III. Themen der Sozialpsychologie (5): Interpersonale Anziehung; enge Beziehungen



Ähnliche Dokumente
Würfelt man dabei je genau 10 - mal eine 1, 2, 3, 4, 5 und 6, so beträgt die Anzahl. der verschiedenen Reihenfolgen, in denen man dies tun kann, 60!.

Erfahrungen mit Hartz IV- Empfängern

Korrelation (II) Korrelation und Kausalität

WIE SAGE ICH ES MEINEM GEGENÜBER?

Erfolg im Verkauf durch Persönlichkeit! Potenzialanalyse, Training & Entwicklung für Vertriebsmitarbeiter!

Bernadette Büsgen HR-Consulting

Pädagogik. Melanie Schewtschenko. Eingewöhnung und Übergang in die Kinderkrippe. Warum ist die Beteiligung der Eltern so wichtig?

Ist Fernsehen schädlich für die eigene Meinung oder fördert es unabhängig zu denken?

Partnerwahl und Partnerschaft

Konflikte in Beratungssituationen

Mobiler. Vernetzter. Emotionaler. Wie SBG auf die Entwicklung des Internets reagiert

Allensbach: Das Elterngeld im Urteil der jungen Eltern

Bis zu 20% aller Menschen erkranken im Laufe ihres Lebens an Depression. Damit ist Depression eine der häufigsten seelischen Erkrankungen.

Die richtigen Partner finden, Ressourcen finden und zusammenführen

Kritische Lebensereignisse und Gesundheit im Alter

Eingewöhnung. Wie ein guter Start gelingt

LIFO -Stärkenmanagement: Übungen und Spiele

Um Ihre Ziele durchzusetzen! Um Beziehungen zu knüpfen und zu pflegen! Um in Begegnungen mit anderen Ihre Selbstachtung zu wahren!

Andersen & Partners Finanzplanung. Vernetzte Beratung für langjährigen Erfolg. A N D E R S E N & P A R T N E R S. value beyond financial advice

Statuten in leichter Sprache

Lernerfolge sichern - Ein wichtiger Beitrag zu mehr Motivation

SCHRITT 1: Öffnen des Bildes und Auswahl der Option»Drucken«im Menü»Datei«...2. SCHRITT 2: Angeben des Papierformat im Dialog»Drucklayout«...

AGROPLUS Buchhaltung. Daten-Server und Sicherheitskopie. Version vom b

«Eine Person ist funktional gesund, wenn sie möglichst kompetent mit einem möglichst gesunden Körper an möglichst normalisierten Lebensbereichen

Gruppenthema: Sprache und Denken

SWOT Analyse zur Unterstützung des Projektmonitorings

Was taugt der Wertpapierprospekt für die Anlegerinformation?

Sofort und zielgerichtet. Basis Know-how. Wie Sie die elementarsten Fehler beim Automatisieren vermeiden! zum maschinellen Erfolg!

Erfolg beginnt im Kopf

Aktuell zu vergebende Themen für Abschlussarbeiten (Bachelor, Master und Diplom)

Wichtiges Thema: Ihre private Rente und der viel zu wenig beachtete - Rentenfaktor

Finanzierung: Übungsserie III Innenfinanzierung

ONLINE-AKADEMIE. "Diplomierter NLP Anwender für Schule und Unterricht" Ziele

Intrinsisch motivierte Mitarbeiter als Erfolgsfaktor für das Ideenmanagement: Eine empirische Untersuchung

Wilfried Ströver - Entspannungstechniken, Meditation und Qigong was ist gleich, was unterscheidet sie?

Wir machen neue Politik für Baden-Württemberg

SEMINARREIHE MEDIZINETHIK

Meinungen der Bürgerinnen und Bürger in Hamburg und Berlin zu einer Bewerbung um die Austragung der Olympischen Spiele

Die Bedeutung der Kinder für ihre alkoholabhängigen Mütter

Gesundheit ist Chefsache. Betriebliches Gesundheitsmanagement

PS Experimente im Psychologieunterricht ( )

allensbacher berichte

agitat Werkzeuge kann man brauchen und missbrauchen - vom Einsatz von NLP in der Führung

Welche Staatsangehörigkeit(en) haben Sie?... Mutter geboren?...

Technical Note Nr. 101

WinVetpro im Betriebsmodus Laptop

Avenue Oldtimer Liebhaber- und Sammlerfahrzeuge. Ihre Leidenschaft, gut versichert

Diese Broschüre fasst die wichtigsten Informationen zusammen, damit Sie einen Entscheid treffen können.

So funktioniert Ihr Selbstmanagement noch besser

Sexueller Missbrauch an Mädchen und Jungen

A Lösungen zu Einführungsaufgaben zu QueueTraffic

Sichere Anleitung Zertifikate / Schlüssel für Kunden der Sparkasse Germersheim-Kandel. Sichere . der

Validation nach Naomi Feil - Einführung - Wolfgang Hahl Validation-Teacher (VTI-Level 3)

Gut schlafen - das Geheimnis für Vitalität & Gesundheit

Neue Arbeitswelten Bürokultur der Zukunft

Ihr Plus für Ihren engagierten Verein.! Attraktive benefits für Übungsleiter, Sportler und Angestellte des Vereins.!

Lineargleichungssysteme: Additions-/ Subtraktionsverfahren

Zeichen bei Zahlen entschlüsseln

Beschreibung der Sozialphobie

Unvoreingenommene Neugier

Festigkeit von FDM-3D-Druckteilen

Stand 15. Oktober Fragen und Antworten

Welche Gedanken wir uns für die Erstellung einer Präsentation machen, sollen Ihnen die folgende Folien zeigen.

Kirkpatrick s Four Levels of Evaluation

Denken und Träumen - Selbstreflexion zum Jahreswechsel

MASTER-BERATUNG. im Fach Kunstgeschichte

II. Zum Jugendbegleiter-Programm

Anleitung über den Umgang mit Schildern

DNotI. Fax - Abfrage. GrEStG 1 Abs. 3 Anteilsvereinigung bei Treuhandverhältnissen. I. Sachverhalt:

Güte von Tests. die Wahrscheinlichkeit für den Fehler 2. Art bei der Testentscheidung, nämlich. falsch ist. Darauf haben wir bereits im Kapitel über

Professionelle Seminare im Bereich MS-Office

down-vorgehen bei Anforderungsanalysen als notwendige Ergänzung zum Bottom-up

Lichtbrechung an Linsen

Fotoprotokoll / Zusammenfassung. des Seminars Methodik der Gesprächsführung und Coaching. Vertriebs- & Management - Training

Informationsblatt Induktionsbeweis

teamsync Kurzanleitung

Fernausbildung Fachberater/in für holistische Gesundheit. Modul 6

Örtliche Angebots- und Teilhabeplanung im Landkreis Weilheim-Schongau

micura Pflegedienste Köln

Vermögensbildung: Sparen und Wertsteigerung bei Immobilien liegen vorn

Adhara Fragenbogen. 1.) Vertrauen Sie darauf, vom Leben mit allem Notwendigen versorgt zu werden?

Entwicklung eines Beratungsprogramms zur Förderung der emotionalen Intelligenz im Kindergarten

Crowdfunding Umfrage Bekanntheit & Beteiligung

Beweisbar sichere Verschlüsselung

Antidiskriminierung und Chancengleicheit

Fragebogen zur Mitarbeiterzufriedenheit in Rehabilitationskliniken

Ist Excel das richtige Tool für FMEA? Steve Murphy, Marc Schaeffers

1. TEIL (3 5 Fragen) Freizeit, Unterhaltung 2,5 Min.

Reise durch die Welt der Comics Familien zu Besuch am Fumetto in Luzern

LEIHOMA INFORMATION FÜR FAMILIEN

Tipps für die praktische Durchführung von Referaten Prof. Dr. Ellen Aschermann

emotion messen. motivation sichtbar machen. Vortrag auf der Zukunft Personal 2014 in Köln von Stefan Lapenat Motivanalyse Profi seit 10 Jahren.

Verkaufs- und Kommunikationstraining Professionelles Verhalten am Telefon

Was sind die Gründe, warum die Frau, der Mann, das Paar die Beratungsstelle aufsucht?

Der Weiterbildungs- Markt Auffälligkeiten und Tendenzen. Klaus Meisel

Univariates Chi-Quadrat-Verfahren für ein dichotomes Merkmal und eine Messwiederholung: Test nach McNemar

Transkript:

III. Themen der Sozialpsychologie (5): Interpersonale Anziehung; enge Beziehungen 1. Fragestellungen 2. Affiliation 3. Zwischenmenschliche Anziehung 4. Freundschaft 5. Liebesbeziehungen 6. Bezug zu Grundprinzipien der SP 1. Fragestellungen Zur Bedeutung von Anziehung und engen Beziehungen: Zimmergenossen in Wohnheimen leiden seltener an Erkältungs-krankheiten, je mehr sie einander mögen (Goleman, 1992). Glücklich Verheiratete verfügen über ein stärkeres Immunsystem als Personen mit Eheproblemen (Kiecolt-Glaser et al., 1987) Die Überlebensrate älterer Menschen 1 Jahr nach einem Herz-infarkt verdoppelt sich durch soziale Unterstützung von 2 oder mehr Personen (Berkman et al., 1992). Zufriedenheit mit Beziehung wichtiger für allg. Wohlbefinden als Arbeit, Einkommen oder Gesundheit (Campbell et al., 1976).

Empirische Fragestellungen: Warum suchen Menschen die Gesellschaft anderer? Was sind die Bestimmungsfaktoren zwischenmenschlicher Anziehung? Wie entstehen Freundschaften? Gibt es bestimmte Phasen im Verlauf einer Liebesbeziehung? Welche Faktoren bestimmen die Beziehungszufriedenheit? Definition: 2. Affiliation Affiliation = Tendenz, die Gesellschaft anderer zu suchen. Personen verbringen etwa 50% ihrer Zeit in Gesellschaft (O'Connor & Rosenblood, 1996) - Homöostase? Ursachen? biologische Anpassung Furcht, Stress (Schachter, 1959; Buunk, 1995) Welchen Zielen dient Affiliationsverhalten unter Stress? Sozialer Vergleich ("Misery seeks miserable company") Furchtreduktion (Bindungsstil als Moderatorvariable) Informationssuche (Präferenz für "informierte" Gesellschaft)

Effekte von Affiliation und sozialer Unterstützung Wird durch Affiliation wirklich Furcht reduziert? Amoroso & Walters (1969): Gemeinsames Warten (ohne verbale Kommunikation) reduziert Furcht vor Elektroschocks. Gump & Kulik (1997): Hängt von Verhalten des anderen ab; emotionale Ansteckung kann zu erhöhter Furcht führen. Soziale Unterstützung (= Gefühl, von anderen unterstützt zu werden; 4 Komponenten: emotionale, Einschätzungs-, informative und instrumentelle Unterstützung) fördert Bewältigung kritischer Lebensereignisse Pufferfunktion Bindungsstil als Moderatorvariable Mangel an Affiliation Einsamkeit, Gesundheitsprobleme Zwei Formen der Einsamkeit Emotionale Einsamkeit = Fehlen eines intimen Partners Soziale Einsamkeit = Mangel an sozialer Unterstützung Shaver & Rubinstein (1980): Einsamkeit als komplexe emotionale Reaktion Verzweiflung Depression Langeweile Selbstherabsetzung Gesundheitsprobleme als Folge mangelnder sozialer Einbettung zahlreiche epidemiologische Studien (s.o. Folie 2) Personen mit mehr Sozialkontakten Gerd haben Bohner längere 2001 Lebens-erwartung (Längsschnittstudie von Berkman & Syme, 1979)

3. Zwischenmenschliche Anziehung Welche Faktoren bestimmen zwischenmenschliche Anziehung? Physische Attraktivität: Wir mögen Personen, die gut aussehen. Wie wirkt physische Attraktivität? Das Attraktivitäts-Stereotyp: Attraktiven Menschen werden positive Eigenschaften zugeschrieben: freundlich, herzlich, selbstbewusst, sozial kompetent Eine sich selbst erfüllende Prophezeiung: Telefongespräch mit "attraktiver" oder "unattraktiver" Partnerin beeinflusst deren Verhalten (Snyder, Tanke & Berscheid, 1977). Wer legt besonderen Wert auf physische Attraktivität; welche Merkmale sind wichtig? Personen mit hoher (vs. niedriger) Ausprägung des Persönlich-keitsmerkmals "self-monitoring" legen mehr Wert auf gutes Aussehen (Snyder et al., 1988) Geschlechtsunterschiede: Bei der Partnerwahl legen Männer generell mehr Wert auf physische Attraktivität als Frauen - evolutionspsychologische Erklärung: Attraktivität als Hinweis auf Jugend, Gesundheit und damit Fortpflanzungsfähigkeit (Buss, 1989). Frauen gewichten Status höher als Schönheit; physische Merkmale, die als Hinweis auf Status gedeutet werden können, sind z.b. Körpergröße, athletischer Körperbau.

Nähe: Wir mögen die, mit denen wir zusammen sind. Festinger, Schachter & Back (1950): Freundschaften im Wohnheim wahrscheinlicher, je näher die Zimmer. Wie wirkt Nähe auf Anziehung? Häufigkeit der Interaktion Insko & Wilson (1977): Drei Personen A, B und C anwesend; A interagiert mit B, dann B mit C, danach Sympathiebeurteilung. Ergebnis: A und C mögen einander weniger als die anderen Paare. "Mere exposure" (Zajonc) Bloße Anzahl der Kontakte (ohne Interaktion) beeinflusst Sympathie (Saegert, Swap & Zajonc, 1973). Auch gegenläufige Befunde: Bei geringer Ähnlichkeit kann Nähe negative Gefühle verstärken (Ebbesen et al., 1976). Ähnlichkeit: Wir mögen Personen, die uns ähnlich sind. Freunde sind einander ähnlicher als Nichtfreunde hinsichtlich Alter, Familienstand, Intelligenz usw. (Hays, 1988). Einstellungsähnlichkeit ist besonders wichtig (Byrne, 1971).

Wie wirkt Ähnlichkeit auf Anziehung? Byrne: klassische Konditionierung - ähnliche Einstellung ruft positive Gefühle hervor, die auf den Träger der Einstellung übertragen werden. Sozialer Vergleich (Richtigkeit der Einstellung bestätigt) Ähnlichkeit der Einstellungen fördert Interaktion; wir meiden die Interaktion mit unähnlichen Anderen (Rosenbaum, 1986). Auch gegenläufige Befunde: Komplementärer Verhaltensstil (dominant vs. submissiv) führt zu mehr Sympathie als ähnlicher Stil (Dryer & Horowitz, 1997). Suchen Menschen gezielt nach ähnlichen Partnern für Freundschaften und Beziehungen? "Ja" sagen Vertreter des "matching principle". Positive Evidenz bei Berscheid et al. (1971): Weniger attraktive Vpn wählen weniger attraktive PartnerInnen für einen Tanzabend mit "Computer-Dating" sogar dann, wenn keine Möglichkeit der Zurückweisung besteht. "Nein" sagen Kritiker. Gegenhypothese: Personen suchen i.a. möglichst attraktive PartnerInnen; "matching" ergibt sich automatisch, da weniger attraktive Personen von attraktiveren Zielpersonen eher zurückgewiesen werden. Computersimulation stützt diese Annahme: Hohe Attraktivitätskorrelation selbst dann, wenn die Akteure nach Maximierung der Attraktivität der Partnerin streben und ihre eigene Attraktivität nicht kennen (Kalick & Hamilton, 1986).

Fazit zu den Determinanten zwischenmenschlicher Anziehung Physische Attraktivität, Nähe und Ähnlichkeit weisen jeweils eine deutliche Korrelation zum Ausmaß der Anziehung auf. Die Effekte dieser Variablen lassen sich durch unter-schiedliche Theorien und vermittelnde Prozesse erklären: z.b. Vertrautheit, Informationsgewinn, positive Bekräftigung, kognitive Konsistenz. Es bestehen wechselseitige Zusammenhänge zwischen den betrachteten Variablen. Die Kausalrichtung ist nicht immer eindeutig. Quelle: Smith & Mackie (2000)

Relativ wenig Forschung (im Vgl. zu Liebesbeziehungen) Definitionskriterien: wechselseitige Anziehung als Voraussetzung lange Dauer 4. Freundschaft Art der Beziehung ändert sich im Verlauf zu Beginn: Austauschbeziehung - Ertrag soll proportional zur Investition sein (Equity- Theorie); bei "Inequity" sind beide Partner weniger zufrieden als bei Equity (Walster et al., 1978) später: Übergang zu prosozialer Beziehung, Hilfe für den Freund als Ausdruck der Wertschätzung ohne Erwartung von Gegen-leistung; intrinsisch motiviert "Self-disclosure" als Merkmal von Freundschaften Definition: "self-disclosure" (SD) = Kommunikation über intime Themen wie eigene Gefühle, Probleme Effekte von SD: erhöht Sympathie (solange nicht überzogen); regtpartner seinerseits zu SD an Geschlechtsunterschiede: SD bei Freundschaften zwischen Frauen und in heterosexuellen Beziehungen stärker ausgeprägt als bei Freundschaften zwischen Männern (Reis, 1986). Ursache: Geschlechtstypische Arbeitsteilung? Männer legen gleiche Kriterien für Vertrautheit an und sind auch in der Lage, vertraute Gespräche zu führen. Also: Männer ziehen Gespräche mit weniger Vertrautheit vor.

Geschlecht und Intimität der Gesprächsinhalte (Reis, 1986) Quelle: Smith & Mackie (2000)

Was ist Liebe? Vielzahl von Taxonomien (z.b. Sternbergs "Dreieckstheorie": Intimität / Leidenschaft / Verbindlichkeit) Im Alltagsverständnis eher breites Konzept (Mutterliebe, freundschaftliche Liebe, leidenschaftliche Liebe, platonische Liebe, Geschwisterliebe...) In Abgrenzung zu Freundschaften v.a. interessant: Liebesbeziehungen, die (Wunsch nach) Sexualität beinhalten (leidenschaftliche Liebe, "romantic love") Liebe als Emotion: physiologische Erregung + situative Hinweise, dass Liebe die angemessene Interpretation (Berscheid & Walster, 1974, in Anlehnung an Schachter); Befunde zum Erregungstransfer stützen dieses Zweifaktorenmodell Entstehung von Liebesbeziehungen 5. Liebesbeziehungen Dieselben Faktoren wie bei der Entstehung von Freundschaft wichtig, plus emotionales Erleben von Verliebtheit. Merkmale von Liebesbeziehungen Interdependenz kognitiv: Partner wird "Teil des Selbst"; Perspektiven-übernahme; positive Attributionsverzerrung schließt Partner ein verhaltensbezogen:transformation der Austauschbeziehung affektiv: Gefühle der Vertrautheit ("intimacy") Die o.a. Aspekte beeinflussen die Zufriedenheit mit der Beziehung

Investitionsmodell (Rusbult, 1983) Quelle: Smith & Mackie (2000) Bindungsstil als Beziehungsdeterminante Grundlage: Bindungstheorie (Bowlby; Ainsworth) Annahme: Frühkindliche Bindungsmuster sind stabil über die Lebensspanne und beeinflussen Beziehungen zwischen Erwachsenen (Bowlby: "from the cradle to the grave") 3 Bindungsstile: sicher vermeidend ängstlich-ambivalent Bindungsstil beinhaltet kognitive Schemata (= "internal working models") über Selbst, Partner und Beziehung

Quelle: Smith & Mackie (2000)

Schlüsseluntersuchung von Hazan & Shaver (1987): Korrelative Studie zum Bindungsstil bei Erwachsenen Verblüffend einfache Erfassung des Bindungsstils: Beschreibung der drei Bindungsstile nach Ainsworth; Vp gibt an, welche am besten zutrifft Erhebung weiterer Variablen durch Fragebogen Hypothesen: Verteilung der Bindungsstile entspricht der bei Kindern. Folgende Variablen kovariieren mit dem Bindungsstil: Beziehungserfahrungen Kognitive Schemata über Selbst und Beziehungen "Bindungsgeschichte" (Beziehung der Eltern / zu den Eltern) Erfahrungen von Einsamkeit Ergebnisse Verteilung der Bindungsstile: Studie 1 (Zeitung): 56% sicher, 25% vermeidend, 19% ängstlich Studie 2 (Uni): 56% sicher, 23% vermeidend, 20% ängstlich Zum Vergleich Daten aus Studien mit Kindern: 62% sicher, 23% vermeidend, 15% ängstlich (Campos et al., 1983) Weitere Vorhersagen ebenfalls weitgehend bestätigt; z.b. charakteristische Beziehungserfahrungen sicherer BS: Freundschaft, Glück, Vertrauen vermeidender BS: Furcht vor Nähe ängstl. BS: Eifersucht, emotionale Schwankungen

Fazit Erfassung des Bindungsstils durch eine einzige Auswahlfrage offenbar beeindruckend valide. Interessante Übereinstimmung zwischen BS-Verteilung bei Kindern und Erwachsenen. Inzwischen auch Längsschnittstudien, die Stabilität des Bindungsstils belegen (Berscheid & Reis, 1998). Korrelationen plausibel, aber z.t. wenig überraschend. Theoretisches Problem: Annahme, dass Bindungsschemata unbewusst wirken dennoch Erfassung des BS weitgehend über Selbstbericht. 6. Bezug zu Grundprinzipien der SP Soziale Konstruktion der Realität: Verzerrte Attributionen, Idealisierung bei der Repräsentation der Beziehung / der Partnerin; kognitive Beziehungsschemata vom BS abhängig. Universalität sozialer Einflüsse: Partner wird "Teil des Selbst", beeinflusst Gedanken, Gefühle und Verhalten. Motive: Verbindung mit anderen als primäres Motiv bei der Entstehung von Beziehungen; Austausch-Aspekt von Beziehungen betont Motiv der Kontrolle; Selbstwert wird durch Identifikation mit dem Partner erhöht und durch Zuwendung innerhalb der Beziehung gestützt). Verarbeitungsprinzipien: Variationen der Verarbeitungstiefe sind in den meisten Forschungsansätzen zu Beziehungen theoretisch weniger relevant. Beziehungsschemata (Bindungstheorie) könnten als chronisch zugängliche Informationen konzipiert werden, welche das Denken, Fühlen und Verhalten in Beziehungen beeinflussen