Ergebnisse aus der Studie 50 + in Europa



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Transkript:

www.share-project.org Ergebnisse aus der Studie 50 + in Europa

Wie geht s weiter? Der nächste große Schritt der 50+ in Europa Studie besteht darin, die Lebensläufe von mehr als 35.000 Personen zu erfassen. Indem wir die zwei Momentaufnahmen aus den Jahren 2004 und 2007 mit Ereignissen aus dem früheren Leben verbinden, weden wir besser verstehen lernen, wie sich die Lebenssituation unserer Befragungsperson über die Jahre hinweg entwickelt hat, welche persönlichen Erfahrungen, aber auchwelche sozialen, wirtschaftlichen und politischen Änderungen dazu beigetragen haben. 50 + in Europa - wird von der Eropäischen Kommission, insbesondere von der Generaldirektion für Forschung, dem Nationalen Institut für Alterung (USA) und mehreren nationalen Fördereinrichtungen finanziert. Ansprechpartner/in Published by Mannheim Research Institute for the Economics of Aging (MEA) L13,17 68131 Mannheim Phone: +49-621-181 1862 Fax: +49-621-181-1863 E-Mail: share@mea.uni-mannheim.de Univ.-Prof. Dr. Rudolf Winter-Ebmer E-Mail: ines.meister@jku.at Telefon: 0732 / 24 68 / 8216 Design/ Layout by Philip Brückner, Jennifer Kröger (c)mannheim Research Institute for the Economics of Aging, 2008 www.share-project.org 11

Ökonomischer Status, Einkommen und Wohlstand Unterschiede im Konsumverhalten sind deutlich geringer als finanzielle Ungleichheit: Die Studie 50+ in Europa zeigt überraschende Unterschiede zwischen den Ländern auf. Die Höhe der Ausgaben für Lebensmittel ist in den nördlichen Ländern wesentlich geringer als in den anderen Teilnehmerstaaten. In allen Ländern sind die Unterschiede im Konsumverhalten geringer ausgeprägt als die Unterschiede in den Einkommen und diese wiederum geringer als die Unterschiede im Vermögen. Ergebnisse aus der Studie 50 + in Europa Armut wird durch nicht-finanzielle Ressourcen gemildert: Während Armut nach wie vor ein ernsthaftes Problem für viele Länder Europas darstellt, verringert sich der Anteil der armutsgefährdeten Bevölkerung, sobald man den Wert der eigenen vier Wände mit berücksichtigt. Dies gilt vor allem für den Süden Europas. Die geographische Nähe zum Haushalt der Kinder insbesondere das Wohnen im gleichen Haushalt oder Gebäude beugt Armut vor, nicht nur in den Mittelmeer-Staaten, sondern auch in Deutschland und Österreich. 1 0 www.share-project.org

Der Alterungsprozess als eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts: Ergebnisse aus der Studie 50 + in Europa Individuelle und gesellschaftliche Alterungsprozesse gehören zu den zentralen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Eine umfassende Datenbasis für die empirische Alternsforschung in Europa ist nötig, um die im demographischen Wandel liegenden Chancen zu erkennen. Nur so kann eine zukunftsorientierte Alters-, Sozial-, Gesundheits- und Arbeitsmarktpolitik gestaltet werden. Die 50+ in Europa Studie baut mit dem Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe (SHARE) eine solche einzigartige Datenbasis auf. Viel Spielraum für Verbesserungen bei der Altersbetreuung: 50+ in Europa ermöglicht erstmals Vergleiche in der Qualität der Altersbetreuung. Alles deutet darauf hin, dass es in ganz Europa einen ernsthaften Mangel an geriatrischen Bewertungen und Screenings gibt. Nach dem erfolgreichen Projektstart 2004-05 beteiligten sich im Jahr 2006-07 erneut mehr als 35.000 Personen im Alter von über 50 in mehr als 15 europäischen Ländern (einschließlich Israel). Diese Broschüre bietet Ihnen eine Auswahl der wichtigsten Erkenntnisse zusammengestellt auf Basis von mehr als 80 Büchern, Artikeln und Forschungsberichten, die dank der SHARE-Daten publiziert werden konnten. Im Folgenden möchten wir Ihnen die wichtigsten Erkenntnisse aus den 4 Hauptbereichen von SHARE vorstellen, sowie zusätzliche Ergebnisse aus den ersten zwei Umfragewellen von 2004 bis 2007. 4 www.share-project.org www.share-project.org 9

Gesundheit Die Nordeuropäer sind gesünder und reicher, aber die Südeuropäer leben länger: Dies gilt insbesondere für die Männer aus dem Norden sowie die Frauen aus dem Süden. Die spannende Frage für die sozial- und gesundheitswissenschaftliche Forschung ist, warum die Lebenserwartung im Süden höher ist: Welchen Einfluss haben genetische oder sozioökonomische Faktoren, wie wichtig ist der Lebensstil? Bildung hält uns fit: In allen Ländern leben die sozioökonomisch besser gestellten Bevölkerungsgruppen gesünder. Im Vergleich zu höher Gebildeten, ist es zum Beispiel für weniger Gebildete um 70 Prozent wahrscheinlicher, dass sie sich zu wenig bewegen und um 50 Prozent wahrscheinlicher, sehr stark übergewichtig zu sein. Bildung beugt Depressionen vor: Der starke Zusammenhang zwischen körperlicher Gesundheit und sozioökonomischem Status gilt auch für die psychische Gesundheit. Die Unterschiede in der Häufigkeit von Depressionserkrankungen ähneln den Bildungsunterschieden zwischen den einzelnen Ländern. Innerhalb der einzelnen Länder, sind es vor allem Personen mit niedrigem Einkommen oder Vermögen die häufiger an Depressionen erkranken, besonders in Nordeuropa. Familiäre und soziale Netzwerke Der Niedergang der Familie ist ein Mythos: Die 50+ in Europa - Studie belegt, dass der Zeitaufwand für Familienhilfe, zum Beispiel das Aufpassen auf die Enkelkinder, beträchtlich ist: Ungefähr ein Drittel der Personen über 65 engagiert sich täglich als Babysitter und investiert dafür im Schnitt mehr als 4,6 Stunden täglich. Da die meisten Familiengenerationen nahe beieinander wohnen, ist das Potenzial zur gegenseitigen Unterstützung überall in Europa sehr groß. Im Norden zahlen die Eltern, im Süden die Kinder: Finanzielle Unterstützung zwischen den Generationen ist ein wesentlicher Bestandteil des Haushaltseinkommens. Es ist jedoch ein deutliches Nord-Süd Gefälle zu beobachten: Während im Norden die Jungen Geld von ihren Eltern erhalten, sind es im Süden häufiger die Eltern, die Geld von ihren Kindern erhalten. Das Ehrenamt ist in einigen Ländern ein oft gesehenes Phänomen: Bezahlte Arbeit ist nicht alles: Insgesamt 10 Prozent der Altersgruppe 65-74 leisten freiwillige Arbeit, in Skandinavien sowie in den Niederlanden ist dieser Prozentsatz sogar doppelt so hoch. In anderen Ländern wie Spanien und Griechenland wiederum sind es weniger als 4 Prozent, die sich in einem Ehrenamt engagieren. 8 www.share-project.org www.share-project.org 5

Beschäftigung Krankheitsprävention am Arbeitsplatz zahlt sich aus: Gesunde Personen gehen im Schnitt zwei Jahre später in Pension als Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen. Investitionen in die Krankheitsprävention in Höhe von 3% des Arbeitseinkommens würden bereits ausreichen, um die Arbeitsfähigkeit dieser Personen zu erhalten. Anreize zur Frühpension sind für das vorzeitige Ausscheiden aus dem Arbeitsmarkt verantwortlich und vergrößern das ungenutzte Arbeitskräfteangebot: Verschiedene Sozialsysteme verursachen unterschiedliche Alters- und Verteilungsmuster auf den Arbeitsmärkten und in den Pensionssystemen. Gerade in den Mittelmeerländern, Österreich und Frankreich, die u. a. durch großzügige Leistungen Anreize zum vorgezogenen Ruhestand setzen, ist dieser auch besonders verbreitet. Kein offensichtlicher Zusammenhang zwischen Invaliditätspension und Gesundheit der Leistungsempfänger: Der Anteil der Personen zwischen 50 und 64 Jahren mit Invaliditätspension variiert stark zwischen den einzelnen Ländern, von 16 Prozent in Dänemark bis 3 Prozent in Griechenland. SHARE hat erstmals Daten zur Invaliditätspension mit Messgrößen zur Gesundheit verbunden und somit aufgezeigt, dass länderübergreifende Unterschiede in der Invaliditätspension nicht allein am Gesundheitszustand liegen können. Ein gutes Arbeitsumfeld verzögert den Eintritt in den Ruhestand: Das individuelle Arbeitsumfeld im Zeitraum des Vorruhestandes wie weit können wir unsere Arbeit selbst einteilen, wie werden unsere Bemühungen belohnt variiert beträchtlich innerhalb Europas. Im Norden sind die Arbeitsbedingungen generell besser als im Süden. Schlechte Arbeitsbedingungen gehen Hand in Hand mit Depressionen und Gesundheitsproblemen. Tschechische Republik = Skandinavien, Polen = Südeuropa? Während der Übergang von der Planwirtschaft zur freien Marktwirtschaft sowohl Polen als auch die Tschechische Republik erheblich beeinflusst hat, weist der tschechische Bevölkerungsanteil 50+ eine wesentlich höhere Arbeitsmarktbeteiligungsrate auf. Der Beschäftigungsanteil und die Arbeitsmarktbedingungen sind in Polen deutlich unterlegen. Gemessen an der Qualität der Jobs ist die Situation in der Tschechischen Republik jener in den Skandinavischen Ländern ähnlich, während Polen diesbezüglich eher mit Südeuropa vergleichbar ist. 6 www.share-project.org www.share-project.org 7