Der Weg der Probe vom Patienten ins Labor

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Transkript:

Der Weg der Probe vom Patienten ins Labor Univ. Prof. Prim. Dr. Gabriele Halwachs-Baumann, MSc, MBA Leiterin Institut für Medizinische-Chemische Labordiagnostik LKH Steyr Patient Patient LABOR EXTERN Aktion Kliniker Labormediziner Kliniker Aktion Interpretation Ergebnisübermittlung Anfordern Probenanalyse Probengewinnung Probenvorbereitung LABOR INTERN Probentransport Probenidentifizierung 1

Frequenz von Labor Fehlern 0,05 % - 0,11 % der Patienten 0,33 % - 0,61 % der Ergebnisse Präanalytische Phase: 75 % Analytische Phase: 16 % Postanalytische Phase: 9 % Bonini et al, Chlin Chem 2002 Folgen von Labor Fehlern Keine Folgen 43 74 % Milde Folgen Moderate Folgen 13 23 % (Zeitverzögerung, Folgeuntersuchungen) 6,4 50 % (möglicher Schaden, inadäquate Therapie) Schwerewiegende Folgen 6,4 25 % (falsche medizinische Interventionen) Bonini et al, Clin Chem 2002 2

Folgen von Labor Fehlern Bei 41.000 stationären Patienten/Jahr (Krankenhaus der Größe von Steyr) würden bei 21 45 Patienten Labor Fehler auftreten, die bei 3 11 Patienten zu schwerwiegenden Folgen führen. Diese Zahl wäre bei POCT Bestimmung um den Faktor 10 höher!!!! Laborfehler 3

beinhaltet unterfüllte Gerinnungsröhrchen 4

Änderung von APTT und PZ in Abhängigkeit vom Mischungsverhältnis Patientenprobe/Citrat Präanalytischer Fehler Heparin-Plasma statt Serum als Material verwendet. Fibrinogen: 365 mg/dl 5

Zellen Atmen = Verbrauchen Sauerstoff Essen = Verbrauchen Glucose, produzieren Laktat Referenzbereich: 60 110 mg/dl Zellen Durch das Stoffwechseln der Zelle ändert sich das Milieu in der Probe (Änderung von ph, Nährstoffmenge, etc.) 6

Zellen Liquor: Entzündung Bösartiges Geschehen (Tumore, Leukämie) Bakterien Verdoppelung ~ alle 20 Minuten! 7

Hämolyse Zerstörung von Erythrozyten Wenn der Blutkuchen nicht vom Plasma/Serum getrennt wird (<3 Stunden) Temperatureinflüsse während des Transportes (Heizkörper, Kühlschrank, Sonne, Gefrierschrank) 91 Jahre alter Patient, 3. Tag nach Herzinfarkt CK CK-MB LDH 89 U/l 15 U/l 753 U/l Referenzbereiche < 100 U/l < 10 U/l und < 6% d. Gesamt CK 120 240 U/l 30 min später: CK 127 U/l CK-MB 78 U/l LDH 1560 U/l Probe hämolytisch 8

Serumelektrophorese A B C Hämolyse; A: keine Hämolyse, B: Hymolyse Grad 1; C: Hämolyse Grad 2 Externe Turn around Zeit 9

Externe Turn around Zeit (Routineproben) "turn around time" Sammellieferung 120,0% 100,0% 80,0% 35,1% 37,3% 32,9% 38,7% 40,1% 60,0% Probentransport Stationen 40,0% 20,0% 64,9% 62,7% 67,1% 61,3% 59,9% 0,0% Stationen KIJU Neuro Urologie Unfallchirurgie2 Externe Turn around Zeit ( Notfall ) "turn around time" dringend 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 48,5% 47,0% 52,0% 52,2% 44,8% 31,5% 33,8% 22,7% 28,7% 36,4% 20,0% 19,2% 25,3% 19,1% 18,8% Stationen KIJU Neuro Urologie Unfallchirurgie2 Übern. - Überg. L Verst. - Überg. S Abn. - Verst. 10

Interne Turn around Zeit Blutbild (MCV) Blutbild (MCV) % absolut Ext. TAT Interne TAT Ext. TAT Interne TAT Minuten Anf. - Einl. Einl.- Techn.V. Einl. - Ges.V. Minuten Anf. - Einl. Einl.- Techn.V. Einl. - Ges.V. 75,6 43,9 946 553 30 8,4 30 101 60 13,5 21,6 43,4 60 163 271 547 90 12,2 2,6 10,2 90 147 33 129 120 10,4 0,2 2 120 126 2 25 44,5 100 99,5 537 1252 1254 Gerinnung (PTZ Gerinnung (PTZ % absolut Ext. TAT Interne TAT Ext. TAT Interne TAT Minuten Anf. - Einl. Einl.- Techn.V. Einl. - Ges.V. Minuten Anf. - Einl. Einl.- Techn.V. Einl. - Ges.V. 63,8 32,5 752 380 30 6,7 30 78 60 12,1 32 57,2 60 140 377 668 90 15,7 3,1 8,2 90 182 36 96 120 13,1 0,7 1,4 120 152 8 16 47,6 99,6 99,3 552 1173 1160 Klinische Chemie (GGT) Klinische Chemie (GGT) % absolut Ext. TAT Interne TAT Ext. TAT Interne TAT Minuten Anf. - Einl. Einl.- Techn.V. Einl. - Ges.V. Minuten Anf. - Einl. Einl.- Techn.V. Einl. - Ges.V. 15,5 8,9 102 59 30 8,8 30 57 60 16,6 60,6 50 60 108 400 333 90 14,6 16,7 26,1 90 95 110 174 120 14 4,4 11,1 120 91 29 74 54 97,2 96,1 351 641 640 Patient Patient LABOR EXTERN Aktion Kliniker Labormediziner Kliniker Aktion Interpretation Ergebnisübermittlung Anfordern Probenanalyse Probengewinnung Probenvorbereitung LABOR INTERN Probentransport Probenidentifizierung 11

Frage: Wie lange sollte es von der Abnahme einer Routineprobe bis zum Erhalt des Befundes Ihrer Meinung nach dauern (Angabe in Minuten)? Berufsgruppe Dauer (Minuten) n Fehlende Werte Mittelwert Standardabw. Minimum Maximum Median Ärzte 107 4 148,17 305,75 10,00 2880,00 90,00 Hol- und Bringdienst 9 1 162,78 278,09 30,00 900,00 75,00 Patiententransport 12 0 75,00 80,85 10,00 300,00 50,00 Pflege 242 15 91,59 62,68 7,50 720,00 60,00 gesamt 370 20 102,61 179,71 7,50 2880,00 60,00 Frage: Wie lange sollte es von der Abnahme einer dringenden Probe bis zum Erhalt des Befundes Ihrer Meinung nach dauern (Angabe in Minuten)? Berufsgruppe Dauer (Minuten) n Fehlende Werte Mittelwert Standardabw. Minimum Maximum Median Ärzte 109 2 57,17 37,67 5,00 200,00 60,00 Hol- und Bringdienst 8 2 61,88 97,50 15,00 300,00 25,00 Patiententransport 11 1 40,45 33,50 10,00 120,00 30,00 Pflege 249 8 50,95 30,58 5,00 240,00 60,00 gesamt 377 13 52,68 35,29 5,00 300,00 60,00 Danke für die Aufmerksamkeit! 12