Analyse und Prognose der Beschäftigungsentwicklung in der Region Osnabrück Stadt und Landkreis



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Transkript:

GWS Discussion Paper 2002/2 ISSN 1867-7290 Analyse und Prognose der Beschäftigungsentwicklung in der Region Osnabrück Stadt und Landkreis Marc Ingo Wolter & Gerd Ahlert Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung mbh (GWS) Weissenburger Str. 4 D - 49076 Osnabrück Email: ahlert@gws-os.de Tel.: +49 (541) 40933-17 Fax: +49 (541) 40933-11 Internet: www.gws-os.de

1 METHODIK Im Rahmen eines Gutachtens für einen Kreis in Nordrhein-Westfalen, welches die der Entwicklung der Unternehmensnahen Dienstleistungen unter Berücksichtigung der Dynamik des Produzierenden Gewerbes analysiert, wurden verschiedene Landkreise und Kreisfreie Städte für ein Benchmarking herangezogen. Unter anderen wurde auch der Landkreis und die Stadt Osnabrück in die engere Wahl einbezogen, allerdings anschließend nicht verwandt. Ziel dieses Regionen-Benchmarking war es, den Anteil der Beschäftigten im Bereich der Unternehmensnahen Dienstleistungen (z.b. Handel, Forschung und Entwicklung, Unternehmensberatung, Steuerberatung etc.) in verschiedenen Regionen miteinander zu vergleichen. Die Untersuchung wurde durchgeführt, um zum einen zu prüfen, inwieweit Unternehmen des Produzierenden Gewerbes Aktivitäten außerhalb ihrer Kernkompetenz an Dienstleistungsunternehmen in der Region ausgliedern. Zum anderen sollte untersucht werden, ob sich signifikante regionale Unterschiede nachweisen lassen. Gravierende Unterschiede zwischen Regionen deuten darauf hin, dass einzelne Regionen nur bedingt von den massiven Beschäftigungszuwächsen des Dienstleistungsbereichs profitieren, während sie parallel dazu einen spürbaren Beschäftigungsabbau im Produzierenden Gewerbe in Folge von Rationalisierung und Outsourcing hinnehmen müssen. Die hier vorgestellte Prognose für die Region Osnabrück (Stadt und Landkreis Osnabrück) basiert auf einem soliden statischen Ansatz. Dieser war im Rahmen der Vorauswahl zur Festlegung geeigneter Benchmark-Regionen für den entsprechenden nordrhein-westfälischen Kreis ausreichend. Für den in der Studie untersuchten Kreis wurden natürlich weitergehende ergänzende Datenmaterialen ausgewertet (Ausbildungsstatistiken, Gründungsstatistik etc.), ein Vergleich mit fünf ähnlich strukturierten Regionen vorgenommen und die Beschäftigungsentwicklung des Kreises in einem dynamischen Ansatz mittels Regressionsanalysen für mehr als die hier für die Region Osnabrück untersuchten 11 Wirtschaftsbereiche diskutiert und prognostiziert. Nach einer eingehenden Bewertung der empirischen Ergebnisse wurde im Rahmen einer ergänzenden Unternehmensbefragung zielgerichtet die Bedeutung möglicher regionaler Ursachen abgeklärt. Durch dieses zweistufige Vorgehen konnten abschließend spezifisch auf die regionalen Besonderheiten abgestimmte wirtschaftspolitische Handlungsempfehlungen formuliert werden. Die Ergebnisse für die Region Osnabrück sind unter folgenden Bedingungen entstanden: Historische Daten: Die Zahlen für Stadt und Landkreis Osnabrück stammen aus der Beschäftigtenstatistik des Niedersächsischen Landesamtes für Statistik, die Zahlen für Bund und Land gehen auf den Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder VGR d L zurück. 2

Fortschreibung der Jahre 2003 bis 2005 Die Entwicklung der Beschäftigten im Bund ist Ergebnis des anerkannten INFORGE Modells, das u.a. vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg verwandt wird (vgl. Lutz/Meyer/Schnur/Zika 2002), vereinfachte Fortschreibungsannahme: Die Wachstumsraten für die 11 Wirtschaftsbereiche werden vom Bund auf den Landkreis und die Stadt übertragen 1, Auswirkungen der Karmann Erweiterung werden in der Prognose für die Stadt Osnabrück berücksichtigt. 2 E TWICKLU G DER LETZTE JAHRE Abbildung 1 Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Stadt und Kreis Osnabrück insgesamt Angaben in Personen (links) und in Veränderungen gegenüber Vorjahr in Prozent (rechts) 100000 8% 90000 6% 80000 4% 70000 2% 60000 0% 50000 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002-2% Stadt (Veränderung in %) Kreis (Veränderung in %) Stadt Kreis 1 Bei einer detaillierten Untersuchung würde zuerst die Datenbank bis zum Jahr 1991 zurückgerechnet und anschließend unter Verwendung von Shift-Share-Regressionen, welche insbesondere auch regionale Besonderheiten in der Beschäftigungsentwicklung einzelner Branchen identifizieren, eine Ankopplung zum Bund vorgenommen. 3

Ergebnis: Bis 1996 wächst die Beschäftigtenzahl im Kreis stärker als in der Stadt. Bis zum Jahr 2001 kann die Stadt gegenüber dem Landkreis aufholen; anschließend fällt sie wieder zurück. Die Entwicklungsdivergenz zwischen Stadt und Land ist u.a. auch durch die Standortverlagerungen einiger Unternehmen in die Region Osnabrück gekennzeichnet. Auch wurden Unternehmensstandorte von der Stadt in das Umland verlegt. Beispielweise seien hier die Unternehmensverlagerungen der Julius Heywinkel GmbH und der Matzner Gruppe nach Bramsche bzw. Bissendorf genannt. Abbildung 2 Vergleich der Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten insgesamt von Stadt und Kreis mit iedersachsen und der Bundesentwicklung (1991 = 100%) 110,0 107,5 105,0 102,5 100,0 Niedersachsen Stadt Kreis Bund 97,5 95,0 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 Ergebnis: Der Landkreis entwickelt sich besser als Niedersachsen und der Bund. Die Stadt Osnabrück fällt bis 1997 deutlich hinter die Entwicklung des Landes Niedersachsen zurück, erst anschließend kann die Stadt im Vergleich zum Land aufholen. In 2002 fällt die Stadt wieder zurück. Die stets bessere Entwicklung im Vergleich zum Bund ist u.a. auch auf die Beschäftigungskrise in Ostdeutschland zurückzuführen. 4

Tabelle 1 Strukturelle Entwicklung der Beschäftigung: Vergleich von Stadt und Kreis Osnabrück Durchschnittliche Wachstumsraten für den Zeitraum 1998 bis 2002 für 11 Wirtschaftsbereiche Stadt Kreis Insgesamt (einschl. ohne Angabe) 0,86% 1,07% Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft -4,06% 2,28% Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden - -0,48% Verarbeitendes Gewerbe -0,56% -1,22% Energie- und W asserversorgung - -1,70% Baugewerbe -3,18% -2,58% Handel, Instandhaltung u.rep.v.kfz u.geb.gütern -1,06% 1,36% Gastgewerbe 9,94% 2,56% Verkehr und Nachrichtenübermittlung 0,70% 8,88% Kredit- und Versicherungsgewerbe -0,65% -0,81% Grundstücks- und Wohnungswesen, Vermietung und Dienstleistungen für Unternehmen 7,80% 18,82% Öffentliche Verwaltung -0,28% -1,02% Öffentliche und private Dienstleistungen 2,07% 2,08% Ergebnis: Hohe durchschnittliche Wachstumsraten in der Stadt Osnabrück sind im Gastgewerbe und im Wirtschaftsbereich Grundstücks- und Wohnungswesen, Vermietung und Unternehmensdienstleistungen festzustellen. Der Landkreis Osnabrück kann verglichen mit der Stadt im Bereich Verkehr und Nachrichten und insbesondere im Wirtschaftsbereich Grundstücks- und Wohnungswesen, Vermietung und Unternehmensdienstleistungen und somit im gesamten Bereich der unternehmensnahen Dienstleistungen überaus hohe Zuwächse verzeichnen. Allerdings schrumpft das Verarbeitende Gewerbe im Landkreis stärker als in der Stadt. 5

Abbildung 3 Wirtschaftsstruktur der Beschäftigten in der Stadt Osnabrück Anteil an den Beschäftigten insgesamt Vergleich der Jahre 2002 und 1998 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 1998 2002 Öffentliche und private Dienstleistungen Öffentliche Verwaltung Grundstücks-/Wohnungswesen, Verm., Dien.f.U. Kredit- und Versicherungsgewerbe Verkehr und Nachrichtenübermittlung Gastgewerbe Handel, Instandhaltung u.rep.v.kfz u.geb.gütern Baugewerbe Energie- und Wasserversorgung *) Verarbeitendes Gewerbe Bergbau, Steine/Erden *) Land, Forst, Fischerei *) nicht veröffentlicht Abbildung 4 Wirtschaftsstruktur der Beschäftigten im Landkreis Osnabrück Anteil an den Beschäftigten insgesamt Vergleich der Jahre 2002 und 1998 100% 80% 60% 40% 20% Öffentliche und private Dienstleistungen Öffentliche Verwaltung Grundstücks-/Wohnungswesen, Verm., Dien.f.U. Kredit- und Versicherungsgewerbe Verkehr und Nachrichtenübermittlung Gastgewerbe Handel, Instandhaltung u.rep.v.kfz u.geb.gütern Baugewerbe Energie- und Wasserversorgung Verarbeitendes Gewerbe 0% 1998 2002 Bergbau, Steine/Erden Land, Forst, Fischerei Ergebnis: Die Dienstleistungsbereiche (alle außer Land- und Forstwirtschaft, Bergbau, Verarbeitendes Gewerbe, Baugewerbe und Energie) sind in der Stadt weitaus stärker vertreten als im Kreis (Stadt mehr als 70%; Kreis ca. 50%) 6

Während im Verarbeitenden Gewerbe durch Rationalisierungsmaßnahmen (neue Techniken, neue Prozessabläufe) die wirtschaftliche Leistung pro Beschäftigten (Arbeitsproduktivität) ständig zunimmt, sind ähnliche Fortschritte in der Arbeitsproduktivität im Dienstleistungsbereich nicht bzw. nur eingeschränkt möglich. Deutschlandweit lässt sich in den letzten Jahren sogar ein Rückgang der Arbeitsproduktivität im Dienstleistungsbereich feststellen. Daher würden bei einer stagnierenden Produktion in beiden Bereichen im Produzierenden Gewerbe mehr Entlassungen vorgenommen werden als im Dienstleistungsbereich. Die Folgen davon sind: o Die Stadt profitiert vom hohen Dienstleistungsanteil: die hohen Steigerungsraten im Wirtschaftsbereich Grundstücks- und Wohnungswesen, Vermietung und Unternehmensdienstleistungen sind damit in der Stadt wirkungsvoller als im Landkreis, in dem jener Wirtschaftsbereich eine geringere Rolle spielt. o Der Kreis ist von weiteren Produktivitätssteigerungen im Verarbeitenden Gewerbe stark betroffen. Steigt die Produktion langsamer als die Produktivität, dann wird es im Kreis zu erheblichen Entlassungen kommen. Eine weiterhin positive Entwicklung des Verarbeitenden Gewerbes im Kreis ist nur bei einer ständig stark zunehmenden Wirtschaftsleistung wahrscheinlich. Betrachtet man die Region Osnabrück insgesamt, dann kann eine Arbeitsteilung zwischen Land und Stadt gesehen werden: Während der Landkreis vor allem Stärken im Verarbeitenden Gewerbe aufzuweisen hat, nimmt die Stadt insbesondere im Bereich der Dienstleistungen ihre Aufgaben wahr. Insofern ist die Entwicklung in Stadt und Land miteinander verknüpft: Nur wenn der Landkreis Osnabrück weiterhin stark im Bereich des Produzierenden Gewerbes ist, wird die Stadt ausreichend Arbeitsplätze im Bereich der Unternehmensnahen Dienstleistungen bereitstellen können. Eine Analyse, die sich ausschließlich auf den Landkreis oder die Stadt reduziert, wird die regionalen Stärken und Schwächen kaum erfassen können. 7

3 E TWICKLU G I DE ÄCHSTE JAHRE (2003-2005) Abbildung 5: Durchschnittliche Wachstumsraten der Beschäftigung insgesamt für angegebene Zeiträume 1,20% 1,00% 0,80% 0,60% 0,40% 0,20% 0,00% -0,20% -0,40% -0,60% -0,80% 1,07% 0,86% 0,48% -0,61% 1998-2002 2002-2005 Stadt Kreis Abbildung 6: Entwicklung der Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 100000 90000 80000 Stadt (hist.) Prognose Kreis (hist.) Prognose 70000 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Ergebnis: Im Gegensatz zu den vergangenen fünf Jahren wird die Stadt in der nahen Zukunft eine bessere Beschäftigungsentwicklung aufweisen als der Landkreis Osnabrück. 8

Von der Entwicklung des Verarbeitenden Gewerbes auf der Bundesebene geprägt, nimmt die Beschäftigung auch im Kreis in diesem Bereich und damit auch insgesamt in den nächsten Jahren leicht ab. Bei der negativen Entwicklung im Landkreis muss berücksichtigt werden, dass davon ausgegangen wird, dass sich die Beschäftigung nach Wirtschaftsbereichen im Landkreis wie im Bund entwickelt. Wenn der Landkreis eine stärkere wirtschaftliche Dynamik im Verarbeitenden Gewerbe gegenüber dem Bund entfalten würde, dann würde die vorgestellte Prognose die tatsächliche Entwicklung im Kreis unterschätzen, d.h. die Beschäftigung wäre höher. Die Stadt kann wegen des höheren Dienstleistungsanteils und der besonders dynamischen Entwicklung der Wilhelm Karmann GmbH eine leichte Verbesserung der Beschäftigungszahlen erreichen. Bei der Modellrechnung wurde davon ausgegangen, dass 700 zusätzliche Arbeitsplätze bei der Karmann GmbH im Jahr 2003 geschaffen werden. Dadurch kommt es insgesamt zu einer Verbesserung der Beschäftigung um das ca. 1,7-fache. Ohne die Berücksichtung der Karmann-Erweiterung würde die Anzahl der Beschäftigten nahezu konstant bleiben. Damit würde allerdings immer noch ein besseres Ergebnis als im Kreis erreicht. 9

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