Fallbesprechung bei Menschen mit Demenz - Zwei Modelle für die stationäre Altenpflege - ALTENPFLEGE 2012 Pflege-Kongress - 27. 29. März 2012 - Hannover Ines Buscher, Sven Reuther, Daniela Holle, Sabine Bartholomeyczik, Margareta Halek
Hintergrund Fallbesprechungen werden für die Versorgung von Menschen mit Demenz empfohlen (Bartholomeyczik et al. 2006) Es gibt unterschiedliche Vorgehensweisen Oft fehlt es an einem strukturierten Vorgehen und klaren Fallbesprechungskonzepten für die Praxis In dem Projekt FallDem wurden zwei Modelle konzeptionell ausgearbeitet. Bartholomeyczik, S., Halek, M., Sowinski, C., Besselmann, K., Dürrmann, P., Haupt, M., et al. (2006). Rahmenempfehlungen zum Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Menschen mit Demenz in der stationären Altenhilfe. Berlin: Bundesministerium für Gesundheit (BMG). Seite 2
Hintergrund Das Verhalten von Menschen mit Demenz ist als herausfordernd zu bezeichnen, wenn sich die soziale Umgebung dadurch herausgefordert fühlt. Hierzu zählen Verhaltensformen wie Aggressivität, Agitation, Apathie/ Rückzugsverhalten und vokale Störungen. Diese Verhalten hat wie jedes andere Verhalten auch, Gründe (u.a. NDB-Modell). Und ist ein Ausdruck/ eine Art der Kommunikation von Bedürfnissen. Oft wird dies nicht verstanden. Herausforderndes Verhalten belastet nicht nur das soziale Umfeld, sondern oft auch die Personen die sich so verhalten. Bartholomeyczik, S., Halek, M., Sowinski, C., Besselmann, K., Dürrmann, P., Haupt, M., et al. (2006). Rahmenempfehlungen zum Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Menschen mit Demenz in der stationären Altenhilfe. Berlin: Bundesministerium für Gesundheit (BMG). Seite 3
Hintergrund Der Begriff Fallbesprechung beschreibt ein strukturiertes, zielgerichtetes [ ]professionelles Gesprächsverfahren Es dient dem Verstehen der Lebens- und Versorgungssituation, einer gemeinsamen Entscheidungsfindung und der Abstimmung oder Evaluation eines gemeinsamen Vorgehens. Probleme werden im Team fallbezogen reflektiert. Bartholomeyczik, S., Halek, M., Sowinski, C., Besselmann, K., Dürrmann, P., Haupt, M., et al. (2006). Rahmenempfehlungen zum Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Menschen mit Demenz in der stationären Altenhilfe. Berlin: Bundesministerium für Gesundheit (BMG). Seite 4
Modelle Entwicklung: Literaturstudie Experteninterviews (n=9) Entwürfe Fallbesprechungsmodelle (IdA & Narrativ) Pretest Fallbesprechungsmodelle Evaluation Fallbesprechungsmodelle Expertenrunde fertige Fallbesprechungsmodelle Seite 5
Modelle Theorie: Quelle Grafik: Buscher, I., Reuther, S., Holle, D., Bartholomeyczik, S., Vollmar, H. C., & Halek, M. (2012). Das kollektive Lernen in Fallbesprechungen. Theoretische Ansätze zur Reduktion herausfordernden Verhaltens bei Menschen mit Demenz im Rahmen des Projektes FallDemPflegewissenschaft, 03(12), 168-178. Seite 6
Modelle Charakteristiken: Die demenzspezifische Fallbesprechung ist eine Methode mit der sich Mitarbeiter eines Teams strukturiert und zielgerichtet über eine Problemsituation bei Menschen mit Demenz und herausforderndem Verhalten fachlich austauschen. Der Reflexionsprozess orientiert sich an einer festgelegten Ablauf- und Rollenstruktur. Narrativ Charakteristisch ist, dass die themenzentrierte und lösungsorientierte Reflexion in einem Prozess des freien Erzählens erfolgt. Eine inhaltliche Struktur wird nicht vorgegeben. IdA Charakteristisch ist, dass IdA anhand von standardisierten Fragen und Antwortoptionen in 6 festgelegten Themenkomplexen die Pflegenden in der lösungsorientierten Reflexion anleitet. Seite 7
Modelle - Definition Fall: Der Fall Der Fall ist das Verhalten eines Menschen mit Demenz welches von mindestens einer Person (z.b. Pflegende) als irritierend erlebt wird. Die Situation kann vom Individuum mit den herkömmlichen Handlungsroutinen nicht gelöst werden und wird zum Problem und damit zum Fall, der dem Team (Kollektiv) im Rahmen einer Fallbesprechung zur Reflektion vorgestellt wird. Seite 8
Modelle Vorbereitung: Fallauswahl Inhaltliche Vorbereitung Formale Vorbereitung Seite 9
Voraussetzungen Umgang: Verpflichtende Grundregeln Wertschätzung Verbindlichkeit Aktive Beteiligung Bereitschaft zur Offenheit Klare Kommunikationsregeln schaffen Ziel- und Ressourcenorientierung Seite 10
Modelle Rahmenstruktur: Gruppengröße Teilnehmer Ort Zeitpunkt Intervall Dauer 5 8 Personen Kernteam (Moderator, WBL, Pflegende) ungestörter Raum; Teilnehmer sind freizustellen Individuell anzupassen min. alle vier Wochen 60 90 Minuten Seite 11
Modelle Rollenstrukturen: Moderator Falleinbringer Protokollant Reflektionspartner Methoden-, Zeit- und Rollendisziplin Fallvorbereitung/-vorstellung Umsetzung und Evaluation der Ergebnisse Fallbesprechungsbogen ausfüllen zentrale Ergebnisse schriftlich festhalten bzw. IdA ausfüllen Fragen stellen, Feedback geben, Hypothesen bilden, Lösungsansätze entwickeln Seite 12
Modelle Ablaufstruktur: Narrativ Problemskizzierung Fallschilderung (Was ist das konkrete Problem? Was stört mich besonders?) Zieloffenbarung Spontane Assoziation (Wie hat der Fall auf mich gewirkt?) Erste Hypothesen (Welche Gründe könnten das Verhalten haben?) Deutung der Situation (Welche Hypothesen klingen stimmig?) 1. Phase: Eingang 2. Phase: Problembeschreibung 3. Phase: Situationsanalyse 4. Phase: Maßnahmenplanung 5. Phase: Abschluss IdA Problemskizzierung Fallschilderung (Verhaltenserfassung IdA) Zieloffenbarung Fallexploration (ersten Themenkomplex IdA bearbeiten, Hypothesen bilden, zweiten Themenkomplex IdA bearbeiten ) Deutung der Situation (Auswertung der Hypothesen) Seite 13
Modelle Nachbereitung: Ggf. Übertragung der Maßnahmen in die Pflegedokumentation Information des gesamten Teams Evaluation der Maßnahmen Seite 14
Voraussetzungen Implementierung: Implementierungsstrategie Phase 1: Schulung Modul 1: Herausforderndes Verhalten bei Menschen mit Demenz Modul 2: Durchführung von Fallbesprechungen Modul 3: Moderatorenschulung Modul 4: Implementierung der Fallbesprechungen Phase 2: Schulung in der Praxis Phase 3: Erinnerung Seite 15
Kontakt: Ines Buscher Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) Stockumer Str. 12 58453 Witten Email: Ines.Buscher@dzne.de tel +49 23 02-926 255 Seite 16