Projektmitarbeiter als Fremder, Marginal Man, Sojourner
Georg Simmel - Der Fremde
Definition des Fremden nicht der Wandernde, der heute kommt und morgen geht, sondern (...) der, der heute kommt und morgen bleibt Trägt ( fremde ) Qualitäten von außen in einen geschlossenen Kreis hinein Ist Element der Gruppe & verkörpert zugleich ein Außen, bzw. ein Gegenüber besondere Wechselwirkungsform
Beispiele von Fremden
Der Fremde als Händler dringt in einen geschlossenen Wirtschaftskreis ein bietet Produkte an, die außerhalb produziert wurden
Der Fremde als der Bewegliche kommt gelegentlich mit jedem einzelnen der Gesellschaft in Berührung ist dabei aber mit keinem verwandtschaftlich, lokal oder beruflich organisch verbunden
Der Fremde als der Freie praktisch und theoretisch ist der Fremde freier betrachtet die Verhältnisse vorurteilsloser misst sie an allgemeineren, objektiveren Idealen ist nicht an Gewohnheiten, Pietäten oder Kausalitäten gebunden Ethnozentrismus!!!
Der Fremde als der Supernumerarius er ist der Natur nach kein Bodenbesitzer einer zu viel teilt auch nicht die Lebenssubstanz des gesellschaftlichen Umfeldes Was ist mit denjenigen, die schon ewig im Ausland leben?! Simmels Einschränkung: Der Fremde ist, so lange er eben als Fremder empfunden wird, in dem Andern kein Bodenbesitzer.
Eine besondere Art des Fremdsein dem Fremden werden auch alle generellen sozialen Gemeinsamkeiten abgesprochen es herrscht eine Nicht-Beziehung der Fremde ist nicht Teil der Gesellschaft alle Unterschiede rücken zu sehr ins Licht der Fremde verliert seine Individualität Gruppenbildung: z.b. der Jude (Judensteuer)
Der Projektmitarbeiter als Fremder?! kann er als Händler und der Bewegliche gelten? kann er wirklich frei und objektiv arbeiten? in welchen Situationen ist der Projektmitarbeiter der Supernumerarius? ist er Element der Gruppe, d.h. inwiefern kann er als der, der heute kommt und morgen bleibt angesehen werden?
Everett V. Stonequist - der Marginal Man
Der Persönlichkeitstyp des Marginal Man begrenzt Rand- marginal geringfügig minimal unwesentlich Grenz-/Randmensch
Entstehungssituation bi - bzw. multikulturelles Umfeld Anpassung Auslöser für Marginal Man biologische Differenz kulturelle Differenz
Definition des Marginal Man nach R. E. Park Teilnahme am kulturellen Leben zweier Völker Vergangenheitsbezug Opfer von Vorurteilen Suchender
Weitere Eigenschaften double conciousness (Du Bois) gesellschaftlicher Zwischenstatus Selbstreflexion
Lebenszyklus des Marginal Man 3 Stadien: 1. unbewusste Anpassung 2. kritische Erfahrungen 3. dauerhafte Reaktion Einnahme einer bestimmten gesellschaftlichen Rolle
Relevanz des Marginal Man Schlüssel zum Verständnis Seine Person dient als Ansatzpunkt einer Analyse Park: It s in the mind of the marginal man - where the changes and fusions of culture are going on - that we can best study the processes of civilization and progress.
Der Projektmitarbeiter als Marginal Man?! Besitzt er eine double conciousness? Agiert er auch selbstreflexiv? Findet eine unbewusste Assimilierung statt?
Paul C. P. Siu - der Sojourner
Definition des Sojourner kann verstanden werden als Gast ist eine besondere Ausprägung des Fremden betrachtet sich nicht als Einwohner d. Landes klammert sich an seine Heimatkultur lebt eher isoliert von der übrigen Gesellschaft ist Pendler zwischen Heimat u. Gastland Aufenthalt ist ein Job i. d. R. Mitglied einer Minderheit
Leben im Gastland Kulturelle Zerstreuung durch den Versuch von kulturellen Anpassungen hat Auswirkungen auf die Persönlichkeit Kulturvergleich In-Group Tendenz Konzentration auf eigene ethnische Gruppe a home away from home Isolation verhindert Assimilation
Der Sojourner und sein Job Aufenthalt ist zeitlich (klar) begrenzt Aufenthalt ist daher stets verknüpft mit einer Aufgabe: kommerzielle Interessen Auslandserfahrungen sammeln Bildung politischer Schutz,... Gesellschaft verknüpft den Sojourner immer mit dessen Job: der Eismann (italienische Eisdiele) das polnische Kindermädchen,... Sojourner leben daher in starker Konkurrenz zueinander werden von der Gesellschaft aber nicht als Bedrohung empfunden
Pendeln zwischen zwei Ländern der Gast lebt zwar im Ausland, aber er bleibt dabei ethnozentrisch zu Hause ist alles viel besser die Anerkennung/Bewunderung der Angehörigen in der Heimat schüren Geld wird im Ausland verdient, um später in der Heimat leben zu können Gründe, nie wieder in die Heimat zurück zu kehren: Scham, weil man im Job unerfolgreich war Angst, nie wieder ins Gastland zurück zu dürfen alle Angehörigen sind bereits mitgereist der Gast hat ein Heim, das vergleichbar mit der Heimat ist
Probleme im Leben eines Sojourner Sprachbarrieren Zwischenmenschliches, wie z.b. Neid Kulturelle Konflikte, v. a. bei der Folgegeneration Werte Leben in zwei Ländern Leben in der Isolation der Ethnozentrismus erschwert die Assimilierung
Der Projektmitarbeiter als Sojourner?! Welche Parallelen gibt es? Ethnozentrismus Aufenthalt ist nur ein Job Was ist zu diskutieren? gibt es In-Group Tendenzen wie/wann könnten kulturelle Konflikte/Zerstreuungen auftreten?
Schlussfragen Kann man bewusst überhaupt einen der drei Persönlichkeitstypen annehmen? Wenn ja, welche Position wäre für den Projektmitarbeiter dann am vorteilhaftesten?