Nachhaltiges Bauen zieht in Gewerbebauten ein



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Transkript:

Nachhaltiges Bauen zieht in Gewerbebauten ein Univ.-Prof. Dr. Peter Maydl Institut für Materialprüfung und Baustofftechnologie (IMBT) TU Graz Das neue Bauen: nachhaltige und integrale Gewerbebauten Graz, 16.9.2010 1

Nachhaltige Entwicklung Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass zukünftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können (Brundtlandt-Report Our Common Future 1987) Entwicklung, die weltweit über Generationen fortgeführt werden kann, ohne Naturhaushalt und Gesellschaft in ihrer Funktionsfähigkeit zu beeinträchtigen (UN-Erdgipfel von Rio de Janeiro 1992) Das neue Bauen: nachhaltige und integrale Gewerbebauten Graz, 16.9.2010 2

Die 3 Säulen der Nachhaltigkeit Das neue Bauen: nachhaltige und integrale Gewerbebauten Graz, 16.9.2010 3

Nachhaltiges Bauen bedeutet, den Nutzen eines Bauwerks für Gegenwart und Zukunft zu optimieren bei minimalen Umweltwirkungen und Kosten über den Lebenszyklus. Das neue Bauen: nachhaltige und integrale Gewerbebauten Graz, 16.9.2010 4

Wie plant man nachhaltig? Der kybernetische Regelkreis der Unternehmensführung: steuern regeln führen Wer steuern will, muß messen! Wie mißt man Nachhaltigkeit? Läßt sich Nachhaltigkeit messen? Das neue Bauen: nachhaltige und integrale Gewerbebauten Graz, 16.9.2010 5

Derzeitige Antwort: Gebäudezertifizierungsysteme Vielzahl von Konzepten weltweit im Wettbewerb künftige Grundlage: harmonisiertes europ. Regelwerk; EU-weiter, einheitlicher Rahmen zur Bewertung, aber keine Benchmarks DGNB/ÖGNI-System verfügbar für Bürogebäude Das neue Bauen: nachhaltige und integrale Gewerbebauten Graz, 16.9.2010 6

Was sind Gewerbeimmobilien? Wikipedia: Als Gewerbeimmobilie bezeichnet man ein Gebäude oder ein Gebäudeteil, das ausschließlich oder überwiegend zu gewerblichen Zwecken genutzt wird. - Produktion - Logistik - Büro/Verwaltung - Freizeit/Unterhaltung - Handel: Einzelhandel, Einkaufszentren,... - Sonderformen: z.b. Bahnhöfe Das neue Bauen: nachhaltige und integrale Gewerbebauten Graz, 16.9.2010 7

Gebäudezertifizierung und Immobilienbewertung: Sinn einer Gebäudezertifizierung: nachvollziehbare ganzheitliche Offenlegung des Gebäudeverhaltens über den Lebenszyklus Sinn einer Immobilienbewertung: Vorhersage des Marktverhaltens (des Verkehrswerts einer Immobilie) dazwischen: das große schwarze Loch Das neue Bauen: nachhaltige und integrale Gewerbebauten Graz, 16.9.2010 8

Steigende Nachfrage nach Gebäudezertifikaten Der Markt in den USA hat gezeigt, daß sich mit Nachhaltigkeit auch Geld verdienen läßt: Gebäude mit einem Nachhaltigkeitszertifikat erzielen in den USA um rund 3% höhere Mieten als herkömmlich errichtete Gebäude. Die Verkaufspreise für zertifizierte Objekte liegen um bis zu 16% höher als für vergleichbare Gebäude (RICS) Quelle: Prof. Wallbaum, Professur für nachhaltiges Bauen, ETH Zürich In weniger als einer Dekade wird die grüne Bewegung die größte Veränderung auf dem amerikanischen Markt für Gewerbeimmobilien seit der Erfindung der Wolkenkratzer sein Quelle: Whycommercialgreeniscoming, Wall Street Journal" 29. 10.2007 Das neue Bauen: nachhaltige und integrale Gewerbebauten Graz, 16.9.2010 9

Struktur des DGNB/ÖGNI-Gütesiegels (Büro) Schutzgüter: natürliche Umwelt natürliche Ressourcen Gesundheit ökonomische Werte soziale u. kulturelle Werte Schutzziele: Schutz der Umwelt Senkung der Lebenszykluskosten Sicherung von Gesundheit/Behaglichkei t im Gebäude Schutz der natürlichen Ressourcen Erhalt ökonomischer Werte Menschengerechtes Umfeld/Erhaltung sozialer, kultureller Werte Bewertung: ÖKOLOGIE ÖKONOMIE SOZIOKULTURELLE UND FUNKTIONALE QUALITÄT 22,5 % 22,5 % 22,5 % TECHNISCHE QUALITÄT 22,5 % PROZESSQUALITÄT 10,0 % STANDORTQUALITÄT Das neue Bauen: nachhaltige und integrale Gewerbebauten Graz, 16.9.2010 10

Was ist das Ziel? Die Errichtung von Bauwerken, die Ressourcen (Stoffe, fossile Energieträger) schonen, bei Errichtung, Instandhaltung und Rückbau möglichst wenig nicht verwertbaren Abfall verursachen, geringe umweltschädliche Emission in Herstellung, Betrieb und Beseitigung verursachen, an einem Standort lange genutzt werden können (langsfristige Standortattraktivität Nutzungsflexibilität bei kurzer geplanter Nutzungsdauer eine hohe Kreislauf- und Rückbaufähigkeit aufweisen (Industrie-, Gewerbebau) durch geringe Lebenszykluskosten die Leistbarkeit für Nutzer und Betreiber über die Nutzungsdauer sicherstellen, für Nutzer und Gesellschaft einschließlich nachfolgender Generationen Zufriedenheit und Lebensqualität vermitteln. Das neue Bauen: nachhaltige und integrale Gewerbebauten Graz, 16.9.2010 11

Konsequenzen für das neue Bauen (und Planen!) Kalkulatorische Nutzungsdauer durch Auftraggeber Ablaufdatum für sicherheitsrelevante Bauteile ( Gebäudepickerl ), Überprüfung und Freigabe für bestimmten Zeitraum Demontierbarkeit, Kontrollierbarkeit, Reparierbarkeit = Kreislauffähigkeit Vermeidung von Verbundwerkstoffen Wer montiert, muß auch ans Demontieren denken (Horst Gamerith) Das neue Bauen: nachhaltige und integrale Gewerbebauten Graz, 16.9.2010 12

Konsequenzen für das neue Bauen : Berücksichtigung der unterschiedlichen Lebensund Nutzungsdauer von - Bauprodukten, z.b. Rohbau Ausbau, zugängl., gebündelte Leitungsführung Inspektion: Kontrollierbarkeit der Konstruktion Wartungsplan, Instandhaltung Gebäudedokumentation Das neue Bauen: nachhaltige und integrale Gewerbebauten Graz, 16.9.2010 13

Konsequenzen für den Planungsprozeß eine neue Planungskultur: z.b. klare Vorgaben zu Nutzungsdauer und änderungen eine klare und lebenszyklusorientierte Bestellgrundlage eine Aufwertung der Projektentwicklungsphase eine frühzeitige Formierung des interdisziplinären Planungsteams Integrale Planung planungsbegleitende Werkzeuge zur laufenden Bewertung der Integrated Performance of Buildings Gebäudezertifizierung Das neue Bauen: nachhaltige und integrale Gewerbebauten Graz, 16.9.2010 14