www.kiehl.de Schweizer Schuster Prüfungsklassiker Wirtschafts- und Sozialkunde für Steuerfachangestellte 126 Typische Prüfungsaufgaben und Lösungen Rechtslage 2014
Vorwort Wirtschafts- und Sozialkunde ist für viele Auszubildende ein regelrechtes Angstfach, insbesondere wenn es auf die Abschlussprüfung zugeht. Dieses Buch hilft Ihnen, den Prüfungsstoff sicher in den Griff zu bekommen. Mit den 126 typischen Prüfungsaufgaben dieses Buches bereiten Sie sich effektiv und gezielt auf Ihre Abschlussprüfung vor und gewinnen dadurch zusätzliche Sicherheit. Die einzelnen Kapitel orientieren sich an den verschiedenen Lerngebieten Ihrer Prüfung. So können Sie die Themengebiete gezielt auswählen und hier einzelne Aufgabenstellungen bearbeiten. Damit können Sie Ihre Vorbereitung exakt an Ihre Lernbedürfnisse anpassen. Die vorliegende 1. Auflage umfasst nach dem geltenden Rechtsstand für den Veranlagungszeitraum 2014 die Bereiche Schuldrecht (insbesondere Verjährung, Mahnverfahren und Störungen des Kaufvertrags) Sachenrecht (insbesondere Eigentum, Besitz, Eigentumsübertragung, gutgläubiger Erwerb) Kaufmannseigenschaft, Firma und Handelsregister Prokura und Handlungsvollmacht Unternehmensformen (insbesondere BGB-Gesellschaft, OHG, KG, GmbH & Co. KG, GmbH, stille Gesellschaft, Partnerschaftsgesellschaft) Finanzierung und Kreditsicherheiten Arbeitsrecht Lohnabrechnung/Sozialversicherung. Den Prüfungsaufgaben vorangestellt ist jeweils eine kurze zusammenfassende Übersicht, die Ihnen hilft, das Thema noch einmal in seiner Gesamtheit zu erfassen. So eignet sich dieses Buch optimal zur Prüfungsvorbereitung und auch zum begleitenden Einsatz in der Berufsschule/Umschulungseinrichtung zur Vorbereitung auf bevorstehende Klassenarbeiten. Wir hoffen sehr, dass Ihnen dieser Prüfungsklassiker die Vorbereitung auf die Prüfung erleichtert und wünschen Ihnen dabei den verdienten Erfolg. Verlag und Verfasser sind im Hinblick auf die zukünftige Bearbeitung dieses Buches für konstruktive Kritik und Verbesserungsvorschläge stets dankbar. Erkrath/Leverkusen, im Oktober 2014 Ingrid Schuster Reinhard Schweizer 5
1. Schuldrecht Aufgaben Aufgabe 7: Verzugszinsen 1 Die Heiner GmbH in Mainz hat am 02.04.2014 der Lager KG in Stuttgart Waren im Wert von 59.500 (einschl. 19 % Umsatzsteuer) geliefert. Die von der GmbH erstellte Rechnung enthält unter Anderem folgende Angaben: Rechnungsdatum Zahlungstermin Rechnungsbetrag 06.04.2014 zahlbar spätestens am 30.04.2014 59.500 Die Heiner GmbH stellt fest, dass der Rechnungsbetrag erst am 11.06.2014 (Wertstellung) auf ihrem Konto eingegangen ist. Eine Mahnung an die Lager KG wegen der verspäteten Zahlung ist zwischenzeitlich nicht erfolgt. Der Kaufvertrag enthält keine Vereinbarung hinsichtlich eventueller Verzugszinsen bei verspäteter Zahlung. a) Liegt trotz unterbliebener Mahnung eine Nicht-Rechtzeitig-Zahlung vor? Begründen Sie Ihre Ansicht und nennen Sie die gesetzliche Grundlage. b) Berechnen Sie ggf. die Höhe der Verzugszinsen in Euro, die die GmbH in Rechnung stellen kann. In der Zeit vom 01.01.2014 bis 30.06.2014 betrug der Basiszinssatz der Bundesbank gem. 247 Abs. 1 BGB -0,63 %. Die Monate sind mit 30 Zinstagen, das Jahr ist mit 360 Zinstagen anzusetzen. Lösung s. Seite 149 Aufgabe 8: Verzugszinsen 2 Zur Verbesserung der Kundenbetreuung bestellte der Immobilienmakler Krebs e. K. bei dem Elektrogeschäft Heinze e. K. einen Kaffeevollautomaten. Mit Lieferung am 17.03.2014 erhält Krebs e. K. die Rechnung über 599 inkl. 19 % USt. Am 29.04.2014 stellte die Buchhalterin des Elektrogeschäftes fest, dass die Rechnung über die Lieferung des Kaffeeautomaten vom Sanitätshaus noch nicht beglichen worden ist. a) Prüfen und begründen Sie, ob für den Immobilienmakler Krebs e. K. eine Nicht- Rechtzeitig-Zahlung vorliegt und nennen Sie die gesetzliche Grundlage. b) Ermitteln Sie die Höhe der Verzugszinsen, die das Elektrogeschäft von Krebs e. K. bis einschließlich 29.04.2014 verlangen kann. In der Zeit vom 01.01.2014 bis zum 30.06.2014 betrug der Basiszinssatz der Bundesbank gem. 247 Abs. 1 BGB -0,63 %. Die Monate sind mit 30 Zinstagen, das Jahr ist mit 360 Zinstagen anzusetzen. c) Fallabwandlung: Der Immobilienmakler Krebs e. K. hat am 21.03.2014 bereits 300 bezahlt. Welche Veränderung ergibt sich hieraus gegenüber der vorherigen Situation? Lösung s. Seite 149 20
1. Schuldrecht Aufgaben Übersicht zum Annahmeverzug Voraussetzungen Fälligkeit der leistung tatsächliches angebot Der Verkäufer muss den vereinbarten Liefertermin einhalten. Liegt keine konkrete vertragliche Vereinbarung vor, kann der Verkäufer die Lieferung sofort bewirken ( 271 BGB). Der Verkäufer muss dem Käufer die Ware am richtigen Ort und in der richtigen Menge, Art, Beschaffenheit und Qualität anbieten ( 294 BGB). Annahmeverweigerung Ein wörtliches Angebot reicht, wenn der Käufer erklärt, dass er die Leistung nicht annehmen werde, oder wenn der Käufer die Ware abzuholen hat ( 295 BGB). Der Käufer nimmt die Ware nicht an. Der Annahmeverzug setzt keine Mahnung durch den Verkäufer und kein Verschulden des Käufers voraus. Die Gründe des Käufers für die Nichtannahme sind daher unerheblich. Wirkungen Gefahrübergang Die Gefahr des zufälligen Untergangs geht mit dem Eintritt des Verzugszeitpunktes auf den Käufer über ( 300 Abs. 2 BGB). Rechte des lieferanten Haftungsminderung Wegfall der Verzinsung Abnahme der leistung Der Verkäufer hat nur Vorsatz und grobe Fahrlässigkeit zu vertreten, d. h. für leichte Fahrlässigkeit haftet er nicht mehr ( 300 Abs. 1 BGB). Vom Zeitpunkt des Annahmeverzugs an sind für Geldschulden keine Zinsen mehr zu zahlen ( 301 BGB). Der Verkäufer kann die Ware in Verwahrung nehmen und auf Abnahme klagen. Selbsthilfeverkauf Sämtliche Kosten der Verwahrung sind vom Käufer zu tragen ( 373 Abs. 1 HGB). Der Verkäufer kann die Ware nach vorheriger Androhung gem. 373 Abs. 2 HGB auch an jedem Ort öffentlich versteigern lassen, Waren mit einem Börsen- oder Marktpreis freihändig verkaufen (Selbsthilfeverkauf). Nach durchgeführtem Selbsthilfeverkauf kann sich der Verkäufer einen Mindererlös vom säumigen Käufer ersetzen lassen. Wird jedoch ein Mehrerlös erzielt, muss dieser nach Abzug aller Kosten an den säumigen Käufer ausgezahlt werden. 28
5. Prokura und Handlungsvollmacht Aufgaben Aufgabe 7: Handlungsvollmacht 1 Nadine Braune betreibt in Hamburg einen Lebensmittelgroßhandel unter der Firma Nadine Braune e. Kffr., Lebensmittelgroßhandel. In den letzten Monaten hatte die Aushilfskraft Tamara Wurst mehrmals kleinere Geldbeträge für das Unternehmen in Empfang genommen und dem Überbringer mit Firmenstempel und Unterschrift quittiert. Nadine Braune hatte nicht widersprochen. Nach einiger Zeit zahlt der Kunde Sommer einen Betrag von 500 in bar. Tamara Wurst quittiert und verschwindet mit dem Betrag. Nadine Braune mahnt den Kunden Müller an und verlangt von ihm erneut die 500. Sie weist darauf hin, dass der Tamara Wurst keine Inkassovollmacht erteilt worden sei, da sie schließlich nur zur Aushilfe beschäftigt worden ist. Prüfen und begründen Sie, ob Nadine Braune von dem Kunden Sommer die erneute Zahlung von 500 verlangen kann. Straf- und arbeitsrechtliche Aspekte sind bei der Lösung nicht zu berücksichtigen. Lösung s. Seite 162 Aufgabe 8: Handlungsvollmacht 2 Andreas Mustermann ist Handlungsbevollmächtigter. Ihm wurde Vollmacht für den gesamten Geschäftsbetrieb erteilt, jedoch ohne Sondervollmachten. a) Entscheiden Sie durch Ankreuzen, ob Andreas Mustermann die folgenden Rechtshandlungen im Rahmen seiner Handlungsvollmacht ausführen darf. aa) ab) ac) ad) ae) af) ag) Rechtshandlungen ja nein Grundstücke kaufen Mitarbeiter einstellen Prozesse führen Prokura erteilen Aufnahme eines Darlehens Wareneinkauf Unterschreiben der Bilanz b) Andreas Mustermann ist mittlerweile zum Prokuristen ernannt worden. Welche Rechtshandlungen aus Teilaufgabe a) darf er jetzt ggf. zusätzlich vornehmen? Lösung s. Seite 163 58
6. Unternehmensformen Aufgaben a) Ermitteln Sie den steuerlichen Gewinn bzw. Verlust der Schwabe OHG. b) Nehmen Sie die einkommensteuerliche Gewinn- bzw. Verlustverteilung der Schwabe OHG unter Berücksichtigung der gesetzlichen Vorschriften vor. c) Entwickeln Sie das Kapitalkonto von Hans Schwabe zum 31.12.2014. Lösung s. Seite 170 Übersicht zur KG Begriff, 161 HGB Mindestens zwei Personen schließen sich zu einem Handelsgewerbe zusammen, wobei mindestens ein Gesellschafter Teilhafter (Kommanditist) und ein Gesellschafter Vollhafter (Komplementär) ist. Gründung Anzahl der Gründer Für die Gründung sind mindestens zwei Gesellschafter erforderlich (Komplementär und Kommanditist). Form des Gesellschaftsvertrages Mindestkapital bei Gründung Handelsregister Grundsätzlich ist keine bestimmte Form vorgeschrieben (aus Beweisgründen ist Schriftform jedoch üblich). Werden Grundstücke in die Gesellschaft eingebracht, ist die notarielle Beurkundung des Gesellschaftsvertrages erforderlich ( 311b Abs. 1 BGB). Eine Mindesthöhe ist nicht vorgesehen. Anmeldung erforderlich, 162 HGB i. V. mit 106 HGB. Zur Anmeldung gehören auch die Bezeichnung des Kommanditisten und der Betrag seiner Einlage. Firma Beiträge Eintragung erfolgt in Abt. A., da es sich um eine Personengesellschaft handelt. Personenfirma, Sachfirma, Mischfirma oder Fantasiefirma, jeweils mit dem Zusatz KG, 19 Abs. 1 Nr. 3 HGB Beiträge können Bar- oder Sacheinlagen sein oder als Dienstleistungen erbracht werden ( 706 BGB i. V. mit 105 Abs. 3 HGB i. V. mit 161 Abs. 2 HGB). Die Beiträge stellen das Gesellschaftsvermögen dar. Wer seine vereinbarte Einlage nicht leistet, ist schadenersatzpflichtig und muss Zinsen an die Gesellschaft zahlen ( 111 HGB i. V. mit 161 Abs. 2 HGB). 75
7. Finanzierung Aufgaben Aufgabe 1: Finanzierungsarten 1 Entscheiden Sie bei den folgenden Geschäftsfällen, welche Finanzierungsarten vorliegen. Tragen Sie Ihre Lösung durch Ankreuzen in das nachfolgende Schema ein. Sachverhalt Manni Küre nimmt seinen Onkel als stillen Gesellschafter in sein Unternehmen auf. Der Onkel ist am Gewinn und an den stillen Reserven beteiligt. Manni Küre investiert die Hälfte des erwirtschafteten Gewinns im Unternehmen. Manni Küre schreibt einen betrieblich genutzten Pkw in sechs Jahren ab, obwohl er acht Jahre lang genutzt wird. Zusätzlich zu der normalen Abschreibung nimmt er zulässigerweise die Sonderabschreibung gem. 7g Abs. 5 EStG in Anspruch. Manni Küre kann durch Verhandlungen mit dem Lieferanten das Zahlungsziel bei Wareneinkäufen von zwei auf drei Monate erhöhen. Manni Küre bildet eine Rückstellung für die zu erwartenden Kosten der Aufstellung des Jahresabschlusses. Manni Küre tätigt einen Wareneinkauf auf Ziel. Manni Küre überzieht sein betriebliches Girokonto. Manni Küre erhält einen Lottogewinn auf das Geschäftskonto überwiesen. Zur Finanzierung einer Investition wird der Kontokorrentkredit durch die Bank um 50 % erhöht. Manni Küre nutzt die in den Verkaufspreisen einkalkulierten Abschreibungsbeträge für den Kauf neuer Anlagegüter. Gegen Einbringung eines Pkw in einer KG werden Geschäftsanteile als Kommanditist gewährt. Der Gesellschafter-Geschäftsführer einer GmbH gewährt der GmbH ein marktübliches Darlehen, das von der GmbH nach drei Jahren zurückzuzahlen ist. Innenfinanzierung Außenfinanzierung Eigenfinanzierung Fremdfinanzierung 109
Lösungen g) Die Partner erzielen Einkünfte aus selbstständiger Arbeit ( 18 Abs. 1 Nr. 1 EStG) in folgender Höhe: Kapitalanteile Erster Verteilungsmaßstab Zweiter Verteilungsmaßstab Gesamt Ackermann 160.000,00 20.000,00 76.000,00 96.000,00 Becker 160.000,00 20.000,00 76.000,00 96.000,00 Cramer 80.000,00 20.000,00 38.000,00 58.000,00 Gesamt 400.000,00 60.000,00 190.000,00 250.000,00 h) Die Partnerschaftsgesellschaft richtig falsch ist keine Handelsgesellschaft im Sinne des HGB. führt eine Firma. kann klagen und verklagt werden. kann Eigentum an Grundstücken unter eigenem Namen erwerben ( ist grundbuchfähig). ist buchführungspflichtig. Lösung zu Aufgabe 35: Partnerschaftsgesellschaft 2 a) Roland Becker hätte sich vorher die Zustimmung der Partner einholen müssen, da es sich bei dem Abschluss eines Kreditvertrages in dieser Größenordnung um ein außergewöhnliches Geschäft handelt, für das nach 6 Abs. 3 PartGG die Zustimmungen der Partner notwendig sind. b) Ja, der Kreditvertrag ist gültig, da im Außenverhältnis nach 7 Abs. 3 PartGG ein uneingeschränktes Vertretungsrecht besteht. c) Roland Becker scheidet aus der Partnerschaft aus ( 9 Abs. 3 PartGG). d) Die Zahnweiß-Klinik GmbH kann nicht als Gesellschafter aufgenommen werden, da sie keine natürliche Person ist ( 1 Abs. 1 Satz 3 PartGG). e) Da Felix Cramer mit der Bearbeitung dieses Auftrages befasst war, haftet nur er für seine beruflichen Fehler neben dem Vermögen der Partnerschaftsgesellschaft ( 8 Abs. 2 PartGG). f) Die Anteile sind nicht vererblich ( 9 Abs. 4 PartGG), da der Sohn nicht über die entsprechende Qualifikation (Zahnarzt) verfügt. 182
Lösungen d) Die Willi Wutz GmbH sollte das Factoring-Angebot nicht annehmen, da den Aufwendungen von 106.000 ein finanzieller Vorteil von nur 90.000 gegenübersteht und sich somit insgesamt ein Nachteil von 16.000 ergeben würde. Lösung zu Aufgabe 12: Rentabilitätsberechnung 1 a) Mieteinnahmen (6.000,00 12=) 72.000,00 - laufende Aufwendungen 15.000,00 - Zinsen 24.000,00 - Abschreibung 12.000,00 51.000,00 = Einnahmenüberschuss (= Rendite) 21.000,00 Eigenkapitalrendite = (21.000 100 : 240.000 =) 8,75 % b) neue Rendite (10 % von 240.000 =) 24.000,00 + Aufwendungen, Zinsen, Abschreibung 51.000,00 = Jahresmiete 75.000,00 = Monatsmiete (75.000 : 12 =) 6.250,00 Lösung zu Aufgabe 13: Rentabilitätsberechnung 2 Mieteinnahmen 50.000,00-1. Hypothek (7 % von 95.000 =) 6.650,00-2. Hypothek (9,5 % von 50.000 =) 4.750,00 - Grundbesitzabgaben (850 4 =) 3.400,00 - AfA 6.000,00 - Reparaturen 7.200,00 28.000,00 = Einnahmenüberschuss (= Rendite = 8 %) 22.000,00 Anschaffungskosten Fremdkapital (95.000 + 50.000 =) 145.000,00 + Eigenkapital (22.000 100 : 8 =) 275.000,00 = maximale Anschaffungskosten 420.000,00 Lösung zu Aufgabe 14: Rentabilitätsberechnung 3 Restfinanzierungsbedarf Anschaffungskosten 1.000.000,00 - Eigenkapital 150.000,00 - erstrangiges Darlehen (98 %) 637.000,00 = notwendiges Grundschulddarlehen (96 %) 213.000,00 nominal (100 %) 221.875,00 189