INFOPORT. Innovationen in Ostdeutschland. Perspektiven aus Sicht privater Banken. Ausgabe 5/2010, 16. Dezember 2010



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Transkript:

mit dieser letzten INFOPORT-Ausgabe des Jahres 2010 wünschen wir Ihnen und Ihrer Familie zugleich eine frohe Weihnacht und für das neue Jahr alles Gute, beste Gesundheit sowie persönliches und berufliches Wohlergehen. INFOPORT Ausgabe 5/2010, 16. Dezember 2010 In diesem Sinne grüßt Sie herzlich Ihr Team aus dem Ostdeutschen Bankenverband e.v. Das Innovationsgeschehen in Ostdeutschland Innovation Was ist das? Merkmale der Innovationslandschaft Markterfolge Herausforderungen für die Politik Innovationsfinanzierung Fazit Innovationen in Ostdeutschland Perspektiven aus Sicht privater Banken Die Verbandssicht kurz und bündig: Seit 1990 beachtliche Innovationspotenziale entstanden: Unternehmenssektor, Hochschulen, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen. Innovationslandschaft: Weiterhin Ost West Strukturunterschiede, im Osten insbesondere höheres Gewicht der öffentlichen und geringeres Gewicht der privatwirtschaftlichen Forschung und Entwicklung (FuE). Im Osten im Vergleich zum Westen höherer Innovationsinput, aber geringerer Output. Rückstand primär durch unterschiedliche Unternehmensgrößenstrukturen in Ost und West bedingt. Erreichtes Niveau der Innovationserfolge im Osten insgesamt beachtlich. Kleinteilige Unternehmensgrößenstruktur ist nach wie vor Hemmnis für noch bessere Entwicklung. Daher weiterhin Anreize zur Verstärkung der FuE Kooperationen bzw. Netzwerkbildung zwischen Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen erforderlich. Innovationsförderung von Bund und Ländern setzt hier richtigerweise an. Beachtliche Innovationslandschaft = wichtigstes Wachstumspotenzial in Ostdeutschland

Innovationen prägen Zukunftschancen Die ostdeutsche Wirtschaft steht in einem intensiven Wettbewerb mit Unternehmen aus dem In und Ausland. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor in diesem Wettbewerb sind Innovationen, also neue Produkte und Produktionsverfahren. Voraussetzung hierfür sind Forschungsund Entwicklungsaktivitäten (FuE) in Unternehmen oder in FuE Verbünden, in denen Unternehmen untereinander bzw. mit Hochschulen oder Forschungseinrichtungen kooperieren. Für die künftige Entwicklung der ostdeutschen Wirtschaft ist es von entscheidender Bedeutung, wie gut die vorhandenen FuE Potenziale genutzt werden, um die Innovationserfolge der Unternehmen weiter zu steigern und damit die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts auf dem Weltmarkt zu sichern. Doch: Wie steht es hier derzeit um die Rahmenbedingungen für die Entwicklung von Innovationen? Welche Merkmale kennzeichnen die Innovationslandschaft in Ostdeutschland und welche Innovationspotenziale sind vorhanden? Welches Ausmaß haben Innovationsaktivitäten in der ostdeutschen Wirtschaft und welche Innovationserfolge werden damit auf den Märkten erzielt? Welche Hemmnisse stehen einer noch stärkeren Innovationsorientierung bzw. Ausschöpfung der Potenziale entgegen und wie können diese Hemmnisse überwunden werden. Diesen Fragen näher nachzugehen, ist im Interesse der Standortentwicklung sinnvoll. Das Innovationsgeschehen in Ostdeutschland Innovation Was ist das? Innovation: mehr als nur die Entwicklung neuer Produkte Innovationen sind die Umsetzung von Ideen in neue oder verbesserte marktfähige Produkte, in neue Produktionsverfahren oder andere organisatorische Verbesserungen. Im Einzelnen lassen sich folgende Arten von Innovationen unterscheiden: Produktinnovationen sind neue bzw. merklich verbesserte Produkte oder Dienstleistungen, die Unternehmen auf den Markt bringen. Prozessinnovationen sind neue oder merklich verbesserte Fertigungs und Verfahrenstechniken bzw. Verfahren zur Erbringung von Dienstleistungen, die in Unternehmen umgesetzt werden. Marktneuheiten sind neue oder merklich verbesserte Produkte bzw. Dienstleistungen, die ein Unternehmen als erster Anbieter auf dem Markt einführt. Für das anbietende Unternehmen stellen Innovationen einen wichtigen Wettbewerbsvorteil dar. Gänzlich neue Produkte eröffnen dem Erstanbieter die Möglichkeit zur Erzielung hoher Pioniergewinne mindestens so lange, bis Wettbewerber vergleichbare Produkte auf den Markt bringen. Neue Produktionsverfahren führen zu niedrigeren Produktionskosten oder einer höheren Produktqualität und verbessern somit ebenfalls die Wettbewerbsposition eines Unternehmens. Deutliche Ost/West Strukturunterschiede Merkmale der Innovationslandschaft 20 Jahre nach der Deutschen Einheit weist die ostdeutsche Innovationslandschaft im Vergleich zu derjenigen im westlichen Bundesgebiet immer noch eine Reihe von Besonderheiten auf: Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) haben in Ostdeutschland einen wesentlich höheren Anteil an der Gesamtwertschöpfung als im Westen. Kleine Betriebe mit einem Jahresumsatz bis 5 Mio. Euro erwirtschaften in West 2 Ostdeutscher Bankenverband e.v. INFOPORT 5/2010

deutschland nur 17%, in Ostdeutschland aber mehr als ein Drittel der Wertschöpfung. Unternehmen mit mehr als 50 Mio. Euro Jahresumsatz, die im Westen zwei Drittel der Wirtschaftsleistung erbringen, tragen in Ostdeutschland hingegen nur zu rund einem Drittel zur Wertschöpfung bei (s. Grafik 1). Die Ursache hierfür: Im Osten gibt es wesentlich weniger Großunternehmen und somit auch weniger Unternehmenszentralen. Typischerweise sind die Forschungs und Entwicklungsabteilungen von Unternehmen aber am Standort der Unternehmenszentralen angesiedelt. Ein Blick auf den jeweiligen Anteil der in Forschung und Entwicklung Beschäftigten an allen Erwerbstätigen (d.h. auf die sog. FuE Personalintensität) zeigt, dass FuE Kapazitäten von Unternehmen in Westdeutschland wesentlich stärker vertreten sind als im Osten. Schon bei einer Gesamtbetrachtung aller FuE Beschäftigten liegt Westdeutschland mit 13,2 je 1.000 Erwerbstätige vor Ostdeutschland mit 10,8. Noch wesentlich ausgeprägter ist der Unterschied bei den FuE Beschäftigten in Unternehmen (West: 8,1; Ost: 4,3). Der Unternehmenssektor beschäftigt in Westdeutschland also zwei Drittel des gesamten FuE Personals. In Ostdeutschland sind hingegen 60% des FuE Personals in Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen und nur 40% in Unternehmen beschäftigt (s. Grafik 2). Ein weiterer Indikator für die Innovationsorientierung ist die Forschungsintensität, gemessen als Anteil der FuE Ausgaben am Bruttoinlandsprodukt. Die Forschungsintensität Ostdeutschlands (mit Berlin) ist zwar geringer als im westlichen Bundesgebiet, liegt im europäischen Vergleich aber über dem Durchschnitt der EU 15 Länder und sehr deutlich über den Werten der mitteleuropäischen Nachbarn Tschechien und Polen (s. Grafik 3). Wie beim FuE Personal zeigt sich in Ostdeutschland allerdings auch bei den FuE Ausgaben im Vergleich zu Westdeutschland und Westeuropa und auch in Relation zu Tschechien ein höherer Anteil von Forschungseinrichtungen und Hochschulen und ein geringeres Gewicht der Privatwirtschaft. Die große Bedeutung der öffentlichen Forschung in Ostdeutschland ist eine Folge der Systemtransformation nach 1990. Die vormaligen Forschungskapazitäten der DDR Staatsbetriebe konnten zum Teil aus Kosten und Wettbewerbsgründen nicht fortgeführt wer 3 FuE Kapazitäten stark im öffentlichen Sektor Forschungsintensität im europäischen Vergleich beachtlich INFOPORT 5/2010 Ostdeutscher Bankenverband e.v. 3

FuE im Osten: wichtiger Baustein im deutschen Innovationssystem den, teilweise wurden auch zuvor kombinatseigene Forschungseinrichtungen verselbstständigt und als FuE GmbHs fortgeführt. Zugleich erfolgte die Überführung von Hochschulen und weiteren Wissenschaftseinrichtungen in das neue Umfeld. Im Unternehmenssektor wuchsen FuE Kapazitäten sukzessive wieder heran. Im Ergebnis hat die ostdeutsche Innovationslandschaft in den letzten 20 Jahren eine beachtliche Dichte und Qualität erreicht. Ende 2008 waren in Ostdeutschland etwa 2.700 FuE betreibende Unternehmen mit insgesamt über 270.000 Beschäftigten tätig. Von 110 staatlichen Universitäten in Deutschland befinden sich 23 in den ostdeutschen Bundesländern, von 204 Fachhochschulen sind 53 im Osten beheimatet. Im Bereich der außeruniversitären Forschungseinrichtungen liegen 25 von 89 Max Planck Instituten, 33 von 85 Fraunhofer Instituten und 42 der 83 Institute der Leibniz Wissenschaftsgemeinschaft in Ostdeutschland. Die Region ist mit dieser Vielfalt von Institutionen ein wichtiger Baustein in der gesamtdeutschen Forschungslandschaft. Markterfolge Osten liegt bei Innovationsaufwendungen vorn,... Die Messung von Innovationsaktivitäten kann auf der Inputseite, also beim FuE Aufwand, und auf der Outputseite, also bei den betriebswirtschaftlichen Ergebnissen, erfolgen. Außerdem kann mittels der Innovatorenquote festgestellt werden, welcher Teil der Unternehmen innovativ tätig ist. Als Innovatoren werden Betriebe bezeichnet, die innerhalb eines zurückliegenden Dreijahreszeitraums ein Innovationsprojekt erfolgreich abgeschlossen, d.h. zumindest eine Innovation eingeführt haben. Der Anteil der Innovatoren am Unternehmensbestand war 2008 in Ostdeutschland mit 44% niedriger als in Westdeutschland mit 48%. 4 INNOVATIONSINDIKATOREN 2008 (in %) Branche Forschungsintensive Industrie Sonstige Industrie Umsatzanteil neuer Produkte Kostenreduktion d. Prozessinnovation West Ost West Ost 39 35 5,2 5,2 11 11 3,5 2,3 Wissensintensive 14 8 5,0 3,4 Dienst leistungen Sonst. Dienstleistungen 7 5 2,1 1,4 gesamt 17 14 4,0 2,9 Ostdeutscher Bankenverband e.v. (Quelle: ZEW) Unterdurchschnittliche Innovationsergebnisse Zugleich lag die Innovationsintensität also der Anteil der Innovationsaufwendungen am Umsatz der Unternehmen im Osten mit 2,8% über dem westdeutschen Wert von 2,6%. Somit sind im Osten etwas weniger Unternehmen laufend in Innovationsaktivitäten involviert als im Westen, aber ostdeutsche Unternehmen leisten im Vergleich zu westdeutschen einen überdurchschnittlichen Innovationsinput. Daher stellt sich die Frage nach den Innovationserfolgen im Markt. Bei den betriebswirtschaftlichen Ergebnissen erreichen ostdeutsche Unternehmen mit neuen Produkten einen weniger hohen Umsatzanteil und mit Prozessinnovationen geringere Kosteneinsparungen als westdeutsche. Ein Blick auf die einzelnen, in der regelmäßigen Innovationsberichterstattung des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) betrachteten Wirtschaftssektoren zeigt, dass dieser Rückstand Ostdeutschlands beim Innovationserfolg gleichermaßen für die forschungsintensive Industrie, die sonstige Industrie, die wissensintensiven Dienstleistungen und die sonstigen Dienstleistungen gilt. Lediglich im Bereich der Kostenreduzierung durch Prozessinnovationen in der forschungsintensiven Indus trie besteht in Ost und West das gleiche Erfolgsniveau (s. Grafik 4). 4 Ostdeutscher Bankenverband e.v. INFOPORT 5/2010

Die geringeren Innovationserfolge in den ostdeutschen Bundesländern sind allerdings in erheblichem Maße auf die unterschiedlichen Unternehmensgrößenstrukturen in Ost und Westdeutschland zurückzuführen. Auch im westlichen Bundesgebiet steigt die Innovatorenquote mit der Betriebsgröße und kleinere Unternehmen stehen aufgrund des Fixkostencharakters vieler FuE Aktivitäten und von Mindestgrößen, ab denen sich Innovationsprojekte erst rechnen, vor speziellen Innovationshürden. Das bedeutet beispielsweise, dass kleinere Unternehmen für die Umsetzung von Innovationsaktivitäten einen erheblich größeren Teil ihres Umsatzes einsetzen müssen als Großunternehmen, woraus sich zugleich höhere unternehmerische Risiken ergeben. Angesichts der überwiegend von kleinen Betrieben geprägten Unternehmensstruktur sind die Innovationsergebnisse in Ostdeutschland dennoch sehr beachtlich. Zudem konnte in den vergangenen Jahren der zuvor noch erhebliche Rückstand zum westlichen Bundesgebiet bei den Innovationserfolgen deutlich reduziert werden. Bei einer noch besseren Ausschöpfung der in Ostdeutschland vorhandenen Innovationspotenziale wird es auch gelingen, den Abstand weiter zu verringern. aber leichter Rückstand bei Innovationserfolgen Herausforderungen für die Politik Wie dargelegt, stellt die bestehende Unternehmensgrößenstruktur ein wesentliches Hemmnis für ein noch höheres Innovationsniveau in Ostdeutschland dar. Zugleich wurde festgestellt, dass ein erheblicher Teil der FuE Kapazitäten in Ostdeutschland außerhalb des Unternehmenssektors in Hochschulen und Forschungsinstituten angesiedelt ist. Für kleine ostdeutsche Unternehmen ist es daher besonders wichtig, Innovationsprojekte kostenmindernd durch Kooperationen mit anderen Unternehmen sowie mit Forschungsinstituten und Hochschulen zu realisieren. Schon seit der zweiten Hälfte der 1990er Jahre setzt die Innovationspolitik in Ostdeutschland deshalb an der Bündelung und Stärkung vorhandener Potenziale an. Mit Programmen wie ProInno oder InnoRegio startete der Bund ein bis heute stetig weiterentwickeltes Maßnahmenbündel, in dessen Mittelpunkt die Verknüpfung von Innovationspotenzialen in Netzwerken und Forschungsverbünden unter Einbeziehung von Unternehmen, Hochschulen und Forschungsinstituten steht, teilweise ergänzt durch eine besondere Ausrichtung auf die Stärkung regionaler Strukturen. In den letzten Jahren wurden zahlreiche ostdeutschlandspezifische Förderprogramme in bundesweite Programme überführt. Seit 2008 bündelt das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) die bundesweite KMUorientierte Einzelprojekt, Kooperations und Netzwerkförderung. Die auch in anderen Bereichen der bundesweiten Innovationsförderung durchgeführte Straffung der Förderprogramme und der Abbau ostspezifischer Bausteine ist zu begrüßen. Hierdurch wird zum einen die Komplexität der Innovationsförderung reduziert, die von KMU immer wieder als eine wesentliche Hürde für die Inanspruchnahme von Fördermitteln genannt wird. Zum anderen sind 20 Jahre nach der Deutschen Einheit abgesehen von der unterschiedlichen Unternehmensgrößenstruktur und der im Osten höheren Bedeutung öffentlicher Forschungseinrichtungen kaum transformationsbedingte Ost West Unterschiede im Innovationssystem verblieben, die eine ausgeprägte Sonderförderung Ost weiter rechtfertigen würden. Die bundesweite Innovationsförderung wird durch Programme der Länder komplementär ergänzt. Typische Programmbausteine sind hier die einzelbetriebliche FuE Projektförderung, Bündelung von Potenzialen durch Kooperationen und Netzwerke Keine Sonderförderung Ost, sondern bundesweite KMU Innovationsförderung INFOPORT 5/2010 Ostdeutscher Bankenverband e.v. 5

Komplementäre Innovationspolitik der Bundesländer 5 BAUSTEINE DER INNOVATIONSFÖRDERUNG Innovationsfinanzierung ist keine normale Unternehmensfinanzierung FuE Personalförderung ( Innovationsassistent ), die Förderung innovativer Unternehmensgründungen sowie z.t. auch Maßnahmen zur Netzwerk und Kooperationsförderung (s. Grafik 5). Bundesprogramme Typische Programme der Bundesländer Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand Innovationsberatung (ZIM): Projekte, Kooperationen, Netzwerke (Innovationsgutscheine der Länder etc.) Innovationskompetenz Ost (INNO KOM OST) FuE Personalförderung (Innovationsassistent) Technologieorientierte Gründungen (EXIST FuE Projektförderung Gründerstipendium, EXIST Forschungstransfer, Förderung von Netzwerken und Kooperationen High Tech Gründerfonds, ERP Startfonds etc.) Förderung innovativer Gründungen Innovationsberatung (BMWi Innovationsgutscheine etc.) Unternehmensfinanzierung (KfW Angebote: ERP Innovationsprogramm, ergänzend Einsatz allgemeiner KfW Finanzierungsprogramme wie KfW Unternehmerkredit, KfW Unternehmerkapital, ERP Beteiligungsprogramm etc.) Ostdeutscher Bankenverband e.v. breite Palette von Förderinstrumenten Die künftige Innovationspolitik in Ostdeutschland sollte weiterhin auf die Vernetzung der Wissenspotenziale in Unternehmen und Wissenschaft setzen und gleichzeitig die Forschung und Entwicklung im Unternehmenssektor stärken. Mit Blick auf die Instrumente der Innovationspolitik bedeutet dies, dass es weiterhin eine Kombination aus Programmen zur Stärkung von FuE Netzwerken und FuE Kooperationen sowie aus Bausteinen zur einzelbetrieblichen Projektförderung und zur Förderung technologieorientierter Gründungen geben sollte. Ergänzend könnte eine steuerliche Förderung von Forschungs und Entwicklungsaktivitäten hinzutreten, bei der allerdings die unterschiedlichen Größenstrukturen forschender Unternehmen zu berücksichtigen wären. Innovationsfinanzierung In Untersuchungen zum Innovationsgeschehen in Deutschland wird auch die Innovationsfinanzierung oft als ein Hemmnis für eine noch stärkere Umsetzung von Innovationsvorhaben genannt. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Innovationsvorhaben im Vergleich zu anderen Investitionen einige für die Finanzierung relevante Besonderheiten aufweisen: Zum einen können die Erträge von Innovationen neben dem innovierenden Unternehmen auch Nachahmern zu Gute kommen ( externe Effekte ). Zum anderen ist der Erfolg von Innovationsvorhaben für potenzielle Geldgeber noch schwerer einzuschätzen als für die Unternehmen selbst (Informationsasymmetrie bei Innovatoren und Finanziers). Hohen Gewinnchancen stehen in aller Regel hohe Risiken gegenüber. So ist in der Frühphase einer Innovation relativ offen, ob es zu dem Ergebnis eines marktfähigen neuen Produktes oder eines neuen Produktionsverfahrens kommen wird. Selbst wenn dies gelingt, muss das neue Produkt oder das neue Verfahren erst mit Erfolg eingeführt werden, also zu einer Verbesserung der Erträge des Unternehmens führen. Angesichts dieser spezifischen Risiken ist die klassische Fremdkapitalfinanzierung zur Finanzierung der Produktentwicklung und Markteinführung kaum geeignet. Vielmehr kann sie erst dann greifen, wenn sich aus dem Absatz des neuen Produkts nachhaltige Erträge generieren lassen, die für den Kapitaldienst verwendet werden können. Vor diesem Hintergrund überrascht nicht, dass zur Innovationsfinanzierung in KMU im deutlichen Gegensatz zur Finanzierung laufender Investitionen primär Eigenmittel zum Einsatz kommen. Fremdmittel treten demgegenüber in ihrer Bedeutung deutlich zurück (s. Grafik 6). 6 Ostdeutscher Bankenverband e.v. INFOPORT 5/2010

Eine Erklärung für die geringe Nutzung von Fördermitteln und alternativen Finanzierungsinstrumenten wie z.b. Beteiligungskapital liefert eine Untersuchung des Fraunhofer Instituts für System und Innovationsforschung (ISI) aus dem Jahr 2009. Demnach bestehen insbesondere bei kleinen Unternehmen, die typischerweise Innovationsprojekte in einer Größenordnung von höchstens 50.000 Euro realisieren, häufig Informationsdefizite mit Blick auf bestehende Fördermittel und Beteiligungskapitalangebote (s. Grafik 7). Eigenkapitalfinanzierung steht im Vordergrund Zweifellos ist ein stärkerer Einsatz von Eigenkapitalinstrumenten ( Private Equity ) aber auch in kleineren Unternehmen erforderlich, wenn diese ihre Finanzierungspotenziale für Innovationsvorhaben stärken wollen. Hier besteht eine Hemmschwelle, weil die Unternehmer oftmals eine ausgeprägte Einflussnahme durch den Beteiligungskapitalgeber befürchten. Somit ist auf der Seite der Nachfrager von Innovationsfinanzierungen eine größere Aufgeschlossenheit für die Nutzung von Beteiligungskapital erforderlich. Zugleich besteht auch auf der Angebotsseite die Notwendigkeit zur Stärkung der Beteiligungsfinanzierung: In Deutschland erreichte das Volumen aller Beteiligungskapitalinvestitio nen 2009 nur einen Anteil von 0,28% am BIP (zum Vergleich z.b. Großbritannien 1,24%, Schweden 1,02%, Frankreich 0,45%). Hauptgrund für die im Vergleich zu anderen europäischen Ländern unterdurchschnittliche Nutzung von Beteiligungskapital sind die steuerlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen in Deutschland. Der Bundesverband deutsche Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) setzt sich deshalb für einen einheitlichen Kapitalmarktrahmen für Beteiligungsfinanzierungen in Deutschland ein, der klar die einbezogenen Arten von Beteiligungsfonds definiert und insbesondere die steuerlichen Rahmenbedingungen für Fonds verlässlich regelt. Stärkung des Marktes für Beteiligungskapital unverzichtbar Fazit Nach 1990 sind in Ostdeutschland beachtliche Innovationspotenziale entstanden. Neben den unternehmerischen FuE Kapazitäten überwiegend in KMU kommt dabei Hochschulen und Forschungsinstituten eine besondere Bedeutung zu. Gemessen am Umsatzanteil der Innovationsaufwendungen leistet die ostdeutsche Wirtschaft einen höheren Input als die westdeutsche und zeigt damit eine starke Innovationsorientierung. Der Output ist indes noch geringer. Ursache hierfür sind primär die kleineren Betriebsgrößen im Osten. Eine noch bessere Ausschöpfung der Innovationspotenziale erfordert eine weitere Verstärkung von FuE Kooperationen bzw. Netzwerken. Die Innovationspolitik und die Fördermaßnahmen des Bundes und der Länder setzen hier richtigerweise an. Die Innovationsfinanzierung unterscheidet sich stark von normalen Unternehmensfinanzierungen. Wegen der spezifischen Risiken steht die Eigenkapitalfinanzierung im Vordergrund. Daher ist eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für Beteiligungskapital in Deutschland erforderlich. INFOPORT 5/2010 Ostdeutscher Bankenverband e.v. 7

Ostdeutscher Bankenverband e.v. Der Ostdeutsche Bankenverband vertritt die privaten Banken in den ostdeutschen Flächenländern und Berlin. Zu seinen derzeit 43 Mitgliedsbanken zählen Großbanken, Regional und Spezialbanken sowie Privatbankiers. Zu deren Kreditgeschäft in Ostdeutschland (ohne Berlin) im Überblick (Kreditbestände der ostdeutschen Filialen am 30. Juni 2010): IMPRESSUM Ostdeutscher Bankenverband e.v. Berliner Str. 44 10713 Berlin Kredite an Unternehmen: private Banken 25,7 Mrd. (Marktführer mit 52% Marktanteil) rund 1,3 Mrd. mehr ein Jahr zuvor. Auch bei Sparkassen und Kreditgenossenschaften gewachsene Kreditbestände. Ergo: keine Kreditklemme! Kredite an Selbstständige (Einzelkaufleute, Handwerker, Freiberufler etc.): 38% Marktanteil, das entspricht 8,3 Mrd. (177 Mio. weniger als vor einem Jahr zum Vergleich: Sparkassen minus 183 Mio.. Gesamtmarkt: minus 0,9%). Kredite an Privathaushalte: 24,5 Mrd. (mit 46% Marktanteil auch hier marktführend) gegenüber Vorjahreswert minus 83 Mio.. Zum Vergleich: Sparkassen minus 49 Mio.. Gesamtmarkt: minus 0,1%. Tel.: 030/8877788 0 Fax: 030/8877788 8 Email: info@ostbv.de Internet: www.ostbv.de Bildquelle: Peter Arnold Verantwortlich: Klaus Wagner Wieduwilt 8 INFOPORT 5/2010