Resilienz was Kinder und Jugendliche stärkt Jahrestagung der KiS- Mitarbeiter/innen der bayerischen Diözesen Donnerstag, 31.3. 15.00 Uhr Haus Werdenfels Dr. Georg Kormann, Dipl. Psych., Dipl. Theol. Psychologischer Psychotherapeut Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd
Resilienz was Kinder und Jugendliche stärkt Zur Bedeutung des Menschenbildes Ressourcenorientierung: Das Konzept der Salutogenese (Antonovsky) Zum Begriff Resilienz Ergebnisse der Resilienzforschung Kauai-Studie (Werner&Smith, 1986) Bielefelder Invulnerabilitätsstudie (Lösel&Bender) Ehemalige im Kinderdorf (Kormann, 2006) Resilienzförderung und eigene Wege
Zur Bedeutung des Menschenbildes Grundannahmen über die Natur des Menschen (gut, böse, frei, konstruktiv) Annahmen über die Motive und Antriebe zum Handeln Annahme über Stellung in Natur und Gesellschaft Meinungen über die eigene Person, über andere Personen und die Zukunft
Grundorientierungen Soziale Verbundenheit vs. Feindseeligkeit anderen gegenüber Vertrauen zu Mitmenschen vs. Misstrauen gegenüber Menschen Empfinden der Gleichwertigkeit vs. Gefühl der Unter- oder Überlegenheit
Menschenbild und pädagogische Arbeit Das Menschenbild, das wir in uns tragen, bildet die Grundlage für unseren persönlichen Lebensstil unsere Ziele und Handlungen unser Denken und Fühlen und drückt sich in relativ stabilen Mustern aus: Ich bin die Welt ist die anderen sind
Wie entstehen Grund- Annahmen über Menschen? Sie werden gebildet im Kontext der Bindungserfahrungen in den ersten Lebensjahren Zentrale Position der Erziehungs- und Beziehungspersonen Zum Ende der Kindheit relativ stabil Jedoch beeinflussbar durch spätere Beziehungserfahrungen
Menschenbildannahmen Gesprächstherapeut Carl Rogers : ( 1902 1987) Der Mensch ist frei und in all seinem Bestreben grundsätzlich konstruktiv
Menschenbildannahmen Lerntheoretiker B. F. Skinner: externer (1904 1990) Der Mensch ist manipulierbar und steuerbar - Entwicklung als reines Produkt Bedingungen
Menschenbildannahmen Religionsphilosoph Martin Buber: (1878 1965) Wir sind zur Beziehung zur Begegnung geboren. Unser ICH entsteht aus den Begegnung mit dem DU.
Menschenbildannahmen Familientherapeutin Virginia Satir: (1916-1988) Der Mensch ist frei, seinen eigenen Weg zu gehen und dafür Verantwortung zu übernehmen.
Mein Bild vom Menschen Der Mensch ist Die Welt ist Die Anderen sind
Resilienz was Kinder und Jugendliche stärkt Zur Bedeutung des Menschenbildes Ressourcenorientierung: Das Konzept der Salutogenese (Antonovsky) Zum Begriff Resilienz Ergebnisse der Resilienzforschung Kauai-Studie (Werner&Smith, 1986) Bielefelder Invulnerabilitätsstudie (Lösel&Bender) Ehemalige im Kinderdorf (Kormann, 2006) Resilienzförderung und eigene Wege
Ressourcenorientierung: Das Konzept der Salutogenese lat. Salus=Gesundheit vs. Pathos=Leid Genese= Enstehung Abkehr von Suche nach Ursachen von Krankheit Welche psychosozialen Faktoren tragen zur Gesundung bei? Wie können Menschen die Herausforderungen des Lebens bewältigen?
Aaron Antonovsky(1923-1994) 1960 Emigration nach Israel Nicht Stress macht krank, sondern subj. Erleben Belastung als Herausforderung Streben nach Homöostase
Ressourcenorientierung: Das Konzept der Salutogenese Gesundheitsfaktoren helfen Belastungen zu mildern Radikaler Blick auf die schützenden Faktoren Bezüglich Gesundheit und Krankheit leben wir in einem Kontinuum Bild vom Menschen in Fluss des Lebens
Bild vom Menschen im Fluss des Lebens Der Mensch bewegt sich von Geburt bis zur Kante des Wasserfalls am Ende in diesem Fluss Es gibt niemand, der sich am sicheren Ufer befindet und Zuschauer ist Krankheit, Leid und Tod als inhärenter Bestandteil menschlicher Existenz
Biomedizinischer Ansatz Wo fehlt es bei ihnen? Krankheit als Schwäche, die von Experten bekämpft wird Erklärungsmodell der Maschine für den menschlichen Körper Dualistisches Prinzip: 1. gesund/krank 2. Arzt/Patient 3. bewusst/unbewusst
Bio-psycho-soziales Modell Wechselspiel biologischer, psychologischer und sozialer Faktoren Subjektives Erleben z.b.. Schmerz Aktive und eigenverantwortliche Rolle des Einzelnen für Erhaltung und Förderung der Gesundheit Resilienz Widerstandsfähigkeit Ressourcen - Hilfsquellen
Ressourcen-Quellen der Hilfe Körperliche Ressourcen Personale Ressourcen Materielle und soziale Ressourcen Kulturelle und spirituelle Ressourcen
Ressourcen-Quellen der Hilfe Studie : Seelischer Halt im Alltag von Menschen (Tausch, u.a. 2006) Befragung bei n=133 Personen Freunde (59%) Familie (52%) Religion/Glaube (46%) Partner/-in (43%) Beruf (31%) Kinder (29%)
Ressourcen-Quellen der Hilfe Je bewußter, deutlicher und intensiver Menschen sich den haltgebenden Repräsentationen zuwenden, umso spürbarer sind die positiven seelischen und auch körperlichen Auswirkungen (R. Tausch)
Resilienz was Kinder und Jugendliche stärkt Zur Bedeutung des Menschenbildes Ressourcenorientierung: Das Konzept der Salutogenese (Antonovsky) Zum Begriff Resilienz Ergebnisse der Resilienzforschung Kauai-Studie (Werner&Smith, 1986) Bielefelder Invulnerabilitätsstudie (Lösel&Bender) Ehemalige im Kinderdorf (Kormann, 2006) Resilienzförderung und eigene Wege
Die Bedeutung des Begriffes Resilienz resilire = zurückspringen Begriff aus der Materialkunde:(Spannkraft, Strapazierfähigkeit, Elastizität) Schwierige Lebenssituationen Negative Folgen von Stress Die Entwicklung muss bedroht sein Es muss eine Bewältigung erfolgen
Die Bedeutung des Begriffes Resilienz Resilienz bedeutet die psychische Widerstandsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen gegenüber biologischen, psychologischen und psychosozialen Entwicklungsrisiken. (vgl. Wustmann, 2006)
Kriterien von Resilienz 1. die positive, gesunde Entwicklung trotz hohem Risiko-Status, z.b. chronische Armut, elterliche Psychopathologie, sehr junge Elternschaft 2. die beständige Kompetenz unter extremen Stressbedingungen, z.b. elterlicher Trennung und Scheidung, Wiederheirat eines Elternteils, 3. die positive bzw. schnelle Erholung von traumatischen Erlebnissen wie Tod eines Elternteils, sexuelle oder körperliche Gewalt,..
Resilienz umfasst: 1. Eine positive und gesunde Entwicklung trotz hohem Risikostatus 2. Die beständige Kompetenz unter extremen Stressbedingungen 3. Die positive bzw. schnelle Erholung nach traumatischen Erlebnissen
Charakteristika von Resilienz Ist nicht angeboren Wird im Verlauf der Entwicklung durch Interaktionen des Kindes mit der Umwelt erworben Ist begründet in Bedingungen innerhalb oder außerhalb des Kindes Unterschiedliche Resilienzfaktoren aufgrund unterschiedlicher Ressourcen
Charakteristika von Resilienz Keine Superkids, die resistent sind gegen jede belastende Lebenssituation Resilienz kann über die Zeit und je nach Situation unterschiedlich sein Phasen mit höherer Vulnerabilität (Verwundbarkeit) Phasen mit höherer Resilienz
Konzepte der Resilienzforschung Risikofaktoren- Konzept Bedingungen, die zu neg. Entwicklung beitragen können Schutzfaktoren- Konzept Bedingungen, die zu einer Minderung von Risiken führen
Risikoerhöhende Faktoren Biologische, kindbezogene Faktoren z.b. schwieriges Temperament Eltern-Kind-Beziehung: problematisches Bindungsverhalten, psych. Störung Familiäre und soziale Faktoren: Konflikte, körperliche oder sexuelle Gewalt, niedriger sozioökonomischer Status Effekte der Kumulation und des Verlaufes!
Risikomindernde Faktoren Nicht alle Kinder und Jugendliche mit einem erhöhten Risiko für Belastungen und psychische Störungen bilden auch ein solches aus: - vielmehr puffern bestimmte Faktoren die Wirkung risikoerhöhender Faktoren ab.
Resilienz was Kinder und Jugendliche stärkt Zur Bedeutung des Menschenbildes Ressourcenorientierung: Das Konzept der Salutogenese (Antonovsky) Zum Begriff Resilienz Ergebnisse der Resilienzforschung Kauai-Studie (Werner&Smith, 1986) Bielefelder Invulnerabilitätsstudie (Lösel&Bender) Ehemalige im Kinderdorf (Kormann, 2006) Resilienzförderung und eigene Wege
Ziel der Resilienzforschung Besseres Verständnis darüber zu erlangen, welche Bedingungen psychische Gesundheit und Stabilität bei Kindern, die besonderen Entwicklungs- Risiken ausgesetzt sind, erhalten und fördern.
Ziel der Resilienzforschung Die Resilienzforschung trägt der Erkenntnis Rechnung, dass Kinder nicht passive Sozialisationsobjekte sind, sondern ihre Entwicklung aktiv mitgestalten können und gegenüber Belastungen meist sehr unterschiedlich und flexibel reagieren
Resilienzstudien Kauai-Längsschnittstudie (Werner/Smith 1982) Bielefelder Invulnerabilitätsstudie (Lösel u.a. 1999) Ehemalige im Kinderdorf (Kormann 2006)
Kauai-Studie
Kauai-Studie Emmy Werner begann 1955 eine Längsschnittsstudie zusammen mit R. Smith, E. French und M. Biermann mit dem Ziel die physische, kognitive und soziale Entwicklung von Kindern in einem abgegrenzten Gebiet zu untersuchen.
Ziele und Anlage der Kauai-Studie Methoden der Datenerhebung: - Erfassung demographischer Daten bezüglich der Haushalte, Familiengrößen, des sozioökonomischen Status, der Bildung, des emotionalen Klimas - Aufforderung zur Partizipation durch Medien, Versammlungen, Infoabende, Politik, Milchkartons - Registrierung von körperlichen, emotionalen und kognitiven Störungen bei der Geburt (perinatal) und nach bestimmten Zeitintervallen durch Befragungen, psychologische Tests, Schultests, (Kinder-Ärzte, Psychologen, Lehrer
Kauai-Studie Ergebnisse : - Mehrheit ohne größere Probleme (n=422) - Ca. 30 % der Kinder wurden als Risikogruppe (mind. vier psychosozial bedenkliche Merkmale) eingestuft - 2/3 der Kinder aus der Risikogruppe litten vor allem bis zum zehnten Lebensjahr an mittleren bis schweren Verhaltens- und Lernstörungen und wurden bis zum 18. Lebensjahr vermehrt straffällig. - ABER es fiel auf: 1/3 der Kinder aus der Risikopopulation entwickelten sich dennoch zu gesunden Erwachsenen (Arbeit, Ehe, Familienleben; Wendepunkte) und zeigten keine psychosozialen Störungen trotz denselben multiplen Belastungsfaktoren.
Protektive Faktoren/ Ressourcen des Kindes - Positive Temperamentsmerkmale - Erstgeborenes Kind - Weibliches Geschlecht Resilienzfaktoren: Selbstwahrnehmung - Selbststeuerung - Soziale Kompetenz - Empathie - Selbstwirksamkeitserwartung - Umgang mit Stress - Problemlösefähigkeit
Protektive Faktoren/ Ressourcen in der Familie - Mindestens eine stabile Bezugsperson - Stabiles Bindungsverhalten - Demokratischer Erziehungsstil - Familiärer Zusammenhalt und Stabilität - Feste Strukturen und Rituale - Geringes Konfliktpotential in der Familie - Soziale Eingebundenheit der Familie in formelle (Verwandte) und informelle (Institutionen) Netzwerke
Protektive Faktoren/ Ressourcen im sozialen Umfeld - Soziale und emotionale Unterstützung im Umfeld durch Verwandte, Freunde, Bekannte, Lehrer - Peer Kontakte (positive Freundschaftsbeziehungen) - Tätigkeiten, Engagement, Partizipation in Institutionen (Schule, Kirche, Vereine )
Schlussfolgerungen aus der Kauai-Studie Trotz widriger Umstände können Kinder zu gesunden Erwachsenen werden, sofern sie einen Menschen finden, der die Grundlage legt für die Entwicklung von Vertrauen, Zuversicht, Entschlossenheit und Selbstständigkeit.
Resilienzstudien Ehemalige im Kinderdorf (Kormann 2006)
Qualitative Resilienzstudie: Ehemalige im Kinderdorf Resilienzfaktoren bei Ehemaligen, die vor etwa 25 Jahren das Kinderdorf verlassen haben. Wie sind sie mit den Problemen und Belastungen umgegangen? Wie haben sie den Aufenthalt im Kinderdorf verarbeitet und welche Faktoren es waren, die es ihnen heute ermöglichen, mit ihrem Leben gut zurechtzukommen? Es wurden 15 ausführliche Gespräche ohne vorgegebenen Fragebogen geführt.
Qualitative Resilienzstudie: Ehemalige im Kinderdorf Zwei Ausgangspunkte für die Studie: Interesse an Zukunft der Ehemaligen: Welche Erfahrungen im Kinderdorf waren wertvoll für sie. Resilienz-Erfahrungen auf Ferienfreizeiten: Wachsen an Herausforderungen (Mit dem Fahrrad durch Europa)
Ehemalige im Kinderdorf: Ergebnisse Emotionale Wärme und Empathie einer wichtigen Bezugsperson Es stellt eine der bedeutsamsten menschlichen Erfahrungen dar, wertgeschätzt zu werden, wirklich gesehen zu werden, wer wir sind zu spüren, dass es jemand ernst mit uns meint.
Ehemalige im Kinderdorf: Ergebnisse Förderliches Erziehungsklima Das war komisch, ich kannte die Leute im Kinderdorf überhaupt nicht, aber sie waren irgendwo meine Rettung gewesen, das seh ich jetzt so. Die Leute haben mich verstanden, das habe ich gespürt, das hat mir so gut getan, endlich jemand, der mich verstanden hat
Ehemalige im Kinderdorf: Ergebnisse Klare Verhaltensregeln Meine Erzieherin, die hat gleich gesagt, sie kann uns keine Eltern ersetzen, aber das Kinderdorf kann uns den Weg weisen, in welche Richtung das geht. Auch wenn es uns manchmal nicht passt diese klare Orientierung für uns Kinder, das fand ich gut.
Ehemalige im Kinderdorf: Ergebnisse Einbeziehung der Herkunftsfamilie Für die Ehemaligen war es von sehr großer Bedeutung, dass die leiblichen Eltern geachtet und in das Erziehungsgeschehen einbezogen wurden.
Ehemalige im Kinderdorf: Ergebnisse Frühe Selbständigkeit und Verantwortungsübernahme Was gut war im Kinderdorf, ich musste schon früh viel Verantwortung übernehmen in einem Haushalt mit 9 Kindern, da muss man sich an bestimmte Regeln halten... so bin ich selbständig geworden
Ehemalige im Kinderdorf: Ergebnisse Lösung von der Opferrolle Das war mein Glück, dass ich es im Kinderdorf geschafft habe, nicht immer über meine schlimme Geschichte, wo ich noch klein war zuhause -nachzudenken. Da wäre ich sicher auf die schiefe Bahn gekommen, so wie viele andere, die bei uns im Viertel gewohnt haben
Ehemalige im Kinderdorf: Ergebnisse Wachsen an Herausforderungen
Allgemeine Befunde von Resilienzstudien Obwohl es große Unterschiede u.a. in den methodischen Vorgehensweisen der Untersuchungen gibt, kamen viele Forscher zu relativ übereinstimmenden Befunden hinsichtlich jener Faktoren, die Resilienz charakterisieren bzw. an der Entstehung maßgeblich beteiligt sind.
Allgemeine Befunde von Resilienzstudien 1. Stabile und sichere Beziehung 2. Soziale Unterstützung 3. Emotional warmes Erziehungsklima 4. Überzeugende Modelle 5. Dosierte soziale Verantwortlichkeit 6. Individuell angemessene Ziele 7. Herausforderungen zumuten
Allgemeine Befunde von Resilienzstudien 8. Günstige Selbstwirksamkeitserwartung 9. Gesundes Selbstvertrauen 10. Erfahrung von Sinn, Struktur und Bedeutung eigenen Handelns 11. Hoffnung auf eine bessere Zukunft 12. Motivation und Erfolg in der Schule 13. Interessen und Hobbys 14. Die Fähigkeit, sich zu distanzieren
Allgemeine Befunde von Resilienzstudien Resilienz stellt kein Persönlichkeits- Merkmal dar oder eine Eigenschaft des Kindes. Resilienz ist ein Phänomen, das immer in einem Kontext stattfindet, in einem bestimmten Rahmen und sich in einer einzigartigen, persönlichen Lebensgeschichte entfalten kann. Wir können die Prozesse fördern und unterstützen.
Grenzen und Risiken des Resilienzkonzeptes Resilienz auf rein individueller Ebene Beachtung des sozialen Kontextes Armut erhöht Risikofaktoren Bedeutung sozialer Netzwerke Gefahr neoliberaler Interpretation Mythos vom amerikanischen Traum: Jeder ist seines Glückes Schmied! Bedeutung primärer Prävention (vgl. Kritik von Grossmann/Grossmann) Pathologisierung von Nicht-Resilienten
Resilienz was Kinder und Jugendliche stärkt Zur Bedeutung des Menschenbildes Ressourcenorientierung: Das Konzept der Salutogenese (Antonovsky) Zum Begriff Resilienz Ergebnisse der Resilienzforschung Kauai-Studie (Werner&Smith, 1986) Bielefelder Invulnerabilitätsstudie (Lösel&Bender) Ehemalige im Kinderdorf (Kormann, 2006) Resilienzförderung und eigene Wege
Förderung: Resilienzfaktoren Förderung auf individueller Ebene Förderung auf der Beziehungsebene Förderung auf sozialpolitischer Ebene
Grundbausteine der Resilienz aus Sicht des Kindes: Ich habe: Menschen, die mich gern haben und die mir helfen (Sicherheit) Ich bin: eine liebenswerte Person und respektvoll mir und andern gegenüber (Selbst-Wertschätzung) Ich kann: Wege finden, Probleme zu lösen und mich selbst zu steuern. (Selbstwirksamkeit)
Prävention: Programme zur Förderung von Resilienz Vorschulalter( Papilio, EFFEKT, PRiK) Schulkinder ( Fit und stark fürs Leben) Jugendliche ( Fit for Live, SNAKE, ALF) Unterstützung für Eltern. STEP. Kess. Triple P. Starke Eltern starke Kinder
Prävention: Programme zur Förderung von Resilienz Prävention und Resilienzförderung versucht durch gezielte Maßnahmen, Problemverhalten zu ändern. Allen Programmen zur Resilienzförderung liegt eine Haltung zugrunde, die die Stärken und Ressourcen in den Blick nimmt und Kinder als aktive Bewältiger ihres Lebens wahrnimmt.
Umsetzung der Förderkonzepte in Interaktion mit dem Kind Das Kind verstehen und ermutigen Das Kind akzeptieren und anerkennen Konsequent und beharrlich sein Handeln statt Reden Verantwortung geben Unabhängigkeit fördern Herausforderungen zumuten Transparent, echt und präsent sein Humorvoll und tolerant sein Versuche und Fortschritte anerkennen Die Sprache der Ermutigung pflegen
Die Kraft der Ermutigung Nach Adler das wichtigste Element in der Erziehung Existentielle Ermutigung : 1. Bejahung, Annahme, Akzeptanz 2. Erkennen der guten Anlagen 3. Echtes Interesse am anderen 4. Selbstermutigung
Die Kraft der Ermutigung löst konstruktive und wirksame Entwicklungsprozesse aus weckt Hoffnung stärkt Zuversicht gibt Sicherheit und Mut für die Aufgaben, die vor jemand liegen verringert Minderwertigkeit
Beziehung und Ermutigung Ermutigung ist abhängig von der Beziehung Vgl. Wirkungsforschung in der Psychotherapie (Lambert, 2004): Bedeutung einer guten Beziehung Ermutigung als Anstoß zur Selbstermutigung Ganzheitliche Wirkung
Wirkfaktoren in der Psychotherapie (Lambert, 2006) Erleben einer positiven Beziehung zur TherapeutIn (ca. 40%) Motivation und Veränderungswille auf Seiten der PatientIn ( ca. 30%) Veränderungserwartung auf Seiten der PatientIn (ca. 15%) Methodische Kenntnisse und Fähigkeiten der TherapeutIn (ca. 15%)
Umgang mit traumatischen Ereignissen in der Schule Belastende Ereignisse: Übersteigen der normalen Verarbeitungsfähigkeit des Einzelnen Bei Tod/schwere Verwundung eines Kollegen/Mitschülers Suizid einer Kollegin/Mitschülerin Große Anzahl von Verletzten und Toten
Umgang mit traumatischen Ereignissen in der Schule Reaktionen können sofort oder verzögert auftreten und nicht jedes belastende Ereignis hat eine Belastungsstörung zur Folge: Angst/Schuldgefühle/Sinnlosigkeit Weinen/Aggressionen/Lähmung Verleugung/Rationalisierung Verdrängung
Umgang mit traumatischen Ereignissen in der Schule Akute Betastungsreaktion nach dem Ereignis binnen 4 Wochen, mehrere Tage Dauer - Schlafstörungen - Verändertes Essverhalten - Aggressivität, sozialer Rückzug - Vermeidungsverhalten - Gefühllosigkeit
Umgang mit traumatischen Ereignissen in der Schule Posttraumatische Belastungsstörung Auftreten sofort oder nach 6 Monaten - Sich aufdrängende Wiedererinnerungen - Belastende Träume - Gefühl, das Ereignis wiederzuerleben - Wutausbrüche, Schreckreaktionen
Hinweise für das Gespräch mit der Klasse Alle Reaktionen als normal zulassen Intensive Gefühle ansprechen Nicht vorschnell trösten Eigenen Weg zu trauern belassen Zuwendung schenken Zuversicht vermitteln Eigene Hilflosigkeit eingestehen
Resilienzförderung: Die Aufgabe der Schule Personale Ressourcen sind oft gering ausgeprägt Familie als soziale Ressource für viele nicht vorhanden Daraus folgt eine hohe Bedeutung der Schule, der LehrerInnen und Peers als soziale Ressourcen für Kinder, die in belasteten Lebenswelten aufwachsen
Resilienzförderung: Die Aufgabe der Schule Die Schule wird so zu einem Ort, an dem Schüler Beziehungerfahrungen machen mit kompetenten, fürsorglichen Erwachsenen, die Vertrauen fördern, Sicherheit vermitteln und sich als positive Rollenmodelle zeigen
Resilienzförderung: Die Bedeutung der LehrerIn unter den am häufigsten angetroffenen positiven Rollenmodellen für belastete Schüler ist eine LieblingslehrerIn. Die widerstandsfähigen Jungen und Mädchen in den Resilienzstudien konnten auf wenigstens eine LehrerIn in der Schule verweisen, die sich für sie interessierten, sie herausforderten und motivierten. (Werner, 1997)
Resilienzförderung: Die LehrerIn als soziale Ressource LehrerInnen übernehmen kompensatorische Funktionen als Verlässliche Bezugsperson Kompetente, fürsorgliche und unterstützende Erwachsene Fähigkeit zum Beziehungsaufbau als zentrales Element der Lehrerpersönlichkeit
Wege zur Resilienz: Grundhaltungen Resilienz kann in jedem Alter erlernt werden. Entwicklung eines ressourcenorientierten Blickes Stärken und Fähigkeiten anerkennen Würdigung kleiner Erfolge Lernen aus guten Erfahrungen
Wege zur Resilienz: Theoretische Modelle: Personzentrierter Ansatz (Rogers) Aktualisierungstendenz Jedes Individuum trägt ein Wissen in sich, wie es werden möchte, was es zur Unterstützung braucht, um seinen Weg zu gehen
Wege zur Resilienz: Theoretische Modelle: Personzentrierter Ansatz (Rogers) Vorbeugung, Prävention Carl Rogers konzentrierte sich auf die Vorbeugung; was ist zu tun, damit es nicht dazu kommt, dass Personen von ihrem Weg abweichen und seelisch leiden?
Wege zur Resilienz: Theoretische Modelle: Personzentrierter Ansatz (Rogers) Vertrauen Vertrauen auf den konstruktiv gerichteten Fluss des menschlichen Wesens mit dem Ziel ein wachstumsförderndes Klima für den konstruktiven Weg des anderen zu ermöglichen
Wege zur Resilienz: Theoretische Modelle: Personzentrierter Ansatz (Rogers) Förderliche Bedingungen, Variablen Im Kontakt präsent, gegenwärtig und greifbar sein Mit Interesse würdigen, was das Gegenüber bewegt Einfühlsames Zuhören und Begleiten Jede Person hat die Expertenkompetenz für die eigenen Belange
Wege zur Resilienz: Theoretische Modelle: Ich-Du-Beziehung (Buber) Gefahr der Ver-gegnung Aneinander-vorbei-Leben Den anderen nur in seiner Funktion wahrnehmen: LehrerIn, SchülerIn Gefahr der Versachlichung von Mitmenschen und Umwelt (Ich-Es- Beziehungen)
Theoretische Modelle: Engagement für den anderen (Viktor Frankl, 1905-1997) Alle Menschen haben ein feines Gespür, welche Haltung jemand ihnen gegenüber einnimmt. Sie haben ein tiefes Bedürfnis, als Person wirklich gemeint zu sein und anerkannt zu werden. (Zeit für ein Gespräch!)
Wege zur Resilienz: Theoretische Modelle: Neurobiologie (Joachim Bauer) Die stärkste und beste Droge für den Menschen ist der Mensch! Personen, die durch ihre Zuwendung, durch ihre Anerkennung und Zuneigung unsere Oxytozin-Produktion stimuliert haben, werden mit den erlebten guten Gefühlen im Emotionszentrum des Gehirns abgespeichert.
Wege zur Resilienz: Theoretische Modelle: Neurobiologie (Joachim Bauer) Voraussetzungen für gelingende Beziehungsgestaltung: 1. Sehen und Gesehenwerden 2. Gemeinsamer Blick auf etwas 3. Emotionale Resonanz 4. Gemeinsames Handeln 5. Verstehen von Motiven beim Anderen
Wege zur Resilienz: Dialogischen Leben (Buber) Das Leben als Prozess Respekt ohne Bedingungen Schatzsuche statt Fehlerfahndung Dialogische Haltung statt diagnostischer Blick auf den anderen Den anderen begleiten, statt ihn abholen und irgendwo hinbringen Dem anderen ein Gefährte in seiner inneren Welt werden
Sieben Wege zur Resilienz Krisen akzeptieren Nach Lösungen suchen Mit anderen sprechen Initiative ergreifen Optimistische Lebenseinstellung Keine Selbstvorwürfe Vorausplanen und mit Veränderungen rechnen
Literatur Antonovsky, A. (1997). Salutogenese. Zur Entmystifizierung der Gesundheit. Tübingen: dgvt Frick, J. (2007). Die Kraft der Ermutigung. München: Huber Brooks, R., Goldstein, S. (2007). Das Resilienz-Buch. Stuttgart: Klett-Cotta Brisch, K.- H., Hellbrügge, Th. (Hrsg.) (2003). Bindung und Trauma. Risiken und Schutzfaktoren für die Entwicklung von Kindern. Stuttgart: Klett-Cotta Gabriel, Th. (2005). Resilienz - Kritik und Perspektiven, In Zeitschrift für Pädagogik, 51, Heft 2, S. 208-217 Grossmann, K.E.& Grossamnn, K. (2007). Resilienz Skeptische Anmerkungen zu einem Begriff. In I. Fooken & Zinnecker, J. (Hrsg.). Trauma und Resilienz. Weinheim, S. 29-38 Kormann, G. (2009). Resilienz Was Kinder und Erwachsene stärkt. In Gesprächspsychotherapie und personzentrierte Beratung, 4/2009, S. 188-197 Krause, Ch., Lorenz, R.-F.(2009). Was Kindern Halt gibt. Göttingen: V&R Opp, G., Fingerle,M. (Hrsg.)(2007). Was Kinder stärkt. Erziehung zwischen Risiko und Resilienz. München: Ernst Reinhardt Werner, E.E., Smith, R.S. (2001). Journeys from childhood to midlife: Risk,resilience, and recovery. Ithaca: Cornell University Press Wustmann, C. (2004). Resilienz: Widerstandsfähigkeit von Kindern intageseinrichtungen fördern. Beiträge zur Bildungsqualität. Weinheim: Beltz
Vielen Dank für Ihr Interesse und Ihre Aufmerksamkeit!