Einsatz lebensmitteltechnologischer Verfahren zur Erregerminimierung



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Transkript:

BfR-Symposium Risiken entlang globaler Lebensmittel-Warenketten Einsatz lebensmitteltechnologischer Verfahren zur Erregerminimierung Prof. Dr. Tassilo Seidler Beuth Hochschule für Technik Berlin Luxemburger Straße 11 13353 Berlin

Schwerpunkte LT bezüglich Erregerreduktion - Minimierung der Kontamination von Lebensmittel-Rohstoffen - Lebensmitteldekontamination i.r. der Herstellung - Minimierung der Rekontamination fabrizierter Lebensmitteln - Schärfung des Verbraucherbewußtseins

Hintergrund - klassische wie auch einzelne innovative Dekontaminationsverfahren entweder nur bedingt effizient oder mit teilweilse erheblichen Veränderungen am LM einhergehend - deshalb weiterhin Bedarf an Strategien zur Erregerminimierung bereits initial bei Produktion der Rohstoffe und über komplette Lebensmittelkette hinweg

klassisch bzw. innovativ (entlang der Wertschöpfungskette) - Trocknen, Zuckern, Salzen, Pökeln, Räuchern, Nutzung von Genusssäuren - fermentative & thermische Prozesse - Nutzung von Konservierungsstoffen & MAP - Vakuum- und Sprühtrocknung, Filtrationsverfahren - Bestrahlungs- & Hochdruckverfahren - Nutzung von Bakteriophagen (Listex TM P100) - Gebrauch von Peroxyessigsäure & Milchsäure Cetylpyridiniumchlorid (Cecure ) - Nutzung von Quorum sensing-mechanismen bei Verpackungen

Verpackung unter Vakuum - zunehmender Import von Rindfleisch aus Südamerika - Kombination von Fleischreifungsdauer mit Transportpassage - allerdings Kostenersparnis durch Vorkonfektionieren vor Ort, kombiniert mit Skinverpackung zur Volumenreduktion - Kühltransport ideal für anaerobe psychrophile Endosporenbildner Blown Pack Spoilage -Phänomen Clostridium estertheticum Quelle: Dissertation E. Ziegler (2009)

Quelle: RKI Strategien Fallbeispiele Verfahren Fazit Verwendung präformierter Lebensmittel/Rohstoffe - Tiefgefrieren ungeeignet zur Elimination bestimmter Erreger - kostenorientierte Verwendung von TK-Erdbeeren aus China - beim Caterer nur routinemäßige Wareneingangskontrolle lediglich Weiterverarbeitung 2012 ca. 11.000 Erkrankungen infolge Noroviren-Infektion

Unbedenklichkeit von Zusatzstoffen oder technologischen Hilfsmitteln - traditionelle Nutzung von Rotschimmelreis im asiatischen Raum zum Färben von Lebensmitteln ebenso konservierender Aspekt - Überlegungen in Deutschland als LM-Zusatzstoff Alternative zu Nitrit bei Pökelwaren bzw. als Farbstoff (Acerola, Rote Bete etc.) - allerdings Bildung von Citrinin durch verschiedene M. purpurea-stämme nephro- und genotoxisches Potenzial

weiterführende Mykotoxin-Problematik - ebenso europaweite Präsens weiterer Mykotoxin-Fälle endemische Balkan-Nephropathie, bedingt durch Ochratoxin A - aktuelle Kontaminationsfälle mit Fusarium-Arten im Raum Brandenburg Getreide (Gerste, Roggen, Weizen, Mais) - oftmals Folge EU-subventionierter Monokultur - Problematik infolge der besonderen Stabilität von Fusarien-Toxinen

Hochdruckinaktivierung - hydrostatische Abtötung vegetativer Zellen bei 160-800 MPa - Endosporen jenseits der 1.000 MPa - hierbei starker Einfluss der Lebensmittelmatrix - deshalb Kombination entweder mit ph-wert-effekten oder thermischen Wirkungen VT - Wirkung unabhängig von der LM-Geometrie Strukturerhalt auch von Stückgütern - weitestgehende Stabilität wertgebender Strukturen Vitamine, Farb- und Aromastoffe NT - u.a. kaum Zerstörung/Denaturierung von Toxinen - Novel Food-Reglementierung

Hochdruckinaktivierung vorläufige Sicherheitskriterien

Bestrahlung mit UV-Licht - bisherige Untersuchungen im Einsatzbereich von Roh- und Brühwurst - bei geslicter Ware durchaus zur Keimreduzierung geeignet - ebenso generell zur Luftentkeimung bei Verpackungsprozessen genutzt L. S. monocytogenes Typhimurium 04-869 1106 Figure 12 a CfU/ml 1 10 0 6 1 10 0 5 1 10 0 4 1 10 0 3 1 10 0 2 0 0 * 10 10 Liquid 30 30 60 60 300 300 600 600 40 40 30 30 20 20 dt dt [ C] [ C] b 1 10 0 6 1 10 0 5 1 10 0 4 10 10 1 10 0 3 0 1 10 0 2 0 ** 1 Sausage 5 10 30 60 300 600 40 30 20 10 0 dt [ C] radiation time [s]

Bestrahlung mit UV-Licht - bisherige Untersuchungen im Einsatzbereich von Roh- und Brühwurst - bei geslicter Ware durchaus zur Keimreduzierung geeignet - ebenso generell zur Luftentkeimung bei Verpackungsprozessen genutzt VT - problemlose Integration in Verpackungsprozess - minimale Manipulation am Lebensmittel NT - sensorische Effekte - keine Tiefenwirkung

Oberflächenbehandlung mit Gewürzextrakten - Nutzung der antimikrobiellen Wirkung verschiedener Inhaltstoffe - bisherige Untersuchungen im Einsatzbereich Brühwursten - i.r. von Slice-Prozessen sehr gut zur Keimreduzierung geeignet

Oberflächenbehandlung mit Gewürzextrakten - Nutzung der antimikrobiellen Wirkung verschiedener Inhaltstoffe - bisherige Untersuchungen im Einsatzbereich Brühwursten - i.r. von Slice-Prozessen sehr gut zur Keimreduzierung geeignet VT - Verlängerung Haltbarkeit - kein Zulassungsverfahren erforderlich NT - Aufbringen auf jeweilige Fleischerzeugnishülle z.t. problematisch - sensorische Effekte

Verpackungen und kombinierte Effekte gasdurchlässige Packungen gasundurchlässige Packungen Vakuum- bzw. Skinverpackungen modified athmosphere packaging (MAP) Problemfelder - Keimselektion bzw. Wachstumsförderung - Migrationsproblematik im Packstoffbereich - Deklarationsverhalten im außereuropäischen Bereich Inhaltsstoffe Allergene GVO weitere Aspekte - thermoreaktive Farben, Verpackung mit Q.s.-Produkten

Luftdekontamination während des Verpackungsprozesses Reinraumtechnik - definierte Reinheitsklassen und Luftgeschwindigkeiten Backwaren, Fleischerzeugnisse, Joghurt Kaltvernebelung von Aerosolen per Ultraschall - organische Säuren im CCP-Bereich von Produktionsabschnitten - Anlagerung an luftgetragene Mikroorganismen Nutzung u.a. im Molkerei- bzw. Milcherzeugnis-Sektor ebenso einzelne Substanzen bisher im Rotfleisch-Bereich etabliert weitere diesbezügliche Bestrebungen im Weißfleisch-Bereich

- genannte Verfahren grundsätzlich geeignet zur Erregerelimination - häufig Kombination mehrerer Verfahren i.s. eines Hürdenkonzepts - in einigen Fällen allerdings nur begrenzte konsequente technologische Umsetzung - daraus resultierend häufig allerdings Änderungen in den Eigenschaften der Lebensmittel - nicht immer seitens des Verbrauchers akzeptiert oder (aufgrund aktueller Trends) Änderungen in der Erwartungshaltung

Vielen Dank Noch für Ihre Fragen Aufmerksamkeit?!