Chagas-Krankheit und die Blutspende

Ähnliche Dokumente
Chagas-Krankheit. Aktueller Stand Deutsches Chagas-Projekt ElCiD. Dr. Thomas Zoller MSc DTM&H

Die Chagas-Krankheit:

Schlafkrankheit & Morbus Chagas

SCHLAFKRANKHEIT & MORBUS CHAGAS

Morbus Chagas. Julia Walochnik

Infektmarker im schweizerischen Blutspendedienst Dr. phil. nat. Caroline Tinguely, Labor Infektmarker IRB SRK AG / nationales Referenzlabor B-CH SRK

HIV Diagnostik und Symptome

Raubwanzen, Trypanosoma cruzi und Morbus Chagas die Geißel Südamerikas

Screening zur Prävention von transfusionsübertragenen viralen Infektionen

Neue Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) zur Impfung gegen Hepatitis B

Dr. med. Dario Fontanel. Das C E der Hepatitis A, B, D,

Bekanntmachung. Arboprotozoen

Afrikanische Schweinepest

Vortrag über Borreliose in der Schwangerschaft. Diana Kysela

Institut für Tropenmedizin des Universitätsklinikums Tübingen Leistungskatalog des klinischen Labors

Update: Tropenmedizin Was ist relevant für das Blutspendewesen?

Diarrhoe nach Nierentransplantationstrukturiertes

Der HIV-Selbsttest Informationen für Berater_innen

Giftwasser Krankheiten, die aus dem Wasser kommen

Verordnung über ein Überwachungsprogramm zur Bekämpfung der klinischen Paratuberkulose. Dr. Mario Winkler

Malaria. Vorkommen. Informationen für AmtsärztInnen und medizinisches Fachpersonal

Specific regulatory requirements for. stem cell-based therapies. Dr. Jens Schletter, Cardion AG. Jens Schletter 19Feb03 1

Erregerspektrum. ARBO-Viren. Dengue. Dengue. Vektoren: Systematischer Überblick. Von Arthropoden übertragene Erreger & Krankheiten.

Übersicht TRALI heute

Chlamydia MIF IgG. Leistungsmerkmale. Produktnummer: IF1250G Rev. J. Nicht für den Vertrieb in den USA

Tropenmedizin in Klinik und Praxis

Protozoa. Eukaryota. Archaebakteria. Eubacteria. Prokaryota

Polypharmazie - Bringt weniger mehr?

Malaria. Vorkommen. Erreger. Infektionszyklus. Infektionsweg. Inkubationszeit

Ausbreitung zeckenübertragener Infektionen: Dermacentor spp. als Überträger von Q-Fieber und Rickettsiosen

Infektionskrankheiten

Erfahrungen mit dem Anti-HBc-Stufenplan 2006

Gezielt ist besser! Optimierung von Diagnostik verbessert die Therapie von Lungeninfektionen

Enterovirus/Parechovirus Infektionen. Daniela Huzly Institut für Virologie Freiburg

HIV- Update. Elisabeth Puchhammer-Stöckl Department für Virologie Medizinische Universität Wien

«Lyme-Borrelien» Stefano Bassetti Medizinische Klinik

Peter Michael Seiringer

Niedersächsisches Paratuberkulose Verminderungsprogramm. - Diagnostik -

Einleitung. Canine Ceroid Lipofuszinose, CCL (neuronale Ceroid- Lipofuszinose, neuronal ceroid lipofuscinosis, NCL)

Erreger. Verbreitung. Vorkommen. Infektionsweg. Dauer der Inkubation. Symptomatik. Leptospirose (Morbus Weil, Schweinehüterkrankheit)

FSME (Frühsommermeningoenzephalitis) West-Nil-Virus (WNV) West-Nil-Virus Foto: CNN

Gesundheitsprophylaxe bei Kälbern - eine Möglichkeit zur Bekämpfung der Paratuberkulose. Dr. Ulrike Hacker Rindergesundheitsdienst der TSK M-V

Wie werden Erreger übertragen? Grundlage für die Prävention von Infektionen

Tiere und Transplantation?

Study Guide Klinik für Kardiologie, Pneumologie und Angiologie

Zielwertfindung und Standards. Uta Everth

BLUTSPENDE EIN VERANTWORTUNGSVOLLER AKT. RISIKOVERHALTEN Was man wissen muss

Myasthenia gravis. abnorme Ermüdbarkeit der Willkürmuskulatur unter Belastung, die sich -anfänglich- in Ruhe wieder zurückbildet.

Ergänzende Empfehlungen zur Testung von Blut- und Plasmaspenden und zum Rückverfolgungsverfahren

2 ALLGEMEINE LITERATURÜBERSICHT

hier: Abwehr von Arzneimittelrisiken Testung auf Antikörper gegen Hepatitis-B-Core-Antigen (anti-hbc) im Blutspendewesen

Blutspenden mit Hämochromatose. Was ist zu beachten?

Systemische Mastozytose

Salmonella spp. Campylobacter spp. Fokus Schwein

Zeckenmonster - Monsterzecken

HIV und Hepatitis bei Traumapatienten: Was ist gesichert bei Stichverletzungen und anderen Kontaminationen? Rationales Vorgehen in Klinik und Praxis

D. BUCHHEIDT. 3. Medizinische Klinik Universitätsklinikum Mannheim Universität Heidelberg

Nierenversagen: Dialyse oder Transplantation?

TB , 1865, 1943 TB

VIRUSEPIDEMIOLOGISCHE INFORMATION NR. 14/18

Department für Virologie

Epidemiologische Situation von Hantaviruserkrankungen in Bayern

Neue Studie über unerwartete Auswirkung der Hepatitis-B-Impfung

hmm-newsletter 14 (Juni 2018)

Leishmanien, Trypanosomen, Plasmodien

Patienteninformation Ich bin schwanger. Warum wird allen Schwangeren ein HIV-Test angeboten?

Aktuelles zur Chagas-Krankheit und das deutsche Chagas-Netzwerk ELCiD Current aspects of Chagas disease and the German Chagas network ELCiD

Abbildung 1: Struktur von Antidesmon

Gibt es typische Infektionskrankheiten bei Geflüchteten?

Untersuchungen zur Trypanosomiasis beim Javaner-Affen (Macaca fascicularis, Raffles 1821) auf den Philippinen*

Die häufigsten Reisekrankheiten bei Hunden. Informationen für Hunde & Hundehalter

Signalement. Mix, 5.5kg weiblich-kastriert 11 Jahre

Bessere Diagnostik von Lungeninfekten durch Multiplex-PCR?

Das EliA System. nn Protokolle, QC- und Rohdaten leicht zugänglich nn Optionaler Anschluss an die Laborsoftware nn Detailliertes QC-Management

HIV, Syphilis & Co. Fakten zur aktuellen Verbreitung

RSV-Infektion Mögliche pathogenetische Mechanismen und Labordiagnostik

Infektionen durch Zecken (und Mücken) beim Pferd

Fortbildungsveranstaltung

TUBERKULOSE Ansteckungswege, Erkennung und Behandlung

Analysenübersicht. Analysen, Tarife, Durchführung. 1. Routineuntersuchungen 1.1 Viren

CMV in Plasma. Dr. Marijke Weber-Schehl

Tätigkeiten mit biologischen Arbeitsstoffen - Gesetze, Definitionen und mehr...

Stufenplanverfahren (Bescheide) des Paul-Ehrlich-Instituts zu Zika-Virus, West-Nil-Virus, Chikungunya-Virus und Prionen; Plasmodien.

Aussagen zu Ebola: richtig oder falsch? Teil 1 Kommentierte Version, ausschließlich für Trainer und Trainerinnen!

Verordnung des EDI über die Meldung von Beobachtungen übertragbarer Krankheiten des Menschen

Wie sich die schleichende Autoimmunerkrankung kontrollieren lässt

Das Krankheitsbild der Borreliose - Gibt es weitere Übertragungswege?

Massgeschneiderte Dienstleistungen

T Zell Diagnostik Eine neue Welt öffnet sich

Influenza im Wandel der Zeit

Afrikanische Schweinepest Rolle der Wildschweine

Kanalisation + Kläranlage

Faktenpapier Neglected Tropical Diseases

WNV: Preparedness-Plan Schweiz

Kryptosporidiose. Erreger. Geographische Verbreitung. Lebenszyklus des Erregers

22. Onkologisches Symposium Große Fortschritte in der Leukämietherapie

Hereditäre Pankreatitis - mit welchen Komplikationen muß der Patient im Verlauf seiner Erkrankung rechnen?

Transkript:

Chagas-Krankheit und die Blutspende

Gliederung Epidemiologie Äthiologie Lebenszyklus des Erregers Klinik Diagnostik Screening von Blutspenden 28.02.2013 2

Länder mit erhöhtem Infektionsrisiko für Chagas Gebiete mit Malariaübertragung Gebiete mit limitierter Malariaübertragung keine Malaria 28.02.2013 3

28.02.2013 4

Chagas Krankheit: Vektorübertragung durch den wichtigsten Vektor ist unterbrochen Übertragung durch den wichtigsten Vektore nicht unterbrochen Übertragung durch den wichtigsten Vektor unterbrochen Nicht endemisches Gebiet ohne Vektor-Übertragung Unterbrechung der Übertragung kein Ziel Hauptvektor wurde eliminiert Länder, die nicht in der Studie eingeschlossen sind Ländergrenzen 28.02.2013 5

28.02.2013 6

Epidemiologie - Zoonose - Raubwanzen: Rhodnius prolixus und Triatoma infestans am häufigsten - Säugetiere: 150 Spezies (Wild- und Haussäugetiere) - 7-8 Millionen Menschen sind infiziert (Schätzung WHO) - 10 bis 30% aller Infizierten entwickeln nach Jahren bis Jahrzehnten Symptome 28.02.2013 7

Übertragung auf den Menschen - Biss der Raubwanze und ihrer Exkremente: Erreger infizieren die Bisstelle oder die Konjunktiva - Kontaminierte Nahrungsmittel - Blutprodukte infizierter Spender - Übertragung von der Mutter auf ihr Kind (embryonal oder bei der Geburt) - Organtransplantationen von infizierten Spendern - Laborinfektionen 28.02.2013 8

Triatoma infestans, adult, dorsale Ansicht Quelle: http://www.icb.usp.br/~marcelcp/triatoma.htm, M. de Campos Pereira, University of Sao Paulo, Bresil 28.02.2013 9

Triatoma infestans, Nymphenstadium Quelle: http://www.cdc.org 28.02.2013 10

Rhodnius prolixus Quelle: http://www.icb.usp.br/~marcelcp/triatoma.htm, M. de Campos Pereira, University of Sao Paulo, Bresil 28.02.2013 11

Rasahus thoracicus Quelle: http://www.cdc.gov/parasites/chagas 28.02.2013 12

Äthiologie Trypanosoma: 20 Spezies 3 Spezies infizieren den Menschen, zwei davon sind pathogen Zyklus in 3 Stadien: Epimastigot, Trypomastigot, Amastigot Trypomastigot ist sehr beweglich: der Kinetoplast ist Ursprung einer einzelnen undulierende Membran Erreger von Chagas: Trypanosoma cruzi Erreger der Schlafkrankheit: Trypanosoma brucei gambiense und rhodesiense 28.02.2013 13

Nomenklatur für die Einteilung von T. cruzi (2009) DTU Bezeichnung Abkürzung Equivalenz zu früheren T. cruzi Gruppenschemata T. cruzi I TcI T. cruzi I und DTU I T. cruzi II TcII T. cruzi II und DTU IIb T. cruzi III TcIII Z3/Z1 ASAT, Z3-A, DTU IIc und T. cruzi III T. cruzi IV TcIV Z3. Z3-B imd DTU IIa T. cruzi V TcV Z2 (Bolivien), rdna 1/2, Klon 39 und DTU IId T. cruzi VI TcVI Z2 (Paraguay) Zymodem B und DTU IIe Quelle: mod. nach Zingales, B., et al., Mem Inst Oswaldo Cruz, 2009 Vol. 104(7): 1051-1054 28.02.2013 14

Teixeira DE, et al., 2012, PLoS Negl Trop Dis 6(8): e1749 28.02.2013 15

Teixeira DE, et al., 2012, PLoS Negl Trop Dis 6(8): e1749 28.02.2013 16

Malaria Lebenszyklus Stadien in der Raubwanze S Blutmahlzeit der Raubwanze Ausscheidung von metazyklischen Trypomastigoten Stadien im Menschen Metazyklische Trypomastigoten infizieren verschiedene Zellen an der Bisstelle. Amastigoten entstehen. Metazyklische Trypomastigoten im Dickdarm Vermehrung Epimastigoten S Blutmahlzeit der Raubwanze S Trypomastigote können andere Zellen infizieren und wieder Amastigote bilden. Eventuell klinische Symptome durch diesen Zyklus S Amastigote vermehren sich durch binäre Fissur in den Zellen Mitteldarm infektöses Stadium diagnostisches Stadium Amastigote transformieren in Trypomastigote. Ruptur der Zelle, dann Eingang in den Blutkreislauf 28.02.2013 17

Klinik: akutes Stadium, Wochen bis Monate - Entwicklung eines Chagoma nach einer Woche (in weniger als 50%) - Romaña Zeichen (in weniger als 50%) - Fieber - Unwohlsein - Appetitlosigkeit - Ödeme im Gesicht und an den Beinen - Generalisierte Lymphadenopathie (selten) - Hepatosplenomegalie (selten) - Meningoencephalitis (sehr selten, meist tödlich) - Myocarditis (sehr selten, meist tödlich) 28.02.2013 18

Klinik: Chronisches Stadium, Monate bis Jahrzehnte - Herz: Kardiomyopathie Rhythmusstörungen Herzversagen - Megaoesophagus - Megacolon 28.02.2013 19

Diagnostik - Blutausstrich: Giemsafärbung - Schnelltest - ELISA - Hämagglutination - Partikelagglutination - Bestätigungsteste: RIPA, WB, IB, IF - PCR 28.02.2013 20

Blutausstrich: Giemsafärbung http://www.wadsworth.org/images/parasitologyd/t.cruzi 28.02.2013 21

Blutausstrich: Giemsafärbung http://phil.cdc.gov/phil/home.asp 28.02.2013 22

T. cruzi in Blutprodukten T. cruzi stabil bei 4 C und bei Raumtemperatur Möglicherweise Reduktion durch Leukozytenfilter Inaktivierung durch Intercept : >10 5 /ml laut Hersteller 28.02.2013 23

T. cruzi Übertragung durch Blutprodukte Übertragungsrisiko 20% in Südamerika (WHO) USA/Kanada: Neun beschriebene Übertragungsfälle Spanien: Fünf beschriebene Übertragungsfälle 28.02.2013 24

Serologische Chagas-Untersuchungen Europa und USA Land Kollektiv Anzahl Proben Bestätigt positiv Zeitraum England Spender 38'585 3 1998-2011 Spanien Spender 1'770 11 2005/2006 Frankreich Spender 30'837 3 2007/2008 USA Spender 1'183'076 89 2007-2009 Schweiz Patienten 1'012 130 2008 28.02.2013 25

Spendertauglichkeitskriterien in der Schweiz für Chagas Chagas-Krankheit Vorgehen Akzeptieren, falls Aufenthalt in endemischem Gebiet < als 6 Monate. Ausschluss bei Erkrankung oder bestätigt positivem anti-t.cruzi-labortest. Ausschluss, falls kein Labortest vorliegt. Ergänzung Folgende Spender dürfen erst nach negativem Labortest für Chagas (IF oder ELISA) wieder zugelassen werden: - Wenn in Endemiegebiet geboren und/oder aufgewachsen; - Wenn Mutter aus einem Endemiegebiet; - Wenn Aufenthalt in einem Chagas-Endemiegebiet > als 6 Monate. Auszug aus den Vorschriften des BSD SRK 28.02.2013 26

T. cruzi-screening von Blutspenden in der Schweiz - gezielte Testung - immunologische Testsysteme (EIA, IFA) - wenn 1x reaktiv, dann Bestätigung im Schweizerischen Tropeninstitut in Basel - Bestätigung durch mindestens zwei Tests mit verschiedenem Testprinzip (EIA, IFA) - Bestätigungstest pos/ind: Ausschluss des Spenders - Bestätigungstest negativ: Spende und Spender frei 28.02.2013 27

Ausblick - Abnehmende Zahl von Infizierten durch umfangreiche Programme der PAHO - Beobachtung der Chagas-Resultate B-CH - Die Testentwicklung ist noch nicht abgeschlossen 28.02.2013 28