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Transkript:

Guten Abend, sehr geehrte Damen und Herren, Vielen Dank Dr. Rainer Minz und dem Amerika Haus NRW Team für die Organisation des heutigen Abends und ein herzlicher Dank an unseren Gastgeber Dr. Görk und der IHK Köln. Es ist für mich immer eine große Freude in Deutschland zu sein, denn dort habe ich einen Teil meines Berufslebens verbracht: bei Radio Liberty in München, bei der Treuhandanstalt in Berlin und auch als Student am Goethe-Institut in Frankfurt. Ich kann mir keinen besseren Ort in Deutschland vorstellen, um über die Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft - kurz T-TIP - zu diskutieren als Nordrhein Westfalen - dem Bundesstaat mit der größten Wirtschaft in Deutschland. Wie Sie wissen befinden sich in NRW 1,700 U.S. Firmen, die ca. 180,000 Menschen beschäftigen. Zum Beispiel hat 3 M gerade angekündigt, 70 Millionen Euro in seine medizinische Produktionsfirma in Kamen zu investieren. Zusammen müssen wir die Öffentlichkeit daran erinnern, welche Bedeutung freier Handel und Exporte haben. Deutschland ist der fünftgrößte Handelspartner der USA und der wichtigste bilaterale

- 2 - Handelspartner in Europa. Mehr als 3000 deutsche Unternehmen - viele davon klein oder mittelständisch - haben in den USamerikanischen Markt insgesamt über 200 Milliarden Dollar investiert. In Deutschland gibt es mehr exportabhängige Arbeitsplätze als in jedem anderen EU-Mitgliedsstaat: 7,1 Millionen! Wir waren daher, ehrlich gesagt, verblüfft über das Ausmaß des öffentlichen Gegenwindes zu T-TIP in Deutschland. Deutschland, Europas Exportmotor, sollte eigentlich von allen achtundzwanzig EU- Mitgliedsstaaten am meisten begeistert sein, weil es allen Voraussagen nach sehr stark profitieren wird - besonders durch den Export von hochentwickelten Industriegütern. Eine kürzlich veröffentlichte Studie des World Trade Institute sagt vorher, dass T-TIP besonders in Deutschland - zu zusätzlichen Einkommen, höheren Löhnen im unteren sowie im oberen Lohnspektrum und zu mehr Investitionen beitragen wird. Exporte sollen demnach um 38 % steigen. Die Bundesvereinigung der deutschen Industrie unterstützt T-TIP, weil sie weiß, wie sehr die deutsche Wirtschaft davon profitieren wird.

- 3 - Sicherlich basieren Vorhersagen auf bestimmten Vermutungen und es ist sehr schwierig, präzise Vorhersagen zu machen, besonders im Welthandel. Aber die USA und Europa wissen sehr wohl, welche Auswirkung ihre freien Marktwirtschaften auf ihre heimische Wirtschaft hat. In den sieben Jahren nach NAFTA ist die U.S. Wirtschaft um fast 17 Millionen Jobs gewachsen. In den drei Jahren, seit die EU ihr Handelsabkommen mit Korea unterzeichnet hat, sind die EU Exporte nach Süd Korea um 25% gestiegen. Und wir wissen, dass Firmen, die exportieren, schneller wachsen, höhere Löhne zahlen, mehr Leute anstellen und besser gegen ökonomische Abschwünge gewappnet sind. Es gibt keinen Zweifel, dass T-TIP mit das beste zur Verfügung stehende Instrument ist, um Wachstum anzukurbeln ohne die Schulden zu erhöhen. Zusammen arbeiten wir an Möglichkeiten, unsere jetzt schon starken Beziehungen durch das Transatlantische Freihandelsabkommen noch weiter auszubauen. In diesem Sinne ist T-TIP keine Revolution sondern vielmehr eine Evolution, eine Weiterentwicklung unserer Beziehung: das heißt sowohl im amerikanisch-deutschen, als auch im amerikanischeuropäischen Verhältnis. Vereinfacht gesagt: T-TIP soll Verbrauchern mehr Auswahl und bessere Produkte zu einem günstigeren Preis bieten; es geht um Wachstum und

- 4 - Arbeitsplätze, die notwendig sind, um Arbeitslose wieder in Lohn und Brot zu bringen; um die Finanzierung von Renten für unsere Ruheständler und die von unseren Bürgern eingeforderte Kostendeckung für Gesundheit, Sicherheit und Umweltschutz. Ferner geht es darum, Unternehmen, insbesondere kleinen und mittelständischen Unternehmen, größere Ausfuhrmöglichkeiten und Zugang zu billigeren Produktionsmitteln zu verschaffen, damit sie wachsen können und wettbewerbsfähiger werden. Vieles von dem, was wir zu erreichen versuchen, ist nichts anderes als die natürliche Ausweitung des in Europa bereits realisierten Binnenmarktes ohne Zölle, auf dem Waren und Dienstleistungen frei in den Verkehr gebracht werden können. Es gibt lautstarke Kritik an den T-TIP- Verhandlungen, jedoch aus gutem Grund keine an der erfolgreichen Vollendung des Binnenmarktes. Die Zölle sind einer der Schwerpunktbereiche, auf denen bei den T-TIP- Verhandlungen der Fokus liegt. Obgleich die transatlantischen Zölle auf beiden Seiten des Atlantiks allgemein niedrig sind, gibt es dennoch in zahlreichen Bereichen hohe Zölle, was zu beträchtlichen Handelshemmnissen führt. Aber selbst in den Fällen, in denen die Zölle niedrig sind, können sie in vielen Bereichen mit niedrigen Gewinnmargen Hindernisse sein. Nach einer bekannten Studie könnte

- 5 - ein transatlantisches Zollfreiheitsabkommen die Exporte auf beiden Seiten des Atlantiks um 17 % steigern. Der Abbau von Zöllen kann ebenfalls dazu beitragen, die Kosten für Betriebsmittel zu senken. Das ist ein außerordentlich wichtiges Ziel auf einem zunehmend internationalisierten Markt. In Europa angesiedelte Unternehmen werden bereits jetzt mit hohen Energiekosten und in einigen Bereichen mit hohen Lohnkosten konfrontiert. Ihre Fähigkeit, in einer globalen Lieferkette zu überleben, wird teilweise davon abhängen, inwieweit es ihnen gelingt, Waren zum niedrigst möglichen Preis zu beschaffen. Wir werden uns dafür einsetzen, sicherzustellen, dass die Möglichkeiten, die mit einem T-TIP Abkommen verbunden sind, kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) zur Verfügung stehen oder solchen, die die Job-Wachstumsmotoren in unserer Wirtschaft sind. In Nordrhein Westfalen zum Beispiel beschäftigen die ca. 755,000 KMUs fast drei Viertel aller Arbeitnehmer. Ein Fokus der T-TIP Verhandlungen liegt deshalb auf den kleinen und mittelständischen Unternehmen, weil sie ein riesiges unerschlossenes Potential darstellen: nur ein kleiner Teil der 50 Millionen KMUs in den USA und Europa betreiben transatlantischen Handel. Und zwar nicht

- 6 - nur wegen der Zölle sondern auch wegen der unterschiedlichen Regulierungen und Standards. Wir können das volle Potenzial des T-TIP-Abkommens nur dann ausschöpfen, wenn es uns gelingt, die Abweichungen in unseren Regulierungs- und Standardisierungssystemen zu begrenzen. Die deutsche verarbeitende Industrie schätzt, dass sich die Kosten für eine deutsche Maschine um 15-20 % erhöhen, wegen Doppelprüfungen, Zertifizierungen und der Herstellung von Teilen ausschließlich für den US-Markt. 1 Im Automobilsektor diskutieren wir über die Anpassung der Sicherheitsstandards. Würden die USA und die EU die Crash-Tests und die damit verbundenen Standards und Normen gegenseitig anerkennen, so könnten schätzungsweise Preisersparnisse von bis zu 7% auf jedes Auto und jeden LKW erzielt werden. Hier bieten sich die größten Chancen, insbesondere für kleine Unternehmen, die damit zu kämpfen haben, Zeit und Ressourcen aufzuwenden, um mit den verschiedenen gesetzlichen Anforderungen zurechtzukommen. Der Verband der Familienunternehmer ist der Meinung, dass Unternehmen, die Handel treiben, direkt von T-TIP 1 Transatlantic Trade and Investment Partnership (TTIP): Myths, Facts & Arguments, Bundesverband der Deutschen Industrie, June 2014, p. 6.

- 7 - profitieren und auch viele Zulieferer einen indirekten Nutzen haben werden. Unsere Verhandlungsführer arbeiten an dem Abbau der Zollgebühren auf Waren, die von kleinen Unternehmen an Kunden in den USA und Europa verkauft werden. Wir arbeiten daran, die für die Zollabwicklung benötigten Dokumente zu reduzieren bzw. für Sendungen von geringem Wert ganz abzuschaffen. Ferner arbeiten wir daran, die Zeit, die Empfänger warten müssen, bis ihre Waren vom Zoll freigegeben werden, zu reduzieren. In einigen Fällen könnten wir uns auf gemeinsame Standards einigen, bei denen sich die Unterschiede in Grenzen halten, während wir uns auf anderen Gebieten bei Standards, die ein vergleichbares Schutzniveau aufweisen, auf die gegenseitige Anerkennung einigen könnten. Aber selbst in den Fällen, in denen gemeinsame Standards oder gegenseitige Anerkennung nicht möglich sind, könnten wir aus der Abschaffung von Doppelprüfungen bei Produkten und Einrichtungen erhebliche Vorteile ziehen. Lassen Sie mich hier auch nochmal betonen, wofür T-TIP nicht steht. Es ist kein Anliegen von T-TIP, Standards und Regulierungen zu schwächen. Es ist kein Anliegen von T-TIP, die Privatisierung öffentlicher Dienstleistungen zu erzwingen. Und es ist sicherlich auch

- 8 - kein Anliegen, die Werte unserer Gesellschaften auszuhöhlen. Mit ziemlicher Sicherheit wird über T-TIP in allen 28 nationalen Parlamenten in Europa abgestimmt sowie zusätzlich im europäischen Parlament und dem US Kongress. Einem Abkommen, das die Standards absenkt und die Privatisierung öffentlicher Dienstleistung erzwingt, würde niemals zugestimmt werden. Ich empfehle den Kritikern von T-TIP, den öffentlich zugänglichen Text über die kürzlich abgeschlossene transpazifische Partnerschaft, TPP, zu lesen. TPP zeigt deutlich, was die USA mit ihren Handelsabkommen zu erreichen versucht. Dieses Abkommen hat, neben anderen Errungenschaften, die höchsten einklagbaren Arbeits- und Umweltstandards beschlossen, die jemals beschlossen wurden, darunter die ersten Regeln, das Internet frei zugänglich und offen zu halten sowie Regeln, die einen fairen Wettbewerb zwischen staatlichen und privaten Firmen gewährleisten. Die Vereinigten Staaten freuen sich darauf, ein T-TIP Abkommen mit der Europäischen Union auszuhandeln, das ebenso umfassend ist und ebenso hohe Standards beschließt.

- 9 - Lassen Sie mich zum Abschluss noch auf die geostrategische Bedeutung von T-Tipp hinweisen. Einige glauben, dass T-TIP eine bewusste Entscheidung sei, Europa einer verschärften Globalisierung auszusetzen. Aber Globalisierung ist eine Tatsache, vor der man nicht einfach wegrennen kann. Entweder versuchen wir sie zu formen oder wir werden von ihr geformt werden. Wenn wir das nicht schaffen, werden andere Länder, die nicht unsere Werte teilen und deren Gewicht im internationalen Handelssystem rapide wächst, die Agenda bestimmen. Wir müssen zusammen die Entscheidung treffen, entweder beim internationalen Handel eine Führungsrolle zu übernehmen oder an den Rand gedrängt zu werden. Es gibt keine anderen Optionen. Wir kommen gut voran. Vor zwei Wochen haben wir die 12. Runde der Verhandlungen abgeschlossen. Wir haben für die meisten Verhandlungsgebiete einen Text vorgeschlagen. Und in vielen Fällen konnten wir uns bereits auf den Wortlaut einigen und einige Klammern entfernen. Die Vereinigten Staaten haben in dieser Runde einen Text vorgelegt zum Themenbereich Umwelt und Arbeit sowie substantielle Vorschläge gemacht zu Zöllen und Handelserleichterungen, phytosanitäre- und Ursprungsregeln. Wir sind auch im Bereich Regulierungszusammenarbeit und im Hinblick auf gute Verfahrensweisen vorangekommen, ebenso in den Bereichen Automobile, Pharmazeutika und medizinische Geräte. Auch haben wir

- 10 - letzte Woche erste Angebote im Bereich öffentlicher Beschaffungen ausgetauscht. Wir werden eine nächste Verhandlungsrunde im April in den USA haben und im Juli in Brüssel. Unser gemeinsames Ziel wird es dabei sein, in allen Verhandlungsbereichen eine weitere Stufe der Textkonsolidierung zu erreichen und unsere Differenzen auf die sensibelsten Themen zu beschränken und uns so in die Lage zu versetzen, das Handelsabkommen hoffentlich in der zweiten Hälfte des Jahres vervollständigen zu können. Lassen Sie mich noch einen letzten Gedanken loswerden. Wir müssen den Verhandlungsführern Zeit geben, ihre Arbeit fortzusetzen. Wir müssen die wachsende Flut von Vorwürfen, die auf Fehlinformationen basieren und die wirkliche Randthemen im Rahmen dieser Verhandlungen sind, wie zum Beispiel das mit Chlor behandelte Hühnerfleisch, stoppen. Jenen, die dieser Vereinbarung skeptisch gegenüber stehen und den Versicherungen beider Seiten keinen Glauben schenken wollen, möchte ich Folgendes auf den Weg geben: greifen Sie den Ergebnissen nicht vor und warten Sie, bis wir fortgeschrittene Texte vorliegen haben. Es gibt reale, konkrete Einwände zu wichtigen Themen. Konzentrieren wir uns anstelle einer auf Fiktion basierten Kritik eher auf die konkreten Themen, und lassen Sie uns frei darüber reden.

- 11 - Die Obama Regierung ist bereit, alles zu unternehmen, um 2016 ein umfassendes und ambitioniertes Abkommen mit hohen Standards zu erreichen. Mit Angela Merkles Worten: Wir schaffen das. Vielen Dank.

FOR QUESTION PERIOD: ISDS: Wir nehmen die Befürchtungen zur Kenntnis, die einige Interessenvertreter bezüglich ISDS geäußert haben. In der Tat teilen wir viele dieser Bedenken. Das ist der Grund, warum wir in den Vereinigten in eine vier Jahre andauernde Überprüfung unseres Musterinvestitionsabkommens eingebunden waren - inklusive ausführliche öffentliche Beratungen, Anhörungen und schriftliche Anträge. Als wir T-TIP aus der Taufe gehoben haben, gab es einen zusätzlichen, öffentlichen Beratungsprozess, auch zu Investitionsfragen. Wir begrüßten den europäischen Beratungsprozess, dessen Ergebnisse die Europäische Kommission kürzlich zusammengefasst hat. Über die letzten Jahre hinweg haben wir daran gearbeitet, die Schutzmechanismen rund um ISDS herum zu verstärken, um sicherzustellen, dass Regierungen gutgläubige Regelungen im öffentlichen Interesse erlassen können. In neueren Abkommen haben wir Mechanismen vorgeschlagen, um sicherzugehen, dass wir in der Lage sind, unbegründete Klagen zu verhindern und abzuweisen; um die Transparenz rund um die ISDS-Verhandlungen zu vergrößern und es Nicht-Parteien wie zivilgesellschaftlichen Organisationen zu ermöglichen, den ISDS-Tribunalen eigene Vorlagen zu unterbreiten; und

- 13 - haben wir auch vorgeschlagen, um es den zwei beteiligten Regierungen zu erlauben, das Tribunal anzuweisen, Fälle in bestimmten Bereichen abzuweisen oder sich auf eine Interpretation einer Obligation zu einigen, die dann für das Schiedsgericht bindend ist. Freilich hat Deutschland ISDS vor mehr als 50 Jahren als Teil seines bilateralen Investitionsabkommens mit Pakistan erfunden. Mittlerweile gibt es weltweit mehr als 3000 Investitionsabkommen, von denen die überwiegende Mehrzahl eine Variante von ISDS enthält. Deutschland ist an mehr als 130 dieser Verträge beteiligt, die Vereinigten Staaten an 50. Mehr als die Hälfte aller ISDS-Fälle wurden von europäischen Firmen initiiert. Die Verfügbarkeit einer neutralen, internationalen Schiedsgerichtsbarkeit durch ISDS ist deshalb kein Konzept, welches die Vereinigten Staaten ihren europäischen Partnern neu vorstellen. Es wurde hier in Europa erfunden; es wurde hier angenommen; und es wird hier mehr genutzt als in der restlichen Welt. Die Frage ist, ob wir mit T-TIP ISDS besser mit unseren gemeinsamen Werten in Einklang bringen können. Einige dieser 3000 Abkommen haben stärkere Standards als andere. Durch T-TIP können wir gemeinsam neue und höhere Standards festsetzen, wichtige Schutzmaßnahen in unsere Systeme einführen und T-TIP als Vorbild etablieren, das die Messlatte für den Investitionsschutz höher legt,

- 14 - nicht nur zwischen den Vereinigten Staaten und der EU, sondern auch für das globale Handelssystem als Ganzes. Als gewählte Amtsträger kommt Ihnen eine wichtige Rolle dabei zu, der Öffentlichkeit klarzumachen, was auf dem Spiel steht und welche Chancen der Handel für unsere Wirtschaft birgt. Sie müssen eine sachliche Debatte fördern.