Fachbeitrag "Nach dem Crash Seite: 1 Nach dem Crash. Berufliche Neuorientierung in einem schwieriger gewordenen Umfeld Von Karl Heinz Lorenz Die Wirtschaft, allen voran die New Economy, ging 2002 durch ein Tal der Tränen. Nicht nur Aktienkurse purzelten in ungeahnte Tiefen. Ganze Unternehmen, hoffnungsvoll gestartet, blieben auf der Strecke. Und mit Ihnen einige tausend Mitarbeiter und Führungskräfte aller Ebenen, die sich bei schwieriger gewordenen Rahmenbedingungen neu orientieren mußten und müssen. Welche Schritte sind nun angebracht, um schnell und erfolgreich wieder Fuß zu fassen? Es ist, wie es ist Den Job zu verlieren ist wahrlich kein Vergnügen. Viele wurden im letzten Jahr mit dieser Situation konfrontiert. Für manchen war die Entwicklung absehbar und dennoch nicht abzuwenden, andere traf es gänzlich unvorbereitet. Es hilft dem Einzelnen nicht wirklich, darüber zu grübeln, wer oder was schuld war, welche Umstände dazu führten. Es ist, wie es ist. Arbeitslosigkeit kann absolut jeden treffen. Sie ist keine Schande, ebensowenig ein Grund zur Freude, einfach die harte Realität, der es sich zu stellen gilt. Der Arbeitsmarkt befindet sich nun nicht gerade in einem Zustand der Euphorie. Gute Jobs werden nicht im Dutzend angeboten aber es gibt sie. Nur welche Schritte empfehlen sich, um in dieser Engpaßsituation an eine spannende, attraktive Aufgabe zu kommen? Wie lassen sich die Dinge systematisch und zielführend angehen? Nachfolgend finden Sie einige Empfehlungen, die sich aus zahlreichen Karriereberatungen als besonders günstig erwiesen. Balance der Lebensbereiche Familie, Partnerschaft * Beziehung zum Partner * Beziehung zu Kindern * Beziehung zu Freunden, Verwandten, Bekannten * Gemeinsame Aktivitäten * Sexualität Beruf * Karriere * Arbeitsinhalt, Sinn der Tätigkeit * Soziale Beziehungen zur Arbeit * Berufliche Anerkennung * Geld Hobby, Freizeit * Sport * Reisen * Kultur * Muße * Sonstiges Ich selbst * Persönliche Weiterentwicklung * Innere Steuerung (Zurechtkommen mit Problemsituationen) * Erlebte Außenwirkung * Lebensfreude, Genießen können * Differenzierung von Interessenbereichen Innere Orientierung So seltsam das klingen mag: Aus jeder Krise erwachsen besondere Chance. Auch aus der Arbeitslosigkeit. Bietet sie doch die (eher seltene) Gelegenheit, Lebensziele zu überprüfen oder sogar gänzlich zum ersten Mal bewußt aufzustellen. Spannende Fragen suchen nach Antworten. Fragen Sie sich, was Sie langfristig beruflich erreichen wollen und wie die beruflichen Ziele zu Ihren anderen Lebenswünschen passen. Was zeigt sich als wichtig und was als eher nebensächlich? Welche Wünsche besitzen Substanz und welche sind von der Umwelt (manchmal kritiklos) übernommen worden? Als äußerst hilfreich und dabei zugleich einfach hat sich eine Gegenüberstellung der eigenen Stärken und Schwächen gezeigt. Sie werden zweifelsohne feststellen: Da gibt es eine ganz Menge an Kompetenzen und Erfahrungen, die sich während der Ausbildung und der Berufszeit angesammelt haben. Nutzen Sie dabei die Möglichkeit, ehemalige Kollegen, Vorgesetzte, Mitarbeiter und Personen, die Sie gut kennen, dazu zu
Fachbeitrag "Nach dem Crash Seite: 2 befragen. Kreisen Sie Ihre ganz persönlichen Lebens- und Berufsziele ein und machen Sie sich ebenfalls klar, was Sie nicht wollen. Auf Dauer gilt es in jedem Fall eine gute Balance der Lebensbereiche Beruf, Familie und Partnerschaft, Hobby und Freizeit sowie der Persönlichkeit selbst zu finden. Dabei bleiben oder die Branche wechseln? Der Markt zeigt sich derzeit in schlechter, jedoch nicht hoffnungsloser Verfassung. Nach wie vor suchen Unternehmen qualifizierte Mitarbeiter und Führungskräfte nur eben wesentlich selektiver. Dabei sind die einzelnen Marktsegmente unterschiedlich zu bewerten. Mehrere Branchen sind auf Talfahrt, andere entwickeln sich gerade recht positiv. Eine gute Situation, um genau zu prüfen, ob Ihre Kompetenzen auch in anderen Branchen, als in der bisherigen gefragt sind. Das würde in der Konsequenz bedeuten, zusätzliches Wissen erwerben zu müssen aber auch zu dürfen! Neue Kenntnisse zu erwerben kann eine ausgesprochen interessante Angelegenheit sein und absolut positive Aspekte mit sich bringen. Bewerbungsstrategie Haben Sie Marktsegmente oder sogar einzelne Zielunternehmen erst mal identifiziert, gilt es, eine konkrete Bewerbungsstrategie festzulegen. Welche Wege zu den Zielbranchen- und unternehmen erscheinen erfolgversprechend: Anzeigen in den wichtigen Tageszeitschriften und Fachmagazinen, Stellenbörsen im Internet? Denken Sie auch daran, Ihre ganz persönlichen Kontakte, die Teil Ihrer Kompetenz sind, zu aktivieren und zu nutzen. Besonders für Spezialisten und Führungskräfte ein Muß: Kontakte zu Personalberatern. Doch diese sollten gut vorbereitet und ganz gezielt eingesetzt werden. Finden Sie heraus, welcher Berater auf welche Positionen und Branchen fokussiert ist und dort seine Kunden hat. Wenn Sie einzelne Unternehmen proaktiv ansprechen möchten, bieten sehr häufig deren Internetseiten eine hervorragende Möglichkeit, sich vorzuinformieren und Ansprechpartner herauszufinden. Bewerbungsunterlagen Für die konkrete Bewerbung selbst benötigen Sie schließlich erstklassige Bewerbungsunterlagen. Eine Kurzbewerbung, die sich insbesondere für Onlinekontakte und Personalberater eignet, enthält ein Anschreiben, den qualifizierten Lebenslauf und ein Kompetenzprofil. Ausführliche Unterlagen senden Sie bei einer Antwort auf eine Annonce oder nach Aufforderung. Anhand Ihrer Bewerbungsunterlagen macht sich der Empfänger ein allererstes Bild von Ihnen. Sie sollten daher unbedingt von ausgezeichneter Qualität sein. Dem Anschreiben kommt dabei eine individuelle Rolle zu, denn hier beziehen Sie sich auf den Anzeigentext oder die echten oder vermuteten Wünsche des Zielunternehmens. Je besser sich der Empfänger hier wiederfindet, desto größer wird die Chance auf eine Einladung zum persönlichen Gespräch. Viele Menschen haben eine starke visuelle Komponente in ihrer Wahrnehmung untereinander. So kommt Ihrem Bewerbungsbild ebenfalls eine große Bedeutung zu. Je mehr Persönlichkeit Sie im Laufe Ihres Lebens mitbringen, um so mehr sollte dieses in
Fachbeitrag "Nach dem Crash Seite: 3 seiner Aussagekraft einem Portrait gleichen und keinesfalls eine Verwechslung mit einem Automatenfoto zulassen. Die Gesamtaufmachung (Papierqualität, Mappe, Material) richtet sich sowohl nach Ihrem erreichten Status, als auch nach den vermuteten Erwartungen des Empfängers. Auf eine Position im Marketingbereich beispielsweise dürfen Sie durchaus mehr sichtbare Kreativität in die Bewerbung einbringen, als dies eventuell bei anderen Aufgabenbereichen der Fall wäre. Persönliches Erscheinungsbild Sind die Bewerbungsunterlagen auf neuestem Stand, dann spätestens gehört auch das persönliche Erscheinungsbild auf den Prüfstand. Wie der Begriff schon sagt, handelt es sich um das Bild, wie Sie anderen erscheinen. Ihr persönliches Auftreten muß dabei idealerweise zwei Bedingungen erfüllen: Erstens sollte es authentisch sein, das bedeutet, es wird Ihrer Person gerecht, es paßt zu Ihnen und Sie fühlen sich wohl damit. Zweitens, es erfüllt die Erwartungen des Empfängers, Ihrer Ansprechpartner bei nachfolgenden Bewerbungsgesprächen. Überlegen Sie: Was erwarten meine Gesprächspartner von dem idealen Bewerber auf die Zielposition? Was könnte besonders sympathisch erscheinen und damit die Gesprächspartner anreizen, sich positiv eingestimmt mit meiner Person und meinen Kompetenzen zu befassen? Was könnte eventuell hinderlich sein und sollte daher besser weggelassen werden? Zahlreiche Erfahrungen gerade mit qualifizierten Bewerbern zeigen, daß gerade das persönliche Erscheinungsbild immer einmal wieder überprüft und an die Entwicklungen der Zeit angepaßt werden sollte. Sei es der Haarschnitt (der zur Person fünf Jahre vorher noch passte), die Brille (noch aus der Studentenzeit übrig), der coole Oberlippenbart (wann war der nochmal in?) oder der vor längerer Zeit stehengebliebene Bekleidungsstil Zeit und Gelegenheit zu schauen, was noch paßt und was nach Veränderung ruft. Schritt auf Schritt: 1. Innere Orientierung finden 2. Marktsituation prüfen und sondieren 3. Bewerbungsstrategie überlegen 4. Bewerbungsunterlagen erstellen 5. Persönliches Erscheinungsbild prüfen 6. Kontakte aufbauen 7. Gespräche führen 8. Entscheidungen treffen Kontakte aufbauen Jetzt gilt es, erfolgversprechende Kontakte ganz konkret zu suchen, auszuwählen und aufzubauen. Gerade für Führungskräfte ( Executives ) lohnt sich immer wieder die Zusammenarbeit mit seriösen Personalberatern. Welche nun für Ihre Ziele die geeigneten sind, das können Sie ganz gut mit einem Blick auf deren Internetseite oder auf die Offerten bei den Stellenanzeigen entdecken. Einfachste und ausgesprochen effektive Vorgehensweise: Anrufen, Erstgespräch führen, Kurzbewerbung zusenden, nachfassen. Machen Sie per Telefon auf Ihre Person und Ihr Anliegen aufmerksam. Personalberater leben davon, Zielpositionen und Kandidaten zusammenzubringen. Sie dürfen also ein echtes Interesse ohnehin erwarten. Nutzen Sie dieses erste Vorgespräch bereits, um (allgemein) Chancen auszuloten, ein erstes Feedback zu Ihren beruflichen Wünschen zu erhalten, aber auch, um die Qualifikation und Seriosität des Beraters zu prüfen. Wie in vielen Branchen gibt es auch hier viele gute Berater, aber auch
Fachbeitrag "Nach dem Crash Seite: 4 einige schwarze Schafe, die mehr auf die schnelle Provision, als auf eine gute Beratung aus sind. Gespräche führen Auf Gespräche vor Ort (bei Zielunternehmen oder Personalberatern) können Sie sich gut vorbereiten. Die Rollenverteilung liegt auf der Hand und die Interessen ebenso. Für Sie gilt es festzustellen, ob der offerierte Job für Sie paßt und Ihre Gesprächspartner müssen erkunden, ob Sie der geeignete Kandidat dafür sind. Das Frage- und Antwortspiel, welches sich daraus ergibt, gleicht fast einem Ritual. Punkte können Sie sammeln durch Authentizität, eine ruhige, jedoch nicht passive Gesprächsführung und vor allem durch echtes Interesse an der offerierten Aufgabe und dem anbietenden Unternehmen. Fragen dazu können sich spontan aus dem Gesprächsverlauf heraus ergeben, jedoch auch gezielt vorbereitet werden. Und das sollten Sie unbedingt tun. sollte nicht dazu dienen, sich Leben zu ermöglichen, sondern ein wichtiger, entscheidender Teil davon zu sein. Berufsentscheidungen sind Lebensentscheidungen. In wenigen Fällen (und nur in diesen) kann ein kurzfristiges Engagement zur Überbrückung von Leerzeiten genutzt werden. Es sollte jedoch dann nicht aus Bequemlichkeit oder vergleichbaren Aspekten zur Dauerlösung mutieren. Prinzipiell lassen sich die vorgenannten Schritte selbständig und ohne große Hilfe von Außen gehen. In besonderen Fällen kann darüber hinaus ein methodisch und psychologisch ausgebildeter Karriereberater (Coach) zu Rate gezogen werden. Mit seiner ganz speziellen Fachkompetenz und Erfahrung lassen sich berufliche Ziele meist zügiger und, was die Langfristigkeit angeht, oft befriedigender erfolgreich angehen und verwirklichen. Der Markt hat einiges an Chancen zu bieten. Gehen Sie es an! Entscheidungen treffen Aus den direkten Kontakten mit Zielunternehmen und über Personalberater ergeben sich früher oder später konkrete Angebote für Sie. Nun gilt es auszuwählen und zu entscheiden, für welche Aufgabe in welchem Unternehmen Sie sich die nächsten Jahre einsetzen möchten. Beziehen Sie bei Ihren Überlegungen Ihre langfristige Lebensplanung mit ein. Kurzfristige Karrierechancen ohne langfristigen Nutzen führen (Sie haben das eventuell ja gerade erlebt?) allzu oft in die Sackgasse. Vergeudete Lebenszeit gibt es nirgendwo zurück, weder vom Arbeitsamt, noch von einer Versicherung. Sie läßt sich nicht kaufen und nicht aufbewahren. Gehen Sie also sorgsam, aber auch mutig und entschlossen damit um. Der Beruf
Fachbeitrag "Nach dem Crash Seite: 5 Zum Autor: Karl Heinz Lorenz (40), Diplom Betriebswirt (BA), Managementtrainer und Coach, ist Inhaber von LORENZ- SEMINARE Personality- & Competence- Training, München. Kontakt und weitere Informationen unter: Telefon 0049 (0)89.95820056 Fax 0049 (0)89.95820057 Email http://www.lorenz-seminare.de