Die Euro-Krisenstrategie: Erste Erfolge und weitere Schritte



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Transkript:

Die Euro-Krisenstrategie: Erste Erfolge und weitere Schritte Klaus Regling, Managing Director des ESM, Europabüro, Konrad-Adenauer-Stiftung, Brüssel, 4. Dezember 2012

Europas Reaktion auf die Krise national und auf EU-Ebene 1) Haushaltskonsolidierung und Strukturreformen 2) Engere wirtschaftspolitische Abstimmung in der Währungsunion 3) Stärkung des Bankensystems 4) Rettungsschirme gegen die Krise (EFSF und ESM) 1

Die Strategie wirkt Wettbewerbsfähigkeit steigt Lohnstückkosten nominal, Gesamtwirtschaft (2000 = 100) Leistungsbilanz (in % des BIP) Deutschland Irland Griechenland Portugal Spanien Italien Quelle: Eurostat, Europäische Kommission - Herbstprognose 2012 2

Die Strategie wirkt Erfolge in der Haushaltspolitik Budgetsaldo, Euro-Staaten (in % des BIP) Budgetsaldo, Eurozone vs USA und Japan (in % des BIP) * Quelle: Europäische Kommission - Herbstprognose 2012 * Wert für Irland 2010: -30.9% 3

Die Strategie überzeugt die Märkte Zinsentwicklung bei Staatsanleihen Deutschland Irland Portugal Quelle: Bloomberg - 10-jährige Staatsanleihen, 9 Jahre für Irland 4

Bessere wirtschaftspolitische Abstimmung in der Währungsunion Stärkung des Stabilitäts- und Wachstumspakts Automatische Sanktionen bei Defizit oberhalb von 3% des BIP Größere Beachtung des Schuldenkriteriums Politischer Handlungsspielraum wird eingeschränkt durch umgekehrte Mehrheit im Rat Mitgliedstaaten unterwerfen sich Fiskalpakt Strukturelles Defizit darf 0,5 % des BIP im Jahr nicht überschreiten Nationale Schuldenbremsen Europäischer Gerichtshof (EuGH) sichert nationale Umsetzung des Fiskalpakts ab Europäisches Semester Länderspezifische Empfehlungen zu nachhaltiger Haushaltspolitik in Mitgliedstaaten Wirtschaftspolitische Abstimmung auf Basis jährlicher Reformpläne Vermeidung negativer spill-overs auf Euro-Partner Neues Verfahren zur Vermeidung makroökonomischer Ungleichgewichte Breitere wirtschaftspolitische Überwachung Im Fall von Ungleichgewichten Empfehlung der Kommission Mitgliedstaat muss gegensteuern Möglichkeit von Sanktionen 5

Stärkung des Bankensystems Europa treibt Finanzmarktreformen voran Basel III soll schrittweise ab 2013 in Kraft treten EU richtet drei neue europäische Aufsichtsbehörden - EBA, EIOPA, ESMA - ein Neues Frühwarnsystem ESRB zur Erkennung makroprudenzieller Risiken Höhere Eigenkapitalausstattung für Banken Kernkapitalquote steigt auf 9% Banken erhöhten Kapitalbasis um über 200 Milliarden ¾ durch frisches Kapital ¼ durch Abbau von Assets Programme für Irland, Griechenland und Portugal enthalten Hilfen für Banken- Rekapitalisierung, Spanien kann bis zu 100 Milliarden zur Unterstützung der Banken bekommen Problem: Renationalisierung des Kapitalmarktes im Euro-Gebiet 6

EFSF und ESM: Aufgabe und Instrumente Aufgabe : Finanzstabilität in Europa gewährleisten, indem Euro-Mitgliedsländern Finanzhilfe gewährt wird Instrumente Darlehen Aufkäufe am Primärmarkt Aufkäufe am Sekundärmarkt Vorbeugende Programme Bankenrekapitalisierung durch Darlehen an Regierungen* Jede Art von Hilfe ist an angemessene Reform- und Sparbedingungen geknüpft (Konditionalität) EFSF und ESM finanzieren ihre Aktivitäten durch das Begeben von Anleihen und anderen Finanzinstrumenten * Auch an Länder, die kein Hilfsprogramm haben 7

EFSF & ESM: Unterschiede Rechtliche Struktur Privatgesellschaft (Luxemburger Recht) IFI nach internationalem Recht Dauer Befristete Einrichtung (Juni 2013) Permanente Einrichtung Kapitalstruktur Abgesichert über Garantien der Eurostaaten ( 780 Milliarden) Stammkapital 700 Milliarden: 80 Milliarden eingezahltes Kapital 620 Milliarden abrufbares Kapital Ausleihkapazität 440 Milliarden 500 Milliarden Anleihen Pari passu Bevorzugter Gläubigerstatus 8

Die Übergangsphase bis 2014 Okt. 2012 Januar 2013 Juli 2013 Januar 2014 EFSF Keine neuen EFSF-Hilfsprogramme mehr EFSF Zusagen 192 Mrd für Irland, Portugal and Griechenland; bis zu 100 Mrd für Spanien zur Kapitalisierung von Banken 1 ESM ESM trat im Oktober in Kraft Kapital 1. und 2. Tranche 32 Mrd H2 2012 Kapital 3. und 4. Tranche 32 Mrd in 2013 Kapital 5.Tranche 16 Mrd Anfang 2014 Ausleihkapazität 248 Mrd 400 Mrd 2 1 Der vorgesehene Betrag zur Rekapitalisierung spanischer Banken wurde von der FSF auf den ESM übertragen. 2 Die EFSF kann bis zum 30. Juni 2013 neue Hilfsprogramme auflegen, um die Bereitstellung frischer Mittel von bis zu 500 Milliarden sicherzustellen. Die 500 Milliarden können auch durch beschleunigte ESM-Kapitaleinzahlungen erreicht werden, falls erforderlich. 9

Aktuelle EFSF-Hilfen und potentielle EFSF/ESM-Unterstützung Die EFSF unterstützt drei umfassende makroökonomische Anpassungsprogramme Portugal Griechenland Irland Gesamte EFSF-Zusagen: 192 Mrd davon 103,3 Mrd ausgezahlt Spanischem Antrag auf Finanzhilfe zur Kapitalisierung der Banken wurde stattgegeben Anfrage von Zypern auf finanzielle Unterstützung steht vor Genehmigung Konzertierte Interventionen am Anleihemarkt durch EFSF/ESM EZB möglich Falls EFSF/ESM am Primärmarkt aktiv werden könnte die EZB Anleihekäufe am Sekundärmarkt tätigen Konzertierte Aktion setzt Antrag eines Euro-Staats auf Unterstützung sowie Konditionalität (MoU) voraus Einigung zur Wiederherstelllung von Griechenlands Schuldentragfähigkeit vom 27. November Die Garantiegebühr auf EFSF-Darlehen wird um 10 Basispunkte gesenkt Die Laufzeit der EFSF-Darlehen wird um 15 Jahre verlängert Die Zinszahlungen auf EFSF-Darlehen wird für 10 Jahre gestundet Budgetrelevant: Senkung der Zinsen aus dem ersten Griechenlandprogramm und Übertragung der EZB-Gewinne aus Sekundärmarktintervention an Griechenland 10

Der Blick nach vorne Auf den Weg zu einer echten Wirtschafts- und Währungsunion Bankenunion Gemeinsame Aufsicht für Finanzinstitute in der Währungsunion Harmonisierte Einlagensicherungsfonds Europäisches Regime zur Abwicklung insolventer Banken Fiskalunion Gemeinsame Beschlussfassung zur effizienteren Durchsetzung von Haushaltsdisziplin Schäuble-Vorschlag für eine deutliche Ausweitung der Kompetenzen des EU- Währungskommissars Wirtschaftsunion Engere wirtschaftspolitische Koordinierung für nachhaltiges Wachstum Politische Union Stärkung der demokratischen Legitimität and Rechenschaftspflicht EU-Präsident Van Rompuy hat Zwischenbericht zur Komplettierung der Währungsunion im Oktober 2012 vorgelegt Ein Fahrplan mit Daten zur Umsetzung dieser Pläne soll beim EU-Gipfel im Dezember 2012 vorgelegt werden 11