Lehrplan Lernfeld 10: Mit Krisen und schwierigen sozialen Situationen umgehen



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Transkript:

Lehrplan Lernfeld 10: Mit Krisen und schwierigen sozialen Situationen umgehen 1. Mit Konflikten umgehen 2. Mit Spannungen und schwierigen sozialen Situationen im Pflegealltag umgehen 3. Gewalt in der Pflegebeziehung vorbeugen und abwenden Aufgaben: 1. Was sind Ihrer Meinung nach schwierige soziale Situationen in Ihrem Beruf? 2. Sammeln Sie in Form eines Brainstormings alle Sachverhalten oder Situationen, die Ihnen zum Thema einfallen. Nähe, Macht, Angst, Abwehr, Mobbing, Burnout, Distanz, Ohnmacht, Helfer-Syndrom, Stress, Ekel, Scham, Intimität Mit Konflikten umgehen Was ist ein Konflikt? Der Ursprung aller Konflikte zwischen mir und meinen Mitmenschen ist, dass ich nichts sage, was ich meine, und dass ich nicht tue, was ich sage (Martin Buber) Konflikt, lateinisch (confligere) = kämpfen, aneinandergeraten = ist das gleichzeitige Bestehen oder Anlaufen von mind. zwei Verhaltenstendenzen Welche Auswirkungen haben Konflikte? - Komplexität - Gemeinschaft - Veränderung - Ausgrenzung - Kommunikation - Gemeinschaft - Leistungssteigerung

Konfliktformen Wer ist daran beteiligt? - Intrapersonaler Konflikt (individuell) innerhalb der Person - Interpersonaler Konflikt (sozial) zwischen 2 oder mehreren Menschen Interaktion = wechselseitige Beeinflussung von Menschen in der Kommunikation. Die häufigsten Konfliktarten Interessenkonflikt Zielkonflikt Beurteilungskonflikt Verteilungskonflikt Rollenkonflikt Strukturkonflikt Beziehungskonflikt Unterschiedliche Bedürfnisse, Motive prallen aufeinander Interessen verweisen auf nicht vereinbare Ziele Trotz Übereinstimmung in Interessen und Ziel wird der Weg zur Realisierung unterschiedlich beurteilt Streit um knappe (materielle oder immaterielle Ressourcen) Es bestehen unterschiedliche Rollenerwartungen Organisatorische, formale Regularien führen in der Praxis zu Konflikten Konflikte auf der sozialen Ebene, in denen Gefühle die Hauptrolle spielen Die Seiten der Konfliktmedaillen offen verbal aktiv bewusst verdeckt nonverbal passiv unbewusst

Strukturierung des Konflikts Zentrale Aspektespielen eine Rolle Die Wahrnehmung, die jemand von einer Situation hat Die Bewertung einer Situation Die Handlungsplanung welche Pläne, welches Verhalten hat jemand im Kopf = dabei spielen Gewohnheiten, Ängste und Hoffnungen einer Rolle Wahrnehmung und Verhalten Unter Wahrnehmung verstehen wir die Aufnahme und Verarbeitung von Reizen aus der Umwelt und dem Körperinneren. Schmerzen Gefühle Mitmenschen Tiere Objekte physikalische Reize Wie der Mensch eine Person, ein Objekt oder eine Sache wahrnimmt, hängt entscheidend ab von: Individuellen Faktoren - Bisherige Erfahrungen - Interessen und Wertvorstellungen - Erwartungen - Einstellungen und Vorurteile - Intelligenz und Begabungen - Fähigkeiten und Fertigkeiten - Gefühle und Stimmungen - Triebe und Bedürfnisse - Aufmerksamkeit - Beschaffenheit der Sinnesorgane Sozialen Faktoren - Gesellschaftliche Wert- und Normvorstellungen - Andere Personen und Personengruppen Deshalb ist die Wahrnehmung stet sein subjektiver Prozess! = auf die eigene Person bezogen = individuelle Beurteilung/Bewertung

Konfliktverschärfendes Verhalten - Verallgemeinerung Immer wenn ich mal was will, machst du mir einen Strich durch die Rechnung - Herausstellen der eigenen Person Ich habe immer recht und du hast keine Ahnung. - Ersatzbefriedigung Das ist mir hier zu stressig, ich geh lieber ein Bier trinken - Killerphrasen Sie wissen ja gar nicht, was hier los ist Das funktioniert eh nicht. Das Gespräch ist das wichtigste Instrument der Konfliktlösung Konfliktfähigkeit meint die Art und Weise, wie wir mit Konflikten umgehen. Beschreibt, was wichtig ist, wenn wir Konflikten konstruktiv begegnen möchten. Dafür muss der Konflikt in einer aufbauenden und weiterführenden Weise behandelt werden! Wie funktioniert das? Notwendig ist als erstes die Bereitschaft, Konflikte überhaupt wahrnehmen und wollen Wann wollen wir etwas?! Wir wollen etwas dann, wenn wir glauben, dass etwas Positives dabei herauskommt. Die Auseinandersetzung mit Konflikten eröffnet Chancen, aber welche? - wir lernen die Meinungen, Motive, Einstellungen und Ziele unserer Konfliktpartner kennen - Wir sind gezwungen, auch eigene Meinungen, Motive und Ziele genau zu formulieren - Auf diese Weise erhalten wir die Möglichkeit, eigene und fremde Positionen (besser) zu verstehen. - Wir legen in einer offenen Aussprache die Basis dafür, den Konflikt neu zu betrachten, dadurch neue Wege zu entdecken und den Konflikt erfolgreich zu lösen. Konfliktfähigkeit im Team bedeutet demnach, dass wir bereit sind über Spannungen und Konflikte zu reden und sie zu bearbeiten (=gemeinsam) Wie können wir diese Chancen in der Auseinandersetzung verwirklichen? Wir müssen uns angewöhnen: - Fragen zu stellen, um andere besser zu verstehen - Nicht um Standpunkte streiten sondern nach Bedürfnissen, Motiven und Zielen forschen um nachvollziehen, warum es den Parteien geht - Gefühle, auch heftige, zu respektieren und sie als Zeichen dafür zu deuten, wie wichtig etwas ist - Nicht siegen zu wollen über andere, sondern gemeinsam eine Lösung zu erzielen

Ein Streit zwischen 2 Personen fällt schon schwer, aber im Team multipliziert sich diese Schwierigkeit noch. Warum??? - Jede Person kann andere Bedürfnisse haben - Es besteht das Bedürfnis, sich in der Gruppe zu profilieren auf Kosten anderer - Es besteht das Motiv, ein positives Selbstbild aufrecht zu erhalten - Es besteht die Möglichkeit einer Fraktionsbildung Konfliktfähigkeit erfordert Kenntnis der 2 Konfliktquellen: 1. Das eigene ICH 2. Die Dynamik der Gruppe Selbstbild = Bild, welches ich von mir habe Wie gelangt ein Mensch zu seinem Selbstbild? - Erfahrungen - Selbstbeobachtung - Vergleiche mit anderen Menschen und mit Früher - Soziale Interaktion Realtest = reales Bild einer Person, so wie sie tatsächlich ist Idealselbst = Bild davon wie die Person gern sein möchte Realselbst ist Idealselbst glücklich und entspannt Realselbst nicht Idealselbst unglücklich und angespannt seelische Störungen möglich Erfahrungen passen nicht ins Selbstbild - starres Selbstbild Abwehrmechanismen: Verzerrung, Verleugnung - flexibles Selbstbild integriere ich die Erfahrungen und verändere mein Selbstbild

Der Mensch ist bestrebt ein positives Selbstbild aufrecht zu erhalten (= einen guten Eindruck zu machen) dafür nutzt der Mensch folgende Strategien - Vergleich: Wir vergleichen uns mit anderen Menschen - Ausweichen von Vergleichssituationen - Wir ignorieren Vergleichsergebnisse - Wir entschuldigen und rechtfertigen schlechte Vergleichsergebnisse Die Dynamik im Team Die Sozialforschung belegt, dass jedes Team bestimmte Phasen durchläuft Da Menschen im Team: - Handeln - Versch. Stimmungen unterworfen sind - Persönliche Ziele verfolgen - Sich unberechenbar verhalten können kann sich das Klima im Team blitzartig ändern können sich Konflikte anbahnen und ausbrechen bilden sich eventuell neue Allianzen Das Phasenmodell: Wurde aus der Beobachtung arbeitender Gruppen abgeleitet Forming Storming Norming Performing Sich orientieren Sich auseinandersetzen Sich finden An der Erfüllung der Aufgaben arbeiten Stellung in der Gruppe ausloten Konfliktphase Streit um Verfahren und Methoden Konsens und Kompromissphase Gegenseitige Akzeptanz und Gruppenzusammenhalt Elan und Befriedigung

Das Modell hilft, herauszufinden, wo die Gruppe steht. Es hilft außerdem zu verstehen, warum bestimmte gerade jetzt auftreten. Das Wissen um: 1. Das eigene Ich 2. Die Dynamik der Gruppe Öffnet die Augen für die Gründe einer: KONFLIKTVERSCHÄRFUNG Die Kompromissbereitschaft nimmt immer ab, je mehr das eigene Selbstbild beschädigt ist Unsere Konfliktpartner werden immer mehr zu den BÖSEN und wir selbst zu den GUTEN Eigene Vorstellungen rücken in den Vordergrund Es sinkt die Bereitschaft, dem Konfliktpartner Aufmerksamkeit und Verständnis zu widmen Schwarz-Weiß-Malerei und Konfliktpartner entfernen sich immer mehr

Mit Spannungen und schwierigen Situationen umgehen Depression Burnout - Die Leistungsgesellschaft will die Diagnose Depression unbedingt vermeiden. Also etikettiert sie die Erkrankung um in Burnout Was schützt vor einer Depression: - Gute Kindheit - Wenig, negativer Stress - Ausgleich - Lebenszufriedenheit - Resilienz Seele ist strapazierfähig Was macht resiliente Menschen aus? Fähigkeit zur Assimilation = Welt in sich aufnehmen Akkomodation = Welt aktiv selbst gestalten Wer - Trennung - Schwere Krankheit - Jobverlust - tiefe Enttäuschung - Gewalt verarbeiten muss braucht eine neue Weltsicht in der diese schlimmen Erfahrungen auf eine Weise Platz finden, die den Sinn des Lebens insgesamt nicht infrage stellt. Fähigkeiten: - Mut in den Abgrund zu blicken - Die richtigen Ursachen zu finden - Vertrauen + Selbstbewusstsein - Das Geschehene umdeuten - Sich den Blick für das Gute bewahren

Entstehung von Burnout-Syndrom effektiv bekämpfen: - Regelmäßig genaue Situationsanalysen durchführen Einschätzen eigenes: - Kräfte + Ressourcen - Wünsche + Bedürfnisse - Schwächen Mit dieser Erkenntnis sollte die individuelle Tagesplanung überarbeitet werden + Gesunde Lebensführung (Erholungspausen) Strategien zur Stressbewältigung auf Warnsignale des Körpers achten

Möglichkeiten zur Herstellung eines angemessenen Verhältnisses zwischen Nähe und Distanz - Der Moment an dem eine Grenzüberschreitung erlebt wird, ist sowohl kulturell als auch individuell sehr unterschiedlich z.b. herzliche Umarmung und Anrede einer Altenpflegerin mit Vornamen kann von einer Person als gewohnheitsmäßig und von einer anderen als unangenehm empfunden werden Welche Möglichkeiten der Distanzierung bei Gefahr zu großer Nähe gibt es? Einlassen ohne sich vereinnahmen zu lassen - Rückzug auf Berufsrolle = wirksamer Schutz (Bewusstmachen, dass es sich um eine professionelle Beziehung handelt) - Einführung bestimmter Pflegerituale, wie z.b. das Anziehen von Schutzbekleidung bei Umgang mit Ausscheidungen kann die innere Distanzierung unterstützen - Kollegiale Unterstützung = Gewissheit, dass man über eigene Grenzen offen sprechen kann - Fortbildungen und Supervisionsangebote = helfen bei der Selbstreflexion eigener Grenzüberschreitungen zu großer Distanz zum PE und dem Erleben von Vereinnahmungen durch PE Die Möglichkeit der Abgrenzung des PE, insbesondere in Altenheimen ist viel geringer als bei der PK und generell bei demenziell erkrankten Menschen nur bedingt möglich Ekel und Scham Gefühle wie Scham und Ekel gehören zur pflegerischen Beziehung dazu. Diese zu unterdrücken oder zu verleugnen entspricht einen falsch verstandenen Berufsethos. Es gilt nur Wege zu finden, angemessen mit diesen Emotionen umzugehen. Als Scham kann jede Empfindung (körperliches und psychisches Unwohlsein) beschrieben werden, mit der ein Mensch auf die Bedrohung seines Selbstwertes reagiert. - Menschen schämen sich, wenn etwas zu Tage tritt, das verborgen bleiben soll z.b. körperliches Defizit: Inkontinenz Schwäche: Analphabetismus sozialer Makel: alkoholkrankes Familienmitglied

Alternde Menschen schämen sich für - Ihr Äußeres - Die reduzierte Leistungsfähigkeit - Erkrankungen - Finanzielle und pflegerische Abhängigkeiten Was können Pflegekräfte tun? - Takt und Schamgefühl zeigen (Erhalt der Würde) - Grundsätzlich die Wertschätzung aufrechterhalten - Eigenen Ekel eingestehen - In der Pflegesituation durchaus deutlich machen, dass Situation auch für PE unangenehm ist und niemand an der schwierigen Lage Schuld ist (entlastet den PE, sich für seinen körperlichen Zustand zu schämen) - Nicht mit belastenden Gefühlen allein bleiben (von der Seele reden) ggf. nach organisatorischen, pflegerischen oder medizinischen Möglichkeiten der Milderung suchen Macht und Ohnmacht Macht Machtformen - Handlungsmacht (gegen den Willen des PE waschen) - Entscheidungsmacht (PE vor Wahl stellen, Waschen oder Bett) - Verfügungsmacht (PK verwendet Utensilien des PE) Macht geht häufig von Pflegenden aus und kann missbraucht werden Ohnmacht - Erleben oft PE (sog. Hilfslosigkeit) - Mögliche Reaktionen der PE: Resignation, Widerspruch, der ignoriert wird, Aggression Aber auch die PK können Ohnmachtserlebnisse erleben z.b. durch Aggressionen der PE, durch übergriffige Reaktionen der PE, durch Vorwürfe von Angehörigen, gegenüber dem Pflegestress, gegenüber den Strukturen in der Pflege