Vergleich der CHF-Zinskurven für die Diskontierung der Verpflichtungen im SST und in Solvency II, QIS 5. Prüfungskolloquium SAV, 19 November 2010



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Transkript:

Vergleich der CHF-Zinskurven für die Diskontierung der Verpflichtungen im SST und in Solvency II, QIS 5 Prüfungskolloquium SAV, 19 November 2010

Inhaltsverzeichnis / Agenda Swiss Solvency Test (SST) und Solvency II Diskontierung der Verpflichtungen im SST Diskontierung der Verpflichtungen unter Solvency II, QIS 5 Direkter Vergleich & Fazit (Zinskurve CHF 31.12.2009) Informationsquellen 2

Swiss Solvency Test (SST) und Solvency II Zweck und Grundsätzliches beider Regelwerke: Zweck: Sicherung der Solvabilität von Versicherungen (und Banken) Festsetzen des benötigten (Risiko-)Kapitals dieser Gesellschaften Grundsatz: Kapital-Anforderungen sind Risiko-basiert, d.h. ein höheres Risiko führt zu höheren Kapitalanforderungen Risiko-Messung: Verteilung eines möglichen Verlustes während der nächsten 12 Monate (Marktrisiken) Ökonomische Bewertungsgrundsätze: Anlagen bewertet nach Marktpreis Versicherungs-Verpflichtungen bewertet durch Diskontierung mit risikofreien "Markt"-Zinsen 3

Swiss Solvency Test (SST) und Solvency II Swiss Solvency Test: Schweizerische Eidgenossenschaft, FINMA (Eidgenössische Finanzmarktaufsicht) Seit 2006 für grosse Versicherer, allgemeine Einführung 2008 Halbjährliche Messung Risiko-Mass: 99% Expected Shortfall Solvency II Europäische Union, CEIOPS (Committee of European Insurance and Occupational Pensions Supervisors) Beginn 2012, Q3 Vierteljährliche Messung Risiko-Mass: 99.5% Value at Risk => Aktuell: QIS 5 (Quantitative Impact Studies 5) 4

Verpflichtungen einer Gesellschaft und deren Diskontierung 5

Diskontierung der Verpflichtungen im SST Verwendung der "gegenparteirisikofreien" Zinskurve für die Diskontierung von Verpflichtungen Staatsanleihen gelten als risikofrei, wenn sie in der von dem entsprechenden Staat kontrollierten Währung ausgegeben werden Darunter fallen US-Staatsanleihen (USD), Schweizer Bundesobligationen (CHF) Zur Zeit gelten Deutsche Staatsanleihen für den EUR ebenfalls als risikofrei Die risikofreien Zinskurven werden von den aktuellen Kursen der Staatanleihen abgeleitet Die risikofreien Zinskurven werden von der FINMA den Gesellschaften zur Verfügung gestellt Eigene risikofreie Zinskurven können hergeleitet werden die Methodik muss von der FINMA bewilligt werden und die Abweichungen der Resultate müssen jeweils von der Gesellschaft quantifiziert werden 6

Diskontierung der Verpflichtungen unter Solvency II, QIS 5 Verwendung der "risk-free" Zinskurve erhöht um einen Zuschlag (Illiquiditätsprämie) Die risikofreien Zinskurven werden aus "market swap rates" mit Abzug für das Ausfallrisiko bestimmt Risikofreie Zinssätze werden für eine gewisse Anzahl Jahre bestimmt, danach kommt eine Ultimate Forward-Rate (UFR) zur Anwendung Für CHF werden die ersten 15 Jahre explizit bestimmt Die Ultimate Forward-Rate für CHF beträgt danach 3.2% Zum Vergleich GBP: 40 Jahre explizit, UFR von 4.2% Die risikofreien Zinskurven und Illiquiditätsprämien werden von CEIOPS den Gesellschaften zur Verfügung gestellt 7

Diskontierung der Verpflichtungen unter Solvency II, QIS 5 Illiquiditätsprämie Argumente Der Zuschlag zum risikofreien Zins einer Obligation besteht aus 3 Teilen Ausfall-Risiko Illiquiditätszuschlag Rest Falls eine Obligation bis zum Ablauf gehalten wird, ist ein Illiquiditätszuschlag ein sicherer Gewinn es verbleibt lediglich das Ausfallrisiko (Kreditrisiko) und der kaum quantifizierbare Rest Verpflichtungen aus Versicherungsverträgen sind teilweise (z.b. Rentenversicherungen) gut berechenbar und ein vorzeitiger Verkauf der gehaltenen Obligationen nicht notwendig Risikofreier Zins plus ein Illiquiditätszuschlag wird für die Diskontierung solcher Verpflichtungen verwendet (QIS 5) 8

Diskontierung der Verpflichtungen unter Solvency II, QIS 5 Illiquiditätsprämie Umsetzung Die Illiquiditätsprämie wird für sämtliche Währungen zur risikofreien Zinskurve (den Spot-Rates) addiert Die Illiquiditätsprämie wird für alle Währungen vorgegeben zusätzlich wird vorgegeben für welche Laufzeiten sie angewendet wird Es wird zwischen drei Typen von Verpflichtung unterschieden Renten mit nur Langlebigkeits- und Kostenrisiko => 100% Illiquiditätszuschlag Lebensversicherungsverträge mit Gewinnbeteiligung => 75% Illiquiditätszusch. Andere Verpflichtungen => 50% Illiquiditätszuschlag Die Illiquiditätsprämie (100%) für CHF beträgt 0.15% sie ist verwendbar für die Diskontierung der Verpflichtungen fällig in den nächsten 10 (+5) J. Zum Vergleich GBP: 0.82% für alle Verpfl. fällig in den nächsten 30 (+5) Jahren 9

Direkter Vergleich & Fazit (Zinskurve CHF 31.12.2009) 10

Direkter Vergleich & Fazit (Zinskurve CHF 31.12.2009) Unterschiedliche Interpretation von risikofrei Die im SST verwendeten Zinssätze von Staatsanleihen ergeben für CHF einen markant tieferen risikofreien Zins als die in QIS 5 aus den aktuellen Swap-Rates mit Risiko-Abzug hergeleiteten Zinssätze Dies betrifft hauptsächlich die kürzeren Laufzeiten (bis etwa 15 Jahre), für welche gute Marktdaten vorhanden sind Unterschiedliche Handhabung der langfristigen Prognosen Die im SST verwendeten Daten (unter anderem "2049er Eidgenossen") und Methoden ergeben für CHF einen markant tieferen risikofreien Zins als die in QIS 5 angenommene langfristige "Ultimate Forward-Rate" von 3.2% Dies betrifft die längeren Laufzeiten (ab etwa 15 Jahre), für welche keine guten Marktdaten existieren Illiquiditätsprämie Diese führt zu einer zusätzlichen Erhöhung der Zinssätze unter QIS 5 11

Informationsquellen Verordnung über die Beaufsichtigung von privaten Versicherungsunternehmen (Aufsichtsverordnung, AVO) (09.11.2005) FINMA Rundschreiben 2008/44 SST (28.11.2008) Schweizer Solvenztest FINMA (26.03.2009, 09.03.2010) Erläuterungen zum SST 2009, Wegleitung Modalitäten SST Excel Sheet "SST Template 2010" (www.finma.ch) European Commission, CEIOPS (05.07.2010) QIS5 Technical Specification CEIOPS Excel Sheet "Extrapolation Risk Free Rates" (www.ceiops.eu) 12

Danke!