bereits in vielen Gebieten zur Wüstenbildung geführt hat. Es werden Gefahren für die Erhaltung der Biodiversität, insbesondere in sensiblen

Regionen der Tropen gesehen. Zudem stellen viele Beobachter infrage, ob Biokraftstoffe im Vergleich zu herkömmlichen Kraftstoffen wesentliche Treibhausgasemissionssenkungen herbeiführen können. Im Folgenden werden Antworten und Argumente zusammengetragen. 1. Wie entwickelt sich die Bioenergienutzung? Bioenergie ist die älteste Energiequelle der Menschheit. Der globale Bioenergiesektor (Kraftstoffe, Elektrizität und Wärme aus nachwachsenden Rohstoffen) wächst seit einigen Jahren rasant. Die wesentlichen Ursachen hierfür sind 1. der Anstieg der Rohölpreise, 2. das Streben nach Verbreiterung der Rohstoffbasis für Energiezwecke und 3. ehrgeizige politische Ziele (Klimaschutz, erneuerbare Energiequellen)und entsprechende Fördermaßnahmen (Subventionierung) zur Steigerung des Einsatzes von Bioenergie. Weltweit deckt Bioenergie derzeit ca. 12 % des Energiebedarfs (D: 5,3 %) und ist ein wichtiger Bestandteil der Energieversorgung der Schwellen- und Entwicklungsländer (EL). In einigen dieser Länder liegt der Anteil mangels Alternativen bei mehr als 90 %.

In Deutschland sind der Einsatz von Biokraftstoffen, die Strom- und Wärmeerzeugung aus Biogas und die Wärmeerzeugung aus Holz derzeit die Einsatzbereiche von Biomasse mit den höchsten Wachstumsraten. Schaubild 1: Biodieselproduktion in der EU (Weltproduktion 2007 ca. 8.6 Mio t, +37 % gegenüber 2006) Quelle: UFOP, 2007; agrarheute, 2008. Schaubild 2: Weltproduktion von Ethanol Quelle: FO Licht, Impacts of Biofuels on Commodity Markets, 2007.

Schaubild 3: Anzahl der Biogasanlagen in Deutschland Quelle: Fachverband Biogas, 2006. Amerkung: Ziel des Fachverbands Biogas: 40 000 Anlagen im Jahr 2020. Das Wachstum war 2007 allerdings v.a. wegen der höheren Substratkosten (Energiemais) deutlich verhaltener.) Das Wachstum der Bioenergienutzung wird global gesehen anhalten, abhängig von der weiteren Rohölpreisentwicklung, der Entwicklung der Preise von Lebensmitteln und der staatlichen Förderung. Je höher die Rohölpreise, desto stärker ziehen sie die Preise für Bioenergie mit nach oben. Je höher die Lebensmittelpreise, desto stärker konkurriert deren Erzeugung mit der Bioenergieerzeugung. Dies ist aktuell bereits bei Mais und bei Ölpflanzen zu beobachten. OECD und IEA prognostizieren im World Energy Outlook 2006 bis 2030 einen Anteil aller erneuerbaren Energien von etwa 14 % am globalen Primärenergieverbrauch, nahezu unverändert zu heute, weil der Weltenergiebedarf stark ansteigen dürfte. Nach den OECD/IEA-Schätzungen kann bis 2030 weltweit mit einem Anteil der Bioenergie am gesamten globalen Primärenergieverbrauch von maximal 7 % gerechnet werden. Dabei soll sich der Einsatz von Biomasse vervierfachen, der Einsatz von Biokraftstoffen verzehnfachen.

2. Wie viel trägt die Bioenergienutzung zum Klimaschutz bei? Die Verbrennung der fossilen Energieträger ist mit Abstand die wichtigste Quelle der Treibhausgasemissionen und somit die wichtigste Ursache des vom Menschen verursachten Klimawandels. Wird anstelle der fossilen Energieträger Bioenergie eingesetzt, führt dies zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen, abhängig von den zur Gewinnung der Bioenergie verwendeten Biomasseformen und Konversionsverfahren. Die zu wesentlichen Teilen auf heimischen Rohstoffen basierenden Biokraftstoffe leisten einen Beitrag zur Senkung der Treibhausgasemissionen. Im Jahr 2006 wurden allein durch Biokraftstoffe die CO2-Emissionen um ca. 13 Mio. Tonnen verringert, unter Berücksichtigung von Vorketten und Nebenprodukten. Die nationale BioNachV gibt als Basiswerte (ohne direkte Landnutzungsänderung) für CO 2 -Vermeidung im Vergleich zu fossilen Kraftstoffen bei Bioethanol (EU-Weizen) 32 % und bei Biodiesel (EU-Raps) 47 % an. Dies ist ein deutlicher Beitrag. Zur CO 2 -Vermeidung verschiedener Bioenergieformen gibt es allerdings keine allgemein akzeptierte Berechungsmethode. Der Wissenschaftliche Beirat Agrarpolitik beim BMELV gibt für verschiedene Bioenergieformen die im Schaubild 4 dargestellten Vermeidungspotenziale je ha an. Generell sollten Varianten mit hoher Vermeidung und den niedrigsten CO 2 -Vermeidungskosten vorgezogen werden.

Schaubild 4: Netto-CO 2 äq-vermeidung je Hektar (t CO 2 äq/ha) Quelle: WBA beim BMELV, 2008. 3. Verringert die Bioenergie unsere Abhängigkeit vom Öl? Der Anteil der erneuerbaren Energien am gesamten Primärenergieverbrauch beträgt derzeit in Deutschland 5,3 %. Davon macht Bioenergie bereits 72 % aus, und die Ausbaumöglichkeiten sind bei der Bioenergie derzeit am größten. Bioenergie kann einen Beitrag zur Steigerung der Energiesicherheit leisten. Nach OECD/IEA-Schätzungen kann bis 2030 weltweit mit einem Anteil der Bioenergie am gesamten globalen Primärenergieverbrauch von maximal 7 % gerechnet werden. Von den anderen erneuerbaren Energiequellen, d.h. Windkraft (mit Ausnahme offshore), Photovoltaik, Wasserkraft, Deponie- und Klärgas sowie Solarthermie kann zumindest auf absehbare Zeit nur ein begrenzter Zuwachs erwartet werden. Das insgesamt größte Potenzial in D bietet langfristig die Geothermie. Forschung- und Entwicklung sind aber bei dieser Energieform von einer breiten Nutzung noch sehr weit entfernt.

Im Gegensatz zu den Bereichen Biowärme und Biostrom gibt es bei Biokraftstoffen auf absehbare Zeit keine anderen erneuerbaren Energiequellen, auf die zurückgegriffen werden könnte, um Erdöl zu ersetzen. Andere Technologien, wie insbesondere die Wasserstofftechnologie, dürfte nach Einschätzung vieler Experten wenn überhaupt dann erst in Jahrzehnten in bedeutsamen Mengen zur Verfügung stehen. Der Versorgung sichernde Effekt im Biokraftstoffbereich ist für Deutschland vor dem Hintergrund des steigenden Importbedarfs zu bewerten. So wurden im Jahr 2007 etwa 4,2 Mio. t Biodiesel und Pflanzenöl eingesetzt. Die heimische Rapsanbaufläche konnte ca. 1,5 Mio. t bereitstellen. Daher mussten 2/3 der Rohstoffe oder Kraftstoffe importiert werden (Biodiesel; Soja- und Palmöl v.a. aus EL; Rapssaat aus der EU und Osteuropa). Da schon heute etwa 2/3 der Kraftstoffe/ Rohstoffe importiert werden, können Biokraftstoffe die Versorgungssicherheit nicht wesentlich verbessern. Es tritt aber eine Diversifikation der Energielieferanten ein. Wichtiger ist der Versorgungssicherungsbeitrag der Biomasse in der Wärme- und bei der Stromerzeugung (Holz, Reststoffe, Biogas). 4. Wie viele Arbeitsplätze bringt die Bioenergie? Der ländliche Raum und die Landwirtschaft werden durch nachwachsende Rohstoffe zum Ausgangspunkt für Innovationen. Die Landwirtschaft profitiert dabei um so mehr, je stärker sie in Wertschöpfungsketten eingebunden ist, z.b. in dem sie nicht nur nachwachsende Rohstoffe anbaut, sondern auch Energie produziert. Nachwachsende Rohstoffe aus der Land- und Forstwirtschaft bieten vor allem dann große Potenziale, wenn neben deren Erzeugung auch die Be- und Weiterverarbeitung in ländlichen Räumen erfolgt, Koppelprodukte genutzt, innovative Ideen entwickelt, neue Marktsegmente erschlossen werden und ein Zusatznutzen (z.b. für Umwelt und Landschaft) bewirkt wird.

Die Nutzung Nachwachsender Rohstoffe fördert auch die Ansiedlung neuer und innovativer Unternehmen und stärkt damit insgesamt Beschäftigung und Einkommen in ländlichen Räumen. Mit der Erzeugung und Erstverarbeitung Nachwachsender Rohstoffe landwirtschaftlichen Ursprungs für die Industrie sind derzeit schätzungsweise 120.000 Menschen beschäftigt, zum großen Teil in ländlichen Räumen. Die Erzeugung von Biodiesel sicherte 2002 rd. 19.000 Arbeitsplätze (ifo, 2002). Das ÖKO-INSTITUT (2004) geht davon aus, dass bei der energetischen Nutzung der Biomassepotenziale bis 2010 mit rd. 70.000 Beschäftigten zusätzlich gerechnet werden kann. Davon sind rund zwei Drittel direkte Arbeitsplätze, die bei der Biomassegewinnung und -verarbeitung, d.h. in ländlichen Räumen entstehen. Unberücksichtigt dabei sind die derzeit rd. 630.000 Beschäftigten der Forstund Holzwirtschaft, ebenfalls überwiegend in ländlichen Räumen. 5. Gibt es ausreichend Biomasse für die Energienutzung? Das weltweite Biomassepotenzial zur energetischen Nutzung ist erheblich und könnte vermutlich den heutigen und sogar den zukünftigen weltweiten Primärenergieverbrauch zu einem erheblichen Teil abdecken. Die Mehrzahl der Studien für das weltweite Biomassepotenzial bewegt sich zwischen 43 % und 108 % des derzeitigen Welt-Primärenergiebedarfs. Die Extreme der untersuchten Studien schwanken zwischen unter 10 und über 300 %. Die meisten Studien gehen davon aus, dass der größte Biomassezuwachs aus Energiepflanzen, also auf landwirtschaftlichen Flächen, zu erzielen ist. Aktuell werden 2 % der weltweiten Agrarflächen für die Produktion von Bioenergie genutzt und 8 % für die stoffliche Nutzung (z.b. zur Gewinnung von Farbstoffen und Fasern). Für das Biomassepotenzial landwirtschaftlicher Nutzflächen in Deutschland gehen die meisten derzeitigen Studien davon aus, dass etwa ein Drittel unserer Ackerfläche für den Anbau nachwachsender Rohstoffe genutzt werden kann, ohne die Erzeugung von Nahrungs-

und Futtermitteln (bisheriger Umfang) einschränken zu müssen. Erhebliches zusätzliches Biomassepotenzial bietet daneben auch die energetische Verwertung von landwirtschaftlichen Nebenprodukten und Reststoffen (z. B. Stroh und Gülle). Das tatsächlich nutzbare Biomassepotenzial hängt wesentlich von den ökonomischen und politischen Rahmenbedingungen, von technischen Entwicklungen und den Auswirkungen des Klimawandels ab. Die von der Bundesregierung gesteckten Ziele bei den erneuerbaren Energien können nicht allein auf Basis heimischer Rohstoffe erreicht werden. Bereits derzeit werden erhebliche Mengen an nachwachsenden Rohstoffen bzw. Bioenergie importiert. 2006 waren dies schätzungsweise 600 000 t Biodiesel (ca. 25 %) zuzüglich 30 % der Rohstoffe für die heimische Biodieselerzeugung, 670 000 t von insgesamt 1 Mio. t reines Pflanzenöl für Kraftstoffzwecke, 1,8 Mio. t von 2,7 Mio. t an Rohstoffen für die stoffliche Verwertung. Es muss davon ausgegangen werden, dass der Importbedarf weiter zunimmt, wenn die Ziele der Bundesregierung erreicht werden sollen. Als Exportländer kommen osteuropäische Länder in Frage, allen voran Russland und die Ukraine sowie EL in den äquatornahen Regionen Asiens, Afrikas und Mittel-/Südamerikas mit vergleichsweise hohen Flächenerträgen. Es besteht eine Konkurrenz um Boden und Wasser zwischen landwirtschaftlicher Nahrungsmittel- und Bioenergieproduktion. Diese kann durch technologische Entwicklung, angepasste Ziele für die Bioenergienutzung, Nachhaltigkeitskriterien für die Produktion und flankierende Zertifizierung nachhaltiger Bioenergieerzeugung begrenzt werden.

6. Gefährdet eine verstärkte Bioenergienutzung die Welternährung? Die Weltbevölkerung wird noch stark wachsen. Die FAO erwartet bis zum Jahr 2030 einen Lebensmittelbedarf, der um 60 % über den heutigen Mengen liegt. Laut FAO stehen weltweit mindestens 4,2 Mrd. ha zur Verfügung, die landwirtschaftlich genutzt werden könnten. 1,5 Mrd. ha davon werden bereits landwirtschaftlich genutzt, davon 900 Mio. ha in Entwicklungsländern. Von den verbleibenden 2,7 Mrd. ha sind etwa 1,3 Mrd. ha Wald. Die restlichen 1,4 Mrd. ha sind zu 13 % geschützt und ansonsten überwiegend Grasland in marktfernen Gebieten. Bei den Wäldern ist zu berücksichtigen, dass diese, soweit sie Naturwälder sind, eine Vielzahl weiterer wichtiger Funktionen wahrnehmen, einschl. Biodiversität und Klimaschutz als großer CO 2 -Speicher, so dass weitere unkontrollierte Zerstörungen (derzeit 13 Mio ha/jahr) möglichst eingedämmt werden müssen. Die Umwandlung von Wald in landwirtschaftliche Nutzflächen setzt erhebliche CO 2 -Mengen frei. Die Schätzungen, wie viel Fläche bei wachsender Weltbevölkerung zusätzlich für Nahrungsmittelproduktion benötigt wird, gehen auseinander: FAO 120 Mio. ha, OECD 440 bzw. 770 Mio. ha, IFPRI 350-950 Mio. ha. Der zusätzliche Bedarf für landwirtschaftliche Erzeugnisse wird derzeit zu 75 % über eine Erhöhung der Produktivität gedeckt und nur zu 25 % über eine Änderung der Landnutzung. In den letzten anderthalb Jahrzehnten hat laut FAO die landwirtschaftliche Nettoproduktion um jährlich rund 2,2 % zugenommen. Dieses Wachstum fand hauptsächlich in den Entwicklungsländern (EL) statt, die ihre Erträge um annähernd 3,4 % pro Jahr steigerten, während sie in den entwickelten Ländern um annähernd 0,2 % pro Jahr wuchsen. Auch die Verteilung der Weltproduktion änderte sich. Während vor 25 Jahren die Hälfte der Nettoproduktion in Entwicklungsländern erzeugt wurde, sind es heute 67 %.

Es gibt also große Potenziale zur Erhöhung der landwirtschaftlichen Erzeugung in Entwicklungsländern (EL). Hierbei gibt es erhebliche regionale Unterschiede und ausgesprochene Problemgebiete wie Afrika südlich der Sahara. Unabhängig von der Bioenergie werden die meisten EL die Produktivität ihrer Landwirtschaft in den nächsten Jahren enorm steigern und die Nachhaltigkeit verbessern müssen, um ihre wachsende Bevölkerung ernähren zu können. Die Nachfrage nach Bioenergie erhöht die Anforderungen zusätzlich. Damit die Biomassepotenziale der EL nachhaltig genutzt werden und in eine sinnvolle Energiepolitik eingebunden werden, sollten EL bei der Erarbeitung von Strategien zur Nutzung ihrer Biomasse unterstützt werden. Ihre Biomasse sollte dabei in erster Linie für den Aufbau einer eigenen nachhaltigen Energieversorgung genutzt werden. 7. Schadet verstärkte Bioenergienutzung der Umwelt? Folgen steigender Preise für Lebensmittel und nachwachsende Rohstoffe sind die Intensivierung bestehender Bewirtschaftung und Erschließung bisher ungenutzter Flächen. Auch wenn sich der Anbau von Energiepflanzen derzeit auf wenige Arten konzentriert, bieten nachwachsende Rohstoffe mittelfristig große Chancen für die Agrobiodiversität. BMELV ist bestrebt das Spektrum der nutzbaren Energiepflanzen durch FuE-Projekte in Züchtung und Anbau zu erweitern, wobei u.a. auch auf alte, heute aus dem Anbau verdrängte, Fruchtarten zurückgegriffen wird (z.b. Topinambur). Damit kann ein direkter Beitrag zur Erhaltung bzw. Erhöhung der Biodiversität geleistet werden. Es ist davon auszugehen, dass die neuen Energiepflanzen über die Auflockerung der Fruchtfolge ihrerseits positive Wirkungen auf die Biodiversität ausüben. Einige Energiepflanzen (z.b. Miscanthus) können mehrjährig genutzt werden, d.h. einmal bepflanzte Flächen bleiben über mehrere Jahre ohne intensive Bodenbearbeitung. In der Regel wirkt sich dies sehr positiv auf die Bodenbiologie aus.

Bei der Produktion von Energieholz auf landwirtschaftlichen Flächen kann die Nutzungsdauer viele Jahre betragen. Der Anbau schnell wachsender Baumarten auf landwirtschaftlichen Flächen (sog. Kurzumtriebsplantagen) ist eine Option, um neue Biomassepotenziale zu erschließen. Bei einer Standzeit von bis zu 20 Jahren und einer extensiven Bewirtschaftung können solche Flächen besonders zur Erhaltung der Biodiversität beitragen und für die Biotopvernetzung genutzt werden. Im Rahmen der Novellierung des Bundeswald- Gesetzes sollen die notwendigen Rahmenbedingungen für die Kurzumtriebsplantagen geschaffen werden. Die wichtigsten Energiepflanzen sind zurzeit Raps und Mais. Raps ist eine nicht mit sich selbst verträgliche Kulturart und sollte deshalb nicht häufiger als jedes dritte Jahr auf der gleichen Fläche angebaut. Von Monokultur kann hier also keine Rede sein. Im Gegenteil kann Raps zur pflanzenbaulich erwünschten Auflockerung von Getreidefruchtfolgen beitragen. Mais wird in D nach wie vor überwiegend für Futterzwecke (75 %) angebaut, der Anbau für die Biogasnutzung hat allerdings deutlich zugenommen. Mais ist eine im Prinzip selbstverträgliche Kulturart und kann damit diesen großen Anteil einer Fruchtfolge einnehmen. Es gelten zudem die Regeln der guten fachlichen Praxis. Der Anteil der einzelnen Kulturarten wird neben pflanzenbaulichen Erfordernissen insbesondere von ökonomischen Rahmenbedingungen bestimmt. Aufgrund des effizienteren Stoffwechsels im Vergleich zu heimischen Pflanzenarten können mit Mais sehr hohe Energieerträge je Flächeneinheit erzeugt werden. Dies führt zu einer hohen Vorzüglichkeit im Futterbau sowie bei der Erzeugung von Biomasse zur Energieerzeugung, erhöht andererseits jedoch den Pflanzenschutzaufwand.

Auch bei einzelbetrieblich hohem Maisanteil ist bei der gegebenen Agrarstruktur ein vielfältiges Landschaftsbild durch individuelle Anbauplanung und Fruchtfolgegestaltung der Betriebe möglich. So kann der Maisanbau - wie z.b in Norddeutschland praktiziert - in speziellen Energiepflanzenfruchtfolgen im Wechsel mit anderen Energiepflanzen (z.b. Grünroggen) angebaut werden. Es ist nicht gerechtfertigt, zu unterstellen, dass Bioenergie in Entwicklungsländern generell nicht nachhaltig produziert wird. Zum Teil verfügen die Entwicklungsländer über Flächenreserven, die aktiviert werden können, ohne z.b. Tropenwälder anzutasten. Das gilt z.b. für Brasilien oder Indien. Die Ausweitung der Ethanolproduktion in Brasilien in letzter Zeit erfolgte überwiegend auf brachliegenden Ackerflächen. Andererseits gibt es nicht nachhaltige Erzeugung und Verdrängung der Lebensmittelerzeugung in umweltsensible Regionen durch Bioenergieerzeugung auf den besten Böden. Die Europäische Union wird deshalb eine Richtlinie zur Förderung der Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen verabschieden, mit der die Einhaltung bestimmter Nachhaltigkeitskriterien bei der Biomasseerzeugung zur Voraussetzung für den Bioenergieeinsatz gemacht werden soll. Die Bundesregierung hat schon im Dezember 2007 eine Verordnung beschlossen, mit der die Einhaltung bestimmter Nachhaltigkeitskriterien bei der Biomasseerzeugung zur Voraussetzung für die Anrechung daraus hergestellter Biokraftstoffe auf die Biokraftstoffquoten und für steuerliche Begünstigungen gemacht werden soll und ein Zertifizierungssystem eingeführt werden soll. Diese Verordnung steht derzeit im Notifizierungsverfahren bei der Europäischen Kommission (12-monatige Wartefrist). In den Entwicklungsländern zeigt sich zunehmend Bereitschaft, Zertifizierungssysteme zu etablieren, die eine nachhaltige Produktion gewährleisten sollen. Darüber hinaus gibt es Aktivitäten im Rahmen der Global Bioenergy Partnership (G8 + 5), Nachhaltigkeit der Bioenergieproduktion herzustellen.

Entwaldung und Degradierung von Wäldern in den Tropen, d.h. insbesondere in Entwicklungs- und Schwellenländern, sind das Ergebnis verschiedener ökonomischer und sozialer Bedingungen, die von Land zu Land variieren. Die Gründe von Entwaldung reichen von Raubbau über illegalen Holzeinschlag bis hin zu Umwandlung von Wäldern in landwirtschaftliche Flächen und Abbau von Bodenschätzen. Waldzerstörung ist oft Ausdruck von unzureichenden Gesetzen und Verwaltungsstrukturen und einer gewissen Hilflosigkeit von Regierungen in Anbetracht steigender Bevölkerungszahlen und zunehmender Armut in diesen Ländern. Gleichwohl ist festzustellen, dass der Nutzungsdruck auf die Wälder durch eine weltweit steigende Nachfrage nach Agrarrohstoffen und Bioenergie zunimmt. Damit wird sich das Problem der Entwaldung weiter verschärfen, wenn es nicht gelingt, im Rahmen von multilateralen Prozessen geeignete, umfassende Instrumente zum Waldschutz und zur Förderung der nachhaltigen Waldbewirtschaftung zu entwickeln und umzusetzen. Das beim VN-Waldforum im April 2007 unter Deutscher EU-Ratspräsidentschaft verhandelte internationale Waldübereinkommen stellt einen ersten Schritt in diese Richtung dar. Von besonderer Bedeutung für die Frage, welchen Beitrag die Landnutzung, d.h. auch landwirtschaftliche Bodennutzung und Forstwirtschaft, für den Klimaschutz leisten kann, sind die Verhandlungen über das zukünftige Klimaschutzregime. Die Vermeidung von Emissionen aus Entwaldung in Entwicklungsländern ist ein wichtiges Thema bei diesen Verhandlungen. Darüber hinaus sind die Anstrengungen der EU beim Kampf gegen den illegalen Holzeinschlag (FLEGT-Aktionsplan, freiwillige Partnerschaftsabkommen) sowie bilaterale Projekte der technischen Zusammenarbeit wichtige Bausteine beim Waldschutz, die dazu beitragen, das Konkurrenzverhältnis zwischen Wald und anderen Landnutzungsformen in den Tropen zu entspannen.

8. Steigen durch die Bioenergienutzung die Lebensmittelpreise? Die Verbraucherpreise für Lebensmittel in Deutschland sind über viele Jahre hinweg deutlich langsamer angestiegen als die Verbraucherpreise insgesamt. Sie haben damit maßgeblich zur Dämpfung des Anstiegs der Lebenshaltungskosten beigetragen. Von 1991 bis 2007 änderten sich die Preise jährlich durchschnittlich wie folgt: Verbraucherpreise insgesamt + 2,1 % Nahrungsmittel + 1,1 % Viele Nahrungsmittel sind in Deutschland heute immer noch billiger oder nicht teurer als vor fast 20 Jahren. Der Anteil der Verbraucherausgaben für Nahrungsmittel an den gesamten privaten Konsumausgaben lag 2006 bei nur rd. 11 %. Die jüngsten Preissteigerungen für Nahrungsmittel (D: + 7,8 % im Februar 2008 gegenüber Februar 2007) sind in der weltweit steigenden und sich verändernden Nachfrage nach Lebensmitteln zu suchen. Schon seit einigen Jahren steigt global die Nachfrage nach Agrarrohstoffen. Sie wird bestimmt durch den jährlichen Bevölkerungszuwachs von rund 80 Millionen Menschen sowie eine steigende Kaufkraft und veränderte Konsumgewohnheiten insbesondere in Schwellenländern wie China und Indien. Zu diesen langfristig wirkenden Faktoren kam 2007 der witterungsbedingte Ausfall wichtiger Anbieter auf dem Weltmarkt hinzu. So litt z. B. Australien, ein bedeutender Lieferant von Milchprodukten, unter den Folgen einer Dürre und erzeugt deshalb weniger Milch. Andere Anbieter konnten die Angebotslücke nicht schließen. In früheren Jahren hätten solche Ausfälle noch durch den Abbau der Lagerbestände an Butter und Magermilchpulver abgemildert

werden können. Doch die Lager sind geräumt; die Zeiten von Butterbergen und Milchseen sind Geschichte. Letzteres ist Folge der seit Beginn der 90er Jahre durchgeführten Reformen der Gemeinsamen Agrarpolitik, mit denen die Agrarmärkte schrittweise liberalisiert wurden. Die Funktion des Preises als Indikator für Knappheit auf den Agrarmärkten kommt wieder stärker zum Tragen. Waren in der Vergangenheit die subventionierten Exporte von Agrarerzeugnissen der Industrieländer ein Problem für die Entwicklungsländer, so sind es heute vor allem die durch die weltweite Nachfrage bedingten hohen Preise. Viele auf Lebensmittelimporte angewiesene Entwicklungsländer können wegen ihrer Agrarstruktur und fehlender Infrastruktur nicht von den hohen Weltmarktpreisen profitieren. Hilfen für die ländliche Entwicklung und die Finanzierung der Nahrungsmittelhilfe in Krisenfällen müssen verstärkt werden, um diese Situation zu verbessern. Es ist zu erwarten, dass weltweit die Lebensmittelpreise im Zuge der höheren Nachfrage langfristig weiter steigen werden. Einige Staaten sind bereits gezwungen zu reagieren. So hat Argentinien aktuell zum Eindämmen der Inflation hohe Exportzölle für Agrarprodukte verhängt. Ob die Entwicklungsländer durch die hohen Agrarpreise generell Nachteile erleiden, ist nicht ohne weiteres zu sagen. Die Importe von Agrarprodukten verteuern sich zwar tendenziell, gleichzeitig steigen aber auch die Erlöse für heimische landwirtschaftliche Produkte. Landwirte in Entwicklungsländern können also über steigende Erlöse für ihre Produkte von dieser Entwicklung profitieren. Hinzu kommt, dass Biomasse und Bioenergie zunehmend international gehandelt werden. Als (zukünftige) Exportländer kommen insbesondere die äquatornahen Regionen in Asien, Afrika und Mittel- /Südamerika mit ihren hohen Flächenreserven und teilweise deutlich höheren Flächenerträgen in Frage sowie osteuropäische Länder, allen voran Russland und die Ukraine. Für diese Länder eröffnen sich völlig neue wirtschaftliche Perspektiven. Nach FAO-Angaben kann

kurzfristig weltweit eine zusätzliche Fläche von 300 Mio. ha (das entspricht 20 % der derzeit genutzten Agrarfläche) in Kultur genommen werden, ohne die Nachhaltigkeit zu beeinträchtigen. Die zunehmende Verwendung agrarischer Rohstoffe außerhalb des Futter- und Nahrungsmittelbereichs - insbesondere zur Erzeugung von Bioenergie - kann preissteigernd wirken, ist jedoch derzeit nicht der Haupttreiber der Preisentwicklung. In einzelnen Ländern, z.b. Tortilla-Krise in Mexiko, ist allerdings Nutzungskonkurrenz zu beobachten. Indonesien hat Exportzölle verhängt, da das für die Versorgung der Bevölkerung notwendige Palmöl als Nahrungsmittel zu teuer und zunehmend dem heimischen Markt entzogen wird. BMELV hat im Dezember 2007 eine große internationale Konferenz zu Bioenergie und Ernährungssicherheit veranstaltet. Dabei hat sich u.a. gezeigt, dass Bioenergie auch in Entwicklungsländern sinnvoll erzeugt und genutzt werden kann, wenn Biomasse- und Flächenpotenziale vorhanden sind, eine Integration in ländliche Entwicklungskonzepte erfolgt und geeignete institutionelle Strukturen bestehen. BMELV unterstützt ein Projekt der FAO zu Bioenergie und Ernährungssicherheit. Es befasst sich mit dem Beitrag der Bioenergie zur ländlichen Entwicklung in ausgewählten Entwicklungsländern, mit den Auswirkungen eines weiteren Ausbaus der Bioenergie auf die Ernährungssicherheit und mit der Schaffung institutioneller Voraussetzungen, damit Bioenergie sinnvoll zur Verbesserung der Lebensbedingungen in ländlichen Räumen genutzt wird.

IFPRI kommt auf der Basis von Modellberechnungen zu dem Schluss, dass das beabsichtigte Wachstum des Biotreibstoffeinsatzes auf 10 bis 20 % des Kraftstoffeinsatzes die Weltmarktpreise für Agrarerzeugnisse zukünftig um 40 bis 80 % ansteigen lassen könne, wenn die Anstrengungen in Forschung und Entwicklung zur Ertragssteigerung der Energiepflanzen und zur Effizienzsteigerung nicht deutlich verstärkt werden. Dem liegen Modelle zugrunde, mit denen versucht wird, die preissteigernden Wirkungen wachsender Bioenergieerzeugung zu isolieren. Ernste Probleme können weltweit dann auftreten, wenn Nahrungs- /Futtermittel- und Biomasseerzeugung für Energiezwecke direkt und in erheblichen Umfang miteinander konkurrieren und die Nachfragesteigerung nicht durch Produktivitätssteigerung beim Anbau von Energiepflanzen, Technologieentwicklung und Erschließung von nicht bewirtschaftender Flächen gedeckt werden kann. Deshalb werden die Forschungsaktivitäten und die Technologieentwicklung z.b. für die Reststoffnutzung, die Kaskadennutzung (erst Nahrungsmittel oder stoffliche Nutzung, dann Bioenergie) verstärkt (z.b. DBFZ) und Nachhaltigkeitskriterien für die Bioenergieerzeugung festgelegt. Die Anstrengungen für nachhaltige Bioenergieproduktion sind zu verstärken. Abhängig von beobachteten Entwicklungen sollten ggf. die Biokraftstoffziele überprüft werden. 9. Verteuert Bioenergie Benzin und Diesel? Biokraftstoffe sind zur Zeit teurer als fossile Kraftstoffe. Eine erhöhte Biokraftstoffbeimischung wird zu höheren Preisen an Zapfsäulen führen. Es ist zu erkennen, dass die Mineralölwirtschaft bereits jetzt bei der Beimischung einen Zuschlag einrechnet, der der Politik angelastet wird. Dieser Effekt könnte sich zukünftig verstärken. Besonderes Konfliktpotenzial bietet Bioethanol. Bisher wird nur bis zu 2 % Bioethanol zu fossilem Ottokraftstoff beigemischt. Bereits jetzt

ist Bioethanol u.a durch einen EU-Außenschutz knapp. Die mangelnde Verfügbarkeit kann bei steigenden Bioethanolzielen zu Mehrkosten für den Verbraucher führen. 10. Schadet Biosprit den Motoren? Mit der zwischen BMELV, BMU und der Automobilindustrie im Sommer 2007 erarbeiteten Roadmap Biokraftstoffe wurde u.a. die Erhöhung der Biokraftstoffnormen, hin zu einer 10 %igen Beimischung von Ethanol zu Ottokraftstoff (E10), vereinbart. Nach damaligen Angaben der Automobilindustrie sollten lediglich etwa 375.000 Fahrzeuge in Deutschland nicht mit E10 betrieben werden können (sonst technische Motorenprobleme). Diese sollten dann den Kraftstoff SuperPlus tanken, der weiterhin einen Ethanolgehalt von bis zu 5 % aufweisen wird. Dieses Vorhaben wurde im Zuge von Meseberg am 5.12.2007 vom Kabinett verabschiedet. Inzwischen hat sich aber herausgestellt, dass über 3 Mio. vor allem Altfahrzeuge einen erhöhten Ethanolanteil nicht vertragen. Die entsprechenden Regelungen werden daher nicht in kraft gesetzt.