ERNEUERBARE ENERGIEN. LANDENTWICKLUNG am 13.11.2014 in Berlin

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Transkript:

UND ERNEUERBARE ENERGIEN LANDENTWICKLUNG am 13.11.2014 in Berlin

2 VORWORT Sehr geehrte Damen und Herren, bei der zukunftsfähigen Entwicklung der Städte und Gemeinden stellen Klimawandel und Energiewende eine der größten Herausfrderungen dar. Die ländlichen Reginen nehmen hinsichtlich Erneuerbaren Energien eine Schlüsselpsitin ein; denn sie sind Standrt für die dezentrale Energieerzeugung und die Netzinfrastrukturen. Landentwicklung kann in den ländlichen Räumen eine ptimale Landnutzung herbeiführen. Dadurch unterstützt sie die Energiewende und führt zu reginaler Wertschöpfung. Um die vielseitigen Möglichkeiten und Instrumente kennen zu lernen, sind Sie herzlich zu unserer Fachtagung Erneuerbare Energien und Landentwicklung eingeladen, die die ArgeLandentwicklung gemeinsam mit dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft am Dnnerstag 13. Nvember 2014 in Berlin veranstaltet. An diesem Tag erwarten Sie Fachleute aus ganz Deutschland. Anhand vn Beispielen können Sie sich vm erflgreichen Einsatz der Landentwicklung überzeugen. Hartmut Alker Vrsitzender der ArgeLandentwicklung

Berlin 13. Nvember 2014 3 Es geht um Energieeinsparung Energieerzeugung Energiespeicherung Energietransprt Schaffung reginaler Wertschöpfungen Bürgerbeteiligung Wenn Sie einfach nur neugierig sind, Fragen zur Umsetzung der Energiewende mittels Landentwicklung haben der Fachwissen teilen möchten, freuen wir uns auf Sie! Erneuerbare Energien und Landentwicklung

4 PROGRAMM ab 10:30 Uhr Einlass und Anmeldung 11:15 Uhr Begrüßung, Einführung und Mderatin Vrsitzender Hartmut Alker ArgeLandentwicklung 6 8 10 Chancen und Ptenziale der Energiewende Unterabteilungsleiter Bernt Farcke Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft Energieentwicklung und Landentwicklung Strategien der ArgeLandentwicklung Vrsitzender Prf. Axel Lrig Arbeitskreis Grundsatzangelegenheiten der ArgeLandentwicklung Planungsrechtliche Rahmenbedingungen für die Windenergienutzung Prf. Dr.-Ing. The Kötter Universität Bnn Diskussin

Berlin 13. Nvember 2014 5 13:00 Uhr Mittagspause 13:45 Uhr Kmmunen als Energieprduzenten Piniergemeinde Grßbardrf Erster Bürgermeister Jsef Demar Gemeinde Grßbardrf, Kreis Rhön-Grabfeld 14 26 28 32 Kmmunen als Energieprduzenten Die Energiewende als Chance für die Kmmune Külz Ortsbürgermeister Alys Schneider Gemeinde Külz, Rhein-Hunsrück-Kreis Erflgreiche Maßnahmen der Landentwicklung für eine Energiewende Abteilungsleiter Edgar Henkes Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Eifel Waldflurbereinigung als Beitrag zur Energiewende Prf. Dr.-Ing. Karl-Heinz Thiemann Universität der Bundeswehr München Diskussin und Schlusswrt Vrsitzender Hartmut Alker ArgeLandentwicklung 16:15 Uhr Ende Erneuerbare Energien und Landentwicklung

6 BERNT FARCKE Herausfrderung Energiewende: Der Umbau der gesamten heimischen Energieversrgung stellt uns vr grße Herausfrderungen. Anpassungen der plitischen Rahmenbedingungen werden laufend erfrderlich sein, um das Zieldreieck einer sicheren, bezahlbaren und umweltverträglichen Energieversrgung zu gewährleisten. Die Bundesregierung möchte die Energiewende unter diesen drei Vrzeichen umsetzen. Energiewende was heißt das für uns? Ein Schlüsselziel ist: in Deutschland sllen die erneuerbaren Energien bis zum Jahre 2050 einen Anteil vn 60 % am Primärenergieverbrauch einnehmen. Um dieses Ziel zu erreichen, muss auch der Energieträger Bimasse in Kmbinatin mit anderen Energieträgern einen erheblichen Beitrag leisten. Wir haben schn viel erreicht: Im Jahr 2013 machten erneuerbare Energien 12 % des gesamten Endenergieverbrauchs in D aus, der Bienergieanteil an der Gesamtprduktin erneuerbarer Energien liegt bei rund 62 %, 25 % der Strmbereitstellung entfallen bei uns bereits auf erneuerbare Energien. Aus fester, flüssiger und gasförmiger Bimasse werden 31 % der gesamten Strmprduktin aus Erneuerbaren Energien erzeugt, 44 % der THG-Vermeidung durch erneuerbare Energien entfallen auf Bienergienutzung. Bimasse spielt als eine zentrale Rlle als flexibler Energieträger Zweidrittel der erneuerbaren Energie werden bisher durch Bienergie bereitgestellt. Bernt Farcke, Leiter der Unterabteilung 52 Nachhaltigkeit, Nachwachsende Rhstffe im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft Wir befinden uns an einem entscheidenden Punkt der Energieplitik. Die Energiewende ist plitischer und gesellschaftlicher Knsens. Wir wllen eine gesicherte Versrgung mit nachhaltiger Energie und dabei Ksten und Aufwand möglichst gering halten. Die energetische Nutzung nachwachsender Rhstffe ist ein wichtiger Teil unserer Landwirtschaft und Wirtschaft im ländlichen Raum gewrden. Allerdings zeigt die Energiewende vielfältige Auswirkungen, die zu Kritik und Diskussinen führen, Beispiele sind: Energiekstensteigerungen, negative Umwelt- und Landschaftsauswirkungen, swie befürchtete Beeinträchtigung der Ernährungslage durch Nutzungsknkurrenzen. Eine Energiewende in Deutschland, hne dass sie spürbar der sichtbar ist, ist nicht realistisch. Aufgabe der Plitik ist es aufkmmende Knfliktfelder zu minimieren. Es gilt der Vrrang der Lebensmittelprduktin. BMEL verflgt bei Bienergie u.a. flgende langfristige Ziele: effektive Beiträge zum Klimaschutz durch Nutzung vn Bimasse, Steigerung der reginalen Wertschöpfung und Schaffung vn Arbeitsplätzen effiziente und nachhaltige Nutzung vn bigenen Ressurcen. die Menschen vr Ort mitnehmen und Vrteile der dezentralen Bienergienutzung realisieren. Die Energiewende hat viele Vrteile: Ausstß an klimaschädlichen Treibhausgasen sinkt Deutschland wird unabhängiger vn Energieimprten Umweltschäden durch Verbrauch fssiler Ressurcen werden vermieden Risiken der Kernkraft entfallen Vrreiterrlle Deutschlands in punct Erneuerbare Energien Technische Entwicklung, knw hw, Investitinen, Arbeitsplätze

Chancen und Ptenziale der Energiewende 7 Für BMEL sind im Rahmen der Energiewende flgende aktuelle Aspekte vn besnderer Bedeutung: Das kürzlich nvellierte Erneuerbare-Energien Gesetz (EEG) muss zur Dämpfung des Anstiegs der Haushaltsstrmpreise beitragen. Wahrung eines ausreichenden Bestands- und Vertrauensschutzes für die bestehenden Anlagen war ein wesentlicher Punkt für BMEL im Gesetzgebungsverfahren. Weiterer Zubau erneuerbarer Energien entsprechend der im EEG beschlssenen Ausbaukrridre in Abstimmung mit der knventinellen Strmerzeugung und dem Netzausbau. Künftig wird die Nutzung vn Rest- und Abfallstffen verstärkt im Zentrum des Zubaus stehen. Die Chancen für die Landwirtschaft und den ländlichen Raum durch dezentrale erneuerbare Energieerzeugung sllen auch weiterhin genutzt werden. Bienergie bleibt ein wichtiges Element der Energiewende. Beim Netzausbau ist die Inanspruchnahme land- und frstwirtschaftlicher Flächen für den Trassenbau auf das Ntwendigste zu begrenzen und Grundbesitzer müssen fair entschädigt werden. Künftige Rlle der Bienergie ist eine Herausfrderung: Für die Bundesregierung war es ein vrrangiges Ziel der EEG-Nvelle, den Anteil der erneuerbaren Energien weiter zu erhöhen, aber gleichzeitig eine wirksame Dämpfung der Ksten zu erreichen. Dies war nur mit deutlichen Änderungen am EEG möglich. Die erneuerbare Strmprduktin muss sich darauf einstellen, hne die bequeme Fördersystematik des EEG auszukmmen. Künftig wird es unumgänglich sein, dass die erneuerbare Energieerzeugung mehr und mehr auf eigenen wirtschaftlichen Füßen stehen kann. Im Vergleich zu Windkraft und Phtvltaik ist Bimasseverstrmung auf relativ starre und hhe Vergütungssätze angewiesen. Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist in den letzten Jahren sehr dynamisch vrangeschritten. Dies spiegelt sich auch in dem Anstieg der EEG-Umlage um fast 50 Przent im Jahr 2013 und dem erneuten Anstieg der Umlage um 18 Przent auf 6,24 ct/kwh im Jahr 2014 wieder. Bienergie hat aber andere bedeutende Vrteile. Sie ist als einzige erneuerbare Energiequelle swhl permanent als auch flexibel verfügbar. Sie ist als speicherbarer Energieträger besnders geeignet, schwankende Energielieferungen durch Snnen- und Windenergie auszugleichen. Sie ist außerdem auch im Wärmesektr und im Bereich der regenerativen Mbilität unverzichtbar. Bimasse muss dabei nachhaltig, effizient und nachfragegerecht bereitgestellt werden. D.h. mit anderen Wrten: swhl öklgisch als auch ökkmisch unbedenklich! Dezentrale Strukturen und gesellschaftliche Einbindung sind ein wichtiger Ansatz, um die erneuerbaren Energien weiterzuentwickeln. Vernetzung mit anderen Energiequellen zu einem verlässlichen Energiesystem ist mit Energie aus Bimasse möglich. Der wichtige Beitrag der Bienergie zum Gelingen der Energiewende muss hier fairer bewertet werden. Energie aus den ländlichen Räumen sllte Teil der Lösung der vielfältigen Herausfrderungen werden. Erneuerbare Energien und Landentwicklung

8 AXEL LORIG Die Agrarministerknferenz hat am 04.04.2014 darauf hingewiesen, dass im Zusammenhang mit der Energiewende die Instrumente der Landentwicklung umfassend genutzt werden sllten. Aufbauend auf diesen Anregungen hat die Bund-Länder-Arbeitsgemeinschaft Nachhaltige Landentwicklung ein Strategiepapier Erneuerbare Energien und Landentwicklung erarbeitet und die Unterstützungsmöglichkeiten der Landentwicklung zur Umsetzung der Energiewende aufgezeigt. In dem Vrtrag werden die Beiträge der Landentwicklung zur Umsetzung der Energiewende in den Bereichen Energieerzeugung, Energiespeicherung, Energietransprt und Energieeinsparung erläutert. Es wird deutlich, dass die Instrumente Flurbereinigung, ILEK, ILE-RM, LEADER und Drfentwicklung die Energiewende unterschiedlich intensiv begleiten können. Auch reginal sind die Ausprägungen sehr verschieden, da die Landentwicklung immer nur die Energiewendebereiche im Einzelfall unterstützen kann und wird, die plitisch in den jeweiligen Ländern vrgegeben sind. Ministerialrat Prf. Axel Lrig, Vrsitzender des Arbeitskreises Grundsatzangelegenheiten der ArgeLandentwicklung, Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Frsten Rheinland-Pfalz Für die Energiewende ist das Tableau der Maßnahmen der Integrierten Ländlichen Entwicklung angepasst wrden. Dieses Ergebnis wird in einem generellen Überblick aufgezeigt und für die einzelnen Bereiche Energieerzeugung durch Bigas, Energieerzeugung im Bereich Windenergie und Energieerzeugung im Bereich Flächenslaranlagen näher erläutert. In allen diesen Bereichen können sehr wirkungsvlle Unterstützungen der Energieentwicklung durch Landentwicklung erflgen. Schwieriger stellt es sich dar bei den Bereichen Unterstützung der Energiespeicherung und Unterstützung des Energietransprtes. Hier gibt es zum einen nch wenige Erfahrungen. Zum anderen sind z.b. auch die Speichertechniken nch nicht sweit in den Ländern geklärt, dass auf knkrete Beispiele verwiesen werden kann. Nch schwieriger ist es im Bereich Energietransprt, w die Maßnahmen der Landentwicklung aufgrund der gesetzlichen Vrgaben nur zurückhaltend eingesetzt werden können. Deutlich intensiver ist die Unterstützung der Energieeinsparung durch Landentwicklung. Hier geht es vr allem um die Bewusstseinsarbeit, die durch die Akademien Ländlicher Raum erreicht werden kann.

Strategien der ArgeLandentwicklung 9 Mit LEADER können des Weiteren innvative Ansätze erprbt werden. In der Drfentwicklung sind überall knkrete Energieeinsparungen im Innenbereich möglich. Leicht vergessen wird, dass Wegebau und Neugestaltung der Bewirtschaftungsbedingungen erhebliche Energieeinsparungen im Außenbereich bewirken. Anhand verschiedener Übersichten werden dann die Beiträge der Landentwicklung aufgezeigt. Integrierte ländliche Entwicklung liefert im Verbund der Instrumente und infrmellen Beziehungen für die Energiewende ein stimmiges Paket. Schlaglichtartig zusammengefasst wird dieses in einem Dreisäulenprgramm Bdenrdnung und Flächenmanagement. Hier sind die harten Maßnahmen der Landentwicklung als Unterstützung für die Energiewende zusammengestellt. Wichtig ist die aktive Bürgerbeteiligung am Przess der Energieentwicklung durch Landentwicklung. Hier wird aufgezeigt, wie durch erflgreich praktizierte Bürgerbeteiligung die Eigenkräfte der Bürger abgerufen werden können. Landentwicklung ist eines der wichtigsten Instrumente für die Gestaltung des ländlichen Raums. Energieentwicklung ist gleichzeitig seit langem die wichtigste Chance für den ländlichen Raum. Diese beiden Instrumente zusammenzubringen und zu einer reginalen Wertschöpfung zu führen ist eine grße Aufgabe. Die Wertschöpfungsbeiträge ergeben sich durch Klimaschutz- und Beschäftigungseffekte, durch Energieeinsparung und effizienten Energieeinsatz. Landentwicklung unterstützt gezielt Kmmunen, gemeindeübergreifende Wertschöpfungsketten im Bereich der Energieentwicklung zu schaffen. Die wichtigen Beiträge werden wie flgt in einem 12-Punkte-Prgramm zusammengefasst. Mit den Instrumenten der Landentwicklung ist es möglich: die Umstellung der Energieversrgung vn überreginal auf lkal zu unterstützen, die Energieeinsparung innerhalb des Drfes zu unterstützen, die reginale Wertschöpfung zu erhöhen, Flächen für energiewendebedingte Neuanlagen und Kmpensatinsmaßnahmen bereit zu stellen, Bürger aktiv am Przess zu beteiligen, den Austausch verschiedener Interessenslagen zu mderieren, Wegenetze dem Bedarf anzupassen, Flächen zu arrndieren, die rechtlichen Verhältnisse zu rdnen und Landnutzungsknflikte aufzulösen, frstwirtschaftliche Strukturmängel zu beseitigen und damit die Nutzung des Privatwalds effizienter zu gestalten, die Vraussetzungen für eine nachhaltige Landnutzung zu schaffen, Fördermittel vn EU, Bund und Ländern zielgerichtet einzusetzen und Nachteile für die allgemeine Landeskultur zu vermindern. Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die Instrumente der Landentwicklung im besnderen Maße geeignet sind, Beiträge zur Energiewende mit erneuerbaren Energien zu leisten. Erneuerbare Energien und Landentwicklung

10THEO KÖTTER Die Errichtung einer Windenergieanlage (WEA) setzt regelmäßig baurechtliche und immissinsschutzrechtliche Genehmigungen vraus, die den Kmmunen angesichts der erheblichen Wertschöpfungen und Marktkräfte wichtige Standrt- und Flächensteuerungsmöglichkeiten eröffnen. Als wesentliche Grundlagen sind neben den einschlägigen gesetzlichen Regelungen der Raumrdnung und Landesplanung, des Immissinsschutzes und des Bau- und Bdenrechts das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) und die jeweiligen Windkrafterlasse der Bundesländer zu nennen. Darüber hinaus liegt inzwischen eine detaillierte höchstgerichtliche Rechtsprechung zu zahlreichen Einzelfragen vr. Die Errichtung vn WEA insbesndere in Frm vn Windparks hat zweifelshne raumrdnerische Auswirkungen. Der in 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB verankerte Planungsvrbehalt ermöglicht bereits auf der überörtlichen Ebene der Landes- und Reginalplanung verbindliche Standrt- und Flächensteuerungsmöglichkeiten für WEA. Eine slche Planung wird erfrderlich, um einen planerischen Interessenausgleich, eine Knfliktbewältigung und eine Standrtptimierung insbesndere dann zu erreichen, wenn ein erhebliches Knfliktptenzial besteht der die Standrt- und Flächenptinen in einer Regin den Bedarf erheblich übertreffen. Prf. Dr.-Ing. The Kötter, Prfessur für Städtebau und Bdenrdnung an der Universität Bnn Die Landes- und Reginalplanung sind daher prädestiniert, grßräumige, besnders geeignete Standrte gemeindeübergreifend auszuwählen und effizient zu fördern und zugleich aus raumrdnerischer Sicht schützenswerte Teilräume und erhaltenswerte Kulturlandschaften vn WEA freizuhalten, insbesndere dann, wenn es sich um nch nicht fachplanerisch festgelegte Gebiete handelt, wie Naturschutzgebiete, Natinalparke und Natinale Naturmnumente, Bisphärenreservate und gesetzlich geschützte Bitpe nach 23 ff. BNatSchG (vgl. OVG Berlin, Urt. v. 24.02.2011 OVG 2 A 2/09). Die Ausweisung vn Gebieten gemäß 8 ROG für WEA als Ziele der Raumrdnung bindet indessen die Gemeinden bei der Bauleitplanung, begrenzt die kmmunale Planungshheit und schränkt ihre Entwicklungs- und Gestaltungsmöglichkeiten erheblich ein. Einen bundesweiten Überblick über die entsprechenden Festlegungen in Raumrdnungsplänen gibt Abb. 1. Abb. 1: Festlegungen zur Windenergie in Raumrdnungsplänen, Stand 2010 (Einig 2011) Bei einer gebietsscharfen Festlegung vn Vrranggebieten für WEA durch die Reginalplanung als verbindliches Ziel der Landesplanung und Raumrdnung stellt sich neben dem Planungserfrdernis regelmäßig die Frage, b dies mit der Garantie der kmmunalen Selbstverwaltung vereinbar ist. Diese Frage ist auf Grundlage des rechtlichen Verhältnisses vn Landesplanung und Bauleitplanung zu beantwrten, das einerseits durch das Gegenstrmprinzip nach 1 Abs. 3 ROG und andererseits durch die Anpassungsverpflichtung gemäß 1 Abs. 4 BauGB geprägt ist. Eine

Planungsrechtliche Rahmenbedingungen für die Windenergienutzung 11 Gebietsausweisung ist immer dann zulässig, wenn sie durch überörtliche Interessen vn höherem Gewicht gerechtfertigt ist, den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit wahrt, als nicht in unverhältnismäßiger Weise in die städtebauliche Planungshheit der betrffenen Gemeinde eingreift, und auch mit dem Raumrdnungsrecht des Bundes vereinbar ist (vgl. BVerwG, Urt. v. 15.05.2003 4 CN 9.01). Tab. 1: Ansätze und Ebenen zur räumlichen Steuerung vn WEA Planungsebene Landes-und Reginalplanung privilegierte Zulassung nach 35 Abs. 1 Nr. 5 BauGB gesamter Außenbereich, sweit keine öffentlichen Belange entgegenstehen Ausschlussgebiete für WEA Ausschlussgebiet (z. B. 14 Abs. 2 Nr. 3 BayLPlG der Vrranggebiet für andere Raumnutzungen nach 8 Abs. 7 Nr. 1 ROG) Steuerungsansatz Vrbehaltsgebiet ( 8 Abs. 7 Nr. 2 ROG) Flächennutzungsplan Knzentratinsplanung nach 35 Abs. 3 S. 3 BauGB Ausschlussplanung nach 35 Abs. 3 S. 3 BauGB Knzentratinszne WEA hne Ausschlussfunktin Vrranggebiet ( 8 Abs. 7 Nr. 1 ROG) Knzentratinszne WEA mit Ausschlussfunktin Vrranggebiet mit der Wirkung eines Eignungsgebiets ( 8 Abs. 7 Nr. 1 u. 3 ROG) Baugebietsfestsetzungen Genehmigung nach 30 BauGB Sndergebiete ( 11 Abs. 2 BauN- VO) Flächen für Versrgungsanlagen ( 5 Abs. 2 Nr. 4 BauGB) Bebauungsplan Sndergebiete ( 11 Abs. 2 BauNVO) Versrgungsflächen ( 9 Abs. 1 Nr. 12 BauGB) Ein vllständiger raumrdnerischer und bauleitplanerischer Steuerungsverzicht führt zu einer generellen privilegierten Genehmigungsfähigkeit vn WEA im gesamten Außenbereich nach 35 Abs. 1 Nr. 5 BauGB. Dadurch sind swhl die Erreichung der energieplitischen Ziele zum Ausbau der Windenergie als auch die effiziente Nutzung der Flächen, der Schutz der verfügbaren natürlichen Ressurcen swie eine gerdnete Raum- und Siedlungsentwicklung insgesamt gefährdet. Deshalb sllten schn aus raumrdnerischer und kmmunaler Sicht die räumlichen Steuerungsmöglichkeiten des 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB (Tab. 1) genutzt und entsprechende Gebiete bzw. Flächen für WEA ausgewiesen werden. Das bedeutendste städtebauliche Instrument der Gemeinden zur räumlichen Steuerung und Knfliktbewältigung im Zusammenhang mit der Errichtung vn WEA stellt der Flächennutzungsplan dar (Kötter et al. 2013). Damit kann grundsätzlich im Rahmen der Planungshheit der Gemeinde über das Ob und Wie der Ausweisung vn Knzentratinsznen für WEA gemäß 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB entschieden und unmittelbar Einfluss auf künftige Standrte genmmen werden. Die Darstellung einer Knzentratinszne hat das Gewicht eines öffentlichen Belangs, dem einer privilegierten Zulässigkeit vn WEA Erneuerbare Energien und Landentwicklung

12THEO KÖTTER an anderer Stelle des Gemeindegebietes entgegensteht und diese insweit ausschließt. Mit der Ausweisung vn Knzentratinsznen können eine effiziente Flächennutzung, eine Krdinatin mit der übrigen Entwicklung der Gemeinde, insbesndere mit der Siedlungs- und Infrastrukturentwicklung, swie eine wirkungsvlle Freihaltung des übrigen Freiraums vn WEA erreicht werden. Durch verbindliche Bauleitpläne können Flächen und Standrte für WEA entweder als Sndergebiete Windkraft ( 11 Abs. 2 BauNVO) der als Versrgungsflächen Windkraft ( 9 Abs. 1 Nr. 12 BauGB) festgesetzt werden (Söfker 2013). Bei einer Knzentratin zahlreicher Anlagen in einem Windenergiepark empfiehlt es sich zur effizienten Ausnutzung der Fläche, die Standrte und damit letztlich auch die Abstände und die maximale Gesamtzahl der Anlagen festzusetzen. Der Vrteil eines Sndergebietes besteht darin, dass eine Feinsteuerung der Standrte durch Baugrenzen für die Fundamentstandrte swie auch zusätzlich für die Rtrflächen möglich ist. Auch die Gesamtzahl der WEA in einem Windpark kann geregelt werden. Eine Blckade für die Verwirklichung der Reginal- und Bauleitplanung können auch die Eigentumsverhältnisse bzw. die fehlende Mitwirkungsbereitschaft der Eigentümer sein. Zwar ist die Reginalplanung nicht gehalten, die bestehenden Eigentumsverhältnisse an den betrffenen Grundstücken näher aufzuklären, wenn in einer üblicherweise typisierenden Betrachtung davn auszugehen ist, dass eine Nutzung für Windenergieanlagen grundsätzlich in Betracht kmmt. Falls indessen vn vrneherein absehbar ist, dass der Eigentümer der überplanten Fläche die Errichtung vn WEA dauerhaft blckiert, ist nach der Rechtsprechung des BVerwG vn einem Abwägungsfehler auszugehen; denn eine Planung ist mit dem Gebt der Erfrderlichkeit nicht vereinbar, wenn sie sich als nicht vllzugsfähig erweist, weil ihr auf unabsehbare Zeit unüberwindliche rechtliche der tatsächliche Hindernisse im Wege stehen (BVerwG, Beschl. v. 16.03.2006 4 BN 3805). Das Tatbestandsmerkmal der Erfrderlichkeit gilt auch für den Inhalt des Plans und damit für jede seiner Festsetzungen. Da 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB eine psitive Standrtzuweisung mit einer Ausschlusswirkung für das übrige Gemeindegebiet verknüpft, wird das mit dieser Regelung verflgte Ziel vn vrnherein verfehlt, wenn die für WEA vrgesehene Fläche ungeeignet ist, weil sich diese beispielsweise nicht mbilisieren lässt. Eine stärkere Steuerungskmpetenz auf kmmunaler Ebene ist zweckmäßig. Standrtbeurteilungen durch Gemeinden, Planer und Träger öffentlicher Belange, wie Natur- und Denkmalschutzbehörden, liefern auf der kmmunalen Flächennutzungsplanebene aufgrund des Planungsmaßstabs naturgemäß erheblich knkretere abwägungsrelevante Infrmatinen. Zudem verfügen die Gemeinden über präzisere Kenntnisse der örtlichen Verhältnisse in ihrem Gemeindegebiet als die übergerdneten Planungsebenen bezüglich der abwägungserheblichen Aspekte, wie Strmeinspeisemöglichkeiten, Erschließbarkeit, Vrbelastung vn Standrten, Tpgrafie und Eigentumsverhältnisse. Hinzu kmmt die größere Bürgernähe, die im Planverfahren eine intensive Öffentlichkeitsbeteiligung und die Überwindung lkaler Vrbehalte vn Windkraftgegnern eher ermöglicht. Die Akzeptanz vn WEA wird erfahrungsgemäß dadurch erhöht, wenn es im Planungsverfahren gelingt, Mdelle für eine faire Beteiligung der Gemeinden und der Bürger an der Wertschöpfung durch Bürgerparks und andere Organisatins- und Beteiligungsfrmen zu etablieren. Insfern ist eine engere Zusammenarbeit mit Windkraftentwicklern vrteilhaft, die auf lkaler Ebene effizienter ist und die angestrebten vertraglichen Kperatinen begünstigt. Insgesamt lassen Kmmunen zentrierte Steuerungsansätze hinsichtlich der Standrtauswahl und Flächenmbilisierung besnders effiziente swie szial- und umweltverträgliche und letztlich auch wirtschaftliche Lösungen der Realisierung vn WEA erwarten. Es ist daher zielführend, wenn die Landes- und Reginalplanung Gebiete, die sich aus raumrdnerischer Sicht besnders für WEA eignen, ausschließlich als Vrranggebiete hne Ausschlusswirkungen im restlichen Planungsraum ausweisen. Insweit können die Gemeinden im Rahmen der Bauleitplanung diese Gebiete der weitere Bereiche als Knzentratinsznen knkretisieren.

Planungsrechtliche Rahmenbedingungen für die Windenergienutzung 13 Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die räumliche Steuerung der Windkraft unter zwei Vrausetzungen weiter ptimiert werden kann: 1. Eine Überregulierung durch Dppelsteuerung swhl auf der reginalen als auch auf der kmmunalen Ebene ist zu vermeiden. 2. Die Gemeinden sllten als die wesentlichen Träger der Energiewende ausreichende planerische Gestaltungsmöglichkeiten behalten. Angesichts der gemeindlichen Kmpetenzen und der reginalen Bezüge bietet sich auch eine Steuerung durch eine bislang kaum praktizierte Planungsfrm an, nämlich durch einen gemeinsamen Flächennutzungsplan ( 204 BauGB) der durch einen reginalen Flächennutzungsplan nach 8 Abs. 4 ROG (vgl. auch Mitschang 2013). Diese können sich auf den sachlichen Teilbereich der Windkraft beschränken und damit ein effizientes Planungsverfahren ermöglichen. Literatur Einig, K.: Bedarf an Raumrdnungsgebieten für den Ausbau der Windenergie. Wrkshp der Länder Thüringen, Sachsen- Anhalt und Sachsen am 23.-24. Nvember 2011 in Merseburg, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumfrschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumrdnung (BBR). Kötter, T. et al.: Standrtsteuerung und Flächenmbilisierung für Windenergieanlagen Der Beitrag des Land- und Immbilienmanagements zur Energiewende. In: zfv, H. 4/2013, S. 275-287. Mitschang, St.: Steuerung der Windenergie durch Reginal- und Flächennutzungsplanung eine praxis-rientierte Betrachtung. In: BauR, Heft 1/2013, 1 31. Spannwsky, W. (2012): Steuerung der Windkraftnutzung unter veränderten landesplitischen Vrzeichen. In: ZfBR-Snderausgabe 2012, S. 53 64. Söfker, W.: Fragen bei der Änderung und Erweiterung der planungsrechtlichen Grundlagen für die Windenergie durch Bauleitplanung. In: ZfBR, Heft 1/2013, S. 13 19. Erneuerbare Energien und Landentwicklung

14JOSEF DEMAR Grundgedanken Aus den glbalen Prblemen Klimawandel, Endlichkeit fssiler Energieträger, Endlichkeit vn Rhstffen (Beispiel Düngemittel) resultieren neue Aufgaben, aber auch neue Möglichkeiten für den ländlichen Raum. Diese können jedch vm einzelnen Bürger nicht allein umgesetzt werden. Grundsätzlich gilt es, den ländlichen Raum und sein Ptential mit den Augen eines Unternehmers auf sein Unternehmen zu betrachten. Dieser wird immer bemüht sein, Kapital und Prduktinsfaktren ptimal einzusetzen. Die Prduktinsfaktren des ländlichen Raumes sind seine Natur und seine land- und frstwirtschaftlichen Flächen. Der ländliche Raum weist hier, besnders in der Landwirtschaft, enrme Optimierungsptentiale auf. Wir prduzieren Rhstffe (z.b. Getreide und Fleisch) und sind nur selten in frtgesetzte Wertschöpfungsprzesse eingebunden. Wir haben uns auf wenige Prdukte spezialisiert und uns damit einer starken Abhängigkeit ausgesetzt. Für den Ausbau der erneuerbaren Energien überlassen wir den Prduktinsfaktr Land Investren und Energieknzernen. Die Antwrt auf das eingeschränkte Ptential des Einzelnen (frei nach dem grßen Szialrefrmer Friedrich-Wilhelm Raiffeisen, 1818-1888): Was der Einzelne nicht vermag, das vermögen viele. Und s begleite ich als Bürgermeister der Gemeinde Grßbardrf mit kreativen und engagierten Bürger: Jsef Demar, Erster Bürgermeister der Gemeinde Grßbardrf im Kreis Rhön-Grabfeld, Bayern Unser Leitsatz für diesen Weg: Gemeinschaft: Menschen bewegen Initiativen, die eine selbstbestimmte Nutzung unseres lkalen und reginalen Ptentials im Bereich der erneuerbaren Energien zum Ziel haben. Initiativen zur Sicherung vn Infrastruktur in unserem Drf. Initiativen in der Landwirtschaft mit unseren Bäuerinnen und Bauern, die in diversifizierten Gemeinschaftsprjekten einen öknmischen und öklgischen nachhaltigen Weg für die Weiterentwicklung ihrer landwirtschaftlichen Betriebe sehen. Dieser Satz ist Auffrderung und Erkenntnis gleichermaßen. Psitive Entwicklungen haben ihren Ursprung immer in Menschen, die gute Ideen aufgreifen und vermögen zu bewegen. Menschen, die ffen sind für neue Ideen, die sich bewegen lassen. Der Einstieg unserer Drfgemeinschaft in den Themenbereich der neuen Energien und die damit verbundenen Erflge ließen uns wieder bewusst werden, dass es möglich ist, in starken Gemeinschaften den wesentlichen Prblemen in ländlichen Räumen aus eigener Kraft kreativ zu begegnen: dem Abbau dörflicher Infrastruktur, dem demgraphischen Wandel und der Abwanderung, dem Strukturwandel in der Landwirtschaft und vielem mehr. Die Energie, die es braucht etwas zu verändern, erfährt Antrieb aus dem Selbstbewusstsein, dassnahrung und Energie immer aus den ländlichen Räumen kmmen werden und die Gesellschaft daher dauerhaft grßes Interesse an der Entwicklung ihrer ländlichen Räume haben wird. Angefangen hat alles mit den erneuerbaren Energien. Aus dem Tun haben wir gelernt und das Gelernte in andere Bereiche des ländlichen Lebens knsequent und für uns alle gewinnbringend transferiert. Diesen Weg aufzeigen will unsere Bewerbung für den Knrad Adenauer Preis 2014. Erneuerbare Energien in Grßbardrf Die unterfränkische Gemeinde Grßbardrf ist mit 950 Einwhnern und 230 Haushalten nch eine selbständige Gemeinde. Der Wechsel vn fssilen auf erneuerbare Energien wurde vn den plitischen Entscheidungsträgern frühzeitig als eine hist-

Kmmunen als Energieprduzenten Piniergemeinde Grßbardrf 15 rische Chance für den ländlichen Raum begriffen. Die Bürgerinnen und Bürger haben diese günstigen Umstände genutzt und prfitieren nun langfristig durch ihre vielen verschiedenen Prjekte im Bereich der erneuerbaren Energien. Bürgerslarkraftwerk Grßbardrf 2005 wurde die Errichtung des 1. Bürgerslarkraftwerks Grßbardrf mit 1 MWp initiiert. Mit dem Ziel, größtmögliche Akzeptanz in der Bevölkerung zu erlangen, haben wir für die Umsetzung des Prjektes das Zwiebelschalen- der Kirchturmprinzip als Leitlinie entwickelt: jeder muss mitmachen können, zunächst aber die Menschen aus Grßbardrf. Vn 100 Investren, die 1 Mi als Eigenkapital investiert haben (bei einem Gesamtinvest vn 4 Mi ), kmmen 50 aus Grßbardrf und 50 aus dem restlichen Landkreis Rhön-Grabfeld. Es war das erste, knsequente Bürgerprjekt in unserer Regin, ein erstes Zeichen, dass auch Grßprjekte möglich sind, wenn wir nur zusammenhelfen. Die Gemeinde freut sich zwischenzeitlich über hhe jährliche Gewerbesteuereinnahmen, ist dch der Sitz des Unternehmens in Grßbardrf. PV-Freifläche in Grßbardrf: Damit wurde das Thema der Erneuerbaren Energien ins Drf gebracht. Das Prjekt war vn Anfang an auf eine grße Bürgerbeteiligung angelegt und fand regen Zuspruch, s dass die Anlage schn 2007 um weitere 910 kwp erweitert werden knnte. Gründung der Friedrich-Wilhelm Raiffeisen Energie eg Grßbardrf Aufgrund des Beschlusses im Gemeinderat, an der Drferneuerung teilzunehmen, entschieden sich die Bürger dazu, die Chance zu nutzen und ein Nahwärmenetz für über 120 Haushalte zu planen und umzusetzen. Hierzu gründeten sie am 4.11.2009 nach dem Mtt vn Friedrich-Wilhelm Raiffeisen: Das Geld des Drfe dem Drfe und Einer für Alle. Alle für Einen. Was dem Einzelnen nicht möglich ist, das schaffen viele eine Bürger- Genssenschaft. Die Friedrich-Wilhelm Raiffeisen Energie eg Grßbardrf war gebren. 40 Gründungsmitglieder starteten mit je einem Genssenschaftsanteil vn 4.000 und schafften es, bis ins Jahr 2012 mit 154 Mitgliedern 621.600 Eigenkapital zu sammeln. Erneuerbare Energien und Landentwicklung

16JOSEF DEMAR Gründung der Friedrich-Wilhelm Raiffeisen Energie eg Grßbardrf am 04.11.2009 Vn links: Vrstand Mathias Klöffel, Aufsichtsrat Manfred Endres, Aufsichtsrat Bernhard Behr, Vrstand Reinhld Behr Die ersten Prjekte in der Genssenschaft: Phtvltaik in Grßbardrf Schnell wurde ein erstes Prjekt umgesetzt: Die Fans des TSV Grßbardrf mussten bei schlechtem Wetter im Regen stehen, weil die Zuschauertribüne nicht überdacht war. Die Energiegenssenschaft fand gemeinsam mit dem Sprtverein eine Lösung, die diesem Missstand Abhilfe schuf. Der TSV Grßbardrf baute 2009/2010 eine Tribünenüberdachung, die die Energiegenssenschaft mit Phtvltaik bestückte. 38 Mitglieder beteiligten sich mit einem Eigenkapital vn 140.000. Die Dachmiete wurde dem Sprtverein sfrt ausgezahlt, s dass dieser die Überdachung finanzieren knnte. PV-Tribünenüberdachung 2010: 1. Prjekt der Friedrich-Wilhelm Raiffeisen Energie eg Grßbardrf

Kmmunen als Energieprduzenten Piniergemeinde Grßbardrf 17 Es entstanden kntinuierlich weitere Phtvltaik-Prjekte innerhalb der Genssenschaft: Im Jahr 2010 auf dem Dach des Bauhfs mit einer Leistung vn 15 kwp und einem Invest vn 47.000 Im Jahr 2011 auf dem Dach des Betriebsgebäudes der Bigasanlage mit einer Leistung vn 96 kwp und einem Investvn 190.000 Im Jahr 2012 auf einer Werkhalle mit einer Leistung vn 108 kwp und einem Invest vn 230.000 Nahwärmenetz der Genssenschaft und die Entstehungsgeschichte des Bienergiedrfs Grßbardrf Die Gemeinde Grßbardrf wurde im Bundeswettbewerb Bienergiedörfer 2012 des Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz durch die Fachagentur Nachwachsende Rhstffe (FNR) als Bienergiedrf 2012 ausgezeichnet. Wichtige Impulse für die Entwicklung, die Grßbardrf zum Bienergiedrf machte, gaben die Einleitung der Drferneuerung 1989 und die Errichtung einer PV-Freiflächenanlage durch die Bürgerslarkraftwerke Grßbardrf GmbH & C. KG im Jahr 2005. Die Vrschläge für die Umgestaltung der Raiffeisenstraße im Zuge der Drferneuerung hatten dabei zunächst erhebliche Akzeptanzprbleme, die nur durch einen Bürgerentscheid befriedet werden knnten. Bei diesem entschied sich eine sehr deutliche Mehrheit der Bevölkerung für die Durchführung der Maßnahmen. Erstmalig mussten die Bürger eindeutig Psitin zu ihrem Drf beziehen; der Aufbruch in eine neue Kultur der Bürgerinfrmatin und Bürgerbeteiligung war damit vllzgen. Der Nukleus für die weitere Auseinandersetzung mit erneuerbaren Energien waren Grßbardrfer Bürger, die im Arbeitskreis 2 Land- und Frstwirtschaft, Energie der Grabfeld-Allianz Visinen für die EE-Nutzung in Grßbardrf entwickelten und überprüften. 2007 brachte der Arbeitskreis den Vrschlag zur Errichtung eines Nahwärmenetzes auf Basis eines Hackschnitzkessels in die Diskussin. Die Gemeinde lud zu Infrmatinsveranstaltungen ein und führte eine Bürgerbefragung durch. Da die Genssenschaft zu diesem Zeitpunkt nch nicht bestand, wurde die Erarbeitung der Knzepte durch die Gemeinde in Auftrag gegeben. Die Initiative mündete schließlich in die Errichtung einer Bigasanlage durch 44 Landwirte und eines Nahwärmenetzes durch die Friedrich-Wilhelm Raiffeisen Energie eg Grßbardrf im Jahr 2011. Bis heute sind 121 Haushalte und fast alle öffentlichen Gebäude an das Nahwärmenetz angeschlssen. Durch das Nahwärmenetz kamen Drferneuerung und EE-Initiativen zusammen: Das Nahwärmenetz knnte in grßen Teilen im Zuge der Drferneuerung verlegt werden, und die Genssenschaft sparte auf diese Weise beträchtliche Bauksten ein. Wärmeabnehmer in der Genssenschaft Planung des Nahwärmenetzes in Grßbardrf Erneuerbare Energien und Landentwicklung

18JOSEF DEMAR Die Gemeinschaftsbigasanlage der Agrkraft Grßbardrf GmbH & C. KG Im Herbst 2010 wurde die Agrkraft Grßbardrf GmbH & C. KG gegründet, um eine Gemeinschaftsbigasanlage zu bauen und zu betreiben. Der Gedanke, gemeinsam ein Prjekt umzusetzen, dessen Verwirklichung dem einzelnen Landwirt nicht möglich gewesen wäre, stand Pate bei der Errichtung und dem Betrieb einer Bigasanlage in Grßbardrf. Aufgabe der Bigasanlage sllte es sein, neben der Strmprduktin ein Nahwärmenetz in der Ortschaft mit Wärme zu versrgen. Dazu schlssen sich im Jahr 2010 43 Landwirte zur Agrkraft Grßbardrf GmbH & C. KG zusammen, die die Anlage finanziert und betreibt. In der flgenden Aufstellung sind die landwirtschaftlichen Betriebe einiger Gesellschafter kurz beschrieben. Trtz unterschiedlicher Schwerpunkte und Betriebsgrößen ist es gelungen, die verschiedenen Interessen unter einen Hut zu bringen und eine gute Basis für eine Zusammenarbeit zu finden. Name Ort Betriebsgröße Schwerpunkt Marc Seith Grßbardrf 17,5 ha Ackerbau, Schweinemast, Geflügelmast Thmas Geier Grßbardrf 8,5 ha Ackerbau Tni Kneuer Grßbardrf 67 ha Ackerbau, Schweinemast Winfried Demar Grßbardrf 100 ha, davn 35 ha Wiese Ackerbau, Pensinsrinderhaltung Marc Ress Grßbardrf 6,5 ha Ackerbau Ziel des Prjekts war und ist es, über die Beteiligung an der Anlage jedem landwirtschaftlichen Betrieb die Erschließung eines weiteren Standbeines zu ermöglichen, hne dass das unternehmerische Risik und die zeitliche Anfrderung eine erhebliche Belastung für den Einzelbetrieb darstellen. Im Juni 2011 erflgte der Spatenstich. Bereits im Dezember 2011 knnte mit der Abwärme des BHKW das Nahwärmenetz aufgeheizt werden. 01.06.2011: Erster Spatenstich zum Bau der Bigasanlage & des Nahwärmenetzes

Kmmunen als Energieprduzenten Piniergemeinde Grßbardrf 19 Kennzahlen der Bigasanlage: 43 Landwirte als Gesellschafter (alle Landwirte aus Grßbardrf sind beteiligt) 637 kw elektrische Leistung, 700 kw thermische Leistung PV-Anlage auf dem Betriebsgebäude mit 120 kwp Eigenkapital: 637.100, Investitinsvlumen: 3,7 Mi. Wärmelieferung an die Friedrich-Wilhelm Raiffeisen Energie eg Grßbardrf ca. 3.500.000 kwh/a, das entspricht ca. 350.000 l Heizöl Anteil des Maisanbaus in Grßbardrf und den Nachbargemeinden: ca. 7 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche Das Betriebsgebäude für die Wärmeversrgung wurde durch die Agrkraft Grßbardrf GmbH & C. KG errichtet. Darin sind die Heizungsverteilung, der Spitzenlastkessel, die Steuerung für das Nahwärmenetz und die Hackschnitzelheizung untergebracht. Der dafür benötigte Gebäudeteil wurde an die Friedrich-Wilhelm Raiffeisen Energie eg Grßbardrf vermietet. Hier befindet sich nun gleichzeitig ein weiteres Phtvltaik-Prjekt der Genssenschaft Grßbardrf. 13 Mitglieder beteiligten sich daran, die Dachanlagen der Bigasanlage mit PV-Mdulen auszustatten. Mit einem Gesamtinvestitinsvlumen vn 190.000 leistet die Dachanlage 96 kwp. Ein wesentlicher Grund für das Maschinenbauunternehmen Ifsys sich unweit der Bigasanlage niederzulassen war, günstige Wärme durch das Nahwärmenetz zu beziehen. Außerdem minimierten sich die Investitinsksten, durch die Einsparung einer Heizungsanlage. Der Neubau einer slchen Anlage für das 3.000 m² grße Betriebsgebäude hätte ca. 80.000 gekstet. Die Anschlussksten an das vrhandene Nahwärmenetz lagen lediglich bei 7.500. Auf dem Firmengebäude betreibt die Friedrich-Wilhelm Raiffeisen Energie eg Grßbardrf eine weitere PV-Dachanlage, an der sich 10 Mitglieder beteiligt haben. Die Gesamtksten lagen hier bei 230.000 und die Anlage hat eine Leistung vn 108 kwp. Landwirtschaft = Gemeinschaft in Grßbardrf Vr der Entscheidung gemeinsam in die Bigasanlage zu investieren, bestanden bereits weitere erste Ansätze einer überbetrieblichen Zusammenarbeit. Die Bürger und Landwirte setzten gemeinsam all die Prjekte um, die für einen Einzelbetrieb zu klein sind der an anderer Stelle nicht ausreichend Ptential aufweisen. Ideen und in der Entwicklung bereits angestßene Prjekte gibt es genug. Das Erlebnis Gemeinschaft im gemeinsamen Arbeiten schafft für alle spürbaren Vrteile aus der Kstenreduzierung (z.b. durch die vrhandenen Maschinengemeinschaften) und neuen Einkmmensptentialen (Bigasanlagengemeinschaft). Das Gefühl, auch als kleiner Betrieb dabei zu sein und nicht vn einer zumeist nur den grßen Betrieben ffen stehenden Entwicklung abgeschnitten zu sein, ließen die Landwirten weitere Schritte nach vrne tun. Bau einer gemeinschaftlichen Lagerhalle Die örtliche Raiffeisenbank hat ihr Düngerlager aufgelöst. Der Bedarf für einen slchen Lagerplatz bleibt jedch nach wie vr bestehen. Nun könnte jeder der betrffenen Landwirte für sich allein nach einer Lösung suchen, Zeit und Geld für den Bau einer neuen Halle der Herrichtung einer alten Halle in die Hand nehmen. Oder die Landwirte schließen sich zusammen, um über bessere Knditinen im Einkauf, kürzere Wege und andere Vrteile ein besseres Ergebnis für alle Beteiligten zu erzielen. Im Jahr 2013 wurde darum eine Lagerhalle für Getreide und Düngemittel gebaut. Sie ist mit einer Fuhrwerkswaage und mit Kammern für alle Landwirte ausgestattet. Auch Landwirte aus umliegenden Ortschaften nutzen die Möglichkeit, hier hne viel Aufwand Erzeugnisse und Betriebsmittel einzulagern. Das Dach der Halle wird vn der Friedrich-Wilhelm Raiffeisen Energie eg Grßbardrf zur Installatin einer Phtvltaikanlage gemietet. Die Mieterlöse tragen zur Finanzierung und zum Unterhalt der Halle bei. Erneuerbare Energien und Landentwicklung

20JOSEF DEMAR Anbau vn Haselnüssen Seit 2011 beschäftigen sich die Landwirte mit dem Anbau vn Haselnusskulturen. Aus heimischer Prduktin stammen derzeit max. 10 % des deutschen Bedarfs. Der Rest wird imprtiert. Dabei ist die deutsche Nuss extrem schmackhaft und gerade für Hchpreisprdukte wie Schklade und Eis hervrragend geeignet. Der Einstieg in den Haselnussanbau bedeutet ein unternehmerisches Risik, da er arbeitsund kstenintensiv ist, und Vllerträge erst nach sechs Jahren zu erwarten sind. Gemeinsam haben 17 Landwirte in der Haselnuss GbR Grßbardrf den Mut aufgebracht, da das Risik auf mehrere Schultern verteilt ist. Der Standrt ist s gewählt, dass die Haselnusssträucher mit dem gesammelten Oberflächenwasser der Bigasanlage bewässert werden. Die Trcknung der Haselnüsse erflgt in der Getreidetrcknungsanlage der Bigasanlage. Im September 2012 wurden Gespräche mit erfahrenen fränkischen Haselnussanbauern geführt, um Strategien für eine gemeinsame Verarbeitung und Vermarktung zu entwickeln. Knkret geht es dabei um die Visin der Prduktin vn Haselnussschklade und Haselnusseis. Pflanzaktin in Grßbardrf Reginalentwicklung vn und für Grßbardrf Die dazu ntwendigen Verarbeitungseinrichtungen würden überreginal, auf genssenschaftlicher Basis unter Einbindung aller Haselnussbauern angeschafft und verwendet werden. Im Herbst 2013 wurden 800 Haselnusspflanzen auf einer 3 ha grßen Fläche gepflanzt. Alle beteiligten Landwirte haben bei der Pflanzaktin mit angepackt. Nun gilt es, weitere Flächen zu erschließen und auch Landwirte in anderen Ortschaften anzuregen, sich gemeinsam an den Haselnussanbau heranzuwagen. Heute leben deutschlandweit mehr Menschen in Städten als in den ländlichen Räumen. Schwache Wirtschaftskraft und Mangel an Arbeitsplätzen führen hne strategische Kurskrrektur frtgesetzt zu einer zunehmende Abwanderung aus den ländlichen Reginen. Diese negative Entwicklung steht im Widerspruch zu einer steigenden Bedeutung des ländlichen Raumes durch die neben der Nahrungsmittelprduktin zusätzlich übertragene Aufgabe der Energieprduktin. Mit den Aufgaben der Ernährung und auch immer mehr der Energieversrgung fallen den ländlichen Räumen Schlüsselaufgaben und damit auch Schüsselptentiale zu, die es im Sinne seiner wirtschaftlichen Entwicklung ptimiert zu nutzen gilt. Eine nachhaltig psitive wirtschaftliche Entwicklung des ländlichen Raums setzt in Grßbardrf ein, da dies durch Eigeninitiative und in Verantwrtung der hier lebenden Bevölkerung erflgt. BIOENERGIE-ARENA Um den Sprtverein Grßbardrf langfristig auf zukunftsfähige Füße zu stellen, wurde ein Fußballund Nachwuchsstandrt aufgebaut, der bayernweit bekannt und beachtet ist. Hierbei hat der Sprtverein ein Zukunftsmdell erarbeitet, in dem die

Kmmunen als Energieprduzenten Piniergemeinde Grßbardrf 21 Themen Sprt, Landwirtschaft, Wirtschaft, Bienergie unter einem Dach gebündelt werden. Der TSV Grßbardrf hat 13 Fußballmannschaften; wöchentlich betreiben 150 Jugendliche Sprt auf dem Trainingsgelände. Neben dem sprtlichen Aspekt hat hierbei ein gesellschaftlicher bzw. wirtschaftlicher Aspekt grße Bedeutung: es herrscht Fachkräftemangel bei den Firmen in der Regin. Die jungen Menschen jedch, die sich an den Verein gebunden fühlen und hier trainieren und spielen wllen, abslvieren Ausbildung und Studium in der Regin, bleiben auch nach ihrem Abschluss vr Ort und wandern nicht ab. Ein kleiner Verein kann den mit der Stützpunkt-Arbeit verbundenen Aufwand alleine nicht leisten. Vielmehr braucht es dazu die Hilfe anderer. Da die reginalen Firmen die Vrteile einer engen Bindung vr allem junger Leute an die Regin anerkennen, sind sie gerne bereit, dem Sprtverein als Spnsren unter die Arme zu greifen. Falls der TSV Grßbardrf eine derzeit vm Landkreis Rhön-Grabfeld bereitgestellte Förderung für einen Kunstrasenplatz erhielte, würde er die Vraussetzungen für einen DFB-Jugendstützpunkt erfüllen. Als Flge würden dem Verein vm DFB vier Jugendtrainer zur Verfügung gestellt werden. Dies würde eine weitere Aufwertung des Sprtvereins bedeuten, die der ganzen Regin zugutekmmt. Als äußeres Zeichen wurde das Stadin des TSV Grßbardrf in eine BIOENERGIE-ARENA umgewandelt. Damit sll demnstriert werden, dass der Titel Bienergiedrf nicht nur die Prduktin vn Wärme und Strm bedeutet, sndern einen Grundstein gelegt hat für weitere sinnvlle Zusammenarbeit verschiedenster Akteure aus den Bereichen Wirtschaft, Landwirtschaft swie Vereins- und Gemeindeleben. 15.06.2013: Einweihung der BIOENERGIE-ARENA 15.06.2013: Einweihung der BIOENERGIE-ARENA Erneuerbare Energien und Landentwicklung 4.2 Whnungsbau

22JOSEF DEMAR Whnungsbau Die Übernahme eines landwirtschaftlichen Betriebs in Grßbardrf und dessen Umbau zu attraktiven Whneinheiten stehen 2014/2015 auf dem Plan der Friedrich-Wilhelm Raiffeisen Energie eg Grßbardrf. Es herrscht, u.a. aufgrund der Ansiedlung der Firma Ifsys, permanente Whnungsnt in Grßbardrf, das Whnungsangebt reicht bei weitem nicht aus, die Nachfrage zu decken. Vr allem junge Leute lassen sich eher durch das Angebt vn günstigen Whnungen aufs Land lcken, da das Bauen eines Eigenheims gleich nach dem Studium ftmals nicht finanzierbar ist. Einerseits sll Whnraum für junge Leute geschaffen werden, andererseits sllen Leerstände im Ort sinnvll genutzt werden. Auch hier prfitieren die Beteiligten vn den Synergieeffekten der Energiewende durch niedrige Investitins-, Heiz- und Mietksten. Derzeit wird durch einen reginal ansässigen Architekten eine Knzeptentwicklung durchgeführt, um den ehemals landwirtschaftlichen Betrieb mit einer Grundfläche vn 1.600 m² in insgesamt 16 Whnungen umzugestalten. Im ersten Schritt sllen demnächst bereits 8 Whneinheiten mit je 80 m² entstehen. ehemals landwirtschaftlich genutzter Hf in Grßbardrf ehemals landwirtschaftlich genutzter Hf in Grßbardrf Entwurfsplanung Whnungsbau Entwurfsplanung Whnungsbau Drfladen ehemals landwirtschaftlich genutzter Hf in Grßbardrf - 14 - Die Regin zu fördern und zu entwickeln bedeutet auch, den Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht zu werden. S sll der mmentan nch privat betriebene Drfladen in Grßbardrf bestehen bleiben, wenn die Betreiber demnächst in Rente gehen. Drfladen in Grßbardrf Der Gemeinderat Grßbardrf besuchte den Drfladen im nahegelegenen Unsleben, in dem sgar mit einer eigenen Währung gewirtschaftet wird, um sich Anregungen für die Umsetzung zu hlen. Überlegungen führten dazu, den Drfladen unter dem Dach der Drf-Genssenschaft zu erhalten und auszubauen.

Kmmunen als Energieprduzenten Piniergemeinde Grßbardrf 23 Erflge und Auswirkungen Auszeichnungen Größter Erflg war sicherlich die Auszeichnung als eines der drei Bienergiedörfer 2012. In einer Pressemitteilung des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Frsten heißt es: Mit ihren ganzheitlichen Knzepten, innvativer Technik, dem effizienten Umgang mit Ressurcen und überdurchschnittlichem bürgerschaftlichen Engagement knnten die drei Orte die Jury des Wettbewerbs überzeugen.*1 Mit sichtlichem Stlz nahm Bürgermeister Jsef Demar im Nvember 2012 die Auszeichnung in Hannver entgegen. Bürgermeister Jsef Demar (2. vn rechts) und Landrat Thmas Habermann (2. vn links) bei der Siegerehrung In der Flge wurden interessierte Bürger, Prjektentwickler und Jurnalisten auf das Prjekt aufmerksam. Regelmäßig werden nun Anfragen nach Führungen und Besichtigungen auf der Anlage gestellt, denen gerne nachgekmmen wird. Selbst aus Japan, Tansania und den USA besuchten bereits Gruppen und Jurnalisten die Bigasanlage und die Ortschaft, s dass man mit Fug und Recht vn einer internatinalen Bekanntheit sprechen kann. *1 http://www.bmelv.de/shareddcs/pressemitteilungen/2012/343-bl-bienergiederfer.html Reginale Wertschöpfung Grßbardrf zeigt mit seinem Mut, seinem Zusammenhalt und mit einer herausragenden und praktischen kmmunalplitischen Unterstützung, wie reginale Wertschöpfung funktiniert. Seit 2005 wurden Prjekte mit einem Gesamtvlumen vn 15.260.000 verwirklicht. Dieser immense Betrag knnte ermöglicht werden, weil er nicht vn einem Einzelnen aufgebracht werden musste, sndern viele Bürgerinnen und Bürger einen Beitrag geleistet haben. Im Jahr 2011 betrug der Jahresverbrauch an Strm in der Gemeinde Grßbardrf 1.600.000 kwh. Die Anlagen der erneuerbaren Energie erzeugten ca. 7.600.000 kwh Strm; das entspricht einer Strmüberprduktin vn 475 %. Im Bereich der Wärmeversrgung wurden im Jahr 2011 ca. 3.200.000 kwh Wärme verbraucht. Die Jahreserzeugung der EE-Anlagen lag bei ca. 2.880.000 kwh, was einem Deckungsgrad vn 90 % entspricht. Da diese Energie nicht in die Regin imprtiert werden muss, fließen auch die Ksten für diese Energie nicht ab. Durch die Bigasanlage ist eine neue und dauerhafte Erwerbsquelle für die örtlichen Landwirte entstanden, durch Lieferung Erneuerbare Energien und Landentwicklung

24JOSEF DEMAR vn Bimasse an die Bigasanlage, vergütete Lgistikdienstleistungen und Hilfstätigkeiten beim Betrieb der Anlage. Zusätzlich sind zwei Vllzeitarbeitsplätze an der Anlage entstanden. Die Finanzkraft der Gemeinde, der Gewerbebetriebe und Privathaushalte wurden gestärkt, weil Investitinsksten für Heizungsanlagen eingespart werden knnten. Ein Grund für die Entscheidung der Firma Ifsys, sich in Grßbardrf anzusiedeln, war der Standrtvrteil, der sich aus dem Anschluss an das Nahwärmenetz ergab. Es wurden Investitinsksten für eine eigene Heizungsanlage vermieden und langfristig ein Wärmepreis vereinbart, der deutlich unter den Ksten für fssile Energieträger liegt. Sweit wie möglich wurden alle Baumaßnahmen im Zusammenhang mit der Errichtung der EE-Anlagen an örtliche und reginale Handwerksbetriebe vergeben. Für die Kmmune ist eine dauerhafte Quelle für beträchtliche Gewerbesteuereinnahmen entstanden. In Zahlen: Die EE-Anlagen schaffen in Grßbardrf jährlich eine Wertschöpfung vn ca. 2. Mi. EEGVergütung, 400 TSD für Bigassubstrat und 60 TSD kmmunale Steuereinnahmen. Durch gesamtwirtschaftliche Multiplikatreffekte entstehen jährlich ca. 3,5 Mi. an zusätzlicher Wertschöpfung in Grßbardrf und Umgebung. Sziales Miteinander Heute sind Mitglieder aus fast allen Haushalten des Drfes auch Mitglied in der Friedrich-Wilhelm Raiffeisen Energie eg Grßbardrf. Viele Genssenschaftsmitglieder sind darüber hinaus auch als Geber vn Nachrangdarlehen an die Genssenschaft an einem der mehreren EE-Prjekten beteiligt. Für sich selbst erhalten sie dadurch eine sichere Kapitalanlage, dem Drf ermöglichen sie dadurch eine nachhaltige und zukunftssichere Energieversrgung. Besucher Grßbardrfs können heute die gelungene Drferneuerung und zahlreiche EE-Anlagen bewundern. Beides ist der sichtbare Beweis für einen umfassenden Wandel im szialen Miteinander. Das neu gewbene Netzwerk aus Bürgern, Landwirten, Unternehmen und Gemeindeverwaltung gestaltet heute gemeinsam eine attraktive Zukunft für Grßbardrf. Durch die Prjekte wurden der sziale Zusammenhalt unter den Bürgern und der Gemeinschaftsgedanke gestärkt. Durch die Beteiligung vieler Menschen an den Prjekten ist eine maximale Akzeptanz unter der Bevölkerung vrhanden. Damit hat die Gemeinde Grßbardrf für die Zukunft und die Eigenversrgung der Menschen vrgesrgt. Mit der Etablierung vn Strukturen (Bürgerslarkraftwerke Grßbardrf GmbH & C. KG, Friedrich-Wilhelm Raiffeisen Energie eg Grßbardrf, Agrkraft Grßbardrf GmbH & C. KG, Haselnuss Grßbardrf GbR), die Hunger nach Prjekten haben, und den erflgreich bestehenden Prjekten wurde ein Weg aufgezeigt, wie die Bürger unternehmerische Selbsthilfe praktizieren können. Dadurch sind viele weitere Ideen in anderen Handlungsfeldern entstanden, die teilweise schn kurz vr der Umsetzung stehen. Rückblick und Ausblick Seit dem Bau des Bürgerslarkraftwerks ist Grßbardrf einen knsequenten, vn Gemeinschaft und Gemeinsinn geprägten Weg im Ausbau der Erneuerbaren Energie, Drfentwicklung und Landwirtschaft gegangen. Die wirtschaftlichen Erflge all dieser Prjekte lassen das Mtt der Darlehenskassenvereine als den Vrgängern der genssenschaftlichen Banken, Das Geld des Drfes dem Drfe zu einer Antwrt auf die weltweite Wirtschaftskrise werden. Wir müssen uns fragen, warum wir unser Geld ungebremst auf die Reise in die grße weite Welt schicken, um uns zu wundern, dass es nicht mehr zurückkmmt wenn wir es aus den Augen verlieren. Zugegebenermaßen ist dies sehr einfach gedacht. Aber was sllte uns daran hindern, mit dem vielen Geld, welches wir auch in den ländlichen Räumen Jahr für Jahr sparen, unser Drf und unser Umfeld zu entwickeln und es uns einfach schön und lebenswert einzurichten? Wir in Grßbardrf haben verstanden, dass wir unseres eigenen Glückes Schmied sind, nicht darüber lamentieren sllten, dass alles s schlimm ist, sndern uns darüber freuen dürfen, welch wunde bares Ptential uns zur Gestaltung in die Hände gegeben ist. Und s blicken wir auch als Drf in einem sgenannten benachteiligten Gebiet Bayerns ptimistisch nach vrne.