IFRS 9 auf das Financial- und Management-Reporting Dr. Knut Henkel Vortrag im Rahmen der IQPC-Veranstaltung Integrierte Finanzarchitektur in Banken am 12. März 2012 in Wiesbaden
Agenda Vorab: Zur Postbank Seite 3 1. Ausgangslage Seite 7 2. IFRS 9 Phase 1: Klassifizierung und Bewertung Seite 10 3. IFRS 9 Phase 2: Impairment Seite 13 4. IFRS 9 Phase 3: Hedge Accounting Seite 16 5. Zusammenfassung Seite 19 Literatur / Quellenangaben Seite 21 Seite 2
Vorab: Zur Postbank Seite 3
Vorab: Zur Postbank (1/3) Eine der größten Privatkundenbanken Deutschlands 14 Millionen Kunden (Nummer 1 in Deutschland) davon: 260.000 Geschäftskunden, 30.000 Firmenkunden 20.000 Beschäftigte plus rund 4.000 mobile Berater Marktführer in Kernprodukten des Privatkundengeschäfts Multikanalstruktur über alle Vertriebswege Dichtestes Filialnetz einer Bank in Deutschland Führend im Online- und Telefonbanking, meistgenutztes Online-Angebot Führende voll integrierte Transaktionsbank in Deutschland Seit Dezember 2010 ist Deutsche Bank AG Mehrheitsaktionär Seite 4
Vorab: Zur Postbank (2/3) Angebote nach Marken Unternehmen Deutsche Postbank AG Marken Führende Marke Spezialmarke Kooperationsmarken Leistungs-/ Zielgruppenfeld Angebotsrubriken Privatkunden Konten Karten Kredite Sparen Anlegen Fonds Börse Versichern Vorsorgen Vermögen Geschäftskunden Firmenkunden Bausparen Baufinanzierungen Immobilien Bausparen Baufinanzierungen Kredite Transaction Banking Business to Consumer Business to Business Seite 5
Vorab: Zur Postbank (3/3) Die vier Säulen (Segmente) des Geschäfts Retail Banking Firmenkunden Financial Markets Transaction Banking Angebote für Privatkunden sowie für kleine Unternehmen, Selbstständige, Freiberufler, Gewerbetreibende Umfassende Finanzlösungen speziell ausgerichtet auf mittelständische Unternehmen Steuerung der (Markt-) Risiken der Bank und Management der Bilanzstruktur, Entwicklung von Retail- Banking-Produkten und Liquiditätssteuerung für den Konzern Kontobezogene Dienstleistungen (Abwicklung des Zahlungsverkehrs und Kontoführung), Kreditverarbeitung für Finanzdienstleister Seite 6
1. Ausgangslage Seite 7
1. Ausgangslage (1/2) Neue Rechnungslegungsvorschriften Eine Vielzahl von Neuerungen an Rechnungslegungsvorschriften veröffentlicht. Diese Neuerungen haben Auswirkungen auf das bestehende Financial- und Management- Reporting. Bei Banken steht der neue Bilanzierungsstandard IFRS 9 im Fokus. Zeitplan IFRS 9 Einführung Finale Standards für alle Phasen (bis auf Macro Hedge accounting) wahrscheinlich bis Ende 2012 veröffentlicht. Verpflichtende Erstanwendung für alle Standards: 1.1.2015. Zeitplan für EU-Endorsement noch offen. Stand: 01.02.2012 Überblick über Rechnungslegungsänderungen 1. IFRS 9 - IFRS 9 Phase 1 Kategorisierung & Bewertung - IFRS 9 Phase 2 Impairment - IFRS 9 Phase 3 Hedge Accounting 2. Nicht-IFRS 9 2.1. Andere IFRS-Standards - IFRS 10, 11, 12 Konsolidierungsvorschriften - IFRS 13 Fair Value Bewertung - weitere 2.2. Nicht-IFRS-Standards - HGB: IDW RS 3 Verlustfreie Bewertung von zinsbezogenen Geschäften des Bankbuches (Zinsbuch) vgl. IDW (2011b) - Meldewesen: Unterjährige Meldung von Finanzdaten - FINREP - HGB-Basismeldung - Bankenabgabe vgl. Göbel/Henk el/lantzius-beninga (2012) Quelle: IASB (2012); Legende: ED = Exposure Draft; DP = Discussion Paper Seite 8
1. Ausgangslage (2/2) Zielsetzung diese Vortrages Für die drei Phasen des IFRS 9 wird dargestellt: A. Bisherige Regelung (kurz) B. Neue Regelung C. Auswirkungen Zusammenfassend einen Überblick über die Interdependenzen Seite 9
2. IFRS 9 Phase 1: Klassifizierung und Bewertung Seite 10
2. IFRS 9 Phase 1: Klassifizierung und Bewertung (1/3) A. Bisherige Regelung Aktivseite Vier Bewertungskategorien nach IAS 39 Passivseite Zwei Bewertungskategorien IAS 39 (Aktivseite) Fair Value through P&L Loans and Receivables FVTPL HTM LAR Trading: TRD Gewinnerzielung aus kurzfristigen Wertänderungen oder aus der Händlermarge Fair Value by Designation: FVBD Fair Value Freiwillige Fair Value Bewertung von assets und liabilities Option Fälligkeitstermin; feste/bestimmbare Zahlungen; Absicht und Fähigkeit, das Finanzinstrument bis zum Ende der Laufzeit zu halten Nicht-derivative assets mit festen / bestimmbaren Zahlungen, für die es keinen aktiven Markt gibt und die nicht freiwillig der Kategorie FVBD oder AFS zugeordnet wurden Held-to- Maturity Availablefor-Sale AFS Alle übrigen finanziellen Vermögenswerte B. Neue Regelung Aktivseite Zwei Bewertungskategorien Klassifizierung nach Geschäftsmodell und Zahlungsstrombedingungen Passivseite Zwei Bewertungskategorien IFRS 9 a) Geschäftsmodell business model Handel / Spekulation + b) Zahlungsstrombedingungen contractual cash flow-characteristics CCC = Zins- und Tilgungsleistungen = 1. Amortised Cost (AC) Fair Value Option ansonsten Vorraussetzungen für AC- Bilanzierung sind nicht erfüllt, dann = 2. Fair Value (FV) Quelle: Henkel (2011), S. 123 und S. 325 Seite 11
2. IFRS 9 Phase 1: Klassifizierung und Bewertung (2/3) C. Auswirkungen Hinweis: Die nachfolgende Auswirkungsanalyse konzentriert sich auf die Aktivseite und dort auf Fremdkapitalpapiere. C1. Business Modell Nur Business Modell Halten kann zu einer Bewertung zu Amortised Cost (AC) führen. Retail-Banking In der Regel Halten ; unkritisch. Firmenkunden Corporates, Financial Institutions, Governments De-Risking-Strategien kritisch (z.b. zum RWA-Abbau). Commercial Reale Estate (CRE) Konsortialgeschäft/Syndizierungen kritisch. Financial Markets/Treasury Spezialfonds kritisch. Liquiditätsreserve kritisch. Strukturierte Kreditprodukte (SCP) unkritisch, sofern nicht Gegenstand von De-Risking. Mögliche Maßnahmen Sub-Portfolien einrichten, um eine Fair Value-Infizierungsgefahr zu vermeiden. Seite 12
2. IFRS 9 Phase 1: Klassifizierung und Bewertung (3/3) C2. Zahlungsstrombedingungen Retail-Banking (Kredite) Rahmenverträge sind zu prüfen; in der Regel unkritisch Firmenkunden (Kredite) Einzelverträge (Convenants) sind zu prüfen Corporates, Financial Institutions, Governments; in der Regel unkritisch Commercial Reale Estate Finanzinstrumente ohne Rückgriffsrecht (non-recourse provision) kritisch Financial Markets/Treasury (Wertpapiere) Plain Vanilla Bonds unkritisch Spezialfonds kritisch Strukturierte Kreditprodukte (SCP) kritisch Cash- versus Synthetische SCP Wiederverbriefungen Mögliche Maßnahmen Kredite: - Datenbank mit schädlichen Zahlungsstrombedingungen aufbauen - Kreditbereiche/Rechtsabteilung bereits bei Vertragskonzeption Zahlungsstrombedingungs- Check durchführen Wertpapiere: Automatisieren anhand von WM-Gattungsdaten Seite 13
3. IFRS 9 Phase 2: Impairment Seite 14
3. IFRS 9 Phase 2: Impairment (1/2) IAS 39 A. Bisherige Regelung Incurred Loss Modell: Wertberichtigung nur bei Vorliegen eines Verlustereignis (objective evidence) Wertberichtigungen Einzel-Impairment Einzelwertberichtigung (EWB) Portfolio-Impairment pauschalierte EWB (pewb) Pauschalwertberichtigung (PWB) B. Neue Regelung Expected Cashflow Modell: Kein Vorliegen eines Verlustereignisses mehr erforderlich Wertberichtigungen (WB) gem. three bucket approach Kredite, ohne materielle Kredit-Verschlechterung Buchet 1: WB = ein Jahres erwartete Verlust (1yr EL) Kredite, mit materieller Kredit-Verschlechterung WB = Erwartete Verlust über die ökonomische Laufzeit (lifetime EL) Bucket 2: Risikobeurteilung auf Portfoliobasis Bucket 3: Risikobeurteilung auf Einzelbasis IFRS 9 Quelle: IDW (2011a), Tz. 256 Seite 15
3. IFRS 9 Phase 2: Impairment (2/2) C. Auswirkungen Zeitpunkt der Erfassung Zugangsbilanzierung Bereits in t 0 aufwandswirksame Erfassung des i.d.r. 1yr EL (Bucket 1) Folgebilanzierung Jegliche Veränderung des erwarteten Verlusts wird sofort (unabhängig von Vorliegen eines objektiven Hinweises) en bloc GuV-wirksam erfasst; sowohl zusätzliche Bildung (Verschlechterung) als auch Auflösung (Verbesserung) Höhe der Wertberichtigung IFRS 9 Bucket 1: 1yr EL Bucket 2: lifetime EL IAS 39 (Bankenpraxis) EWB, pewb: lifetime EL durch Ermittlung des recorerable amounts PWB: 1yr EL * LIP-Faktor (LIP: loss identification period); mit LIP-Faktor < 1 Mögliche Maßnahmen/Auswirkungen Insgesamt wird eine (signifikante) Erhöhung der Wertberichtigung und GuV-Volatilität erwartet Die neuen Impairmentvorschriften können die Kreditvergabepolitik beeinflussen. Seite 16
4. IFRS 9 Phase 3: Hedge Accounting Seite 17
4. IFRS 9 Phase 3: Hedge Accounting A. Bisherige Regelung Fair Value Hedge Mikro (Gruppen) - Makro (Portfolio) Cashflow Hedge B. Neue Regelung General Hedge Accounting Änderungen/Erleichterungen bei vielen Details; insbes. relevant für Industrie z.b. keine quantitativen Effektivitätsgrenzen Macro Hedge Accounting Anlehnung Macro Hedge Accounting an die Risikosteuerung. C. Auswirkungen General Hedge Accounting z.b. Short Cut bei perfect hedges möglich ggf. kein Hedging mit CDS mehr möglich Macro Hedge Accounting Möglicherweise Erleichterungen bei Core Deposits und/oder Interne Geschäfte (?) Fair value Hedge Fair value Hedge Portfolio FV Hedge Cash Flow Hedge Cash Flow Hedge Quelle: IDW ERS HFA 9 n.f. S.20 Hedge of net investment g Grundgeschäft g Sicherungsgeschäft IAS 39 Hedge-Arten Technik: Delta Hedge Fair Value von Grundgeschäft wird in der GuV gezeigt Risiko von Veränderungen des Fair Values Risiko von Veränderungen des Fair Values (nur Zins) Mikro-BWE Technik: Delta Fair Value des Absicherungsinstruments (i.d.r. Derivat) wird im Eigenkapital gezeigt Risiko von Schwankungen zukünftiger Zahlungsströme Währungsrisiko aus einer Nettoinvestition IAS 39 Hedge Accounting Voraussetzungen Dokumentation Hedgekennzeichen (Retrospektiver) Effektivitätstest - Hedge Fair Value ermitteln - Wirksamkeit 80 125 % - Hedge-Manager Full FV = Derivat 1 Derivat 2 Derivat 3 : : T Makro-BWE t = 0 (1 + i t + Gehedgede Risikoart Fair Value-Datenbank 120 100 Konzernhedge CF t cr Hedgeart t constant Vereinfachtes Verfahren Wertpapier 1 Wertpapier 2 Forderung 1 : : 120% = effektiv Quelle: Henkel (2010) S. 185 und S. 198 ) Hedgeanteil in % t Grundgeschäft Sicherungsgeschäft Seite 18
5. Zusammenfassung Seite 19
5. Zusammenfassung Seite 20
Literatur / Quellenangaben Ernst & Young (2011), Die Implementierung der Phase 1 von IFRS 9, zweite Auflage, 2011. Deloitte (2011), IFRS 9 Finanzinstrumente - Ein Praxisleitfaden für Finanzdienstleister, Deloitte & Touche GmbH, September 2011. Göbel/Henkel/Lantzius-Beninga (2012); Göbel, Henning; Henkel, Knut; Lantzius-Beninga, Berthold; Berechung der Bankenabgabe, in: Die Wirtschaftsprüfung, 2012, S. 27-39. Henkel (2010), Knut, Rechnungslegung von Treasury-Instrumenten nach IAS/IFRS und HGB Ein Umsetzungsleitfaden mit Fallstudien und Tipps, Eller, Roland / Heinrich, Markus / Perrot, René / Reif, Markus (Hrsg.), Wiesbaden 2010. Henkel (2011), Knut, Eine unternehmenstypenspezifische Synopse der Rechnungslegungsunterschiede von Finanzinstrumenten nach IFRS und HGB - Unter besonderer Berücksichtigung der Rechnungslegungsänderungen der Jahre 2008 und 2009 (Finanzkrise, BilMoG, IFRS für KMU) -, Norderstedt 2011. IASB (2012), IASB work plan, erhältlich im Internet: <http://www.ifrs.org/current+projects/iasb+projects/iasb+work+plan.htm > (abgerufen am 13.02.2012). IDW (2011a), Institut der Wirtschaftsprüfer, IDW Stellungnahme zur Rechnungslegung: Einzelfragen zur Bilanzierung von Finanzinstrumenten nach IFRS (IDW RS HFA 9), 11.03.2011. IDW (2011b), Institut der Wirtschaftsprüfer, Entwurf IDW Stellungnahme zur Rechnungslegung: Einzelfragen der verlustfreien Bewertung von zinsbezogenen Geschäften des Bankbuchs (IDW ERS BFA 3), 09.12.2011, erhältlich im Internet: <http://www.idw.de/idw/portal/n281334/n281114/n281116/index.jsp> (abgerufen am 13.02.2012). PWC (2012), Bilanzierung von Finanzinstrumenten: Erste Phase von IFRS 9 abgeschlossen, Leitfaden zu aktuellen Entwicklungen der IFRS mit Erläuterungen, Ausgabe 5, Januar 2012. Seite 21
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Kontakt: Deutsche Postbank AG Rechnungswesen & Steuern Standards und Grundsatzfragen Friedrich-Ebert-Allee 114-126 53113 Bonn Dr. Knut Henkel 0228-920 15065 knut.henkel@postbank.de In der vorliegenden Präsentation gibt der Referent seine persönliche Meinung wieder.