MAZARS ESUG-Radar 2014. January 20, 2014. Trends und Erfolgsfaktoren ORIGINAL. März 2014



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Transkript:

MAZARS ESUG-Radar 2014 January 20, 2014 Trends und Erfolgsfaktoren März 2014 ORIGINAL

MAZARS ESUG-Radar 2014: Erfolgsfaktoren und Trends Vorwort Das Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen (ESUG) ist zum 1. März 2012 in Kraft getreten. Schon vor Inkrafttreten und bis heute gab und gibt es Diskussionen in Fachkreisen, ob die Ziele des ESUG richtig waren und in der Praxis auch erreicht wurden. In zahlreichen Studien und Veröffentlichungen wurde das Thema bereits erörtert. Eine quantitative Auswertung der Anträge und Verfahren die nach den beiden neuen Paragraphen 270a und 270b gestellt und durchgeführt wurden gab es jedoch bisher in der vorliegenden Fom nicht. Mit der vorliegenden Studie setzt MAZARS an diesem Punkt an. Ziel ist es Transparenz in die Entwicklungen im Insolvenzumfeld seit dem 1. März 2012 zu bringen und anhand von Praxisbeispielen die Erfolgsfaktoren und Stolpersteine im Umgang mit dem ESUG herauszuarbeiten. Auf Basis des Datenmaterials des Verlags INDat wurde eine detaillierte quantitative Analyse von 440 bekanntgewordenen Anträgen nach 270a und 270b InsO durchgeführt. U.a. wurden die zeitliche Entwicklung der Anträge, das Ausmaß ihrer Nutzung, ihre Erfolgswahrscheinlichkeit sowie die Dauer bis zur Bewilligung der Anträge, die Durchführung der Verfahren und der Dauer bis zur Aufhebung untersucht und bewertet. Anhand des Datensatzes wurde daraufhin eine Reihe von interessanten Einzelverfahren identifiziert und durch die Aufarbeitung der Fälle und Interviews mit den zuständigen Sachwaltern Erfolgsfaktoren und Stolpersteine herausgearbeitet. Wir bedanken uns für die Zusammenarbeit mit dem Verlag INDat und bei den Interviewpartnern die zur Erstellung der Praxisfälle zur Verfügung standen. Darüber hinaus bedanken wir uns auch bei allen weiteren Gesprächspartnern die mit ihren vielen Hinweisen und Anmerkungen zu dieser Studie beigetragen haben. MAZARS Consulting GmbH MAZARS ESUG-Radar 2014 final 2

Inhalt A. Executive Summary 4 B. Ausgangssituation und Ziele der Studie Intention des Gesetzgebers und Implikationen auf das Insolvenzumfeld...8 C. Analyse der ESUG Anträge und Verfahren Ergebnisse aus 440 Anträgen nach eineinhalb Jahren ESUG.12 D. Case Studies Erfolgsfaktoren und Stolpersteine ausgewählter ESUG Verfahren 22 MAZARS Consulting GmbH MAZARS ESUG-Radar 2014 final 3

A. Executive Summary MAZARS Consulting GmbH MAZARS ESUG-Radar 2014 final 4

Executive Summary (1/3) MAZARS hat 189 der 340 bekannt gewordenen 270er-Verfahren seit Einführung des ESUG untersucht. Bei 78% (147) aller Anträge ist das Verfahren bereits eröffnet worden ca. ¼ der Anträge wurde abgelehnt und als Regelinsolvenz eröffnet. In der Praxis wurde der Weg über die 270er Verfahren bislang insbesondere von Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern, also in der Regel größeren Unternehmen, gewählt. Derzeit zeichnet sich kein Trend zu einer vermehrten Nutzung des ESUG ab. Möglicherweise haben sich die Unternehmen im Vorfeld auf die 270er-Antragstellung vorbereitet, so dass von vorneherein ein natürliches Niveau erreicht wurde. Ein erstaunliches Ergebnis: Innerhalb der 270er-Antragstellungen zeigt sich eine deutliche Verschiebung zu Gunsten der 270a-Anmeldungen (in Q3 2013 25% nach 270b vs. 75% nach 270a).Erstaunlich ist dies insofern, da die 270b-Verfahren seltener in eine Regelinsolvenz überführt werden und auch noch schneller beendet werden. Hinsichtlich der Antragstellung und späteren Eröffnung zeigt sich, dass bei 30% aller Anträge auf Eigenverwaltung nach 270a das Verfahren letztlich dann doch in Regelinsolvenz eröffnet wurde. Demgegenüber wurden nur 20% aller Schutzschirmverfahren ( 270b) in Regelinsolvenz eröffnet. Die Erfolgsaussichten einer Sanierung in Eigenverwaltung nach 270b sind auch deutlich besser, wie sich beim Vergleich der abgeschlossenen Verfahren zeigt: nur 20% der 270b-Verfahren wurde in die Regelinsolvenz überführt, aber 50% der 270a-Verfahren. Offenbar sind auch die Aussichten für eine schnelle Aufhebung nach 270b deutlich besser als bei den 270a- Verfahren. Betrachtet man die durchschnittliche Zeitdauer bis zur Eröffnung, so gibt es kaum Unterschiede. 270a-Verfahren werden nach durchschnittlich 67 Tagen eröffnet und 270b-Verfahren nach 66 Tagen. Die Zeiträume von Eröffnung bis Beendigung sind jedoch erheblich unterschiedlich: 270a-Verfahren wurden nach durchschnittlich 243 weiteren Tagen, 270b-Verfahren bereits nach 136 Tagen beendet. MAZARS Consulting GmbH MAZARS ESUG-Radar 2014 final 5

Executive Summary (2/3) Dementsprechend ist auch die erforderliche Gesamtdauer der Verfahren (von Antragstellung bis Aufhebung) sehr unterschiedlich. Bei den 270a-Verfahren ist das schnellste Verfahren, TELBA AG (siehe Case Study), bereits nach 175 Tagen positiv beendet worden; das langsamste, SIAG Industrie GmbH, erst nach 529 Tagen. Bei den 270b-Verfahren liegt die Spanne zwischen 80 Tagen bei Solarwatt AG (siehe Case Study) und 326 Tagen bei Sass Metall GmbH. Anhand der Case Studies zeigt sich das ein wesentlicher Erfolgsfaktor die stringente Vorbereitung der Verfahren ist. Dies erfordert ein komplexes Zusammenwirken aller am Verfahren beteiligten Parteien. Insofern kommt der Beherrschung des erforderlichen Handwerkszeugs eine große Bedeutung zu. Aber auch der prozessualen Kompetenz, die einerseits das technische Know-how einer Prozesssteuerung umfasst und andererseits die Fähigkeit für Emotionale Kompetenz in Insolvenzverfahren *. Möglicherweise ist, das vorher gesagte zusammengenommen, die Erklärung für das Phänomen, dass die 270a-Verfahren trotz zunehmen und die Abbruchwahrscheinlichkeit und der Zeitbedarf bei 270b geringer sind: der Aufwand von 270b-Verfahren ist in Vorbereitung und Kommunikation höher, die Hürden ebenfalls, so dass eher Cash-flow-stärkere, besser beratene Unternehmen unter den Schutzschirm kommen. Hinsichtlich der Eigenverwaltung hat sich in mehreren Gesprächen ein Haupthindernis gezeigt: die mangelnde Kenntnis der Auswirkungen der Eigenverwaltung und damit einhergehend eine mangelnde Vorbereitung. Sei es, dass die Geschäftsführung nicht mehr vorhanden ist (siehe Case Study dapd) oder, dass die Geschäftsführung ohne Kenntnis und Willen, dass die Verfügungsgewalt bei der Geschäftsführung verbleibt, Eigenverwaltung beantragt. Die Bedeutung einer stringenten Vorbereitung wird allenthalben betont. Das aktuell fehlende Konzerninsolvenzrecht wird kontrovers beurteilt und teilweise beklagt. Ein möglicher Ausweg wird pragmatisch in einem auf eine Konzernstruktur abgestimmtes Planverfahren gesehen, wie es sich in der vorliegenden Studie explizit auch im Verfahren Walter Services zeigt. *vgl. Paulus/Hörmann, NZI, 14-15/2013 MAZARS Consulting GmbH MAZARS ESUG-Radar 2014 final 6

Executive Summary (3/3) Hinsichtlich der Debt-Equity-Optionen kann generell gesagt werden, dass sie kaum gezogen werden. Banken sehen hiervon u.a. auch wegen der RWA-Implikationen und den verschärften Konsolidierungsregelungen nach IFRS ab. Insofern ist hier eher ein Betätigungsfeld von Distress Investoren zu sehen, was in der Praxis bisher aber nur vereinzelt Widerhall gefunden hat. Ein Beispiel, wie professionell damit umgegangen werden kann bietet das Verfahren Centrotherm photovoltaics AG, bei dem der Debt-Equity-Swap durch Bildung einer Auffanggesellschaft realisiert wurde. Das 270b-Verfahren dauerte mit 321 Tagen fast so lang wie das des Rekordhalters Sass Metall, was aber vor dem Hintergrund der höchst komplexen Strukturierung und dem Innovationsgrad der Lösung leicht nachvollziehbar ist. Ein wenig zu beobachtendes Phänomen ist, dass ein 270er-Verfahren bereits vor der Eröffnung wieder aufgehoben resp. der Antrag zurückgezogen oder nicht bewilligt wird. Dies kann auch in bestimmten Konstellationen als Erfolg gesehen werden. Die Vorteile einer diskreten Behandlung durch die Nicht- Veröffentlichungspflicht im Antragsverfahren wird nach Aussage einiger durch die erforderliche Veröffentlichung bei Eröffnung konterkariert. Insofern könnte die Nicht-Eröffnung eine gezielte Maßnahme sein; In jedem Fall lohnt auch hier eine weitere Beobachtung der Entwicklung. MAZARS Consulting GmbH MAZARS ESUG-Radar 2014 final 7

B. ESUG Einführung Intention des Gesetzgebers und Implikationen auf das Insolvenzumfeld MAZARS Consulting GmbH MAZARS ESUG-Radar 2014 final 8

Vier Gesetzesschwerpunkte dienen der erleichterten Sanierung von Unternehmen Intention des Gesetzgebers und Schwerpunkte der Neuerungen durch ESUG Ziele des Gesetzgebers Schwerpunkte des ESUG Auswirkungen/Maßnahmen Erleichterung der Sanierung von Unternehmen Stärkung der Gläubigerautonomie Schutzschirmverfahren für Schuldner Ausbau des Insolvenzplanverfahrens Erleichterung der Eigenverwaltung Möglichkeit zur Einrichtung eines vorläufigen Gläubigerausschusses unmittelbar Ausstattung des Gläubigerausschusses mit weitreichenderen Befugnissen Möglichkeit zur Anordnung der vorläufigen Eigenverwaltung in der Phase zwischen Antragstellung und Eröffnung ( 270a) Einführung eines Schutzschirmverfahrens als eigenständiges Sanierungsverfahren ( 270b) Möglichkeit zur Umwandlung von Fremdkapital in Eigenkapital Stärkere Verhinderung von Obstruktion Erleichterte Aufhebung des Insolvenzverfahrens Möglichkeit zum Eigenantrag des Schuldners Quelle: MAZARS Consulting MAZARS Consulting GmbH MAZARS ESUG-Radar 2014 final 9

Im Rahmen der Studie werden aktuellen Entwicklungen aufgegriffen und Erfolgsfaktoren abgeleitet Quantitative Untersuchung aller bisher angemeldeten 270er-Verfahren* 1 Einschätzung des zeitlichen Verlaufs der Verfahren Beurteilung der Erfolgswahrscheinlichkeit 2 Ziele der Studie 3 Aufzeigen von Trends Ableitung von Best-Practice und Erfolgsfaktoren 4 Qualitative Untersuchung ausgewählter 270er-Verfahren * Aufgrund der fehlenden eindeutigen Veröffentlichungspflicht im Bereich der 270er Verfahren gibt es hier eine grundsätzliche Unsicherheit. Allerdings liegt diese Unsicherheit durch die der Auswertung der amtlichen Veröffentlichungen und auch der Pressemitteilungen durch InDat im Bereich von unter 5%. MAZARS Consulting GmbH MAZARS ESUG-Radar 2014 final 10

Gestaltungsmöglichkeiten und Komplexität haben im Insolvenzumfeld durch das ESUG deutlich zugenommen 3 Wege in die Insolvenz, 4 hinaus schematische Darstellung Hauptaktionsstränge Einstieg klassischer Insolvenzantrag Antrag auf Schutzschirm Antrag auf Eigenverwaltung Nein Stattgegeben? Stattgegeben? Nein Phase I Vorläufige Insolvenz Ja Ausarbeitung Insolvenzplan Ja Nein bestätigt? Ja Eröffnung Eigenverwaltung Phase II Eröffnung Regelinsolvenz Nein erfolgreich? Ja Ausstieg Abwicklung Übertragende Sanierung Aufhebung Rücknahme MAZARS Consulting GmbH MAZARS ESUG-Radar 2014 final 11

C. Analyse der ESUG Anträge und Verfahren Ergebnisse aus 440 Anträgen nach eineinhalb Jahren ESUG MAZARS Consulting GmbH MAZARS ESUG-Radar 2014 final 12

MAZARS hat 440 bekannt gewordenen 270er-Anträge seit Einführung des ESUG untersucht und 189 qualifiziert ausgewertet Übersicht bekannt gewordene Verfahren 01.03.2012 01.10.2013 440 340 189 ESUG-Verfahren wurden u.a. nach folgenden Kriterien detailliert analysiert Art des Insolvenzantrags 270a vs. 270b Art der Eröffnung Regelinsolvenz vs. Eigenverwaltung 189 Anzahl Fälle die von Eigenverwaltung in Regelinsolvenz überführt wurden Dauer zwischen Antrag, Eröffnung und Aufhebung Die Analysen bilden die Grundlage für eine detaillierte Betrachtung von repräsentativen Einzelfällen, woran die Erfolgsfaktoren und Stolpersteine des neuen ESUG exemplarisch erläutert werden Summe der Anträge Summe der wirtschaftlichen Einheiten Summe ausgewertete Fälle* * Gesamtheit der ausgewerteten Datensätze Quelle: Verlag INDat; MAZARS Consulting MAZARS Consulting GmbH MAZARS ESUG-Radar 2014 final 13

Bei 78% aller 270er-Anträge ist das Verfahren bereits eröffnet worden ca. ¼ der Anträge wurde abgelehnt und als Regelinsolvenz eröffnet Anzahl der Anträge nach 270a und 270b (Stand 01.10.2013) Anzahl / % Anteil Eröffnungen in Eigenverwaltung und Regelinsolvenz Anzahl / % 270b 63 33% 189 270a 126 67% Bei 78% aller untersuchten Anträge wurde das Verfahren bereits eröffnet; 22% der Verfahren waren vorläufig Regelinsolvenz 41 28% 147 Eigenverwaltung 106 72% Quelle: Verlag INDat; MAZARS Consulting MAZARS Consulting GmbH MAZARS ESUG-Radar 2014 final 14

Bislang wurden 270er-Verfahren insbesondere von größeren Unternehmen gewählt Vergleich Anträge nach 270 vs. Gesamtverfahren März 2012 Juni 2013 (Summe 27.819 Insolvenzen) 1 Anträge nach 270a bzw. 270b an Gesamtverfahren 1% 3 Anträge nach 270a bzw. 270b an Gesamtverfahren > 100 Mitarbeiter (Summe 325) Ca. 50% 2 Anträge nach 270a bzw. 270b an Gesamtverfahren > 11 Mitarbeiter (Summe 2.708) 6% Aufgrund der Komplexität und damit verbundenen Kosten der Verfahren machen Anträge nach 270a bzw. 270b meist nur bei größeren Unternehmen Sinn bspw. Kosten für erweiterte juristische Beratung, Planerstellung, Kosten für Eigenverwalter Unabhängig von der Kostenfrage kann teilweise nur in Eigenverwaltung die erforderliche Rechtsgrundlage für die Fortführung des Geschäfts aufrechterhalten werden (bspw. Apotheken und Steuerberater) Quelle: Verlag INDat; MAZARS Consulting; statistisches Bundesamt MAZARS Consulting GmbH MAZARS ESUG-Radar 2014 final 15

Derzeit zeichnet sich kein Trend zu einer vermehrten Nutzung der 270er-Verfahren ab bislang wurden 270a-Verfahren favorisiert Entwicklung der Anträge nach 270a und 270b Q1 2012 nur Monat März 31 16 26 13 32 8 26 6 33 9 32 8 Keine typische Anlaufkurve vorhanden viele Unternehmen haben offenbar auf die Verabschiedung des Gesetzes gewartet und standen in den Startlöchern Insgesamt flache Entwicklung der 270er-Verfahren ohne erkennbaren Trend - bisherige Erfahrungen haben nicht zu einer stärkeren Nutzung geführt 270b-Verfahren nach euphorischer Anfangsphase rückläufig Erfahrung zeigt, dass Schutzschirmverfahren in der Umsetzung aufwendig sind 270a 9 270b 3 6 Q1 2012 15 Q2 2012 13 Q3 2012 24 Q4 2012 20 Q1 2013 24 24 Q2 2013 Q3 2013 Hingegen bei 270a-Verfahren Trend zu vermehrter Nutzung 270a als kleiner Schutzschirm deutlich einfacher durchzuführen als 270b Gespräche mit Insolvenzverwaltern lassen vermuten, dass der Tatbestand der drohenden Zahlungsunfähigkeit für Gerichte häufig schwer einzuschätzen ist (bspw. Stichtagsproblematik). Daher neigen die Gerichte zu 270a anstelle von 270b. Quelle: Verlag INDat; MAZARS Consulting MAZARS Consulting GmbH MAZARS ESUG-Radar 2014 final 16

30% aller Anträge auf Eigenverwaltung wurden abgelehnt und das Verfahren in Regelinsolvenz eröffnet 270a Antrag auf Eigenverwaltung 126 31 95 Meist genannte Gründe für die Ablehnung eines Antrags auf Eigenverwaltung Fehlende Vorbereitung von Schuldner und Gläubiger dadurch Zeit und Geld knapp 67 Ca. 30% aller eröffneten Verfahren 28 Kein Prepackaged-Plan Fehlendes Verständnis seitens des Schuldners (siehe Case Study dapd) Fehlende Zustimmung des Gläubigerausschussses Anzahl Anträge insgesamt 1 vorläufige Eigenverwaltung Summe eröffnet davon in Eigenverwaltung davon in Regelinsolvenz 1 bereinigt um Einzelgesellschaften (ohne Bereinigung 277 Anträge) Quelle: Verlag INDat; MAZARS Consulting MAZARS Consulting GmbH MAZARS ESUG-Radar 2014 final 17

20% aller Schutzschirmverfahren wurden in Regelinsolvenz eröffnet 270b Antrag auf Schutzschirmverfahren 63 10 53 Meist genannte Gründe für die Ablehnung der Eigenverwaltung Frist für Planvorlage wurde nicht eingehalten 42 Ca. 20% aller eröffneten Verfahren 11 Inhaltliche Defizite im Insolvenzplan Widerstand im Gläubigerkreis Nicht ausreichend geeignete Geschäftsführung / Vorstand Operative Themen sollten bereits vor dem vorläufigen Verfahren angegangen werden, damit im vorläufigen Verfahren Ergebnisse erzielt werden - bspw. Verhandlung mit Leasinggesellschaften Anzahl Anträge insgesamt 1 davon im Schutzschirm Summe eröffnet davon in Eigenverwaltung davon in Regelinsolvenz 1 bereinigt um Einzelgesellschaften (ohne Bereinigung 163 Anträge) Quelle: Verlag INDat; MAZARS Consulting MAZARS Consulting GmbH MAZARS ESUG-Radar 2014 final 18

Die Erfolgsaussichten einer Sanierung in Eigenverwaltung nach 270b sind bisher deutlich besser Vergleich des Erfolges abgeschlossener Verfahren 270a vs. 270b Summe 18 21 Übergang in Regelinsolvenz Aufhebung nach 258 9 (50%) 9 Quelle: Verlag INDat; MAZARS Consulting 4 (20%) 17 270a 270b Meist gennannte Vorteile einer Sanierung im Schutzschirmverfahren 270b ggü. 270a Größerer Verhandlungsspielraum mit den Gläubigern Erhöhte Einflussnahme durch Mitbestimmung des Sachwalters (Vertrauensvorteil) Schuldner kann einfacher Masseverbindlichkeiten begründen (vgl. 270b Abs. 3 Satz 1 InsO) 270b kommt generell schneller zu Aufhebung vgl. 270b Abs. 4 Nr. 2 InsO Aber Deutlich komplexerer Verfahrensverlauf Höhere Verfahrenskosten Frist von 3 Monaten ist u.u. schwer einzuhalten Möglicherweise Besteuerung der Sanierungsgewinne MAZARS Consulting GmbH MAZARS ESUG-Radar 2014 final 19

270b-Verfahren sind auf der Überholspur : Sie werden im Mittel 92 Tage früher aufgehoben als 270a-Verfahren Analyse der Dauer von 270er-Verfahren (1) 270a Verfahren Zeitpunkt der Antragsstellung Dauer bis zur Aufhebung nach 258 InsO Min. 175 Tage Ø 298 Tage 1 Max. 529 Tage Kürzestes Verfahren: Eröffnung nach.81 Tagen Aufhebung nach weiteren...94 Tagen Insgesamt...175 Tage TELBA AG (s. Case Study) Längstes Verfahren: Eröffnung nach.46 Tagen Aufhebung nach weiteren..483 Tagen Insgesamt...529 Tage SIAG Industrie GmbH 270b Verfahren Zeitpunkt der Antragsstellung Dauer bis zur Aufhebung nach 258 InsO Min. 80 Tage Ø 206Tage 1 Max. 326 Tage Kürzestes Verfahren: Eröffnung nach...18 Tagen Aufhebung nach weiteren 62 Tagen Insgesamt...80 Tage Solarwatt AG (s. Case Study) Längstes Verfahren: Eröffnung nach.40 Tagen Aufhebung nach weiteren..286 Tagen Insgesamt...326 Tage Sass Metall GmbH 1 Ø über alle Verfahren Quelle: Verlag INDat; MAZARS Consulting MAZARS Consulting GmbH MAZARS ESUG-Radar 2014 final 20

Bis zur Eröffnung ist der Zeitbedarf bei beiden Verfahrensarten gleich die Dauer des eröffneten Verfahrens macht den Unterschied Analyse der Dauer von 270er-Verfahren (2) 270a Verfahren Zeitpunkt der Antragsstellung Dauer bis zur Eröffnung Dauer bis zur Aufhebung Min. 15 Tage Ø 67 Tage 1 Max. 100 Tage Min. 11 Tage Ø 243 Tage 1 Max. 483 Tage 270b Verfahren Zeitpunkt der Antragsstellung Dauer bis zur Eröffnung Dauer bis zur Aufhebung Min. 26 Tage Ø 66 Tage 1 Max. 94 Tage Min. 62 Tage Ø 136 Tage 1 Max. 286 Tage 1 Ø über alle Verfahren Quelle: Verlag INDat; MAZARS Consulting MAZARS Consulting GmbH MAZARS ESUG-Radar 2014 final 21

D. Case Studies Erfolgsfaktoren und Stolpersteine ausgewählter ESUG Verfahren MAZARS Consulting GmbH MAZARS ESUG-Radar 2014 final 22

Sechs prägnante 270er-Verfahren wurden einer detaillierten Betrachtung unterzogen Übersicht Case Studies Unternehmen Verfahrensart Auswahlgrund 270a das schnellste 270a-Verfahren 270b das kürzeste aller betrachteten 270b- Verfahren 270a ein 270a Verfahren, eröffnet in Regelinsolvenz 270b Debt-to-Equity Swap in der Praxis 270b Konzerninsolvenz im Planverfahren Quelle: MAZARS Consulting MAZARS Consulting GmbH MAZARS ESUG-Radar 2014 final 23

Anhand der Best Practice Fälle konnten zwei wesentliche Erfolgsfaktoren identifiziert werden Erfolgsfaktoren bei 270er-Verfahren 1) Prozessmanagement 2) Stakeholdermanagement 1.1 1.2 Verfahrenskenntnis über 270er- Verfahren In Insolvenzsachen erfahrenes Restrukturierungsteam Bedürfnisorientierte Kommunikation und Transparenz Frühzeitige Einbindung und aktive Beteiligung der Stakeholder Berücksichtigung sozialer und emotionaler Faktoren in Insolvenzsituationen 2.1 2.2 Quelle: MAZARS Consulting MAZARS Consulting GmbH MAZARS ESUG-Radar 2014 final 24

Die Eigenverwaltung der TELBA AG war das schnellste 270a-Verfahren > CASE STUDY. TELBA Unternehmenssitz Branche Umsatz 2012 [in Mio. EUR] Anzahl Mitarbeiter (Konzern) Art des Verfahrens Antrag Eröffnung Eigenverwaltung Bestätigung Insolvenzplan Aufhebung Verfahrensdauer Sachwalter Eigenverwalter Düsseldorf ITK Ca. 75 ca. 550 270a 08.07.2013 27.09.2013 26.11.2013 30.12.2013 Ca. 6 Monate Horst Piepenburg (Piepenburg Gerling) Dr. Dirk Andres (andres schneider) 3 Fragen an Dr. Dirk Andres (Eigenverwalter) M: Was waren die wesentlichen Erfolgsfaktoren bei dem Verfahren? A: Die Arbeit eines insolvenzerfahrenen Restrukturierungsteams als Eigenverwalter. Das Team ist es gewohnt nicht nur als Berater aufzutreten, sondern Entscheidungen im Unternehmen aktiv mitzugestalten. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die Teammitglieder wissen, wie Beteiligte in Insolvenzsituationen reagieren. Die Arbeit muss auf der juristischen, betriebswirtschaftlichen sowie kommunikativen Ebene erfolgen. M: Welche Stolpersteine gab es bei der Eigenverwaltung? A: Teilweise große Ressentiments von Seiten professioneller Gläubiger aufgrund negativer Erfahrungen mit Eigenverwaltungen in anderen ESUG-Fällen. Es war viel Überzeugungsarbeit zu leisten. M: Welches Fazit ziehen Sie? A: Mit einem kompetenten Restrukturierungsteam, welches Insolvenzerfahren ist, kann die Eigenverwaltung in sehr kurzer Zeit gelingen. Die transparente und offene Kommunikation mit allen Beteiligten erhöht die Glaubwürdigkeit bei den wesentlichen Stakeholdern und führt so zu einer erfolgreichen Eigenverwaltung. MAZARS Consulting GmbH MAZARS ESUG-Radar 2014 final 25

Solarwatt war das kürzeste aller betrachteten 270b-Verfahren > CASE STUDY. SOLARWATT Unternehmenssitz Branche Umsatz 2011 [in Mio. EUR] Anzahl Mitarbeiter 2011 Art des Verfahrens Antrag Eröffnung Eigenverwaltung Aufhebung Verfahrensdauer Sachwalter Eigenverwalter Dresden Erneuerbare Energien 184 458 270b 13.07.2012 31.07.2012 01.10.2012 Ca. 2,7 Monate Dr. Rainer Bähr (Hermann Rechtsanwälte) Andreas Ziegenhagen (DENTONS) 3 Fragen an Dr. iur h.c. Rainer Bähr (Sachverwalter) M: Was waren die wesentlichen Erfolgsfaktoren bei dem Verfahren? B: Optimale Zusammenarbeit hochprofessioneller Teams von Berater- und Sachwalterseite und vollständige Transparenz gegenüber den wesentlichen Stakeholdern des schuldnerischen Unternehmens. Einer der Altgesellschafter konnte für Neuinvestition überzeugt werden, so dass bereits unmittelbar nach Antragstellung mit der Erstellung des Insolvenzplans begonnen werden konnte und parallel die erforderlichen Vorabstimmungen mit den wesentlichen Stakeholdern erfolgte. M: Welche Stolpersteine gab es bei der Eigenverwaltung? B: Schwierige Branche; Zeitschiene jeder Tag in der Insolvenz bedeutete Umsatzausfall; Kampf zwischen Schuldverschreibungsgläubigern und gesicherten Gläubigern um die Quote (Frage der Bewertung der Sicherheiten) M: Welches Fazit ziehen Sie? B: Eigenverwaltungen, insbesondere Schutzschirmverfahren können nur erfolgreich durchgeführt werden, wenn auf Berater- und Sachwalterseite Teams arbeiten, die neben einer hohen insolvenzrechtlichen Fachkompetenz zugleich über kaufmännischen Sachverstand, Teamfähigkeit und hohe soziale Kompetenz verfügen und in zeitkritischen Verfahren Tag und Nacht im Einsatz sind. MAZARS Consulting GmbH MAZARS ESUG-Radar 2014 final 26

dapd Nachrichtenagentur Beteiligungs GmbH: ein 270a Verfahren, eröffnet in Regelinsolvenz > CASE STUDY. DAPD Unternehmenssitz Branche Umsatz 2011 [in Mio. EUR] Anzahl Mitarbeiter 2011 Art des Verfahrens Antrag Eröffnung Eigenverwaltung Aufhebung (Regelinsolvenz) Verfahrensdauer Insolvenzverwalter Eigenverwalter Berlin Nachrichten 31,7 Ca. 200 270a 02.10.2012 01.12.2012 08.01.2012 Ca. 3 Monate Christian Köhler-Ma (Olswang) Wolf-Rüdiger von der Fecht (Metzeler von der Fecht) 3 Fragen an Christian Köhler-Ma (Insolvenz/-Eigenverwalter) M: Was waren die wesentlichen Erfolgsfaktoren bei dem Verfahren? K: Das Verfahren war hier eher ein Misserfolg. Die alte Geschäftsführung legte ihr Amt nach Beantragung der Eigenverwaltung nieder, so dass der eingesetzte CRO auf sich gestellt war. Eigentlich war das eine normale Insolvenz mit zwei Verwaltern, einem als CRO und einem als Sachwalter. Der fundamentale Umbruch in der Branche gigantische kostenlose Informationsangebote im Internet führten dazu, dass die Insolvenzschuldnerin ihr Geschäftsmodell nie erfolgreich etablieren konnte. M: Welche Stolpersteine gab es bei der Eigenverwaltung? K: Die Eigentümer waren nicht mehr willens, weitere Liquidität für die Fortführung des Geschäftsmodells bereitzustellen. Schon allein aufgrund des mangelnden Interesses der Eigentümer und der alten Geschäftsführung wurde es schwierig, Geldgeber für eine Fortführung mit anschließender Übernahme zu finden. Der Antrag auf Eigenverwaltung diente mehr der Gesichtswahrung als einer durchdachten Verfolgung der damit verbundenen Möglichkeiten. M: Welches Fazit ziehen Sie? K: Eine Sanierung war in der von radikalen Umwälzungen und Umsatzeinbrüchen gekennzeichneten Branche de facto unmöglich. Die Eigenverwaltung wird manchmal aus dem falschen Motiv Verharmlosung der Insolvenz als Antrag gewählt. MAZARS Consulting GmbH MAZARS ESUG-Radar 2014 final 27

Centrotherm photovoltaics AG Debt-to-Equity Swap in der Praxis > CASE STUDY. CENTROTHERM Unternehmenssitz Branche Umsatz 2011 [in Mio. EUR] Anzahl Mitarbeiter 2011 Art des Verfahrens Antrag Eröffnung Eigenverwaltung Aufhebung (Regelinsolvenz) Verfahrensdauer Sachwalter Eigenverwalter Blaubeuren Erneuerbare Energien Ca. 700 Ca. 1.400 270b 12.07.2012 01.10.2012 29.05.2013 Ca. 10,7 Monate Prof. Dr. Martin Hörmann (ct pv AG) Alexander Reus (Tochtergesellschaften) (anchor Rechtsanwälte) Tobias Hoefer (Hoefer Schmidt-Thieme) 3 Fragen an Prof. Dr. Martin Hörmann (Sachwalter) M: Was waren die wesentlichen Erfolgsfaktoren bei dem Verfahren? H: Die Einbindung der Gläubiger (nicht nur im Rahmen der zahlreichen Gläubigerausschusssitzungen) und deren aktive Teilhabe am Sanierungsprozess. Hinzu kam das professionelle Zusammenspiel zwischen der Geschäftsleitung, den Beratern, der Eigenverwaltung, der Sachverwaltung und dem Insolvenzgericht. M: Welche Stolpersteine gab es bei der Eigenverwaltung? H: Die Herausforderung in diesem Verfahren bestand zum einen darin, dass es das erste Schutzschirmverfahren einer börsennotierten Aktiengesellschaft war und damit eine höhere rechtliche Komplexität auswies. Zum anderen erfordert die Eigenverwaltung einen deutlichen Kommunikationsmehraufwand zwischen allen Beteiligten. M: Welches Fazit ziehen Sie? H: Wenn die am Insolvenzverfahren Beteiligten die ihnen zugewiesene Verantwortung wahrnehmen, eröffnen die Instrumente des ESUG bei konsensualer Anwendung neue Optionen zur erfolgreichen Unternehmenssanierung. Hier können auch die Gesellschafter eine Rolle spielen und Teil der Lösung und nicht des Problems sein. Zur konfrontativen Durchsetzung von Gesellschafterinteressen eignen sich diese Instrumente nicht. MAZARS Consulting GmbH MAZARS ESUG-Radar 2014 final 28

walter services Gruppe Konzerninsolvenz im Planverfahren > CASE STUDY. WALTER SERVICES GRUPPE Unternehmenssitz Branche Umsatz [in Mio. EUR] im GJ vor Antrag (2012) Plan für 2014 Anzahl Mitarbeiter im GJ vor Antrag (2012) Plan für 2014 Ettlingen Call Center Betreiber Ca. 175 80 8.300 6.000 3 Fragen an Dr. Jan M. Plathner (CRO in der Eigenverwaltung) M: Was waren die wesentlichen Erfolgsfaktoren bei dem Verfahren? P: Als erstes waren es die motivierten Mitarbeiter, die die erfolgreiche Sanierung erst möglich gemacht haben. Hinzu kam der Faktor, dass sich der Gesellschafter bereits mit der Antragstellung bereit erklärt hatte, einen Insolvenzplan zu finanzieren. Ebenfalls hat sich gezeigt, dass eine enge Zusammenarbeit mit dem Insolvenzgericht ein Erfolgsfaktor ist. Auch die Möglichkeit Einfluss auf die Wahl eines geeigneten Sachwalters zu haben, steigert die Chancen Art des Verfahrens Antrag Eröffnung Eigenverwaltung Aufhebung Verfahrensdauer Sachwalter Eigenverwalter 270b 25.07.2013 01.10.2013 31.12.2013 Ca. 4 Monate Arndt Geiwitz (Schneider Geiwitz) Dr. Jan M. Plathner Dr. Christoph Morgen (Brinkmann&Partner) M: Welche Stolpersteine gab es bei der Eigenverwaltung? P: Viele Beteiligte (insb. Kunden und Lieferanten) waren mit dem Schutzschirmverfahren nicht vertraut. Bei einigen Beteiligten bestand nur eine geringe Akzeptanz ( bei einem Regelverfahren wissen wir was passiert ). Ebenso hat das fehlende Konzerninsolvenzrecht zum Teil Probleme gemacht. M: Welches Fazit ziehen Sie? P: Aufgrund der guten Vorbereitung des Verfahrens war ein schneller Abschluss des Verfahrens und der Erhalt vieler Arbeitsplätze möglich. Komplexe Konzernstrukturen konnten durch einen Insolvenzplan besser strukturiert werden. Dieses Verfahren zeigt, dass das Schutzschirmverfahren geeignet ist, die Sanierungswerkzeuge der InsO optimal zu nutzen. MAZARS Consulting GmbH MAZARS ESUG-Radar 2014 final 29

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Ihre Ansprechpartner Dr. Jochen Brinkmann Managing Director Thilo Herbertz Senior Consultant MAZARS Consulting GmbH Bennigsen Platz 1 40474 Düsseldorf Telefon: +49 (0) 211 8399 350 Mobil: +49 (0) 172 262 3311 E-Mail: jochen.brinkmann@mazars.de MAZARS Consulting GmbH Bennigsen Platz 1 40474 Düsseldorf Telefon: +49 (0) 211 8399 393 Mobil: +49 (0) 172 6355 726 E-Mail: thilo.herbertz@mazars.de MAZARS Consulting GmbH MAZARS ESUG-Radar 2014 final 31

MAZARS GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft MAZARS Consulting GmbH MAZARS Tax GmbH Steuerberatungsgesellschaft Rechtsanwaltsgesellschaft www.mazars.de www.mazars.com BERLIN Hausvogteiplatz 10 10117 Berlin Telefon: +49 30 200774-0 DÜSSELDORF Bennigsen-Platz 1 40474 Düsseldorf Telefon: +49 211 8399-0 FRANKFURT Theodor-Stern-Kai 1 60596 Frankfurt am Main Telefon: +49 69 96765-0 STUTTGART Friedrichstraße 10 70174 Stuttgart Telefon: +49 711 601787-0 LEIPZIG Neumarkt 9 A 04109 Leipzig Telefon: +49 341 1263-0 MÜNCHEN Bernhard-Wicki-Straße 7 80636 München Telefon: +49 89 21636-0